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News des 9./10. Juli 2011

Die Umfrage der letzten Woche beschäftigte sich mit dem Thema "Facebook oder Google+" und brachte sehr interessante Ergebnisse hervor. Auffallend ist natürlich erst einmal die mit 66,9 Prozent überaus starke Ablehnung sowohl von Facebook als auch von Google+. Daneben sind auf 3DCenter auch nur 25,2 Prozent Facebook-Nutzer unterwegs – bei ansonsten ca. 37 Prozent Facebook-Nutzern innerhalb der bundesdeutschen Internet-Bevölkerung ist dies arg unterdurchschnittlich. Gerade angesichts dessen, daß im Medienalltag meistens so getan wird, als würde faktisch nichts mehr ohne Facebook gehen, sind dies sehr beachtbare Zahlen, welche vor allem die Relation bezüglich der Wertigkeit sozialer Netzwerke wieder etwas zurechtrücken. Damit soll gar nichts gegen Facebook (oder Google+) gesagt werden – jeder muß sich hierzu selber positionieren – aber die vielbeschworene Notwendigkeit einer Facebook-Mitgliedschaft ist angesichts dieser grundlegenden Zahlen nicht zu sehen (und am Ende ist es doch viel schöner, freiwillig Teilnehmer eines sozialen Netzwerks zu sein, als durch angebliche gesellschaftliche Zwänge dazu getrieben zu werden).

 Facebook oder Google+? – Teil 1

Des weiteren ist sehr schön an dieser Umfrage zu sehen, daß durchaus ein Interesse an Google+ existiert – von den Facebook-Nutzern auf 3DCenter ist sogar eine klare Zweidrittel-Mehrheit an Facebook mal mehr oder mal weniger stark interessiert. Dies wird sicherlich nicht in jedem Fall zu einem Einstieg bei Google+ führen (der zudem auch niemals unbedingt mit einem Ausstieg aus Facebook einhergehen muß – man kann schließlich auch beide Netzwerke gleichzeitig nutzen), aber eine gewisse Usermenge wird diesen Schritt wohl tun und somit Google+ den dringend benötigten positiven Start geben. Innerhalb der Gruppe der Nicht-Facebook-Nutzer sieht es dagegen ziemlich mau aus für Google+: Satte 89,5 Prozent haben hier keinerlei Interesse, nur 10,5 Prozent sind mal mehr oder mal weniger stark interessiert – nicht gerade die allerbesten Voraussetzungen für Google+.

 Facebook oder Google+? – Teil 2

Auch wenn 3DCenter-Leser hier ganz sicher nicht das vollständige Spiegelbild des allgemeinen Internet-Nutzern wiedergeben können, scheint es fast so, als würde Google+ mittel- und langfristig wohl auf das Problem stoßen, daß Facebook den Markt von potentiell an sozialen Netzwerken interessierten Internet-Nutzern schon weitestgehend abgegrast hat. Die größten Nutzerkontingente muß sich Google+ womöglich nicht bei den jetzt noch "freien" Internet-Nutzern holen, sondern von Facebook her "konvertieren". Für den Anfang sind diesbezüglich allerdings die geringsten Probleme zu sehen, da – was auch unsere Umfrage wiedergibt – jene Facebook-User, welche in Teilen mit der Plattform nicht so ganz zufrieden sind, sich schon bei Google+ umschauen. Aufgrund der Marktkanabalisierung durch Facebook hat dieses soziale Netzwerk natürlich auch Nutzer angezogen, welche weniger an sozialer Interaktion interessiert sind (nach wie vor die größte Stärke von Facebook), sondern eher in Richtung "medialer Interaktion" gehen wollen.

