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Hardware- und Nachrichten-Links des 11./12. Juni 2016

In unserem Forum wird intensiv über AMDs Vega-Chips diskutiert – wieviele in welcher Form kommen werden, welche Speichersorten AMD hierbei einsetzen wird und welche Performance-Erwartungen man haben kann. Dabei ist der wichtigste Punkt zu den anscheinend zwei Vega-Chips noch nicht einmal klar: Wird AMD die für den Markt an profesionellen Grafikkarten benötigten Features (maßgeblich die FP64-Performance) nur bei einem der beiden Vega-Chips bringen – oder bei beiden? Kommen die Profi-Features nur beim größeren Vega-11-Chip (bei der Vega-Generation läuft die Chipnummerierung wohl wieder von unten nach oben), könnte sich der kleinere Vega-10-Chip ähnlich wie nVidias GP104-Chip präsentieren – ein rein auf Gamer-Performance ausgelegter Grafikchip, mit nicht all zu großere Chipfläche (geschätzt werden derzeit ~350mm²) und demzufolge durchaus dem Potential, dem GP104 das Wasser zu reichen. Gerade wenn man davon ausgeht, das AMD hierbei tatsächlich den Fiji-Chip neu auflegt und demzufolge satte 4096 Shader-Einheiten bietet, sollte dies eigentlich machbar sein. Sofern AMD dann die Skalierungs-Effizienz klar verbessern kann (einer der großen Schwachpunkte der bisherigen GCN-Designs), wäre dann eine Performance sehr deutlich über dem Niveau der Radeon R9 Fury X machbar – wie gesagt durchaus in Richtung der GeForce GTX 1080.

Allerdings muß auch klar gesagt werden, das ausgehend von der abschätzbaren Performance der Radeon RX480 sowie dem bekannten Hardware-Unterschied von 2304 auf 4096 Shader-Einheiten die Recheneinheiten-Skalierung des Vega-Chips schon perfekt sein müsste, um wirklich exakt die Performance der GeForce GTX 1080 zu erreichen. Angenommen eine (unerreichbare) perfekte Skalierung, würde Vega 10 bei 960-1015% Performance-Index landen – nur minimal besser als das Niveau der GeForce GTX 1080 (Perf.Index 960%). Abzüglich nahezu unvermeidbarer Skalierungsverluste sollte es (auf dieser Hardware-Ansetzung) schwer werden, diese Performance dann auch in der Praxis zu bringen. Natürlich enthält diese Rechnung noch viele unbekannte Größen: Ausgehend nur von einer Performance-Prognose zur Radeon RX480, zuzüglich unsicherer Hardware-Daten zu Vega 10 sowie eventuell auch einer besseren Skalierung unter 4K (gerechnet wurde vorstehend ausgehend von der Radeon RX480 mit FullHD). Da kann noch einiges passieren, noch ist nichts unmöglich – aber es wird ein schweres Brot für AMD, Vega 10 mit kolportierten 4096 Shader-Einheiten auf das Performance-Niveau des GP104-Chips zu bringen (der zwar nur 2560 Shader-Einheiten trägt, aber mit viel höheren Chiptaktraten operiert).

Noch gänzlich unbekannt ist dagegen die Hardware-Ausstattung des größeren Vega-11-Chips. Als Richtwert darf hierbei gelten, das bei diesem Chip wohl kein Größenlimit mehr gilt, AMD also sicher wieder an die 600mm² Chipfläche herangehen wird. Gleichfalls gibt es hierbei aber einen erheblichen Flächenbedarf für professionelle Features zu beachten, denn nach der diesbezüglichen Nullnummer mit dem Fiji-Chip dürfte AMD sicherlich wieder einmal einen echten FP64-Beschleuniger liefern wollen. Ausgehend von Vega 10 mit 4096 Shader-Einheiten auf ~350mm² Chipfläche wäre in Vega 11 theoretisch das Doppelte an FP32-Recheneinheiten quetschbar – aber angesichts der Profi-Features dürfte die Chipfläche nur für rund 6000 Shader-Einheiten reichen. Damit tritt man dann gegen nVidias GP102-Chip an, welcher zwischen 3840 bis 4608 Shader-Einheiten zu schätzen ist, wie üblich mit höheren Taktraten und einer höheren IPC. Wie dieser Vergleich ausgeht, ist noch nicht absehbar – theoretisch können beide Chips auf ein etwa gleiches Performance-Niveau kommen, gerade wenn der GP102 nicht mit mehr als 3840 Shader-Einheiten antritt. Aber angesichts dessen, das hierbei mehrheitlich nur Vermutungen zu den Hardware-Daten vorliegen, verbieten sich jegliche genauere Prognosen.

Ein Gedanke wäre noch zur aktualisierten Performance-Prognose zu AMDs Radeon RX470 & RX480 nachzutragen: nVidias eigener Grafikchip für das Performance-Segment GP106 ist am Ende gar nicht einmal als langsamer als Polaris 10 einzuschätzen. Schon wenn man von der Differenz in der Vorgänger-Generation ausgeht (GM206 zu GM204 bei 56,7% von dessen Performance), kommt für eine GP106-basierte GeForce GTX 1060 mit einer Performance-Hypothese von ~544% ziemlich exakt dassselbe heraus, wie zur Radeon RX480 derzeit prognostiziert. Zudem hat der GP106-Chip sogar noch die Chance, näher an den GP104-Chip heranzurücken – nämlich dann, wenn nVidia mehr als nur die Hälfe der Shader-Einheiten verbaut (mehr als 1280) oder/und mehr als ein halbes Speicherinterface (mehr als 128 Bit GDDR5). Beides ist noch möglich, womit auch ein Performance-Potential des GP106 oberhalb des Polaris-10-Chips möglich ist. Trotzdem ist Polaris 10 hierbei als Gewinner zu sehen, da jener klar früher kommt und vor allem erstmals in der 14/16nm-Generation klar sichtbare Preis/Leistungs-Gewinne auf den Tisch legt.

Zudem dürfte nVidia der niedrige Einstiegspreis von Polaris 10 – 199 Dollar Listenpreis bei der 4-GB-Ausführung der Radeon RX480 – deutlich nicht gefallen, denn nVidia mag derart niedrige Einstiegspreise überhaupt nicht. Einen starken GP106-Chip würde nVidia sicherlich gern im Preisbereich von 200-250 Dollar in den Markt bringen, nicht bei 150-200 Dollar. Eventuell kommt es ja genau dazu: nVidia als der später (in diesem Performance-Segment) in den Markt kommende dürfte die GP106-Karten ungern so billig wie AMDs Polaris-10-Angebote machen und legt daher einfach ein paar Prozent Performance oben drauf (sofern machbar) und bietet das ganze dann auch etwas teurer an – fest auf den üblichen nVidia-Bonus sowie die psychologische Macht von um ein paar Prozentpunkte längeren Benchmark-Balken vertrauend. Denn das Gegenmodell, das nVidia AMD bei den Preispunkten unterbieten wollte, ist dann eher unwahrscheinlich. In jedem Fall dürfte in diesem Preis-Segment der Wettbewerb genau das tun, wofür jener da ist – beide Anbieter zur jeweiligen Höchstleistung anstacheln, nicht nur bei der puren Performance, sondern natürlich auch beim dafür verlangten Preispunkt.