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Bitcoin-Mining auf FPGAs und ASICs

Wir hatten uns kürzlich erneut mit Bitcoin-Mining beschäftigt und dieses Thema wie schon letztes Jahr natürlich zuerst von der Grafikkarten-Seite her angesehen. Das Resultat dieser Untersuchungen war erneut, daß die Angelegenheit selbst unter Nichtberücksichtigung der Hardware-Kosten nicht wirklich lohnend ist – kurzfristig kommt nur unter idealen Bedingungen ein Taschengeld heraus, mittelfristig ist die Rechenleistung der Grafikkarten schon wieder zu klein für diese Aufgabe.

Dabei gab und gibt es natürlich auch andere, potentere Lösungen zum Bitcoin-Mining: CPUs fallen hierbei selbstverständlich heraus, da mit viel zu wenig Rechenleistung ausgestattet. Vielmehr kann man seit diesem Jahr auf FPGAs zum Bitcoin-Mining setzen, welche von verschiedenen Onlineshops für exakt diesen Zweck angeboten werden. Der Vorteil der FPGAs liegt in einer zu Grafikkarten vergleichbaren bis höheren Rechenleistung bei einem allerdings deutlich niedrigeren Stromverbrauch – ein typischer FPGA mit einer Rechenleistung im Rahmen der Radeon HD 7950 verheizt anstatt deren 208 Watt (FurMark-Wert) nur grob 20 Watt. Nachfolgend sind ein paar Modell-Rechnungen mit hochwertigen FPGAs ausgeführt, weitere Bitcoin-FPGAs sind beim Bitcoin-Wiki aufgelistet.

Jahresgewinn regulär ohne Stromkosten ohne Stromkosten
ohne höhere Schwierigk.
Einmonatsgewinn
ohne Hardwarekosten
reiner Bitcoin-Rechner mit dem Ziel der Profitabilität innerhalb von zwölf Monaten; Strompreis: 25 Eurocent/kWh; Bitcoin-Preis: 12,30 Dollar; Dollar/Euro-Kurs: 1,29; Bitcoin-Schwierigkeit: 3438909; 25 Bitcoins pro Block; Steigerung der Bitcoin-Schwierigkeit & Abnahme der Block-Größe: 11,4% Monat
ZTEX 4x Module 1.15y
860 mhash/s, 39W, 1275$
-1016€ -931€ -738€ 27€
ModMiner Quad
800 mhash/s, 40W, 1069$
-845€ -758€ -578€ 24€
BitForce SHA256
832 mhash/s, 80W, 599$
-490€ -315€ -129€ 18€
BitForce Mini Rig SHA256
26,4 ghash/s, 1141W, 15295$
-9090€ -6591€ -672€ 851€

Der Nachteil der FPGAs besteht jedoch darin, daß es hier keinen Zweitnutzen (wie bei Grafikkarten als 3D-Beschleuniger) gibt, sprich daß die Anschaffungskosten immer Bestandteil einer seriösen Kalkulation sein müssen. Und so gesehen schafft es derzeit keiner der FPGAs in irgendeiner Form eine Empfehlung zu bekommen – selbst wenn sich die Bitcoin-Schwierigkeit über ein ganzes Jahr nicht ändert (extrem unwahrscheinlich) und man keine Stromkosten veranschlagen muß, ist das ganze ein Verlustgeschäft. Nur diejenigen, welche bereits über solcherart Bitcoin-Miner verfügen und keine Anschaffungskosten mehr einrechnen müssen, machen derzeit noch ein wenig Gewinn. Mit der Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit dürfte sich dieser jedoch demnächst auch verflüchtigen – FPGAs sind schon wieder "out" beim Thema Bitcoin-Mining.

Das nächste große Ding werden hier die ASICs sein, welche derzeit von mehreren Firmen in Vorbereitung für eine Auslieferung ab Jahresanfang 2013 sind. Jene werden eine geradezu extreme Rechenleistung anbieten – während Grafikkarten und FPGAs kaum über 800 mhash/s erreichen, sollen ASICs im Bereich von 4 bis 60 ghash/s arbeiten, ein Multimodul-Projekt soll sogar 1500 ghash/s erreichen (das 2500fache einer Radeon HD 7970 "GHz Edition"). Dabei liegt der Stromverbrauch verglichen mit der Rechenleistung im niedrigstmöglichen Bereich – es ist so wenig, daß es kaum eine Rolle spielt, ob man den Stromverbrauch in den nachfolgenden Modellrechnungen zu Bitcoin-Mining mit ASICs überhaupt einrechnet:

Halbjahresgewinn Schwierigkeit +11,4% Schwierigkeit +37% Schwierigkeit +100% Schwierigkeit +200%
reiner Bitcoin-Rechner mit dem Ziel der Profitabilität innerhalb von sechs Monaten; Anrechnung der Hardware-Kosten auf die Laufzeit von sechs Monaten; Strompreis: 25 Eurocent/kWh; Bitcoin-Preis: 12,30 Dollar; Dollar/Euro-Kurs: 1,29; Bitcoin-Schwierigkeit: 3438909; 25 Bitcoins pro Block; Steigerung der Bitcoin-Schwierigkeit & Abnahme der Block-Größe: 11,4%, 37%, 100% oder 200% pro Monat
BitForce Jalapeno
4,5 ghash/s, 4,5W, 149$
698€ 363€ 108€ -4€
BitForce Little Single SC
30 ghash/s, 30W, 649$
4976€ 2742€ 1038€ 289€
BitForce Single SC
60 ghash/s, 60W, 1299$
9953€ 5485€ 2076€ 579€
BitForce Mini Rig SC
1500 ghash/s, 1500W, 29899$
251.196€ 139.499€ 54.277€ 16.848€

