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News des 24. Februar 2011

Die Taiwan Economic News berichten im Nebensatz über entscheidende Details zu AMDs 28nm Grafikchip-Generation: Danach soll diese Generation nun den Codenamen "Southern Islands" führen – früher wurde damit die aktuelle 40nm Refresh-Generation beschrieben, bis sich dies als Verwechslungsirrtum herausstellte. Da ein industrienahes Magazin wie die Taiwan Economic News üblicherweise abseits der Gerüchteküche von Enthusiasten-Foren und -Webseiten steht, ist die Chance hoch, daß es sich hierbei um den realen Codenamen der kommenden 28nm-Generation handelt – rein von der vorgenannten Namensgeschichte her würde es natürlich auch passen. Gleichfalls sagt man aber auch aus, daß diese Southern-Islands-Generation erst im zweiten Quartal 2012 anstehen wird – das ist dann doch ein halbes Jahr später als bislang gedacht.

Denkbar ist eine solche Verzögerung aus Gründen der noch nicht zur Verfügung stehenden 28nm-Fertigung für HighEnd-Chips bei Auftragsfertiger TSMC aber durchaus, denn die derzeit berichteten Erfolge bei der 28nm-Produktion gehen durchgängig auf kleinere Chip im sogenannten LowPower-Prozeß zurück. Dieser ist aber kein Maßstab für Grafikchips, welche in einem HighPower/HighPerformance-Prozeß hergestellt werden und durch ihre Komplexität und Größe wesentlich mehr Zeit in der Prozeßentwicklung als auch der produktspezifischen Produktionsvorbereitung benötigen. Eine abschließende Aussage zum Starttermin der 28nm-Generation ist diese Meldung aber natürlich noch nicht, denn gerade aus dem nVidia-Lager hörte man bisher Zeichen eher in die Richtung hin, daß wenigstens die HighEnd-Lösungen der 28nm-Generation noch dieses Jahr vorgestellt werden können.

Doch wenn nVidia ein 28nm HighEnd-Grafikchip noch dieses Jahr gelingen sollte, dann kann es kaum an Chipfertiger TSMC und dessen 28nm-Prozeß liegen – und damit sollte auch AMD zu einer ähnlichen Roadmap in der Lage sein. Allerdings bleibt weiterhin klar, daß der große 28nm-Angriff mit Grafikchhips für alle Marktsegmente und vor allem einer Lieferfähigkeit entsprechender Grafikkarten nicht vor dem ersten Quartal 2012 passieren wird, womit die kommenden drei Quartale kaum größere Impulse im Grafikkarten-Markt sehen sollten – abgesehen natürlich noch von den weiteren Programmergänzungen im Rahmen der aktuellen Radeon HD 6000 und GeForce 500 Grafikkarte-Serien. Hierzu sind schon die allermeisten noch kommenden Grafiklösungen bekannt, einige Lücken bleiben aber noch offen – und natürlich kann es auch zu kurzfristig eingeschobenen Produkten kommen, dies ist nie auszuschließen.

Q1/2011 Q2/2011 Q3/2011 Q4/2011-Q2/2012
AMD Radeon HD 6990 (März)
(DualChip-Lösung auf Basis des RV970/Cayman-Chips)
Radeon HD 6450, 6570, 6670, 6750 & 6770
(bisher schon im OEM-Bereich erhältliche Lösungen für LowCost- und Mainstream-Bereich, ab dem zweiten Quartal auch im Retail-Markt zu erwarten)
? neue 28nm Architektur "Southern Islands"
nVidia GeForce GTX 590 (März)
(DualChip-Lösung auf Basis des GF110-Chips)
GeForce GTX 550 Ti (15. März)
(Performance/Mainstream-Lösung auf Basis des GF116-Chips)
GeForce GT 5xx Serie
(weitere Mainstream-Modelle auf Basis der Chips GF116 und GF117)
? neue 28nm Architektur "Kepler"

Davon abgesehen wird aufgrund des langen Wegs zu 28nm-Grafikchips teilweise über eine 40nm-Refreshgeneration spekuliert – und dabei vergessen, daß die aktuellen Radeon HD 6000 und GeForce 500 Serien schließlich schon die 40nm-Refreshgeneration darstellen. Bei diesen beiden Grafikkarten-Serien konnte man schon sehen, daß die 40nm-Fertigung eigentlich an ihrem Ende angekommen ist – leistungsfähigere Grafikkarten mit 40nm-Chips lassen sich nur noch zu höheren Kosten realisieren, wofür es schließlich keine neuen Grafikchips benötigt. Zudem ist der Abstand von einem Jahr (oder auch minimal mehr) nicht ausreichend, um eine weitere Chip-Generation zwischenzuschieben, die Grafikchip-Entwickler benötigen dafür doch größere Zeiträume. Ergo wird man über das Jahr 2011 mit den aktuellen 40nm-Grafikkarten in Form der Radeon HD 6000 und GeForce 500 Serien leben müssen, zuzüglich deren noch anstehender Programmergänzungen.

