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News des 19. Oktober 2011

Prozessorenhersteller Intel hat mit den Geschäftsergebnissen des dritten Quartals 2011 deutliche neue Rekordmarken bei Umsatz und Gewinn gesetzt. Damit hat man die zuletzt schon erstklassigen Geschäftszahlen fortgeschrieben – nur eben jetzt im abgelaufenen dritten Quartal in einer Jahreszeit, wo die IT-Geschäfte üblicherweise deutlich besser laufen als im ersten und zweiten Jahresquartal. Insbesondere beim Umsatz scheint sich Intel nunmehr deutlich von der 10-Mrd-Marke pro Quartal abheben zu können und zukünftig durchgehend klar höhere Umsatzzahlen anzupeilen – ein deutliches Warnzeichen für AMD und nVidia, nicht mehr Ewigkeiten auf ihren aktuellen Umsatzzahlen zu verharren, um nicht einiges Tages bei der Größe von deutlich unter einem Zehntel von Intel dazustehen. Schon momentan sehen die Größenverhältnisse schließlich so aus, als daß im Markt die 6-Mrd-Firma AMD und die 4-Mrd-Firma nVidia gegenüber der 54-Mrd-Firma Intel bestehen müssen (auf Basis hochgerechneter Umsatzwerte für das Jahr 2011).

  AMD Intel nVidia
(Mill. $) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ)
Q4/06 1773 -574 (-529) 9694 1501 (1488) 878 163 (138)
Q1/07 1233 -611 (-504) 8852 1610 (1675) 844 132 (141)
Q2/07 1378 -600 (-457) 8680 1278 (1350) 935 172 (184)
Q3/07 1632 -396 (-226) 10090 1860 (2247) 1115 235 (247)
Q4/07 1770 -1772 (-1678) 10712 2271 (3047) 1202 256 (262)
Q1/08 1456 -358 (-214) 9673 1443 (2062) 1153 176 (202)
Q2/08 1349 -1189 (-143) 9470 1601 (2255) 892 -120 (-155)
Q3/08 1797 -127 (122) 10217 2014 (3098) 897 61 (56)
Q4/08 1162 -1436 (-1274) 8226 234 (1539) 481 -147 (-175)
Q1/09 1177 -416 (-298) 7145 647 (670) 664 -201 (-230)
Q2/09 1184 -330 (-249) 8024 -398 (-12) 776 -105 (-110)
Q3/09 1396 -128 (-77) 9389 1856 (2579) 903 107 (107)
Q4/09 1646 1178 (1288) 10569 2282 (2497) 982 131 (134)
Q1/10 1574 257 (182) 10299 2442 (3448) 1001 137 (147)
Q2/10 1653 -43 (125) 10765 2887 (3981) 811 -141 (-175)
Q3/10 1620 -118 (128) 11102 2955 (4136) 843 84 (103)
Q4/10 1650 375 (413) 11457 3388 (4347) 886 171 (179)
Q1/11 1610 510 (54) 12847 3160 (4158) 962 135 (154)
Q2/11 1574 61 (105) 13032 2954 (3935) 1017 151 (174)
Q3/11     14233 3468 (4785)    
2007 (Mrd) 6,01 -3,38 (-2,87) 38,34 7,01 (8,31) 4,09 0,79 (0,83)
2008 (Mrd) 5,76 -3,12 (-1,51) 37,58 5,29 (8,95) 3,42 -0,03 (-0,08)
2009 (Mrd) 5,40 0,30 (0,66) 35,12 4,38 (5,73) 3,32 -0,07 (-0,10)
2010 (Mrd) 6,49 0,47 (0,84) 43,62 11,67 (15,91) 3,54 0,24 (0,25)

An diesen Größenverhältnissen mag man ermessen können, welche Schwierigkeit für AMD und nVidia dahintersteckt, mit Intel mithalten zu wollen – eigentlich eine gewisse Unmöglichkeit besonders für AMD im direkten Konkurrenzfeld Intels. Andererseits sieht man an den Intel-Geschäftszahlen auch schön, worin Intel all den technologischen Fortschritt, welche man gegenüber AMD schon angesammelt hat, derzeit investiert: Nicht in einen Wettbewerb mit AMD, welchen man zwar locker gewinnen könnte, dafür aber nach dem Ableben von AMD wettbewerbsrechtliche Maßnahmen seitens der US-Wettbewerbshüter fürchten müsste – sondern in die eigene Gewinnmarge. Intel ist ohne echten Wettbewerb hier nicht (wie AMD) gezwungen, seine Produkte hart an der Grenze des technisch machbaren auszuliefern, sprich mit durchgehend hohen Taktraten und hohen TDPs.

Vielmehr kommt Intel mit (relativ gemessen an den Möglichkeiten von Intel) maßvollen Taktraten durch, welche dafür im Gegenzug die Produktionsausbeute hoch halten und alle Fortschritte in der Fertigung direkt in niedrigere Produktionskosten umwandeln – anstatt wie bei AMD alle Produktionsfortschritte der nächsten Zeit direkt in mehr Performance gehen und damit zwar AMDs Marktstellung verbessern, nicht aber AMDs Kostenlage. Insofern profitiert Intel also deutlich selbst von aktuellen Situation, wo man den Wettbewerb bewußt im Zaum hält, um AMD nicht in den Ruin zu schicken. Damit kann es für Intel auch egal sein, daß AMD Intel ein wenig Marktanteil wegnimmt (dies passiert ja sowieso zumeist nur bei wenig profitablen Geschäftsfeldern) – die jetzige Situation ist für Intel schon überaus optimal, da man preislich nahezu wie ein Monopolist agieren kann, ohne aber den wettbewerbsrechtlichen Nachteil eines Monopolisten zu haben.

