16

Hardware- und Nachrichten-Links des 16. März 2021

Gewichtiges Daten-Material zur Frage der unter kleineren CPUs schwächelnden nVidia-Grafikkarten liefert die PC Games Hardware mittels eines expliziten Tests des CPU-Limits auf Radeon RX 6900 XT und GeForce RTX 3090 unter gleich 19 Spieletiteln. Mit der Ansicht der Einzel-Benchmarks dieses Artikels (leider ohne die jeweils benutzte Grafik-API notiert, teilweise liefert ein anderer PCGH-Artikel hierzu die fehlenden Hintergründe) ergibt sich schon der gesuchte "rauchende Colt", die nachfolgende Zusammenfassung der vorliegenden Benchmarks macht es eindeutig: nVidia hat ganz deutlich ein Problem mit dem CPU-Limit speziell unter DirectX-12-Titeln – jenes liegt klar höher als bei vergleichbar schnellen AMD-Grafikkarten. Denn es ergibt sich mit diesen Benchmarks eine extrem augenscheinliche Diskrepanz je nach benutzter Grafik-API: Unter DirectX 11 liegt die nVidia-Karte mit +11,5% vorn, unter DirectX 12 hingegen die AMD-Karte mit (ähnlich hohen) +10,6%.

Radeon RX 6900 XT GeForce RTX 3090
Schnitt aller Benchmarks auf 1280x720 ( 19 Tests) 100% 101,7%
Schnitt nur unter DirectX 11  (8 Tests) 100% 111,5%
Schnitt nur unter Vulkan  (3 Tests) 100% 109,0%
Schnitt nur unter DirectX 12  (8 Tests) 100% 90,4%
gemäß der Ausarbeitung der PC Games Hardware mit einem Ryzen 3 3100

Die sich daraus ergebende Ergebnis-Differenz von über 20 Prozentpunkten zwischen beiden Teil-Daten ist um so bemerkenswerter, als dass im ingesamten Schnitt aller Messungen ein eher zu erwartendes Ergebnis mit +1,7% zugunsten der GeForce RTX 3090 herauskommt. Die Vulkan-API ist hingegen in diesem Fall eher auf der Seite von DirectX 11 bzw. zeigt ein zu dieser sehr ähnliches Ergebnis – die Problematik liegt also nicht generell bei LowLevel-APIs, sondern allein im Feld von DirectX 12. Das Insgesamt-Ergebnis zerfällt somit in zwei Teilgebiete (DirectX 11 & Vulkan vs. DirectX 12), deren Teilergebnisse sich vollkommen konträr gegenüberstehen – was in dieser Eindeutigkeit wirklich selten zu sehen ist (und somit einen Hintergrund haben wird). Bemerkbar ist zudem die Gleichförmigkeit der Ergebnisse unter DirectX 12: Wirklich alle getesteten DirectX-12-Titel schlagen zugunsten von AMD aus, der AMD-Vorteil liegt zudem nirgendwo unterhalb von +5%.

Beides deutet auf eine allgemeingültige und vor allem bestimmende Erklärung hin, nicht also nur einen Seiteneffekt oder nur unter bestimmten Konstellationen auftretende Problematik. Damit darf es erst einmal als erwiesen gelten, dass nVidia hier ein Problem mit der CPU-Performance (unter DirectX 12) hat. Inwiefern dies tatsächlich nur auf kleinere Prozessoren zutrifft, können diese (alleinig unter einem Ryzen 3 3100 durchgeführten) Benchmarks nicht aufzeigen – zuletzt hatte es ja Anzeichen gegeben, dass auch größere Prozessoren-Modelle unter nVidia-Hardware genauso betroffen sind. Ebenfalls nicht im Test stand mit diesen PCGH-Benchmarks, ob das ganze dan auch Auswirkungen unter real genutzten Auflösungen hat – erst dann könnte man wirklich von einem "Ausbremsen" sprechen. Aber als Beweis, dass es sich hierbei nicht nur um einen Effekt unter zwei Spieletiteln handelt (und es sich damit um so mehr lohnt, der Sache nachzugehen), sind diese Benchmarks hochwertvoll.

In der Frage, wie nVidia die Lieferbarkeit der GeForce RTX 30 Serie erhöhen kann, erwähnen PCGamer erneut die Möglichkeit einer Zweitfertigung bei TSMC – untermauert von dem Hinweis, dass sich nVidia bereits im letzten Herbst 7nm-Kontingente bei TSMC gesichert haben soll. Deren Zuordnung wurde allerdings nie geklärt, schließlich könnte es sich hierbei auch um nVidias GA100-Chip handeln, welcher ganz regulär aus TSMCs 7nm-Fertigung kommt. Ob es zeitlich überhaupt reicht, selbst von letztem Herbst ausgehend noch auf TSMC umzusatteln, ist dagegen eher anzuzweifeln: Selbst bei einer reinen Zweitfertigung würde es kaum ohne gewisse Anpassungen am Layoutplan gehen, müsste ein neuer Tape-Out und eine neue Validierungsphase erfolgen – mit einem Ergebnis bestenfalls in diesem Sommer. Sofern nVidia bereits im letzten Herbst die aktuelle Malaise hat erahnen können, wäre dies vielleicht denkbar – aber wenn die Erkenntnis bei nVidia erst später kam, würde sich das alles entsprechend weiter verschieben. Für kurzfristige Strategiewechsel eignet sich die Halbleiterfertigung einfach nicht, die Ergebnisse sieht man selbst in idealen Fällen erst nach 3-4 Quartalen.