Und hier kommt Google+ ins Spiel, welches bewußt geplant oder unbewußt erreicht hierbei seine Stärken hat: Google+ ist eben nicht wie Facebook primär ein soziales Netzwerk, sondern geht eher in Richtung des Teilens von Informationen und Inhalten – man könnte durchaus sagen, Google+ ist ein "mediales Netzwerk". Auf dieser Schiene greift Google+ im übrigen auch viel stärker Twitter als Facebook an – Facebook und Google+ dürften sogar langfristig nebeneinander Bestand haben können, aber ob Twitter Google+ letztlich überlebt, wird der interessante Punkt werden. In jedem Fall scheint Google+ derzeit jede Menge Nerds anzuziehen, welche die soziale Komponente von Facebook typischerweise kalt läßt und welche dem Nerd-Ansatz von Google+ daher viel mehr abgewinnen können.

Die große Frage für Google+ wird sein, was danach kommt, wenn man diesen kleinen Markt der typischen Early Adopters abgegrasst hat: Technisch mag Google+ dann vielleicht deutlich im Vorteil sein – nur ist Facebook nie wegen der Technik so groß geworden, sondern allein wegen des Sozial-Faktors, den Google+ ja gerade nicht in diesem Maß kopiert hat. Google benötigt vor allem einen langen Atem für Google+ – und sollte sich in der Frage, ob man einen solchen Riesen wie Facebook überhaupt schlagen kann, immer an den Fall (im doppelten Sinne) von MySpace erinnern: Auch dieses einst klar führende Netzwerk geht letztlich derzeit unter. Das Internet ist nach wie vor schnelllebig genug, um solche Wechsel realisieren zu können, jede nachwachsende neue Nutzergeneration geht anders an die Sache heran und findet daher unter Umständen auch gänzlich andere Lösungen wie die vorherigen Nutzergenerationen.

Internet-Law berichten wieder einmal zu den Untiefen bundesdeutscher Internet-Gesetzgebung: Danach scheint eine Änderung des Telemediengesetzes derzeit die letzten gesetzgeberischen Hürden zu nehmen, welche unter anderem einen heftigen Paradigmenwechsel beim Setzen und Speichern von Cookies durch Webseiten- und Diensteanbieter beinhaltet. Eine solche Daten-Speicherung auf dem Gerät des Webseiten- und Dienstenutzers (primär sind dies dann Cookies) wird zukünftig komplett untersagt – mit zwei Ausnahmen: Erstens unter der vorherigen Zustimmung der Webseiten-Besuchers – was natürlich so, wie das Web gestaltet ist, kaum praktikabel zu realisieren ist. Sicherlich kann man für einen registrierten Nutzer irgendeines Dienst die Zustimmung zur Cookie-Speicherung einholen, aber bei einer normalen Webseite kann man unmöglich alle Besucher erst einmal fragen, ob man Cookies speichern darf – allein die dafür notwendige Popup-Flut würde die Besucher in Scharen davontreiben.

Die andere Ausnahme betrifft zwingende technische Notwendigkeiten – dies können aber sicherlich nur Online-Shops (die die einzelnen Shopper mittels Cookies wiedererkennen, während der Shopper durch den Bestellvorgang geleitet wird), Banken-Webseiten oder ähnliches für sich beanspruchen – sprich Dienste, die letztlich auch kein Problem damit hätten, sich eine Vorab-Einwilligung zur Cookie-Speicherung einzuholen. Das einfach ständige Setzen von Cookies nur zum Vorteil der Anbieter (primär zum Zweck der Nutzerverfolgung) wird mit dieser Gesetzesänderung allerdings faktisch ausgeschlossen. In dem Sinne ist dies trotz der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten bei der Durchsetzung des Gesetzes bzw. der Nichtdurchsetzbarkeit gegenüber ausländischen Anbietern eine in die richtige Richtung gehenende Änderung, weil damit genau dem zu boebachtenden hemmungslosen Setzen von nicht dem Nutzerinteresse dienenden Cookies entgegengewirkt wird. Andererseits muß man natürlich eingestehen, daß es sich hierbei um einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber ausländischen Webseiten-Betreibern handelt – denn außerhalb von Deutschland wird sich niemand an solch harte Regelungen halten.