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Hardware- und Nachrichten-Links des 10. Januar 2019

Mit den Präsentations-Folien zur Radeon VII hat AMD auch einen neuen Wert zur Chipfläche des Vega-10-Chips der Radeon RX Vega Serie verkündet – 495mm² anstatt der vorher kommunizierten 486mm². Woher diese (kleine) Differenz stammt, wurde nicht genannt, in jedem Fall läßt es den neueren Vega-20-Chip besser aussehen, da somit dessen Fortschritt bei der Packdichte durch die 7nm-Fertigung minimal positiver ausfällt (vorher +55%, nunmehr +58%). In selbiger Disziplin wird Vega 20 allerdings vermutlich niemals wirklich glänzen bzw. den echten 7nm-Standard bieten, da es sich hierbei um einen Grafikchip-Architektur handelt, welche original für die 14nm-Fertigung ausgelegt bzw. Vega 20 dann nur als 7nm-Pipecleaner konzipiert wurde. Dessen Aufgabe war es also, eher denn erste Erfahrungen mit der 7nm-Fertigung zu sammeln als denn wirklich schon die 7nm-Fertigung komplett auszunutzen – was auch nicht notwendig war/ist angesichts der kaum gestiegenen Transistorenmenge (von 12,5 auf 13,2 Mrd. Transistoren zwischen Vega 10 & 20). Sprich: Zukünftige 7nm-Chips dürften da vermutlich eine deutlich bessere Packdichte hinbekommen als Vega 20.

Passend hierzu kommt aus unserem Forum eine gangbare These, wie die Radeon VII als Gaming-Lösung auf Basis des Vega-20-Chips überhaupt zustandegekommen ist, nachdem der Vega-20-Chip lange Zeit rein für HPC-Lösungen gehandelt wurde. Gut möglich, das hierbei ein Mix der Faktoren "höhere Preise bei Turing" sowie "Turing nicht mit überzeugender Mehrperformance" AMD letztlich zu diesem Schritt animiert hat – das TSMC zuletzt durch zurückgehende Apple-Aufträge weitere 7nm-Kapazitäten freibekommen hat, dürfte durchaus unterstützend gewirkt haben. Genauso bedeutet die Auflage der Radeon VII aber auch, das ein Nachfolger-Produkt aus der Navi-Generation mit dieser Performance-Charakteristik kaum direkt vor der Tür steht. Zumindest jene Navi-Lösungen, welche mehr Performance als bei der Radeon RX Vega 64 bereits geboten bringen können, sind also klar ein Thema des zweiten Halbjahrs 2019, vielleicht sogar eher zum Jahresendes 2019 hin tendierend als denn zur Jahresmitte. Eventuell kommt ein Navi-basierter Midrange-Grafikchip früher als das, sprich schon zur Jahresmitte 2019 – aber mehr wird demnächst nicht zu Navi passieren, alle entsprechenden Vorab-Gerüchte hierzu waren also komplett Nonsens.

Das dieses Jahr noch mehr im Grafikkarten-Bereich bei AMD passiert, hatte AMD-CEO Lisa Su bereits in der CES-Keynote mit der Namensnennung der "Navi"-Architektur angesagt, hinzu kommt eine Bestätigung von AMD-CTO Mark Papermaster, das es weitere (neue) Radeon-Produkte dieses Jahr geben wird. Neben Navi könnte AMD auch noch einen 7nm-Refresh von Polaris für kleinere Performance-Bedürfnisse auflegen, während hingegen es für einen 12nm-Refresh von Vega 10 mittels Vega 20 im Consumer-Segment nunmehr zu spät ist. Polaris in 7nm ist derzeit natürlich nur ein wildes Gerücht ohne wirkliche Anzeichen – unmöglich ist es jedoch noch. Einfacher wäre es in jedem Fall, die weiteren Polaris-Chips einfach auf die 12nm-Fertigung umzusetzen, damit lastet man Chipfertiger GlobalFoundries besser aus, nachdem dort die Ryzen-Aufträge zu TSMC weggehen. Gut möglich also, das AMD bis zum Jahresende sein aktuelles Grafikkarten-Portfolio komplett ersetzt hat – wobei nach wie vor die wirklich interessante Dinge nur mit Navi-Unterbau passieren können, das größere Augenmerk somit auf neue Informationen bezüglich Navi 10 & Navi 12 liegt.

