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Hardware- und Nachrichten-Links des 1. September 2019

Der monatliche Bericht zu den CPU-Verkäufen bei der Mindfactory sieht für den August 2019 keine ganz großen Bewegungen mehr – schließlich sind auch keine neuen Produkte auf den Markt der Desktop-Prozessoren gekommen. Stückzahlen-technisch gab es nur eine Veränderung um einen Prozentpunkt, der aktuelle Verhältnis von 78:22% zugunsten von AMD bleibt sehr eindeutig. Umsatz-technisch musste AMD hingegen etwas zurückstecken, von vormals 75:25% auf nunmehr noch 72:28%. Der hierzu oftmals genannte Grund liegt in der schlechten Lieferbarkeit des Ryzen 9 3900X, wo AMD also durchaus mögliche Verkäufe nicht hat realisieren können. Ein anderer Grund dürfte bei den Verkäufen zum Ryzen 5 3600 zu finden sein, welche gegenüber dem Vormonat durchaus beachtbar angezogen haben – und als preisgünstigster Ryzen-3000-Vertreter schlägt sich dies natürlich gerade bei den Umsatz-Zahlen dann deutlicher nieder. In der Folge beider Effekte sank der durchschnittliche CPU-Verkaufspreis bei AMD um fast -10%. In dieser Disziplin liegt AMD nach wie vor weit hinter Intel zurück, man erreicht hier gerade einmal 216 Euro pro verkaufter CPU, während Intel mit 308 Euro pro verkaufter CPU einen ca. 43% höheren durchschnittlichen CPU-Verkaufspreis (auf dem deutschen Retail-Markt) realisieren kann.

Allerdings hat dies nur begrenzt seine Ursache in generell höheren CPU-Preisen bei Intel, die eigentliche Ursache dessen liegt in einer klaren Markteilung nach Preissegmenten: Denn Intel verkauft derzeit (auf dem deutschen Retail-Markt) vornehmlich seine Spitzen-Modelle Core i5-9600K, Core i7-9700K und Core i9-9900K/KF. Jene drei CPU-Modellen nehmen mehr als die Hälfte von Intels Stückzahlen-Absatz ein, während der Anteil der LowCost- und Mainstream-Modelle nur bei grob 40% liegt. AMDs LowCost- und Mainstream-Modelle erreichen dagegen viel größere Absatzzahlen, deren Anteil (der bis 200 Euro gehandelten Modelle) kommt auf ca. 65% von AMDs ingesamten Stückzahlen-Absatz. Hierunter fällt zuerst der Ryzen 5 3600, daneben aber auch viele Alt-Modelle der Ryzen 1000/2000 Serien, welche bis auf den Ryzen 7 2700X allesamt günstiger als jener Ryzen 5 3600 gehandelt werden. Anders formuliert: AMD ist faktisch marktdominierend bei LowCost- und Mainstream-Prozessoren, die Stückzahlen-Verteilung liegt dort hochgerechnet bei ca. 85:15% zugunsten von AMD. Bei den höherpreisigen Modellen (oberhalb 200 Euro) ist das Verhältnis dann wesentlich ausgeglichener, hier gibt es eine Stückzahlen-Verteilung von hochgerechnet nur noch ca. 70:30% zugunsten von AMD. Intel ist also bei HighEnd-Prozessoren nach wie vor (passabel) wettbewerbsfähig in den Augen der Retail-Käufer – bei den LowCost- und Mainstream-Modellen hingegen augenscheinlich nicht.

