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News des 28. Januar 2010

Wir kommen nochmal zurück auf die gestrige Meldung zu den aktuellen Marktanteilen im Grafikchip-Markt. Hierzu haben wir ein wenig das 3DCenter-Newsarchiv durchstöbert und dabei die entsprechenden Zahlen aus den Vergleichszeiträumen der Vorjahre herausgesucht, was einen ganz interessanten Überblick über die Entwicklung des Marktes über die letzten Jahre ermöglicht. Die frühesten uns vorliegenden Zahlen stammen aus dem vierten Quartal des Jahres 2002, wo nicht Intel Marktführer war, sondern nVidia mit 32 Prozent die Pole Position innehatte – gefolgt dann von Intel mit 28 Prozent und ATI mit 19 Prozent. Dies waren natürlich Zeiten, wo integrierte Mainboard-Lösungen noch weit weniger verbreitet waren, gleichzeitig gab es aber auch noch einen sehr breitgefächerten Markt an Chipsatz-Herstellern, welche diesen Markt bediente – nicht so wie heutzutage, wo Intel fast alle Chipsätze für seine Prozessoren liefert und AMD fast alle Chipsätze für seine Prozessoren.

Grafikchip-Marktanteile Q4/09

Die Breite des seinerzeitigen Angebots sieht man auch an dem Volumen, welchen die "anderen" Grafikchip-Anbieter wie SiS (XGI), VIA (S3), Matrox, 3Dlabs und PowerVR seinerzeit noch auf sich vereinen konnten – mit kummuliert 21 Prozent war dies fast ein Viertel des Marktes. Dieser Wert ist in den letzten Jahren Schritt für Schritt zurückgegangen und erreicht jetzt nur noch kummuliert 0,6 Prozent – die anderen Hersteller sind also faktisch aus dem Markt verschwunden. Dagegen setzte der Siegeszug von Intel bei den integrierten Grafikchips an, welcher letztlich derzeit aufgrund der schieren Masse der hierbei verkauften Stückzahlen auch zur Zurückdrängung der Marktanteile von ATI und nVidia geführt hat. Der Grafikchip-Markt hat sich in der letzten Dekade also grundlegend verändert: Am Anfang der Dekade waren die reinen Grafikchip-Firmen auch im Gesamtmarkt führend – sowohl durch den Wettbewerb bei den integrierten Grafikchips als auch unterstützt durch die Verkäufe an extra Grafikkarten.

ATI nVidia Intel andere
Q4/02 19% 32% 28% 21%
Q2/03 24,9% 24,7% 31,7% 18,7%
Q4/04 27,6% 18,6% 40,2% 13,6%
Q4/05 26,5% 18,7% 37,5% 17,3%
Q4/06 23,0% 28,5% 37,1% 11,4%
Q4/07 18,3% 33,6% 43,5% 4,6%
Q4/08 19,3% 30,6% 47,7% 2,4%
Q4/09 19,9% 24,3% 55,2% 0,6%

Am Ende der Dekade ist der Grafikchip-Markt dann zumindest in dieser Gesamtbetrachtung zu weiten Teilen zu einem Anhängsel des Prozessorenmarktes verkommen, weil jeder Wettbewerb bei den integrierten Grafikchips herausgenommen wurde und durch deren stark gestiegene Anzahl die in diesen Gesamtzahlen auch enthaltenen extra Grafikkarten weit entfernt davon sind, daran etwas ändern zu können. Verwunderlich ist an den aktuellen Zahlen allenfalls noch das nach wie vor gute Anschneiden von nVidia, welche nunmehr ja kein echtes Standbeim im Chipsatz-Markt mehr haben (und wohl auch nie mehr erringen werden). Was nVidia der Verlust des Chipsatz-Geschäfts gekostet hat, kann man problemlos schon im Jahresvergleich sehen, wo nVidia im vierten Quartal 2008 noch auf knapp über 30 Prozent Marktanteil kam und heuer nur noch bei 24 Prozent liegt – an den extra Grafikkarten liegt dieser Unterschied nicht, denn ATI gewann im gleichen Zeitraum nicht entsprechend hinzu.

Perspektivisch gesehen dürften Intel und ATI ihre Marktanteile wohl noch etwas weiter steigern, da beide Firmen durch die Verkäufe der eigenen Prozessoren immer ihr sicheres Standbein bei den integrierten Grafikchips haben werden, während nVidia zukünftig nur noch um den "Rest" streiten darf. Ein echter Wettbewerb findet somit nur noch bei den extra Grafikkarten statt, währenddessen der Markt der integrierten Grafikchips inzwischen nahezu wettbewerbsfrei ist. Hier haben die Wettbewerbshüter die letzte Zeit über leider vollkommen geschlafen – und mit der Integration von Grafikchips in den Prozessor selber bei Intel und zukünftig auch bei AMD führt wahrscheinlich auch kein Weg mehr zurück zu echtem Wettbewerb bei den integrierten Grafikchips.

