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News des 10. Oktober 2011

An der Front der Grafikkarten mit falschen Spezifikationen (weswegen auch in unserem Grafikkarten-Marktüberblick alle Hardware-Daten und Taktraten immer genau aufgeführt werden, um eben dies erkennen zu können) war es lange Zeit ruhig, nachdem sich die Grafikkarten-Hersteller in der Vergangenheit bei diesem Thema wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert haben. Nun aber kocht ein neuer Fall hoch: Der Grafikkartenhersteller Point of View (PoV) bietet laut Informationen aus unserem Forum GeForce GTX 550 Ti Grafikkarten mit nur DDR3-Speicher und nur 128 Bit DDR Speicherinterface an – teilweise sogar zusammen in dieser Kombination. Normalerweise trägt diese Grafikkarte generell GDDR5-Speicher an einem 192 Bit DDR Speicherinterface, bei einer Lösung mit nur DDR3-Speicher an einem 128 Bit DDR Speicherinterface verliert man satte 65 Prozent (!) der Speicherbandbreite, die Karte dürfte also massiv ausgebremst werden. Bekannt sind derzeit konkret der Fall einer Karte mit (etwas langsamer als regulär getaktetem) GDDR5-Speicher und 128 Bit DDR Speicherinterface (PoV-Produktcode VGA-550-A2-1024) und der Fall einer Karte mit nur DDR3-Speicher an einem 128 Bit DDR Speicherinterface (PoV-Produktcode VGA-550-C1-2048).

Da erstgenannte Karte gar nicht auf der PoV-Webseite geführt wird und zweitgenannte Karte zumindest nicht in der PoV-Übersichtsliste auftaucht, ist man aber letztlich nicht vor weiteren Überraschungen aus dem Lager PoV gefeit. Zu beiden Karten gibt es reichlich Händlerlistungen, wobei die Händler selber in aller Regel falsche (oder gar keine) Daten zu diesen Karten angeben. Ein Preisvorteil gegenüber regulären GeForce GTX 550 Ti Karten ist zudem auch nicht ersichtlich, so daß es sich hierbei um klare Mogelangebote handelt, gegenüber welchen nVidia eigentlich schnellstmöglich handeln sollte. Wenn ein Grafikkartenhersteller solcherart Nebenvarianten auflegt – was jedem Hersteller freisteht – dann sollte aber wenigstens dafür gesorgt sein, daß die Produktdaten auf der Herstellerwebseite zu finden sind und daß alle Händler die korrekten Produktdaten geliefert bekommen respektive angeben.

Beim rumänischen Lab501 (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) gibt es den ersten Test eines AMD Bulldozer FX-8150 Prozessors mit anscheinend einer Serien-CPU und demzufolge wohl korrekt den Auslieferungszustand wiedergegebenden Benchmark-Ergebnissen. Richtig etwas verändert hat sich gegenüber den kummulierten Vorab-Benchmarks allerdings nichts – im genauen liegt der von Lab501 getestete FX-8150 mit 3.6 GHz Nominaltakt und 4.2 GHz TurboCore-Takt nur in einem einzigen äußerst minimal besser als die (besten) Vorab-Benchmarks, sind diese also keineswegs irreführend oder grob ungenau. Demzufolge überrascht es auch nicht, wenn der FX-8150 den Core i7-2600K deutlich nicht schlagen kann – was angesichts der Preislage (245 zu 317 Dollar Listenpreis) aber auch nicht das Ziel von AMD sein wird.

Cinebench 11.5 Handbrake irfanView wPrime (32M)
AMD FX-8150
Bulldozer, 8 Kerne, 3.6 GHz (TC 4.2 GHz)
6,01
(Lab501)
213,9
(Lab501)
29,7 sec
(Lab501)
8,845 sec
(Lab501)
Intel Core i7-2600K
Sandy Bridge, 4 Kerne + HT, 3.4 GHz (TM 3.8 GHz)
6,91
(Lab501)
217,7
(Lab501)
22,2 sec
(Lab501)
7,081 sec
(Lab501)
Intel Core i5-2500K
Sandy Bridge, 4 Kerne, 3.3 GHz (TM 3.7 GHz)
5,47
(Bit-Tech)
    10,700 sec
(Bit-Tech)
AMD Phenom II X6 1100T
K10.5, 6 Kerne, 3.3 GHz (TC 3.7 GHz)
5,90
(Bit-Tech)
    8,312
(Bit-Tech)

