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News des 7. Februar 2011

Mit dem Freitag hat AMD die (im Rahmen der Northern-Islands-Architektur) noch fehlenden Radeon HD 6400, 6500 & 6600 Grafikkarten-Serien offiziell vorgestellt – allerdings dato rein für OEM-Bedürfnisse, für den Retail-Markt sollen diese Karten erst später kommen. Damit ist letztlich nicht ganz sicher, inwiefern die neu vorgestellten OEM-Karten in dieser Form eines Tages auch im Retail-Markt auftauchen werden – die Retail-Varianten könnten andere Taktraten haben oder auch anderen Boards basieren, da wird man sich überraschen lassen müssen. Zur Radeon HD 6500 & 6600 Serie auf Basis des RV930/Turks-Grafikchips gilt aber so oder so die bereits getroffene Einschätzung eines "sanften" Updates zur bisherigen Radeon HD 5500 & 5600 Serie auf Basis des RV830/Redwood-Chips – es gibt für 20 Prozent mehr Rechen- und Textureneinheiten zu nahezu denselben Taktraten ca. 10 Prozent reale Mehrperformance, was die neuen Karten kaum von den alten Karten abhebt.

Evergreen Northern Islands
HighEnd RV870/Cypress (Radeon HD 5800/5900)
2154 Mill. Transistoren in 40nm auf 334mm² Chip-Fläche
DirectX 11, 1 Raster Engine (mit verdoppeltem Triangle-Setup), 1600 5-D VLIW Shader-Einheiten, 80 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5)
RV970/Cayman (Radeon HD 6900)
2640 Mill. Transistoren in 40nm auf 389mm² Chip-Fläche
DirectX 11, 2 Raster Engines, 1536 4-D VLIW Shader-Einheiten, 96 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5)
Performance RV840/Juniper (Radeon HD 5700)
1040 Mill. Transistoren in 40nm auf 166mm² Chip-Fläche
DirectX 11, 1 Raster Engine, 800 5-D VLIW Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5)
RV940/Barts (Radeon HD 6800)
1700 Mill. Transistoren in 40nm auf 255mm² Chip-Fläche
DirectX 11, 1 Raster Engine (mit verdoppeltem Triangle-Setup), 1120 5-D VLIW Shader-Einheiten, 56 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5)
Mainstream RV830/Redwood (Radeon HD 5500/5600)
627 Mill. Transistoren in 40nm auf 104mm² Chip-Fläche
DirectX 11, 1 Raster Engine, 400 5-D VLIW Shader-Einheiten, 20 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5)
RV930/Turks (Radeon HD 6500/6600)
715 Mill. Transistoren in 40nm
DirectX 11, 1 Raster Engine, 480 5-D VLIW Shader-Einheiten, 24 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5)
LowCost RV810/Cedar (Radeon HD 5400)
292 Mill. Transistoren in 40nm auf 63mm² Chip-Fläche
DirectX 11, 1 Raster Engine, 80 5-D VLIW Shader-Einheiten, 8 TMUs, 4 ROPs, 64 Bit DDR Speicherinterface (bis DDR3)
RV910/Caicos (Radeon HD 6400)
370 Mill. Transistoren in 40nm
DirectX 11, 1 Raster Engine, 160 5-D VLIW Shader-Einheiten, 8 TMUs, 4 ROPs, 64 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5)

Zur Frage der beim RV930/Turks-Chip noch etwas unsicheren Anzahl der ROP-Einheiten läßt sich im übrigen nunmehr durch AMDs eigene Produkt-Webseite bestätigen, daß deren Anzahl bei 8 liegt und damit zum RV830/Redwood-Chip unverändert bleibt. Den deutlicheren Sprung hat dagegen der RV910/Caicos-Chip mit einer glatten Verdopplung der Anzahl der Recheneinheiten von 80 auf 160 gemacht – vergleichsweise ist man damit bei diesem absoluten LowCost-Chip auf immerhin schon der Hälfte der Anzahl der Recheneinheiten des allen modernen AMD-Chips zugrundeliegenden R600-Chips der Radeon HD 2900 Serie. Allerdings wurden zwischen RV810/Cedar und RV910/Caicos alle anderen Hardware-Einheiten nicht verändert – Anzahl der Textureneinheiten und ROPs blieben gleich, genauso wie das Speicherinterface weiterhin nur 64 Bit DDR breit ist.

