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News des 6. Oktober 2010

Laut SemiAccurate beschränkt sich nVidias Vorstoß in den Retail-Markt nicht nur auf die Ladenkette "Best Buy", sondern auch der Online-Händler "Newegg" ist mit an Bord – was die Angelegenheit aufgrund der schieren Größe der beiden Händler dann doch noch etwas pikanter macht, beide sind nämlich in ihrem Revier jeweils die Nummer 1 im US-Markt. nVidia scheint es also wirklich Ernst zu sein mit diesem "Test", was die einzelnen bisher mit nVidia-Chips arbeitenden Grafikkarten-Hersteller sicherlich mit Sorge betrachten werden. SemiAccurate bringen zudem auch eine weitere Begründung für diesen Schritt nVidias ins Spiel: Es könnte pur um die Marktmacht nVidias gehen, welche nach dem Wegfall des Chipsatz-Geschäfts gesunken und bisher nicht durch andere Geschäftsbereiche adäquat aufgefangen wurde.

Zudem droht mit den nächstes Jahr antretenden neuen Prozessoren-Architekturen mit leistungsfähigen integrierten Grafikchips seitens AMD (Bobcat & Llano) sowie Intel (Sandy Bridge) der mittelfristige Wegfall des kompletten LowCost-Geschäfts – welches zwar nie besonders sexy, dafür aber immer ertragsstark war. Nur mal kurz zur Bedeutung dieses Marktsegments: Im zweiten Quartal 2010 wurden 67 Prozent aller mit nVidia-Chips ausgerüsteten Grafikkarten im Preisbereich bis 100 Dollar verkauft. In diesem Preisbereich hängen sicherlich noch größere Teile des Mainstream-Geschäfts drin, aber man kann sicherlich vermuten, daß hierbei der größte Teil doch LowCost-Beschleuniger waren – möglicherweise gar 50 Prozent von nVidias gesamtem Stückzahlen-Absatz. Der Verlust dieses Geschäfts wird nVidia nochmals kleiner und als Marktteilnehmer weniger bedeutend machen – und trifft zudem Konkurrent AMD weniger stark, weil dieser über seine Prozessoren jederzeit einen Fuß in der Tür hat.

All dem könnte nVidia wenigstens in Umsatzzahlen mit einem eigenen Retail-Geschäft natürlich entgegenwirken – dann wird eben nicht mehr der GF100-Chip für 90 Dollar an die Grafikkarten-Hersteller ausgeliefert, sondern die komplette GeForce GTX 480 für 400 Dollar an den Großhändler. Die bei einem solchen Vorgehen neu auftauchenden Risiken hatten wir allerdings schon genannt: Erstens einmal sind ein Dutzend Grafikkartenhersteller in viel mehr Märkten weltweit präsent, als daß es eine Firma so auf die schnelle realisieren könnte. Und zweitens machen ein Dutzend Grafikkartenhersteller auch viel mehr Marketingwind um das Produkt als es eine Firma allein erzeugen könnte. Beide Punkte sorgen eigentlich folgerichtig für einen Verlust an Marktanteilen, sollte nVidia diesen Weg gehen – nur ist der hohe Marktanteil das einzige, was nVidia angesichts der viel kleineren Unternehmensgröße noch auf Augenhöhe mit den Chip-Schwergewichten AMD und Intel hält.