Die PC Games Hardware berichtet über einen neuen Vorstoß von Intel in Richtung RayTracing – dieses soll zukünftig von Cloudgaming-Diensten wie OnLive genutzt werden können, was Intel auch schon einmal unter Laborbedingungen demonstrierte. Prinzipiell ist dieser Ansatz gar nicht einmal verkehrt, weil Intel damit dem Henne-Ei-Prinzip bei Spieler-Grafikkarten aus Weg geht – ohne RayTracing-unterstützenden Spielen kein Bedarf an RayTracing-Grafikkarten, ohne RayTracing-Grafikkarten keine Entwicklung von RayTracing-unterstützenden Spielen. Bei OnLive muß man nicht mehr die Breite des Marktes von RayTracing überzeugen, sondern nur noch OnLive selber. Allerdings sind die Anforderungen damit auch gänzlich andere – während man bei Grafikkarten deren Käufer noch mit Grafikeffekten und der fortschrittlichen Technologie ködern kann, dürfte es bei OnLive fast ausschließlich ums schnöde Geld gehen.

Die entscheidende Frage ist dabei: Können die RayTracing-Beschleuniger die gestellten Rechenaufgabe zu geringeren Kosten (Anschaffungs- und Betriebskosten, dabei ist insbesondere der Stromverbrauch relevant) erledigen als reguläre Grafikkarten? Diese Frage ist mit einem Forschungsprojekt und auch mit den von Intel veröffentlichten ersten RayTracing-Beschleunigern allerdings schwer zu beantworten, weil jene gegenüber den billig in Masse hergestellten Grafikchips von AMD und nVidia keine reale Chance haben dürften – dies könnte erst eine Serienproduktion von Intel. Trotzdem kann es passieren, daß RayTracing-Beschleuniger in dieser rein wirtschaftlichen Frage nicht unbedingt vorn liegen – zumindest bei dem für Rechenzentren sehr relevanten Punkt des Stromverbrauchs soll die Larrabee-Architektur von Intel nie wirklich gut gelegen haben.

Mit mehr Bildqualität brauchen RayTracing-Beschleuniger gegenüber OnLive & Co. dagegen nicht versuchen zu punkten – da Cloudgaming-Dienste sowieso nur komprimierte Videostreams senden, sind die letzten Feinheiten der Grafik für deren Nutzer sowieso nicht zu sehen, eine möglicherweise bessere RayTracing-Grafikqualität würde weitgehend untergehen. Trotzdem ergibt sich aus diesem neuen Ansatz eine zumindest theoretisch vorhandene neue Chance für RayTracing, bei welcher vor allem wichtige Hürden wegfallen würden, welche ansonsten einem Markteinstieg gegenüberstehen. Richtig durchsetzungsfähig kann sich aber auch diese Idee erst dann erweisen, wenn Intel sich entschließt, Larrabee und dessen Nachfolger in Serienfertigung und mit ordentlicher Roadmap wieder aufzulegen – und dies ist aufgrund des damit verbundenen finanziellen Aufwands dann auch wieder ein gewisses Henne-Ei-Problem.

Shortcuts: Laut der VR-Zone soll die DualChip-Grafikkarte GeForce GTX 590 während der Spieleentwickler-Konferenz PAX East 2011 vorgestellt werden, welche vom 11. bis 13. März stattfindet. Die DigiTimes berichtet über die Marktanteile im Prozessoren-Markt, welcher allerdings in den Jahren 2008 bis 2010 nur Verschiebungen im Nuancen-Bereich gesehen hat: Intel lag innerhalb dieses Zeitraums immer bei 80 bis 81 Prozent, AMD immer bei 19 bis 20 Prozent. Interessant werden wohl erst die Marktanteile des Jahres 2011 sein, wo man sehen wird, ob AMD durch den Ansturm der drei neuen CPU-Architekturen Bobcat, Llano und Bulldozer etwas an diesen eingetretenen Pfaden verändern kann. Und letztlich berichtet der Heise Newsticker nun auch noch über die Probleme mit 25nm Flashspeicher und bringt dabei vor allem gute Erklärungen über die technologische Hintergründe dieser Thematik. Mitzunehmen ist dabei der Punkt, daß der teurere SLC-Flashspeicher doch die bessere Wahl gegenüber dem billigeren MLC-Flashspeicher ist, da die möglichen Schreibzyklen von SLC um das Zehnfache und mehr höher als bei MLC sind.