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News des 20. September 2011

Laut Nordic Hardware kommt die Radeon HD 7000 Serie nun doch erst im Jahr 2012 – obwohl sie technisch wohl schon spruchreif ist. Dafür gibt AMD zwei Gründe an: Zum einen die gute Nachfrage nach der Radeon HD 6000 Serie und zum anderen Kapazitätsprobleme unter der 28nm-Fertigung. Während der erste Punkt natürlich auch nur AMD-Propaganda sein kann, ist der zweite Punkt absolut plausibel sowie auch durch andere Informationen gedeckt. Da zudem ein weiteres Abwarten auch noch die Situation der Produktionsausbeute unter 28nm verbessern dürfte, spricht derzeit in der Tat alles für eine gewisse Verschiebung der ersten 28nm-Beschleuniger weg vom Jahresende 2011 hin zum Jahresanfang 2012. Es zeigt sich damit immer deutlicher, daß die Grafikchip-Entwickler sehr extrem an der Verfügbarkeit von Fertigungsverfahren hängen und wirklich neue Leistungssphären immer erst mit der Verfügbarkeit von neuen Fertigungverfahren anbieten können.

Der Großteil der absehbaren zukünftigen Grafikchip-Evolution wird schlicht daran hängen, wann TSMC und GlobalFoundries jeweils neue Fertigungsverfahren herausbringen – und jede diesbezügliche Verzögerung wird dann auch die Grafikchip-Entwickler entsprechend ausbremsen. Da wir derzeit streng in Richtung eines Zeitabstands von dann schon zweieinhalb Jahren zwischen zwei Fertigungstechnologien gehen, wird damit auch der Zeitabstand zwischen den einzelnen Grafikkarten-Generationen von AMD und nVidia etwas länger: Während es in der letzten Dekade durchaus Zeiträume gab, wo es aller neun Monate neue Grafikkarten-Generationen gab, sind die zuletzt üblichen zwölf Monate Zeitabstand zukünftig kaum noch zu halten und es werden demnächst eher fünfzehn Monate Zeitabstand zwischen zwei Grafikkarten-Generationen werden – womit zwei Grafikkarten-Generationen wiederum zweieinhalb Jahre benötigen, sprich der Zeitabstand zwischen zwei Fertigungsverfahren.

Fertigung AMD nVidia Performance
Herbst 2009 – Frühling 2010 erste 40nm-Generation Evergreen
(Radeon HD 5000 Serie)
Fermi
(GeForce 400 Serie)
~100%
Herbst 2010 – Frühling 2011 40nm Refresh-Generation Northern Islands
(Radeon HD 6000 Serie)
Fermi-Refresh
(GeForce 500 Serie)
~120%
Anfang 2012 – Frühling 2012 erste 28nm-Generation Southern Islands
(möglicherweise Radeon HD 7000 Serie)
Kepler
(möglicherweise GeForce 600 Serie)
~200%
Anfang 2013 – Sommer 2013 28nm Refresh-Generation Central Islands Kepler-Refresh ~240%
Frühling 2014 – Sommer 2014 erste 20nm-Generation ? Maxwell ~400%
Sommer 2015 – Herbst 2015 20nm Refresh-Generation ? Maxwell-Refresh ~480%

Damit sehen wir innerhalb dieser zweieinhalb Jahre üblicherweise also immer zwei Grafikkarten-Generationen im gleichen Fertigungsverfahren, wobei die erste Generation zumeist den Großteil des Performancezuwachses bringen dürfte (ca. +70%), während die zweite Generation meist nur noch geringe Zuwächse (ca. +20%) aufbieten kann, da der Hauptteil des Effekts durch die kleinere Fertigung schon bei der jeweils ersten Generation umgesetzt wurde. Sollte sich der Zeitabstand zwischen zwei Fertigungsverfahren weiter erhöhen, ist es sogar denkbar, daß perspektivisch die Grafikchip-Entwickler mit drei Grafikchip-Generationen pro Fertigungsverfahren operieren – der insgesamte Performancezuwachs über diese drei Generationenen liegt dann aber trotzdem nur beim Doppelten wie bisher bei den aktuell üblichen zwei Grafikkarten-Generationen pro Fertigungsverfahren.