Twitterer 'Apisak' hat zwei Geekbench-Resultate zu neuen nVidia Mobile-Lösungen erspäht: Einmal für eine GeForce RTX 3050 Laptop und einmal für eine GeForce RTX 3050 Ti Laptop. Nicht unerwartet wird dabei erstere Lösung mit 16 (aktiven) Shader-Clustern angegeben, zweitere dagegen mit 20 aktiven Shader-Clustern. Die Speicherbestückung von beiderseits 4 GB ergibt ein zugrundeliegendes 128-Bit-Interface, womit es unwahrscheinlich ist, dass die GeForce RTX 3050 Ti Laptop auf einem größeren Grafikchip als dem GA107 basiert – jene Mobile-Lösung würde damit genau in die Hardware-Kapazitäten des GA107-Chips hineinpassen. Damit scheint nVidia die Grafikchips GA107 & GA106 im Mobile-Bereich getrennt zu halten – der kleinere geht nur in 3050er Lösungen, der größere nur in 3060er Lösung. Übernimmt man diese Trennung auch für das Desktop-Segment, sollte eine (noch anstehende) kleinere GA106-Variante damit unter dem Verkaufsnamen "GeForce RTX 3060 6GB" laufen müssen.

GA107 GA106
Hardware-Fähigkeiten max. 20 SM @ 128-bit max. 30 SM @ 192-bit
GeForce RTX 3060 Laptop 30 SM @ 192-bit
GeForce RTX 3060 12GB  (Desktop) 28 SM @ 192-bit
GeForce RTX 3060 6GB  (Desktop) 22-24 SM @ 192-bit
GeForce RTX 3050 Ti Laptop 20 SM @ 128-bit
GeForce RTX 3050  (Desktop) 16-18 SM @ 128-bit
GeForce RTX 3050 Laptop 16 SM @ 128-bit

Laut Igor's Lab wird der hiermit erstmals eingesetzte GA107-Chip seitens nVidia vorerst nur an Notebook-Hersteller herausgegeben, der GA107-Launch auf dem Desktop ist derzeit nicht früher als Juni 2021 (nach der Computex) angesetzt – was sich aber auch noch verschieben kann. Gut möglich, dass nVidia hier seine Lehren aus dem Launch der GeForce RTX 3060 12GB gezogen hat und vorerst keine weiteren Desktop-Grafikkarten in den Markt schickt – die fungieren dort derzeit eher als weitere Nadelstiche zuungunsten der Gamer, anstatt wirklich Entlastung zu bringen. Einen real fertiggestellten Chip kann man schließlich immer auch im Mobile-Segment verarbeiten, da gibt es immer Bedarf und bleibt sicherlich nichts liegen. Beim derzeitigen "Glück" von Chipfertigern und Grafikchip-Entwicklern kann es natürlich auch noch bis zum Herbst 2021 dauern, ehe dass Ampere-Portfolio im Desktop weiter nach unten ausgebaut wird.

Laut den Marktforschern von IDC wird das Jahr 2021 einen weiteren kräftigen Schub an PC-Verkäufen sehen: Für 2021 wird ein Stückzahlen-Zuwachs von immerhin +18,2% prognostiziert, nachdem das Jahr 2020 bereits einen Zuwachs von +12,9% sah. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass zuletzt gerade einmal der vorher existierende, langjährige Abwärtstrend bei den PC-Verkäufen gestoppt werden konnte. Jener sah allerdings regelmäßig nur geringe Veränderungen der Verkaufsmenge im Bereich niedriger einstelliger Prozentzahlen – nun geht es hingegen plötzlich in die andere Richtung. Über die beiden Jahre gerechnet ergibt sich damit ein Stückzahlen-Zuwachs von glatt einem Drittel. Dafür muß man erst einmal Produktionskapazitäten schaffen, dies ist kaum noch über die bessere Auslastung vorhandener Fertigungsanlagen zu schultern. Das hohe sowie plötzliche Wachstum zwingt die PC-Industrie somit schon ganz alleine in die Problematik von Lieferschwierigkeiten hinein – dafür wäre noch nicht einmal der Effekt der Crytominer vonnöten (welcher derzeit im Grafikkarten-Markt höchst erschwerend hinzukommt).