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News des 12. November 2009

Wie u.a. Golem (mit umfangreicher Bildergalerie) vermelden, hat AMD seine neuen Prozessorarchitekturen Bobcat & Bulldozer für das Jahr 2011 nunmehr offiziell angekündigt. Bobcat ist dabei eine Prozessoren-Architektur, welche speziell für das Mobile-Segment und dort auf geringstmöglichen Verbrauch getrimmt wurde – hierbei werden also keine Chips des Desktop-Segments für das Mobile-Segment weiterbenutzt, wie bislang üblich. Allerdings geht AMD bei Bobcat wohl nicht wirklich hoch hinaus in der Performance, es soll hierbei primär ein (deutlich) schnellerer Atom-Kontrahent entstehen – wirklich leistungsfähige Notebooks dürften also trotz Bobcat weiterhin mit den Mobile-Versionen von Desktop-Chips ausgerüstet werden. Für diesen Bereich steht ab 2011 die neue Bulldozer-Architektur bereit, mittels welcher AMD einige Veränderungen am bisherigen CPU-Design bringt.

AMD Bulldozer-Prozessorenarchitektur Blockschaltbild

Blockschaltbilder vom aktuellen K10-Core sowie von Intels Nehalem sind hier zum Vergleich verfügbar, auffallend gegenüber dem K10-Design ist vor allem die komplette zweite Integer-Pipeline beim Bulldozer-Design. Hierbei handelt es sich um AMDs Antwort gegenüber Intels HyperThreading – nur daß AMD einen ganzen Schritt weitergeht und nicht nur einfach ein paar doppelte Register einbaut, sondern eben eine komplette zweite Integer-Pipeline inklusive auch doppelt ausgeführten Integer-Ausführungseinheiten. Die FP-Einheiten wurden scheinbar ebenfalls verdoppelt, hängen allerdings an einem gemeinsamen Scheduler, hier ist also nicht alles doppelt vorhanden. Dies dürfte in der Summe gänzlich andere Effekte haben als Intels HyperThreading: Jenes ist bis auf Ausnahmefälle eigentlich nur zur "Resteverwertung" gedacht, sprich zur etwas besseren Auslastung der bestehenden Hardware-Einheiten.

AMDs CMT-Ansatz ("Chip Multithreading") ist dagegen eher so zu beschreiben, daß damit pro Core eigentlich zwei Rechenkerne vorhanden sind – möglicherweise meldet sich der Prozessor so auch beim Betriebssystem (ein QuadCore-Prozessor als mit acht Kernen ausgerüstet), obwohl es wie gesagt keine zwei ganz vollständigen Kerne sind. Damit will AMD dann auch deutlich mehr Performance aus dem einzelnen Core herausholen – und zwar nicht nur in speziellen auf MultiThreading optimierten Fällen, sondern eben generell. Hier steht uns also eine gewisse (derzeit in ihrer Höhe natürlich noch kaum prognostizierbare) Steigerung der Pro/MHz-Leistung ins Haus – genau das, was AMD braucht, um mit Intel mitzuhalten, nachdem man bei der Fertigungstechnologie doch regelmäßig um ein Jahr zurückliegt.

Die aktuellen Probleme von AMD auf dem CPU-Sektor sind damit aber bei weitem noch nicht ausgeräumt, da Bulldozer wie gesagt erst 2011 erscheint und AMD bis zu diesem Zeitpunkt mit der aktuellen K10-Architektur leben muß, für welche auch keine weiteren Verbesserungen oder kleinere Fertigungstechnologien geplant sind. Man steht ja schon jetzt nicht wirklich gut im Markt und wird über das Jahr 2010 betrachtet wahrscheinlich nochmals an Marktanteilen verlieren, weil Intel in diesem Zeitraum seine Nehalem-Prozessorenserie wirklich groß ausfahren wird. Und für das Jahr 2011 und Bulldozer hat AMD das Problem, daß Intel eigentlich schon zum Jahresende 2010 hin seine Nehalem-Nachfolgearchitektur "Sandy Bridge" vorstellen will. Bulldozer wird also kaum mehr gegen Intels Nehalem, sondern eher gegen "Sandy Bridge" antreten – und Intel dürfte bei dieser neuen Prozessorenarchitektur natürlich auch noch die eine oder andere Schippe oben drauf legen.

Sehr entscheidend ist hierbei auch, daß AMDs Mainstream-Plattform mit dem Llano-Prozessor samt integrierter DirectX11-Grafiklösung (das "Fusion"-Projekt) technologisch anscheinend weiterhin auf dem K10-Kern aufbaut – Llano ist also keine kleinere Ausführung von Bulldozer, sondern eine Fortführung der aktuellen K10-Architektur. Sicherlich wird AMD mittels der 32nm-Fertigung dann bessere Taktfrequenzen bieten können, eventuell kommen auch noch kleinere interne Verbesserungen hinzu – trotzdem erscheint es als fragwürdig, ob AMD im Jahr 2011 mit einem verbesserten K10-Kern noch punkten kann. AMD verläßt sich in dieser Frage anscheinend ganz und sonders auf die Zugkraft des "Fusion"-Programms – dies sollte aber nicht dazu verleiten, bei der CPU-Entwicklung stehenzubleiben. Denn wenn der Lack von Fusion ab ist, wird man erkennen, daß es sich hierbei nur um billige integrierte Lösungen handelt, welche schlicht vom Mainboard auf die CPU gewechselt sind – ohne aber daß dies etwas an der Leistungsklasse dieser "Beschleuniger" ändern würde.