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Hardware- und Nachrichten-Links des 12. August 2014

Die von Heise vermeldete Vorstellung neuer Profi-Grafikkarten beeinhaltet sowohl bei AMD als auch nVidia ihre Überraschungen: So setzte AMD erstmals den Tonga-Chip ein, welcher demzufolge wohl auch für einen Consumer-Einsatz spruchreif sein sollte und daher in nächster Zeit als "Radeon R9 285" zu erwarten ist. Interessanterweise kommt aber auch die Profi-Ausführung nur mit 1792 Shader-Einheiten daher – was die Idee nährt, der Tonga-Chip könnte im Vollausbau nicht 2048, sondern "nur" 1792 Shader-Einheiten tragen. Sehr positiv sind die 4 Raster-Engines des Tonga-Chips (Pitcairn & Tahiti haben nur 2, erst Hawaii hat 4), womit AMD eine große Schwachstelle des Tahiti-Designs behebt. Hieraus dürfte sich auch ergeben, daß Tonga trotz nur 1792 Shader-Einheiten und trotz nur 256 Bit DDR Speicherinterface sich letztlich doch mit dem Tahiti-Chip (2048 Shader-Einheiten an einem 384 Bit DDR Speicherinterface) anlegen kann – Tonga wird wohl deutlich effizienter als Tahiti ausfallen.

nVidia überraschte hingegen damit, daß die eigentlich zu erwartende Vorstellung des GK210-Chips nicht erfolgte, obwohl man mit der neuen Quadro Kx200 Serie dafür die beste Gelegenheit hatte. Gegen die Existenz des GK210-Chips spricht dies aber nicht wirklich, jene wurde zuletzt doch ziemlich eindeutig bestätigt. Eine gewisse Möglichkeit steht jedoch noch offen: nVidia hat vom früheren Quadro-Portfolio bisher nicht das Top-Modell Quadro K6000 ersetzt – eventuell erscheint eine "Quadro K6020" also einfach etwas später, wäre aber dann GK210-basiert. Genauso gut könnte der GK210 aber auch schlicht dem Tesla-Segment vorbehalten sein. Zur nebenbei auftauchenden Frage, ob der GK210-Chip auch im Gamer-Segment auftauchen könnte, wäre zu sagen, daß dies eigentlich nicht besonders wahrscheinlich ist angesichts der demnächst antretenden GeForce 870 & 880 Karten. Zudem sollten die Änderungen des GK210-Chips (etwas größere Caches) auch keinerlei Auswirkungen im Gamer-Segment haben, GK110 und GK210 dürften unter Spielen wohl vollkommen identisch reagieren.

Wie das ZDNet berichtet, blockiert Oracle auf Basis des teilweisen US-Embargos gegen Russland ab sofort Java-Installationen in Russland. Dabei wird wohl schlicht die IP-Adresse eines auf einen Java-Download zugreifenden Nutzers erkannt, die reine Offline-Installation mit zuvor (über einen Proxy) heruntergeladenem Installer dürfte noch funktionieren. Bisher war nicht bekannt, daß die verschiedenen Exportbeschränkungen auch relevante IT-Güter betreffen – in diesem Fall handelt es sich schließlich um Sicherheitsupdates, welche zwingend benötigt werden bzw. bei dauerhafter Nichteinspielung (gerade im Fall von Java) eher einen kompletten Software-Wechsel nahelegen würden. Sehr erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, daß Oracle hierbei mitspielt – schließlich könnte sich das ganze zum Präzendenzfall aufschaukeln, nach welcher westliche Hard- und Software weitestgehend aus dem Angebot in der östlichen Welt verschwindet.

Gerade solchen Nationen wie China und Russland, welche westlicher IT-Technik schon immer zumindest mißtrauisch gegenüberstanden, wird ein solcher Fall (reichlich) Wasser auf die Mühlen geben – wenn auf westliche Technik kein Verlaß ist, dann muß jene eben komplett ersetzt werden, lautet die sich hieraus ergebenden simple Formel. Und China ist schon fest dabei, jene Zielsetzung vom Papier auch in die Praxis zu übertragen: Sowohl eigene LowPower- als auch Supercomputer-Prozessoren hat man schon, man arbeitet an eigenen Betriebssystemen, da fehlt dann nicht mehr viel. Für die westlichen IT-Branchengrößen zieht hier eine Gefahr am Horizont hinauf, die gar nicht größer sein könnte: Nicht nur der reine Wegfall des Marktes in China & Russland würde schmerzen, vielmehr würden diese Länder dann schließlich auch gänzlich neue Alternativem auf dem Weltmarkt anbieten können. Die derzeitigen Unternehmensgrößen der westlichen IT-Anbieter sind auf keinen Fall zu halten, wenn jenen großflächig Märkte wegbrechen.

Elektronik im Auto ist nun sogar verstärkt auf dem Vormarsch, mit dem selbststeuerndem Fahrzeug wird selbiges faktisch zum Computer auf Rädern. Angesichts der dafür benötigten geballten IT-Kompetenz erstaunt es immer wieder, wie (seitens der Hersteller) geradezu fahrlässig mit dem Thema IT-Sicherheit im Auto umgegangen wird: Wie der Spiegel ausführt, ergab eine Versuchsreihe mit verschiedensten Auto-Modellen massenhaft Angriffsflächen und sogar drei "Top-Modelle", welche besonders einfach zu hacken sein sollen. Bemerkenswert auch, daß die Angriffsfläche tendentiell zunimmt – sogar beim selben Automodell im Laufe der Jahre, obwohl man eigentlich bei einer fortschreitenden Entwicklung eine Verbesserung und keine Verschlechterung der IT-Sicherheit erwarten würde. Wahrscheinlich muß erst ein großer auf einen Auto-Hack zurückzuführender Unglücksfall mit extremen Schadensersatzforderungen kommen, ehe die Hersteller in diesem Gebiet anfangen, die einfachsten Sicherheitsrichtlinien umzusetzen.