Legit Reviews notieren AMDs offizielle Antwort auf Intels Bestrebungen, den SYSmark 2018 als alleinigen Gradmesser für die Anwendungs-Performance von PC-Prozessoren zu positionieren – welche aufgrund der Vorgeschichte von AMD mit der BAPCo (als dem SYSmark-Hersteller) – erwartungsgemäß "zurückhaltend" ausfällt. Daneben hat man sich auch kurz mit dem SYSmark 2018 selber bzw. dem Zustandekommen von dessen Zahlen beschäftigt. Als Vorteil bietet der SYSmark 2018 immerhin an, das hierbei reale Anwendungen die Grundlage darstellen, sprich es sind regelrecht Teile von Microsofts Office, Adobe & anderen Anwendungs-Programmen im Benchmark enthalten. Die Problematik bei so einem General-Benchmark, welcher sich aus vielen Einzeltests zusammensetzt, besteht allerdings immer darin, wie dann die Einzeltests zum Gesamtergebnis zusammengemixt werden, primär über die Gewichtung der einzelnen Benchmarks. Diesbezüglich kann sich die BAPCo einige Kritik anhören, wenn beispielsweise der "PowerDirector" mit 27,5% die Führungsrolle übernimmt, das sicherlich viel breiter und öfter benutzte Word (5,4%) sowie der Windows-ZIPer (3,8%) deutlich weniger in die SYSmark-Gesamtzahl einfließen. Dem von Intel propagandierten Ansatz, der SYSmark soll sich (im Gegensatz zum Cinebench) von selten genutzten Programmen abwenden, entspricht dies nicht wirklich.

Oftmals wird aber bei dieser grundsätzlichen Kritik allerdings vergessen, das die meisten Office-Tests – egal ob im SYSmark passierend oder als Einzeltest ausgelegt – unrealistische Benchmark-Szenarien aufbauen, wie beispielsweise das Öffnen von 1000 Office-Dateien gleichzeitig oder das Ausführen eines supergroßes Excel-Scripts. Beide Anwendungsfälle passieren faktisch nur im professionellen Einsatz, sprich auf Workstations – und fallen somit eher in diese Anwendungs-Klasse, wo auch der von Intel verpönte Cinebench steht. Setzt man dagegen für den normalen Anwender eher realistätsnahe Benchmark-Szenarien unter Office an, kommen oftmals Benchmark-Laufzeiten von (weit) unterhalb einer Sekunde heraus, deren Differenzen also keine Praxiswirkung entfalten. Es spielt halt keine Rolle, ob ein PC eine Office-Aufgabe in 0,4 Sekunden erledigt und der andere PC in 0,2 Sekunden, auch wenn dies Benchmark-technisch eine Performance-Verdopplung ergibt. Die meisten der derzeit benutzten Office-Benchmarks stehen somit leider vor dem Problem, das damit entweder nur Workstation-Szenarien oder für den Normalanwender unrelevante Unterschiede gemessen werden, die Praxisrelevanz dieser Office-Tests also sehr gering ausfällt.

Auch deswegen suchen sich viele Hardwaretester dann lieber Benchmarks aus Feldern, wo Performance-Differenzen auch zu praktisch bemerkbaren Unterschieden führen. Dies kann im Bereich der Pack- und Encoding-Programme sein, auch die Browser-Performance wäre nicht zu vernachlässigen (Webseiten mit monströsen Werbe-Scripten können schwächeren Rechnern durchaus schon eine gewisse "Nachdenk"-Zeit zum Seitenaufbau abverlangen), führt aber letztendlich doch wieder zu Programmen wie dem Cinebench u.ä. aus dem Rendering-Bereich. Selbst wenn nur ein Bruchteil der Anwender so etwas letztlich nutzt, wird dort halt wirklich Zeit verbraucht, geht es nicht um Unterschiede von 0,4 zu 0,2 Sekunden. Die PC-Anwender mögen Office-Programme weit häufiger als Packer, Encoder, Bildbearbeitung & Renderer nutzen, aber in Office sind einfach keine großen Zeitgewinne mehr herauszuholen – aus den anderen Programmen hingegen schon. Der relevante Punkt ist hierbei also nicht die Nutzungshäufigkeit (worauf Intel herumreitet) oder auch die insgesamte Nutzungszeit – sondern vielmehr jene Zeitspanne, welche man durch bessere Hardware auch wirklich einsparen kann.