AMD versucht letzteres etwas durch den Einsatz von GDDR5-Speicher auszugleichen – die Frage darf natürlich erlaubt sein, ob wirklich ein Grafikkarten-Hersteller diesen nach wie vor teureren Speicher auf einer expliziten LowCost-Grafikkarte verbaut. Wenn dies passiert, so kann eine Radeon HD 6400 mit GDDR5-Speicher sicherlich 60 bis 80 Prozent vor einer Radeon HD 5450 landen – mit nur dem üblichen DDR3-Speicher dürfte sich dies auf 20 bis 30 Prozent einbremsen. Bei der Radeon HD 6450 ergibt sich allerdings durch die von AMD angegebenen Taktraten von 625 bis 750 MHz Chiptakt, 533 bis 800 MHz DDR3-Takt und 1600 bis 1800 MHz GDDR5-Takt eine hohe Beliebigkeit ob der letztlich durch diese Karte erzielbaren Performance – es kommt bei der Radeon HD 6450 also immer auf das jeweilige Einzelstück an.

RV810/Cedar RV910/Caicos RV830/Redwood RV930/Turks
Chipbasis AMD RV810/Cedar, 292 Mill. Transistoren in 40nm auf 63mm² Chip-Fläche AMD RV910/Caicos, 370 Mill. Transistoren in 40nm AMD RV830/Redwood, 627 Mill. Transistoren in 40nm auf 104mm² Chip-Fläche AMD RV930/Turks, 715 Mill. Transistoren in 40nm
Technik DirectX 11, 1 Raster Engine, 80 5-D VLIW Shader-Einheiten, 8 TMUs, 4 ROPs, 64 Bit DDR Speicherinterface (bis DDR3) DirectX 11, 1 Raster Engine, 160 5-D VLIW Shader-Einheiten, 8 TMUs, 4 ROPs, 64 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5) DirectX 11, 1 Raster Engine, 400 5-D VLIW Shader-Einheiten, 20 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5) DirectX 11, 1 Raster Engine, 480 5-D VLIW Shader-Einheiten, 24 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5)
Bauform SingleSlot, ohne PCI-Express-Stromstecker, oftmals rein passiv SingleSlot, ohne PCI-Express-Stromstecker, oftmals rein passiv SingleSlot, ohne PCI-Express-Stromstecker SingleSlot, ohne PCI-Express-Stromstecker
Grafikkarten Radeon HD 5450 DDR3
(80/8/4/64, 650/667-800 MHz)
Radeon HD 5450 DDR2
(80/8/4/64, 650/400-533 MHz)
Radeon HD 6450 GDDR5
(160/8/4/64, 625-750/1600-1800 MHz)
Radeon HD 6450 DDR3
(160/8/4/64, 625-750/533-800 MHz)
Radeon HD 5670
(400/20/8/128, 775/2000 MHz)
Radeon HD 5570 GDDR5
(400/20/8/128, 650/1800 MHz)
Radeon HD 5570 DDR3
(400/20/8/128, 650/900 MHz)
Radeon HD 5550 GDDR5
(320/16/8/128, 550/1800 MHz)
Radeon HD 5550 DDR3
(320/16/8/128, 550/800 MHz)
Radeon HD 6670
(480/24/8/128, 800/2000 MHz)
Radeon HD 6570 GDDR5
(480/24/8/128, 650/2000 MHz)
Radeon HD 6570 DDR3
(480/24/8/128, 650/900 MHz)
Spiele-Verbrauch ca. 20 Watt ca. 20 Watt ca. 35-50 Watt ca. 45-55 Watt
Preisbereich 30-40 Euro derzeit nur für OEMs 50-70 Euro derzeit nur für OEMs

Dabei verbleibt die Radeon HD 6450 natürlich und trotz ihrer verdoppelten Shader-Einheiten ein klares Angebot des LowCost-Markts mit nur der grundsätzlichen Spiele-Eignung,sollte aber weiterhin meilenweit von echten Einsteigerlösungen wie einer Radeon HD 5550 oder GeForce GT 430 entfernt sein. Diese Karte dürfte daher zuallererst in Büro-PCs Verwendung finden, zudem dürfte der zugrundeliegende RV910/Caicos-Chip wohl in vielen günstigen Notebooks verbaut werden. Wie gesagt sind alle neu vorgestellten AMD-Karten derzeit aber nur für OEMs erhältlich und es ist nicht sicher, ob diese zu den gleichen Spezifikationen auch im Retail-Markt auftauchen werden. Dies und die natürlich noch fehlende Retail-Preisangabe machen eine komplette Bewertung der neuen AMD-Karten derzeit unmöglich, hierzu wird man auf den Retail-Verkaufsstart und die damit einhergehenden unabhängigen Testberichte abwarten müssen.