Der Performance-Abstand zwischen diesen Prozessoren ist aufgrund der etwas seltsamen Benchmark-Auswahl von Lab501 nicht genau zu bestimmen, da viele der benutzten Benchmarks auf eine einseitige Intel-Optimierung hindeuten (bzw. bei SuperPI ist dies bekannt). Wenn man sich mal nur auf den wohl plausibelsten Wert des Cinebench-Benchmarks konzentriert, sind es 15 Prozent Differenz – was den FX-8150 dann durchaus vor den Core i5-2500K schieben würde, obwohl dieser nur 100 MHz weniger Taktrate gegenüber dem Core i7-2600K hat. Dem kleineren Intel-Prozessor fehlt allerdings das für diese Benchmarks wichtige HyperThreading – und genau hier dürfte die Stärke von Bulldozer liegen: Gegenüber Intels Portfolio an Vierkern-CPUs ohne HyperThreading in Benchmarks mit starker MultiCore-Nutzung zu dominieren. Sobald Intel allerdings mit HyperThreading oder sechs echten Rechenkernen kommt, ist der Ofen aus für AMD, die acht Rechenkerne von Bulldozer sind weit weniger mächtig als gedacht.

Ein Sechskerner aus der AMD-eigenen Phenom-Riege wird beispielsweise unter Cinebench nur marginal vom FX-8150 geschlagen und liegt bei wPrime sogar etwas besser – und dies trotz der höheren Taktraten und der zwei mehr Rechenkerne des Bulldozer-Prozessors. In die gleiche Kerbe fallen die Spiele-Benchmarks unter dem etwas seltsamen Setting von 1280x1024 mit 8x Anti-Aliasing, welche den Core i7-2600K Prozessor überdeutlich mit 48% (!) in Front sehen. Ein solches Ergebnis ist natürlich nur möglich, wenn es sich um ein klar CPU-limitiertes Szenario handelt – falls dies aber zutrifft und sich diese Werte bestätigen lassen, würde auf Bulldozer unter Gaming-Einsatz die gleiche Wertung wie auf die Phenoom-Prozessoren zutreffen: Gleichwertig bei Grafikkarten-limitierten Settings, aber überaus langsamer bei CPU-limitierten Settings (ob Bulldozer auch wie Phenom eine bessere Tendenz bei den Minimum-Frameraten unter Grafikkarten-limitierten Settings hat, wird man sicherlich mittels der Launch-Reviews herausfinden können).

Dies deutet am Ende auf eine nur ähnliche Pro/MHz-Leistung zwischen Phenom und Bulldozer an, was eine herbe Enttäuschung wäre, nachdem dieses Problem der AMD-Prozessoren nun schon seit Jahren offen auf dem Tisch liegt und einer Lösung wartet. AMD muß mit Bulldozer anscheinend erneut rein über den Takt angreifen, hat derzeit aber nicht die Taktrate, um dies wirklich tun zu können. Und große Spielräume bei der Verlustleistung für mehr Taktrate existieren derzeit auch nicht – laut Lab501 verbraucht der FX-8150 mit 130 Watt nur für die CPU deutlich mehr als der Core i7-2600K mit 93 Watt nur für die CPU (es ist unsicher, ob diese Messungen technisch seriös sind, aber zumindest die Ergebnisse erscheinen plausibel). Dies ist im Preisbereich dieser Prozessoren kein so gravierender Nachteil, aber es limitiert AMD bei dem Versuch, mit deutlich mehr Takt noch viel mehr an Performance aus Bulldozer herauszuholen.

Demzufolge wird AMD die originalen Serie an Bulldozer-Prozessoren auch nur nach unten hin durch Vierkerner und langsamer getaktete Sechs- und Achtkerner ausbauen, nach oben hin ist nur ein einziges Taktraten-Upgrade geplant, was nun nicht den großen Sprung bringen wird. AMD dürfte sich intern schon auf den Nachfolger der originalen Bulldozer-Serie namens "Vishera" mit (um 10%) verbesserten Piledriver-Rechenkernen konzentrieren, welcher im dritten Quartal 2012 erscheinen soll. Natürlich wird Intel dann auch schon mittels Ivy Bridge eine neue Prozessoren-Serie am Start haben – und gerade wenn Intel bei dieser bei deutlich mehr Vierkernern als aktuell auch noch HyperThreading aktiviert, könnte AMD noch deutlicher zurückliegen, als es nun mit den ersten Bulldozer-Prozessoren bereits zu passieren scheint.