AMD hat im Firmen-eigenen Blog ein paar Prozessoren-Benchmarks unter Battlefield 3 veröffentlicht, welche Bulldozer in einem gutem Licht gegenüber Intels Sandy Bridge und AMDs eigenem K10.5 aussehen lassen. Augenscheinlich wurde aber in einer klar Grafikkarten-limitierten Szenerie gebencht, dies erklärt auch die eher geringen Unterschiede zwischen Erstplaziertem (Bulldozer) und Drittplaziertem (K10.5) von nur 7 bis 8 Prozent. Natürlich wäre es nicht verkehrt, wenn Bulldozer unter Grafikkarten-limitierten Szenen durchgehend die höheren Benchmark-Resultate abwirft, selbst wenn es sich nur um wenige Prozentpunkte handelt – die Grundlage einer solchen Theorie würde aber eine Durchgängigkeit der Ergebnisse bilden. Wenn die Ergebnisse dagegen je nach Spiel verschieden sind, spielen diese wenigen Prozentpunkt keine Rolle. Das Aufzeigen dieser einzelnen Benchmark-Resultate sagt also letztlich gar nichts aus – allenfalls daß das AMD-Marketing durchaus auf aktuelle Situationen und Bedürfnisse reagieren kann, selbst wenn es nur Rosinenpickerei ist.

AMD-eigene Prozessoren-Benchmarks unter Battlefield 3

Für den Normalfall kann man aber sagen, daß Prozessoren unter Grafikkarten-limitierten Szenarien eigentlich immer gleich schnell sind, in diesem Feld also für die Prozessorenhersteller kaum etwas zu holen ist. Interessant sind PC-Prozessoren unter Spielen maßgeblich für drei Dinge: Erstens die Grundperformance zur Verfügung zu stellen, um leistungsfähige Grafikkarten auch vollständig ausnutzen zu können. Dies ist stark abhängig von der verwendeten Grafikkarte, so kommen bei Mainstream- und Performance-Modellen faktisch alle heutigen Prozessoren noch mit, während bei DualChip-Lösungen nur noch die schnellen Intel-Modelle genügend Grundperformance zur Verfügung stellen, um echte HighEnd-Grafikkarten auch voll ausreizen zu können. Zweitens interessiert die Performance von PC-Prozessoren im Spieleeinsatz natürlich unter Titeln mit CPU-Limitierung oder gemischter Grafikkarten- und CPU-Limitierung, dann sogar in Form von ernsthaft höheren Frameraten.

Und drittens könnten sich PC-Prozessoren unter Spielen selbst unter Grafikkarten-limitierten Szenarien noch bei den Minimum-Frameraten profilieren – also den jeweils langsamsten Meßpunkten im Spiel bzw. Benchmark, welche meistens dann doch CPU-limitiert sind. Hierfür gibt es zugunsten von AMD sogar den Ansatz, daß die K10.5-basierten Modelle gewöhnlich als besser bei den Minimum-Frameraten eingeschätzt wurden – allerdings ist dies noch nie richtig gut nachgewiesen worden. Zudem ist die ganze Sache auch technisch etwas in der Schwebe, weil für Minimum-Frameraten zu allermeist nur der Wert eines einzelnen Bildes (Frames) dahergenommen wird, welches aber nur für ein Zwanzigstel oder ein Dreizigstel einer Sekunde auf dem Monitor zu sehen ist und dem daher keine alles entscheidende Bedeutung in einem Hardware-Vergleich zugemessen werden kann. Besser wären Vergleiche der niedrigsten fünf Prozent Frames eines Benchmark-Durchlaufs oder ähnliche Modelle, welche sich eben nicht nur auf den Wert eines einzigen Bildes/Frames konzentrieren – solcherart Tests sind aber schwer zu finden.

In diesen Fragen ist auch Bulldozer erstaunlicherweise bislang selten getestet wurden, zumeist gibt es nur die wenig aussagekräftigen Tests unter klar Grafikkarten-limitierten Szenarien – und alternativ dann LowQuality-Tests, welche wenigstens eine gute Aussage zur Performance unter CPU-limitierten Spielen liefern. Der Punkt der ausreichenden Grundperformance ist kaum getestet worden, allerdings ergibt sich aus der Performance unter CPU-limitierten Szenarien durchaus der Hinweis darauf, daß auch Bulldozer in dieser Frage Intel nicht das Wasser reichen kann, sondern sich vielmehr im Mainstream-Feld einordnen muß. Die Frage der möglicherweise auch bei Bulldozer höheren Minimum-Frameraten wurde dagegen derzeit noch gar nicht tiefgehend behandelt – was aber natürlich noch kommen kann. Die von AMD selber angestellten Tests unter Battlefield 3 sagen dagegen leider gar nichts aus – es sei denn, es würde sich eine gleichlautende Tendenz über eine Vielzahl an Spielen feststellen lassen.