AMD hat in seinem eigenen Blog etwas zum TurboCore der kommenden Bulldozer-Architektur gesagt. Bisher war das grundsätzliche System ja so, daß AMDs Prozessoren unter TurboCore die Hälfte der Rechenkerne um einen festen Betrag übertakteten, während Intels Prozessoren unter dem TurboMode je nach Anzahl der aktiven Rechenkerne gewisse Übertaktungen versuchten, die aber von der TDP bzw. der Thermik limitiert wurden. Bei Sandy Bridge funktioniert das TurboMode-System inzwischen ganz gut durch höhere seitens Intel angesetzte TurboMode-Aufschläge wie auch den größeren Spielraum, bis die Prozessoren-TDP erreicht wird. AMD will bei Bulldozer nun in die faktisch gleiche Richtung gehen und unter TurboCore 2.0 alle Rechenkerne dynamisch übertakten, je nachdem wie es unter die TDP der einzelnen Prozessoren passt. Wie bei Intel hängt damit letztlich alles von der Praxiswirkung ab und läßt sich anhand der nominellen Ansetzung nur wenig über den zu erwartenden Erfolg sagen.

Bei der ComputerBase hat man sich speziell mit der integrierten Grafikeinheit der Sandy-Bridge-Prozessoren beschäftigt. Die Performancemessungen ergaben dabei das zu erwartende Bild – die bessere HD3000-Grafikeinheit ist in etwa so schnell wie eine Radeon HD 5450 DDR3, die allerdings wesentlich häufiger verbaute HD2000-Grafikeinheit fällt dagegen um runde 40 Prozent zurück. In der Frage der Bildqualität ist Intel allerdings nicht gleichwertig, das Anti-Aliasing von Intel ist in der Praxis und trotz der nominell gleichen technischen Ausführung nicht so gut wie bei AMD und nVidia, der anisotrope Filter von Intel liegt gar noch deutlicher zurück. Was abseits dessen auch weiterhin für eine extra Grafikkarte selbst im LowCost-Bereich spricht, ist die nach wie vor nicht befriedigende Qualität der Intel-Grafiktreiber: Daß gewisse Spiele nicht laufen oder daß das Controlpanel mal abstürzt, mag derzeit noch verzeihlich sein, ein durch die Intel-Grafiklösung forcierter Systemabsturz liegt jedoch weit außerhalb der Eigenansprüche von Intel an die Systemstabilität.

Shortcuts: Noch nachzureichen wäre eine Erwähnung von HT4Us wunderbarem Artikel zu AMDs PowerTune-Technologie der Radeon HD 6900 Grafikkarten. Der Artikel erklärt, wie diese Technologie genau funktioniert und was für Auswirkungen die einzelnen PowerTune-Settings auf Performance und Stromverbrauch von Radeon HD 6950 & 6970 haben. Bei Hardware-Infos hat man dagegen den praktischen Versuch angetreten, einen QuadCore-Prozessor komplett passiv zu kühlen. Als Versuchsobjekte dienten dabei ein Phenom X4 9150e mit einer TDP von 65 Watt unter einem Noctua NH-D14 Kühler, womit der problemlose Betrieb unter der passiven Kühlung auch gelingt. Ob diese allerdings angesichts von 73 Grad Lasttemperatur (und nur 32 Grad Lasttemperatur unter Hinzunahme zweier Lüfter mit nur 1200 bzw. 1300 U/min) wirklich sinnvoll ist, sei dahingestellt – technisch ist es jedenfalls realisierbar.

Seitens der PC Games Hardware kommt das erste deutschsprachige Review zur Radeon HD 6950 1GB. Es bestätigt die Auffassung der bisherigen Testberichte, wonach diese Karte bis zu 1920x1200 mit 4x Anti-Aliasing keine beachtbaren Performanceunterschiede zur 2GB-Ausführung hat. Und letztlich berichten Golem über angebliche Gerüchte, Intel würde Ivy Bridge wegen der aktuellen Chipsatz-Probleme auf den Sommer 2011 vorziehen. Dies ist aber aus zwei Gründen sehr unwahrscheinlich: Erstens ist selbst bei Intel das Vorziehen eines ganzen Prozessorenarchitektur um mehrere Monate nicht so einfach möglich, Ivy Bridge befindet sich derzeit gerade einmal im Evaluierungsstadium. Und zweitens basiert das Problem der Sandy Bridge Prozessoren ja auf der 6er Chipsatz-Serie – und im Sommer 2011 würde auch für Ivy Bridge nichts anderes als exakt diese 6er Chipsatz-Serie zur Verfügung stehen. Wenn Intel etwas vorziehen sollte (wenn möglich), dann wäre dies der Nachfolger der 6er Chipsatz-Serie mit Codenamen "Panther Point".