HT4U berichten über eine Sonderausführung der Radeon HD 5870 seitens MSI namens "Radeon HD 5870 Lightning". Interessant ist an dieser Karte die Steigerung des Chiptaktes von 850 auf dann 1000 MHz – hier geht die Radeon HD 5870 also den Weg der Radeon HD 4890, von welcher es auch ab Werk übertaktete Versionen mit diesem hohen Chiptakt gibt. Ob MSI mit dieser Karte bereits die sich andeutende "Radeon HD 5890" vorwegnimmt, wäre noch abzuwarten – ATI kann ja derzeit die kommenden nVidia-Produkte einfach abwarten und muß erst dann entscheiden, auf welchen Taktraten genau diese Radeon HD 5890 laufen soll. Daß MSI aber schon jetzt eine Radeon HD 5870 mit 1000 MHz Chiptakt herauszubringen gedenkt, zeigt aber an, daß der RV870-Chip doch durchaus die Taktreserven für eine Radeon HD 5890 mit klar höheren Taktraten hat, welche dann in direkte Konkurrenz zur schnellsten SingleChip-Lösung auf Basis des GF100-Chips von nVidia gehen sollte.

Gemäß dem Heise Newsticker wurde von Regierungsseite bezüglich den in der Neufassung des Jugendmedienschutzstaatsvertrages vorgesehenen Jugendschutzverschärfungen deutlich zurückgerudert und die Behauptung aufgestellt, daß dies alles ja nicht so gemeint wäre. Wieso man dies aber dann explizit in einen Vertrag mit Gesetzesrang hineinschreibt, dürfte für ewig das Geheimnis der Verfasser sein – und daß die deutsche Sprache nicht ausreichend für exakte und notfalls scharf abgrenzende Formulierungen sein soll, ist auch keine Diskussion wert. Allerdings hatten wir uns in unserer früheren Berichterstattung zum Thema sowieso weniger an den jetzt maßgeblich kolportierten Änderungen der Haftungsregeln aufgehalten – einfach weil der Vorschlag, daß auch Internet-Provider Haftung für die von ihnen durchgeleiteten Inhalte übernehmen sollen, sich mit anderen Gesetzeswerken glasklar beißt und daher sowieso niemals Gesetzeskraft hätte erlangen können.

Allerdings will man in der Tat mit dem neuen Jugendmedienschutzstaatsvertrag die Grenzen dessen erweitern, wer als Inhalteanbieter zu gelten hat. Landläufig betrachtet man hierunter nur den Webseiten-Betreiber selber und dies auch nur für eigene Inhalte (und nicht beispielsweise für Forenpostings von Forennutzern), die grundsätzliche Haltung der Jugendschützer geht aber in diese Richtung, zukünftig auch Admin-C, Suchmaschinenbetreiber, Plattformbetreiber, Linksetzer und Anbieter von fremden Inhalten als vollverantwortliche "Inhaltsanbieter" zu betrachten. Dies dürfte größere Probleme nach sich ziehen, denn wenn Suchmaschinenbetreiber für die von ihnen verlinkten Inhalte und Plattformbetreiber für die von den Nutzern eingestellten Inhalte jugendschutzrechtlich voll haftbar gemacht werden würden, kann man die eigene Webseite eigentlich nur noch prophylaktisch und durchgehend als "ab 18" einstufen lassen.

Was heutzutage nur eine zwar augenscheinlich unzutreffende, aber wenigstens rechtlich sichere Klassifizierung wäre, könnte nach dem nicht dementierten Teil des Jugendmedienschutzstaatsvertrages zukünftig zu ernsthaften Konsequenzen für bundesdeutsche Webseiten führen – dann nämlich, wenn die Idee der Sendezeitbegrenzungen für Internet-Seiten nicht doch noch gestrichen wird. In diesem Vorhaben ist nach wie vor das größere Gefährungspotential zu sehen, auch wenn die Idee an sich erst einmal so absurd klingen mag, daß sich niemand deren Durchsetzung so recht vorstellen kann. Trotzdem muß klar gesagt werden, daß wer überhaupt auf solcherart Ideen kommt, durchaus den Willen und wahrscheinlich auch den politischen Rückhalt hat, dies auch durchsetzen zu wollen. Ein erster Anfang hierzu wurde schließlich schon vor Jahren gemacht, als mit der letzten Neufassung des Jugendmedienschutzstaatsvertrages die Berichterstattung über ab-18-Medien in extra abgeschottete Bereiche verdrängt (oder eben ganz aus dem bundesdeutschen Internet herausgeekelt) wurde.