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Hardware- und Nachrichten-Links des 14./15. Dezember 2019

Die PC Games Hardware hatte sich schon vor einiger Zeit mal wieder HyperThreading/SMT unter Games angesehen – ausgemessen beispielhaft an Intels Achtkerner Core i9-9900K sowie AMDs 12-Kerner Ryzen 9 3900X. Dabei schlägt das Pendel durchaus in beide Richtungen hin aus, sprich auch unter Aktivierung von HT/SMT gewinnen einige Spieletitel hinzu. In aller Regel sowie im Durchschnitt der Messungen verliert allerdings HT/SMT – sprich, wäre dessen Deaktivierung somit aus reiner Sicht höherer Frameraten besser. Ob dies wirklich Sinn macht, darf allerdings hinterfragt werden, denn für die durchschnittlichen Frameraten bleibt der Effekt beiderseits unterhalb von 3% und bei den Minimum-Frameraten (99th Percentile unter 1280x720) liegen die Differenzen mit 4-5% ebenfalls nicht in einem bedeutsamen Rahmen. Falls diese geringe Differenz wirklich gebraucht werden würde, käme man mit Übertaktung wohl eher zu Ziel – und muß nicht systemweit HyperThreading/SMT abschalten, was dann unter Anwendungs-Benchmarks durchaus erhebliche Nachteile ergeben wird.

720p fps 720p P99
Core i9-9900K +0,6% pro non-HT +3,7% pro non-HT
Ryzen 9 3900X +2,1% pro non-SMT +5,2% pro non-SMT
gemäß den Ausführungen der PC Games Hardware

In beiden Fällen reagiert der AMD-Prozessor im übrigen etwas stärker, wahrscheinlich bedingt durch seine höhere Anzahl an CPU-Kernen. Damit wird indirekt auch auf den gegenteiligen Effekt hingewiesen, denn sobald man mit der Kern-Anzahl auf unter 6 CPU-Kerne geht, bringt HT/SMT heutzutage inzwischen selbst bei Minimum-Frameraten schon etwas (oder erreicht zumindest ein Patt). Bei Zweikernern ist HT/SMT hingegen regelrecht elementar, denn viele moderne Spiele-Titel sind auf 4 CPU-Threads ausgerichtet und laufen auf Zweikernern ohne HT/SMT nur noch bescheiden (bzw. starten in einzelnen Fällen gar nicht mehr ohne 4 CPU-Threads). Eine richtige Ausnutzung von HT/SMT stellt dies natürlich nicht dar, denn hiermit umgeht man nur Limitierungen der jeweiligen Spiel-Programmierung, welche ihrerseits fest von 4 CPU-Kernen ausgeht. Mit der passenden Kern-Anzahl ist die generelle Ausnutzung von HyperThreading/SMT unter Spielen weiterhin auf wenige Fälle (zumeist neueren Datums) begrenzt – welche noch zu selten sind, um dem Feature im Gaming-Einsatz eine beachtenswerte Schlagkraft konstatieren zu können.

Allerdings könnte sich dieser Zustand in den nächsten Jahren durchaus gravierend verändern – weil mit den NextGen-Spielekonsolen den Spieleentwicklern erstmals eine Konsolen-Hardware zur Verfügung steht, welche durchgehend über SMT verfügen wird. Zumindest deuten alle Anzeichen darauf hin, das Microsoft & Sony den jeweiligen Konsolen-SoCs mit Zen-2-basierter Achtkern-CPU das Hardware-mäßig vorhandene SMT nicht streichen werden. Aufgrund der sehr viel höheren CPU-Power gegenüber der aktuellen Konsolen-Generation (Jaguar-basierter Achtkerner ohne SMT auf niedrigen Taktraten) wird das SMT der NextGen-Konsolen anfänglich kaum gebraucht werden, aber es ist dann schon einmal da und die Spieleentwickler können damit ihre Erfahrungen sammeln. Spätestens wenn die Hardware dieser kommenden Konsolen-Generation dann wieder knapp wird, dürften die Spieleentwickler Mittel & Wege finden, diese Hardware-Ressource auch noch auszunutzen – genau darin sind speziell die Konsolen-Entwickler schließlich ziemlich gut. Möglicherweise ergibt sich somit dann irgendwann zur Mitte der nächsten Dekade für den PC der Zweitnutzen, das die Spieleentwickler dann endlich einmal gelernt haben, effizient mit HT/SMT umzugehen.

