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Hardware- und Nachrichten-Links des 11./12. Januar 2018

WCCF Tech machen auf den Umstand aufmerksam, das AMD im Jahr 2018 wohl wieder einmal keine neue Grafiklösung für das HighEnd-Segment vorstellen wird – ganz im Gegensatz zu nVidia, welche diesbezüglich über die letzten Jahre eine blütenreine Weste mit immer etwas Neuem vorzuweisen haben. nVidia löst dies natürlich schlicht darüber, das man innerhalb einer Grafikchip-Generation (welche auch bei nVidia inzwischen über zwei Jahre läuft) zuerst eine neue HighEnd-Lösung vorstellt und erst im darauffolgenden Jahr die dazugehörige Enthusiasten-Lösung herausbringt, sozusagen innerhalb einer Grafikchip-Generation gleich zweimal eine jeweils neue schnellste Lösung darbietet. Da AMD hingegen zuletzt immer Schwierigkeiten hatte, mit nVidia im Enthusiasten-Segment mitzuhalten, ist AMD dieser Weg prinzipgebunden verwehrt – womit man faktisch jede zweite Jahr auslassen muß, eine neu vorgestellte HighEnd-Lösung bei AMD immer gleich zwei Jahre durchhalten muß, ehe Ersatz von AMD kommt.

Dies nagt ganz logischerweise an selbigen AMD-Grafikkarten, welche es gegenüber dem jährlichen Wechsel bei nVidia dann insbesondere in ihrem zweiten Jahr viel schwerer haben. Und dies wird im Jahr 2018 wieder passieren, wenn sich die Radeon RX Vega 64 dann ab dem Frühling nicht mehr mit GeForce GTX 1080 & 1080 Ti vergleichen lassen muß, sondern gleich mit einer GeForce GTX 2080 aus der Ampere-Generation. Abhilfe hierzu könnte allein eine Gaming-Lösung auf Basis des Vega-20-Chips bringen: Zwar soll jener nicht mehr Hardware-Einheiten mitbringen (allerdings ein verdoppeltes Speicherinterface), dafür aber könnte der durch die 7nm-Fertigung gewonnene Taktraten-Spielraum AMD erheblich weiterhelfen. Da von der GeForce GTX 2080 üblicherweise "nur" die Performance der GeForce GTX 1080 Ti plus vielleicht etwas mehr zu erwarten ist, könnte bei optimalen Verlauf allein eine (viel) höhere Taktrate von Vega 20 ausreichend sein, um der GeForce GTX 2080 gefährlich zu werden.

In dieser Rechnung ist natürlich noch wirklich viel "könnte" enthalten: AMD muß die höheren Taktraten in der 7nm-Fertigung erst einmal erreichen, das Vega-20-Design muß jene dann noch mitmachen, der Chip darf dann aber auch nicht an anderer Stelle limitieren – und letztendlich darf die GeForce GTX 2080 nicht wesentlich schneller als die GeForce GTX 1080 Ti herauskommen, ansonsten kippt diese Hochrechnung sowieso. Und letztendlich gilt immer noch, das AMD den Vega-20-Chip derzeit immer noch nur für professionelle Zwecke vorgesehen hat, eine Gaming-Lösung basierend auf Vega 20 also eine reine Hypothese darstellt. Eine andere mögliche Abhilfe in Form eines 12nm-Refreshes von Vega 10 ist genauso hypothetisch wie auch wenig erfolgversprechend: Der gewisse Mehrtakt, welchen AMD hiermit aus Vega 10 (zum gleichen Stromverbrauch) herausholen könnte, ist zwar ausreichend, um die GeForce GTX 1080 zu schlagen – aber die wird ab dem Frühling 2018 eben nicht mehr der hauptsächliche Gegner sein. Ohne eine Gaming-Lösung auf Vega-20-Basis wird AMD im Jahr 2018 nicht spannendes bringen können und damit voraussichtlich im Grafikkarten-Geschäft noch weiter gegenüber nVidia zurückfallen.

Intel hat nun auch eigene Benchmarks zu den Auswirkungen der Meltdown & Spectre CPU-Sicherheitslücken vorgelegt. Interessanterweise umfassen selbige verschiedende Prozessoren-Generationen sowie sogar die Anwendungsfälle von Windows 7 und anstatt einer SSD eine HDD. Damit ergeben sich trotz der Kürze und relativen Ungenauigkeit der zur Verfügung gestellten Zahlen (es wurden leider nur recht wenige Einzeltests ausgeführt, deren Ergebnisse zudem nur auf ganze Prozentwerte gerundet angegeben wurden) einige interessante Aussagen: Der insgesamte Performance-Effekt nach vollständiger Patch/Update-Orgie liegt üblicherweise bei -6% bis -8%, hierbei fließen auch schon einige die Disk stark beanspruchende Tests mit ein. Auffallend ist gerade dabei, das SSD-Systeme stärker verlieren als HDD-Systeme – das System mit gewöhnlicher Festplatte war insgesamt mit nur -3,6% Performanceverlust am wenigstens von Meltdown & Spectre betroffen. Jenes System zeigt aber auch an, das es nicht wirklich auf das Betriebssystem ankommt: Windows 7 durchlief den Test mit einem niedrigen, einem mittleren und einem hohen Wert, liegt im Schnitt damit nicht beachtbar schlechter als Windows 10.

