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News des 18. Oktober 2011

Im Forum von Chiphell ist eine Intel Ivy Bridge Roadmap aufgetaucht, welche erstmals genauer beschreibt, was Intel mit der im März/April 2012 erwarteten Refresh-Architektur zu Sandy Bridge konkret vorhat. Grob gesprochen scheint Intel mittels Ivy Bridge die aktuellen Sandy-Bridge-Modelle einfach zu ersetzen, es wird also keine Überraschungen bezüglich eines größeren Level3-Caches (bleibt bei maximal 8 MB) oder/und mehr Vierkern-Modellen mit HyperThreading geben (weiterhin nur bei den Spitzenmodellen). Über die von Intel mittels Ivy Bridge angestrebten (nominellen) Taktraten ist derzeit noch nichts bekannt, allerdings wird Intel den Vorteil der 22nm-Fertigung zu einer Absenkung der offiziellen TDPs nutzen: So werden die normalen DualCore-Modelle von 65W auf 55W TDP fallen, die normalen QuadCore-Modelle dagegen von 95W auf 77W TDP. Hinzu kommen dann natürlich noch die stromsparenden Modelle – bei diesen geht Intel aber anscheinend nicht weiter herunter als bisher beim Sandy-Bridge-Portfolio, könnte aber möglicherweise bei Ivy Bridge attraktivere Taktraten unter den kleineren TDP-Klassen von 65W, 45W und 35W anbieten.

Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 1
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 1
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 2
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 2

Ohne daß zu den Ivy-Bridge-Taktraten bislang etwas bekannt ist, würden wir mal davon ausgehen, daß Intel sich hierbei nicht aus dem Fenster lehnt und nur eher optische Taktaufschläge bieten wird – sagen wir 4 GHz beim Topmodell. Dies sieht gut aus, sind aber auch nur 14 Prozent mehr Takt gegenüber dem (kommenden) Core i7-2700K, was die Möglichkeiten der 22nm-Fertigung nicht im Ansatz ausnutzt, auch nicht unter Einrechnung der abgesenkten TDP. Intel wird halt angesichts von Bulldozer nicht mehr tun müssen – wobei die Frage im Raum steht, ob nicht gerade die Absenkung der TDP vielleicht sogar das bessere Verkaufsargument gegenüber einer weiteren Taktsteigerung ist: Immerhin hat man damit einen deutlichen optischen Abstand zu Bulldozer, welcher nur zu TDPs von 95 und 125 Watt angeboten wird – oder auch zu Llano, dessen schnelle Modelle eine TDP von 100 Watt aufweisen. In der Praxis konnten die Intel-Prozessoren immer schon durch eine real niedrigere Last-Verlustleistung glänzen, durch die abgesenkte TDP wird dies nun aber auch dem Massenmarkt und – nicht unbedeutend – den Großeinkäufern für Industrie- und Bürobestückungen verdeutlicht.

In jedem Fall wird Ivy Bridge klarmachen, wie groß der Abstand AMD zu Intel derzeit wirklich ist – denn nicht Sandy Bridge ist der wirkliche Prüfstein für Bulldozer, sondern viel eher Ivy Bridge und die 22nm-Fertigung, welche bei AMD erst im Jahr 2014 in Form der 20nm-Fertigung erreicht sein wird. Bis dahin will (und muß) AMD mit der aktuellen 32nm-Fertigung und ab nächsten Jahr mit der 28nm-Fertigung durchhalten. Dies ist schon unter normalen Umständen ein hartes Brot – da Bulldozer nun aber auch noch technologisch ziemlich gegen die Wand gefahren wurde, wird es um so schwerer für AMD, mit der schlechteren Fertigung und jetzt auch noch dem schlechteren Prozessorendesign gegenüber Intel zu überleben. Intel muß wahrscheinlich schon wieder extra Überlegungen anstellen, wie man AMD nicht durch das eigene Prozessorenangebot erdrückt und eventuell in den Ruin treibt – denn nach wie vor gilt, daß Intel AMD als wettbewerbsrechtliches Feigenblatt benötigt, um nicht als Prozessoren-Monopolist unter die Aufsicht der US-Wettbewerbshüter zu kommen.

Zwar finden in den erweiterten PC-Markt durch den Boom der Tablet-PCs nun auch noch weitere Prozessoren-Entwickler Eintritt (meist ARM-basierte Designs), aber im Kernbereich der Prozessoren für ausgewachsene PCs & Notebooks gibt es halt nur AMD und Intel – und ohne AMD wäre es dann nur noch Intel, was ein ziemlicher Selbstläufer bezüglich wettbewerbsrechtlicher Schritte wäre. Demzufolge muß Intel AMD leben lassen – vielleicht nicht bei 20 Prozent Marktanteil für AMD wie aktuell, sondern weniger, aber immer deutlich abseits eines möglichen Ruins. Dies dürfte auch bedeuten, daß Intel in näherer Zukunft und so lange AMD sich nicht deutlich verbessert (ist ja immer noch möglich) noch zaghaftere Schritte nach vorn machen wird als bisher schon – man wird zwar weiterhin Prozessoren entwickeln, die deutlich mehr können, aber diese nur zu Taktfrequenzen und Preisen ausliefern, welche AMD wenigstens eine gewisse Marktchance lassen. So lange AMD also nicht wieder zu einem ernsthaften Wettbewerber wird, dürfte der Wettbewerb auf dem Prozessoren-Markt weitgehend zum Erliegen kommen.

Konkret bedeutet dies: Nur eher gemächliche Steigerungen der nominellen Taktraten trotz 22nm-Fertigung und kommender weiterer Fertigungsverbesserungen – möglicherweise wird bei Ivy Bridge noch nicht einmal die 4-GHz-Grenze erreicht. Der aktuelle Bulldozer macht es in jedem Fall nicht nötig und auch die Piledriver-Rechenkerne in den Bulldozer-Nachfolgern Trinity und Vishera sehen nicht potent genug aus, um größere Intel-Taktoffensiven erforderlich zu machen. Zudem könnte Intel immer erst einmal niedrig anfangen und dann einfach sehen, wie weit AMD kommt und entsprechend nachlegen. Eine andere Möglichkeit deutet sich schon aus der vorstehenden Roadmap an: Intel wird Ivy Bridge anscheinend über das komplette Jahr 2012 nicht in den Billig-Bereich der Celeron- und Pentium-Modelle bringen. Sicherlich dient das auch dem Abverkauf der Sandy-Bridge-Produktion, aber genauso auch stützt es AMD in diesem Marktsegment, so daß AMD dort nicht auch noch mit seinen 32nm-Modellen gegen Intels 22nm-Modelle antreten muß. Viel Gewinn läßt sich in diesem Marktsegment allerdings nicht machen – AMD wird wie schon in den letzten Jahren sein Geschäft vorwiegend bei niedrigpreisigen CPUs suchen müssen, was die durchschnittlichen Verkaufspreise und damit maßgeblich den AMD-Gewinn herunterdrückt.