Diese schleichende Verlangsamung der Entwicklung könnten nur unerwartete Durchbrüche bei den Halbleiterfertigern singulär durchbrechen – beispielsweise wenn GlobalFoundries viel schneller die 20nm-Fertigung entwickelt als die Konkurrenz. Mittelfristig muß man sich aber auf eine gewisse Verlangsamung der Grafikchip-Entwicklung durch die Verlangsamung der Entwicklung der Fertigungsverfahren einstellen. Langfristig könnte es sogar zu noch größeren Zeiträumen zwischen zwei Fertigungsverfahren kommen, schließlich kommen wir schon mit der 12nm/10nm-Fertigungsstufe in Regionen, welche entscheidende Durchbrüche in der Halbleitertechnologie voraussetzen – die derzeit noch gar nicht vorliegen. Bei CPUs ist die Abhängigkeit vom Fertigungsverfahren derzeit noch nicht so extrem, bei Grafikchips aber schon jetzt zu sehen – jeglicher erzielbare größere Fortschritt hängt nur noch von der Verfügbarkeit besserer Fertigungsverfahren ab.

Notebookcheck berichten über die offizielle Vorstellung von nVidias Mobile-Prozessor Tegra 3 (Codename "Kal-El") mit gleich fünf CPU-Kernen und 12 CUDA-fähigen Shader-Einheiten. Sehr interessant ist das Modell mit dem fünftem CPU-Rechenkern, welcher nur dann zum Einsatz kommen soll, wenn es um übliche Standardaufgaben geht – während die vier eigentlichen CPU-Rechenkerne anscheinend nur im Spielebetrieb genutzt werden. Damit versucht nVidia, alle Aufgabenfelder im Smartphone/Tablet mit einem Chip abzudecken – zeigt aber gleichzeitig indirekt auch auf, daß für den Normalbetrieb eines Smartphones/Tablets eigentlich doch keine Mehrkern-CPUs benötigt werden. Die ganze investierte Hardware-Power ist somit nur im Spieleeinsatz interessant – die Frage ist allerdings, ob aktuelle Smartphone/Tablet-Spiele so viel Hardware-Power wirklich benötigen, da sich diese kaum durch besonders beeindruckende Grafikpracht hervorheben und dies vor allem auch kein Entscheidungsgrund seitens der Smartphone/Tablet-Käufer ist.

Der Smartphone/Tablet-Markt ist diesbezüglich doch deutlich anders als der PC-Markt, wo bestimmte Spieletitel den PC-Käufer durchaus zur Hardware-Aufrüstung zwingen können. Im Smartphone/Tablet-Markt gibt es nichts vergleichbares, der Smartphone/Tablet-Käufer nutzt einfach das zur Verfügung stehende Software-Angebot und das Software-Angebot wird auch passend gemacht für jede größere Smartphone/Tablet-Plattform. Das Wechselspiel von Hardware-fordernden Spiele und dementsprechender Hardware-Aufrüstung (wie auf dem PC) findet im Smartphone/Tablet-Markt zumindest derzeit nicht statt, insofern ist Tegra 3 mit seiner ziemlich überbordenden Hardware auch ziemlich ein Schuss ins Blaue – kann funktionieren, muß aber nicht. Richtig interessant wird es aber erst mit den weiteren Tegra-Entwicklungen laut nVidias Tegra-Roadmap – denn für die 16fache Grafikperformance gegenüber Tegra 3 schon im Jahr 2014 muß dann wirklich eine deutliche Entwicklung hin zu klar aufwendigeren Smartphone/Tablet-Spielen einsetzen.