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Hardware- und Nachrichten-Links des 13. August 2019

Phoronix (via ComputerBase) machen auf den ersten Linux-Treiber von AMD aufmerksam, welcher Support für die kommende "Renoir"-APU bietet. Zu selbiger ist bislang eigentlich nur der Codename bekannt, die technologische Evolution auf anderen Feldern bei AMD legte aber natürlich die Kombination von Zen 2 & Navi nahe. Während eine Zen-2-CPU bei Renoir weiterhin im Spiel ist, wurde die Navi-iGPU schon vor einiger Zeit in Frage gestellt, der genannte Linux-Treiber bringt hierzu nun weitgehende Klarheit: Renoir kommt augenscheinlich weiterhin mit Vega-Grafiklösung daher, bestätigt durch die Grafik-Generation GFX9 von Vega (Navi ist GFX10) sowie auch die klare Nennung von "Vega 10" – im Sinne von 10 Shader-Clustern zu verstehen, nicht im Sinne des Vega-10-Chips der Radeon RX Vega 56/64 Grafikkarten. Jene 10 Shader-Cluster wären im übrigen weniger als bei den bisherigen Zen-basierten APUs (maximal 11 Shader-Cluster), was etwas ungewöhnlich wäre und noch eine entsprechende Erklärung verlangt. Allerdings könnte AMD die geringere Anzahl an Ausführungseinheiten auch mit etwas mehr iGPU-Takt ausgleichen, muß die Rohleistung des finalen Produkts letztlich nicht niedriger liegen.

Fertigung CPU iGPU Release
Raven Ridge 14nm GloFo (monolit.) 4C/8T Zen 1 11CU Vega-basiert Dezember 2017
Picasso 12nm GloFo (monolit.) 4C/8T Zen+ 11CU Vega-basiert Januar 2019
Renoir wahrscheinl. 7nm TSMC wahrscheinl. 4C/8T Zen 2 wahrscheinl. 10CU Vega-basiert erwartet Jahreswechsel 2019/20
"Zen 3 + Navi" APU wahrscheinl. 7nm+ TSMC wahrscheinl. Zen 3 wahrscheinl. Navi-basiert erwartet Jahreswechsel 2020/21

Prinzipiell sind auf dieser Schiene jedoch die wenigsten Probleme zu sehen, denn die Grafik-Performance der bisherigen AMD-APUs war überlegen genug, auf das selbst der große Schritt von Intels Ice lake diesbezüglich nur einen groben Gleichstand hervorbringen dürfte. Eher sollte Renoir Intel dann wieder auf der CPU-Seite angreifen, wo Ice Lake gut vorlegen wird, aber Zen 2 wie bekannt ebenfalls seine große Stärke hat. Gut vorstellbar, das die Übernahme von Zen 2 ins Mobile/APU-Segment dann auch auf der CPU-Seite wieder einen Gleichstand mit Intels Ice Lake ergibt. Offen bleibt noch etwas, ob AMD bei Renoir wieder einen monolitischen oder doch schon einen Chiplet-Ansatz wählt, wobei letzteres im preissensitiven APU-Bereich generell weniger zu erwarten wäre. Die Frage, wieso bei Renoir nun doch keine Navi-Grafiklösung vorhanden ist, läßt sich zudem über die jeweilige Termin-Lage vermutlich schon ganz gut beantworten: Navi ist schließlich erst diesen Sommer angetreten, da ist die Zeitspanne für eine Navi-basierte APU nur ein halbes Jahr später einfach viel zu kurz. Wahrscheinlich dürfte schlicht die Renoir nachfolgende Zen-3-basierte APU dann die erste Navi-basierte iGPU tragen.

Stichwort zukünftige Zen-Generationen: Im Zuge der Epyc-Rome-Vorstellung hat AMD auch neuere Roadmaps zu den Architektur- und Prozessor-Plänen gezeigt, welche primär Zen 4 offiziell einzeichnen bzw. den Codename der entsprechenden Server-Prozessoren mit "Genoa" benennen. Zudem nennen die Roadmaps nunmehr "Milan" als die Servervariante von Zen 3 als "Design Complete" – was, da AMD ja keine extra Prozessoren, sondern "nur" Chiplets auflegt, somit auch für den Desktop-Bereich und damit die Zen-3-basierten Ryzen-Prozessoren gilt. Wirklich überraschend ist dies angesichts der langen Vorlaufzeiten im CPU-Segment natürlich auch wieder nicht, ein jetzt vom Tape-Out zurückkommendes CPU-Design braucht bis zum Verkaufsstart grob ein ganzes Jahr, welches für umfangreiche Evaluierungen aller Chipteile sowie die Vorbereitung zur Massenfertigung draufgehen. In der Design-Phase ist dann hingegen Zen 4, welches grob für das Jahr 2021 erwartet werden darf – dann wahrscheinlich mit einigen Änderungen in der Infrastruktur, denn AMD will für Zen-3-Produkte nochmals die gleichen Prozessoren-Sockel benutzen, was den Einsatz von DDR5-Speicher nahezu fest ausschließt. Aller Wahrscheinlichkeit nach geht die Phase der Sockel AM4, TR4 und SP3 ergo von Zen 1 bis Zen 3, danach dürfte es die neuen Sockel AM5, TR5 und SP4 samt dem Support von DDR5-Speicher ab Zen 4 geben.