Die Tabelle bzw. die prognostizierten Gewinne sehen natürlich erst einmal hervorragend bis atemberaubend aus – aber wir raten hier zu extremster Vorsicht. Erstens einmal sind noch keinerlei dieser ASICs lieferbar und das Bitcoin-Wiki warnt explizit davor, daß sich unter den verschiedenen Angeboten durchaus auch Scammer verbergen könnten, welche die Vorbestellungs-Einzahlungen kassieren und dann nie liefern. Zudem ist natürlich auch noch nicht klar, ob die einzelnen Bitcoin-ASICs das liefern können, was deren Hersteller bezüglich Leistungsfähigkeit und Stromverbrauch versprechen.

Viel entscheidender ist allerdings der Punkt der Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit, ganz besonders in diesem Fall: Denn kommen diese ASICs tatsächlich zum Jahresanfang 2013 auf den Markt, steigt die für Bitcoin zur Verfügung stehende Rechenleistung in kürzester Zeit extrem an – was nachfolgend die Bitcoin-Schwierigkeit zwangsläufig genauso extrem steigen lassen wird. Dazu zwei Zahlen: Erstens bekommt man für den gleichen Preis bei den ASICs grob das 30fache an Rechenleistung wie bei den FPGAs heraus – und zweitens reichen schon 17 Stück des "BitForce Mini Rig SC" aus, um die aktuelle Rechenleistung des kompletten Bitcoin-Netzwerks zu verdoppeln. Es ist also definitiv davon auszugehen, daß sich mit dem Markterscheinen der ASICs die gesamte Bitcoin-Situation grundlegend ändern wird – so grundlegend, daß es kaum noch kalkulierbar wird.

Gut möglich, daß diejenigen, welche eine der ersten ASICs in Betrieb nehmen, wirklich noch größere Gewinne realiseren können – aber genauso gut ist es auch möglich, daß diejenigen, welche sich ihre ASICs erst jetzt ordern und dann entsprechend später beliefert werden, zum Auslieferungszeitpunkt bereits auf eine Situation treffen, wo selbst die Anschaffungskosten nicht mehr hereinholbar sind. Richtig unwahrscheinlich ist dagegen, das es mehreren Personen gelingt, die für den "BitForce Mini Rig SC" prognostizierten Gewinne zu erzielen – sobald jenes Monster in mehrfacher Ausfertigung verkauft wird, nimmt die Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerkes derart zu, daß die Bitcoin-Schwierigkeit faktisch explodiert.

Wir können also nur davon abraten, hier auf Risiko viel Geld in ASICs zu stecken – denn letztlich gilt die alte Weisheit, daß das Geld nicht auf der Straße liegt und eine zu gute Geschichte niemals aufgehen kann. Der herausholbare Ertrag wird sich immer der hinzukommenden Rechenleistung anpassen und am Ende auf dem gleichen Niveau landen wie derzeit, wo das ganze ein mehr schlechtes als rechtes Geschäft ist. Wenn, dann muß man eines der ersten ausgelieferten ASIC-Exemplare erwischen, damit kann man möglicherweise für ein paar Wochen ein gutes Geschäft machen. Sobald die ASICs breit verfügbar sind, wird jede der vorstehend abgebildeten Kalkulationen jedoch umgehend in sich zusammenfallen. Letztlich gibt es beim Bitcoin-Mining nur eine Konstante: Die Wirtschaftlichkeit wird langfristig immer heruntergedrückt auf ein Niveau, wo nur noch diejenigen überleben können, die nicht wirtschaftlich kalkulieren müssen.

Nachtrag vom 3. Dezember 2012

In der Diskussion zu dieser Meldung kam der passende Hinweis, warum das ganze niemals funktionieren wird: Die Hersteller der ASICs werden letztlich diejenigen sein, die von allem profitieren. Denn nicht nur, daß sie mit den Hardware-Verkäufen gutes Geld machen – sie dürften (angenommen, aber hochwahrscheinlich) anfänglich die Auslieferung der ersten ASICs zurückhalten und schlicht selber minern. Schließlich hat man ja so etwas wie eine Gelddruckmaschine vor sich – und warum sollte man diese ausliefern, wenn man am Anfang noch selber massenweise damit Bitcoins erzeugen kann? Eine Verzögerung von ein paar Wochen könnte völlig ausreichend sein, um den Hauptteil des möglichen Gewinns abzuschöpfen – danach ist die Bitcoin-Schwierigkeit durch die extreme Zunahme der dem Bitcoin-Netzwerk zur Verfügung stehenden Rechenkraft derart gestiegen, daß es nicht mehr wirklich lohnt und man mit dem Verkauf dieser dann weitgehend nutzlos gewordenen Gelddruckmaschinen mehr Geld verdient als mit dem Minern selber. So gesehen ist das ganze also mit einem extremen Risiko behaftet, eher viel Geld zu verlieren als etwas Geld zu verdienen – womit man die Finger davon lassen sollte.