Fudzilla bringt in zwei Meldungen genaueres zu den Erscheinungsterminen der Fusion-Prozessoren: So soll der Ontario-Prozessor als die Mobile-Auskopplung der Bobcat-Architektur im ersten Quartal 2011 verfügbar werden – Fudzilla sprechen von einer Vorstellung auf der CES direkt am Jahresanfang und einer sich nahezu direkt anschließenden Verfügbarkeit. Da die Evaluierung neuer Mobile-Gerätschaften immer etwas mehr Zeit benötigt, könnten unter Umständen die Zacate-Prozessoren als Desktop-Auskopplung der Bobcat-Architektur auch minimal früher im Markt sein – sofern AMD diese zum gleichen Zeitpunkt in den Markt werfen will, was derzeit nicht gänzlich sicher ist. Zur Mainstream-Architektur Llano gibt es dagegen eine Verspätung zu vermelden, nachdem diese Prozessoren nunmehr erst im dritten Quartal 2011 in den Markt kommen sollen. Dies hört sich nicht so gut für AMD an, da man sich mit Llano durch die relativ starke Grafik-Performance dieser Prozessoren größere Anteile an den volumenträchtigen OEM- und Mobile-Segmenten ausrechnet.

Intel Sandy Bridge AMD Bobcat Intel Sandy Bridge E AMD Bulldozer AMD Llano
Zielmarkt Desktop/Mobile LowCost bis HighEnd Desktop/Mobile LowEnd bis LowCost Desktop HighEnd Desktop HighEnd Desktop/Mobile LowCost bis Mainstream
Zeitpunkt Vorstellung: CES 2011
Verfügbarkeit: CES 2011
Vorstellung: CES 2011
Verfügbarkeit: Anfang Q1/2011
Mitte Q2/2011 Ende Q2/2011 Q3/2011
Fertigung 32nm Intel 40nm TSMC 32nm Intel 32nm GlobalFoundries 32nm GlobalFoundries
Technik geringe bis mittlere Verbesserungen gegenüber Nehalem, zwei bis vier Rechenkerne, DualChannel Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1333 abgespeckter K8-Kern, ein bis zwei Rechenkernen, SingleChannel Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1333 geringe bis mittlere Verbesserungen gegenüber Nehalem, vier bis acht Rechenkerne, TripleChannel oder QuadChannel Speicherinterface, Speichersupport bis ? stark veränderter Kern in Modul-Bauweise, vier bis acht Rechenkerne, DualChannel Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866 Kern ähnlich wie aktueller K10-Prozessor (größerer Level2-Cache, kein Level3-Cache), zwei bis vier Rechenkerne, DualChannel Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866
Desktop-Sockel 1155 FT1 2010 AM3+ FM1
Taktraten (Desktop) 2.5 – 3.4 GHz ~ 1.6 GHz ? ? ?
integrierte Grafik Intel-Grafikchip "GT2 Graphics" (DirectX 10.1), Performance im Rahmen einer Radeon HD 5450 AMD-Grafikchip mit 80 Shader-Einheiten (DirectX11), Performance im Rahmen einer Radeon HD 5450 keine keine AMD-Grafikchip mit 400-480 Shader-Einheiten (DirectX11), Performance im Rahmen einer Radeon HD 5550 DDR3

So wird letztlich zuerst Intel seine neue Sandy-Bridge-Architektur auf der CES zum Jahresanfang präsentieren und auch direkt ausliefern können – was Intel in die erstklassige Position bringt, die Meßlatte für AMDs kommende Prozessoren noch höher zu setzen, ehe diese überhaupt im Markt sind. Auch mit der HighEnd-Architektur Sandy Bridge E scheint man etwas früher als AMDs HighEnd-Architektur Bulldozer antreten zu können – und je weiter die AMD-Projekte sich noch im Jahr verschieben, um so mehr rückt dann das Jahresende 2011 in den Blickpunkt, womit dann schon die Berichterstattung über die Sandy-Bridge-Refresharchitektur "Ivy Bridge" in 22nm zunehmen sollte. Wenigstens aus Sicht der Grafikchip-Entwickler ist speziell die Llano-Verschiebung von Vorteil: Wenn Llano dann endlich ausgeliefert wird, dürfte es doch schon bessere Mainstream-Grafiklösungen als die Radeon HD 5550 geben, womit die Grafikperformance von Llano zwar den LowCost-Markt kannibalisieren wird, der Mainstream-Markt aber vermutlich unangetastet bleiben dürfte.