Zur Frage, wieviel CPU-Kerne AMD innerhalb der Zen-2-basierten Ryzen 3000 Serie maximal bieten wird, gibt es derzeit natürlich noch keine hochoffizielle Aussage – aber dennoch einen klaren AMD-Teaser, das man diesbezüglich nicht bei dem zur CES gezeigten Sample mit "nur" 8 CPU-Kernen stehenbleiben wird. So hat PCWorld-Redakteur Mark Hachman aus AMD-CEO Lisa Su die Aussage herauslocken können, das wir "nicht damit rechnen sollten, das die dritte Ryzen-Generation auf 8 CPU-Kerne limitiert ist". Insofern wird die Ryzen 3000 Serie wohl mindestens 12 CPU-Kerne tragen, 16 CPU-Kerne sind aber genauso gut auch möglich. Das ganze System wurde sehr augenscheinlich bereits darauf hin ausgerichtet, gleich zwei Compute-Dies (mit jeweils 8 CPU-Kernen) zu tragen – und es macht natürlich auch wenig Sinn für AMD, in diese Chiplet-Geschichte bei den Ryzen-Prozessoren einzusteigen, wenn man selbige dann nicht auch wirklich nutzt. Welche konkreten Modelle dann verfügbar sein werden, dürfte höchstwahrscheinlich noch nicht einmal AMD-intern bereits festgelegt sein – was man ja auch nicht tun muß, wenn Ryzen 3000 nicht vor der Computex ansteht.

Lisa Su tells us don't count on 3rd Gen Ryzen to be limited to 8 cores. That extra room will be used!
Quelle:  Mark Hachman von PCWorld auf Twitter am 9. Januar 2019

In der Summe aller AMD-Ankündigungen auf der CES 2019 hat sich der vieldiskutierte "Leak" seitens AdoredTV (Zusammenfassung in Screenshot-Form beim Planet 3DNow!) von letztem Dezember somit großflächig nicht bestätigen lassen. Dabei wurde seinerzeit zwei Dinge versprochen: Erstens eine regelrechte Vorstellung der Ryzen 3000 Serie mit kompletten Modelldaten und Preisen zu einer Auslieferung zeitnah nach der CES. Und zweitens die Ankündigung mehreren Navi-Grafikkarten ebenfalls mit Modelldaten und Preisen zu einer Auslieferung zu einem späteren Termin im Frühjahr 2019. Beides ist wie zu sehen nicht passiert – und passt auch gemäß der von AMD erneut bestätigten Terminlagen überhaupt nicht in die "Zeitlinie", da beiderseits deutlich zu früh angesetzt. Um es klarer zu sagen: AMD ist derzeit augenscheinlich noch ein paar Wochen davon entfernt, Modelldaten zur Ryzen 3000 bzw. Navi kreiieren zu können – womit im Dezember 2018 da auch noch gar nichts Leak-fähiges bei AMD selber existieren konnte. Die seitens AdoredTV herumgereichten Modelldaten waren also schlicht Fake, selbst wenn speziell das kommende Ryzen 3000 Portfolio dieser Fälschung letztlich in dem einen oder anderen Punkt ähnlich sehen wird.

Dabei ist der Punkt dieses falschen Leaks gar nicht einmal so dramatisch, insbesondere in der Betrachtung zu AdoredTV. Dort hatte man einen (angeblichen) Leak, vertraute seiner Quelle – und hat es demzufolge herausgehauen. Dies ist im eigentlichen nicht verkehrt, denn letztlich hat der Leaker in dieser Frage kaum eine Wahlmöglichkeit – die Information muß raus, beurteilen sollen sie dann andere. Den eigentlichen Fehler hat eher die versammelte Hardware-Presse gemacht, in dem meistens (es gab löbliche Ausnahmen, gerade im deutschsprachigen Bereich) dieser "Leak" als halbe Wahrheit verbreitet wurde, ohne den Kopf anzuschalten und die Glaubwürdigkeit des ganzen zu beurteilen. Dabei wäre nämlich ziemlich schnell aufgefallen, das jener "Leak" eine viel zu frühe Terminlage versprochen hat und bzw. das die Zeit ganz augenscheinlich noch nicht reif war für Leaks mit derart detaillierten Modelldaten. Dies hätte eigentlich jeder erkennen können, der sich eine gewisse Zeit mit diesen Dingen beschäftigt hat – und dennoch war da die Gier nach der knalligen Schlagzeile deutlich größer, wurde jener "Leak" von AdoredTV meist mehr oder weniger unkommentiert verbreitet. Dies sollte aus Sicht des Leser ärgerlich sein, denn hierbei hat die "Fachpresse" in ihrer eigentlichen Funktion versagt – nämlich Informationen einzuordnen, zu beurteilen und zu bewerten, anstatt selbige einfach nur wiederzukäuen.