Nachdem die Silicon Lottery nun auch den Ryzen 9 3950X ins Angebotsprogramm aufgenommen hat, gibt es nunmehr auch entsprechende Übertaktungs-Quoten zu diesem 16-Kerner, welcher nominell mit Taktraten von 3.5/4.7 GHz antritt. In der Praxis ist man allerdings weit davon entfernt, auch nur bei einem Bruchteil der gelieferten CPUs jenen (hohen) Boosttakt als ständige Übertaktung betreiben zu können – vielmehr sind hierbei Taktraten von 4.0 bis 4.1 GHz üblich. Bis 4.05 GHz AllCore-Takt schaffen dabei noch 92% aller getesteten Modelle, danach geht es sprunghaft hinunter: Auf 4.1 GHz kommen noch 56%, auf 4.15 GHz dann nur noch 19% aller getesteten Modelle. Die Taktstufe von 4.2 GHz bietet Silicon Lottery nicht an, ergo dürften sich hierfür zu wenige Modelle eignen, die Quote somit extrem niedrig liegen. Wirklich Sinn macht das ganze im übrigen nicht: Durch die feste Übertaktung gewinnt man hier und da etwas Praxis-Taktrate, verliert aber in jedem Fall auch Praxis-Taktrate an Stellen, wo ein besonders hoher Takt auf wenigen CPU-Kernen gefragt ist. Man verändert zwar das Performance-Profil der CPU, gewinnt jedoch über eine große Anzahl an Benchmarks gesehen gar keine oder nur unwesentlich an Performance.

4.0 GHz 4.05 GHz 4.1 GHz 4.15 GHz
Ryzen 9 3950X 100% 92% 56% 19%
Quelle: Silicon Lottery vom 8. Dezember 2019

Dies wäre erst dann anders, wenn der Overclocking-Erfolg in der Nähe des maximalen Boost-Takts liegt – was aber angesichts der Art und Weise, wie sich AMDs Prozessoren heutzutage dynamisch selber takten, eine unerfüllbare Illusion darstellt. Dies wird sich auch über bessere Fertigungsverfahren oder/und eine zahmere Boosttakt-Angabe seitens AMD nicht ändern lassen: Die AMD-Prozessoren operieren halt über ein sehr großes Taktraten-Spektrum hinweg und können ihre höchsten Boost-Taktraten generell nur noch auf wenigen CPU-Kernen erreichen. Das Festsetzen eines bestimmten Takts widerspricht diesem Ansatz sehr deutlich – der damit erreichbare Takt wird eigentlich immer unterhalb des maximalen Boost-Takts des default-Modus bleiben und dann in der einen oder anderen Situation Performance verschwenden. Um dieser Problematik Rechnung zu tragen, müsste sich die zukünftige Übertaktung von AMD-CPUs nicht auf eine feste Taktrate konzentrieren, sondern vielmehr allein den Basetakt entsprechend hochsetzen. Sprich: Alle Boost-Modi wären weiterhin aktiv und könnten auch je nach Notwendigkeit die hohen Taktraten auf wenigen CPU-Kernen liefern, nur im Standard-Betrieb gäbe es dann nicht den üblichen Basetakt von um die 3.5 GHz, sondern eben 4.0 GHz bzw. entsprechend mehr, je nachdem was das konkrete CPU-Modell kann.