Die PC Games Hardware berichten über einen ersten Benchmark-Wert zum Core i9-9900KS im 3DMark13, wo dieser im Physics-Test bei ca. 5% Mehrperformance zum aktuellen Intel-Topmodell in Form des Core i9-9900K herauskam. Der Core i9-9900KS soll mit Taktraten von 4.0/5.0/5.0 GHz und damit insbesondere beim AllCore-Turbo leicht schneller als der Core i9-9900K (3.6/4.7/5.0 GHz) im vierten Quartal erscheinen – wobei nach dem Ryzen-3000-Launch es als etwas fraglich erschien, ob Intel wirklich noch an diesem CPU-Modell festhalten wollte. Augenscheinlich will Intel aber tatsächlich nochmals in den Ring steigen – vielleicht nutzt man ja auch die Gelegenheit zu einer indirekten Preissenkung, wo dann also die vorhandenen CPU-Modelle allesamt eine Preisstufe nach unten purzeln. Die ganz großen Bäume kann der Core i9-9900KS sicherlich nicht ausreißen, dafür ist AMDs Vorsprung bei der Anwendungs-Performance zu groß und sind die Abstände bei der Spiele-Performance generell zu klein. Denn von den +5% im Physics-Test des 3DMark13 können unter realen Spielen durchaus nur 2-3% reale Mehrperformance übrig bleiben, was Intels Performancevorspung im Spiele-Bereich nur mit Glück und großzügiger Rundung wieder auf die 10%-Marke hieven würde.

Desktop Kerne Takt unl. verl. L2+L3 Speicher iGPU TDP Liste Release
Core i9-9900KS 8C/16T 4.0/5.0/5.0 GHz 2+16 MB 2Ch. DDR4/2666 GT2 @ 350/? MHz ? ? Q4/2019
Core i9-9900K 8C/16T 3.6/4.7/5.0 GHz 2+16 MB 2Ch. DDR4/2666 GT2 @ 350/1200 MHz 95W 499$ 19. Okt. 2018
Core i9-9900KF 8C/16T 3.6/4.7/5.0 GHz 2+16 MB 2Ch. DDR4/2666 deaktiviert 95W 499$ 8. Jan. 2019
Core i9-9900 8C/16T 3.1/?/5.0 GHz ? 2+16 MB 2Ch. DDR4/2666 GT2 @ 350/1200 MHz 65W 449$ 23. April 2019

Möglichweise liegt darin aber auch die eigentliche Zielsetzung Intels, weil die aktuellen Performance-Unterschiede im Spiele-Bereich allesamt im einstelligen Prozentbereich und damit weitgehend unter der Wahrnehmungsschwelle rangieren. Ob dies ausreicht, den Core i9-9900KS mit seinem Status als "Alt-Generation" wirklich gut dastehen zu lassen, bliebe allerdings abzuwarten. In jedem Fall wäre es schon ein gewaltiger Umschwung bei Intel, wenn plötzlich die Spiele-Performance im absoluten Mittelpunkt steht – alteingesessene Nutzer können sich sicher noch an Zeiten erinnern, wo Intel das Thema nicht einmal mit der Kneifzange anfassen wollte. Daneben dürfte dann natürlich auch noch die Problematik existieren, das ein nochmals höherer Takt bei diesen 14nm-Prozessoren auch nur mit noch höherer Leistungsaufnahme erreicht werden kann – obwohl der Core i9-9900K seine TDP (von 95 Watt) schon maßlos reißt und in diversen Tests sich teilweise mehr als 200 Watt (rein für die CPU!) genehmigt. Schlecht ist der Ansatz von Intel beim Core i9-9900KS sicherlich nicht,Intel wird gezielt dort Mehrperformance liefern, wo (derzeit) die eigenen Stärken liegen. Die eigentliche Frage ist eher, ob man damit auch eine gewisse Begeisterung auslösen kann, was im Wettstreit mit AMDs Zen 2 bzw. Ryzen 3000 als doch vonnöten erscheint.