SKL #1 SKL #2 SKL #3 KBL #1 KBL #2 CFL
System Core i7-6700K, Windows 7, HDD Core i7-6700K, Windows 7, SSD Core i7-6700K, Windows 10, SSD Core i7-7920HQ, Windows 10, SSD Core i7-8650U, Windows 10, SSD Core i7-8700K, Windows 10, SSD
Anwendungs-Performance -3,6% -5,6% -8,0% -5,7% -6,3% -5,6%
3DMark13 SkyDiver ±0 ±0 +1% ±0 -1% ±0
basierend auf den Messungen von Intel; Anwendungs-Performance ohne SysMark 2014SE "Data/Finance Analysis" Test

Natürlich müsste man das ganze eigentlich noch professionalisieren: Mehr Benchmarks, zudem eine Auftrennung der Messungen von SSD vs. HDD sowie der Messungen von Windows 7 vs. Windows 10 – jene müssen natürlich auf gleicher Hardware-Basis gegeneinander verglichen werden, nicht systemübergreifend. Nichtsdestotrotz geben jene Intel-Tests wertvolle Hinweise, auf welchen man jetzt aufbauen kann. Auf die Hardware-Tester kommt einiges an Arbeit zu, denn es wollen natürlich auch noch ältere Intel-Prozessoren entsprechend vermessen werden – eine Aufgabe, aus welcher sich Intel wohlweislich herausgestohlen hat, müsste man dann ja zugeben, für alle eigene Hardware bis zur Haswell-Generation (derzeit) keine BIOS-Updates gegen Spectre zur Verfügung stellen. Und der abschließende Lackmustest wird dann ein neu gestalteter Vergleich zu AMD-Prozessoren werden, bei welchem Intel und AMD gänzlich neu zur CPU-Performance verglichen werden. Schließlich ist AMD mit den Ryzen-Prozessoren ausreichen nah an Intel herangerobbt, auf das auch jene grob -6% Performanceverlust bei Intel sogar entscheidend viel ausmachen können.

Stichwort AMD & Spectre: Wie Heise ausführen, hat AMD nun doch eine höhere Gefahr gegenüber Spectre 2 erkennen müssen – nachdem man anfänglich noch davon ausgegangen war, das beide Spectre-Lücken auf AMD-Prozessoren allenfalls eine theoretische Gefahr mit einem "nahezu Null Risiko" der praktischen Ausnutzung darstellen würden. Damit werden auch bei AMD-Prozessoren nun BIOS-Updates fällig, an welchen AMD derzeit arbeitet – und welche logischerweise auch die Gefahr von Performance-Verlusten mit sich bringen. Jene könnten bei AMD natürlich auch kleiner ausfallen, denn AMD-Prozessoren haben durch einen anderen Aufbau der CPU-Architektur wohl einen viel kleineren Angriffsvektor gegenüber Spectre als Intel-Prozessoren aufzuweisen. Welche AMD-CPUs genau betroffen sind, ist noch unklar – AMD hat umgehende Microcode-Updates (bzw. BIOS-Updates) für Ryzen & Epyc angekündigt, für ältere Prozessoren sollen jene in den kommenden Wochen nachfolgen. Wie üblich bleibt hierbei das Risiko, wie weit zurückgehend auf alte und uralte Prozessoren AMD seine Microcode-Updates ausliefert und ob die Mainboard- und Notebook-Hersteller darauf aufbauend auch wirklich in jedem Fall neue BIOS-Versionen anbieten werden.

betroffen Gegenmaßnahmen Lösungschance
Meltdown nur Intel Windows-Patch mittels Windows-Patch nach bekanntem Wissen zu 100% erledigt
Spectre 1 AMD & Intel Windows-Patch sowie weitere Fixes in zahlreicher Anwendungssoftware (gerade Browser) die Fixes in der Anwendungsoftware werden Zeit benötigen, daher kann eine Immunität gegen Spectre 1 nur mit der Zeit aufgebaut werden; ein 100%iger Schutz ist jedoch nur mit neuer Hardware möglich
Spectre 2 AMD & Intel Windows-Patch samt BIOS-Update nach den Patches sehr wesentlich erschwert; ein 100%iger Schutz ist jedoch nur mit neuer Hardware möglich