12

News des 12. Juni 2009

Tom's Hardware bringen in zwei Meldungen ein paar Neuigkeiten zu Intels Larrabee: Erstens einmal soll die aktuelle Larrabee-Entwicklungsstufe (angeblich) die Performance einer GeForce GTX 285 erreichen – womit nicht gesagt ist, daß dies auch auf reale Spiele zutrifft, hier können die Intel-Ingeniere genauso auch nur die theoretische Rechenleistung meinen. In jedem Fall ergibt sich das primäre Problem für Larrabee dadurch, daß ATI und nVidia zum Zeitpunkt des derzeit anivisierten Larrabee-Launchs im ersten Halbjahr 2010 schon längst Grafikkarten am Markt haben werden, welche klar schneller als jene GeForce GTX 285 sein werden.

Natürlich bleibt auch die Larrabee-Entwicklung nicht stehen und gerade beim Larrabee-Design dürfte es wohl einfach sein, durch zusätzliche Recheneinheiten für einen Performancesprung zu sorgen – allein, dies verschiebt alle Releasepläne natürlich nochmals um mehrere Monate nach hinten. Wenn nicht, dann müsste sich Intel damit zufriedengeben, im ersten Halbjahr 2010 mit der ersten Larrabee-Ausführung in 45nm nur das Niveau der Performance-Grafikkarten von ATI und nVidia zu erreichen und erst mit der Umstellung auf die 32nm-Fertigung (Termin für Larrabee noch unbekannt) richtig angreifen zu können.

Darauf deutet dann auch stark die zweite Meldung hin, wonach das aktuelle Larrabee-Design in 45nm eine Die-Fläche von runden 650mm² belegen soll und damit ein sehr großer Chip wäre (GT200 in 65nm: 576mm²). Viel mehr wird in den 45nm-Prozeß gar nicht zu pressen sein, mehr Ausführungseinheiten sind damit der 32nm-Fertigung vorbehalten. Zudem läßt sich Intel das Larrabee-Projekt ganz offensichtlich einiges kosten, denn mit dieser Die-Größe wird es nicht einfach, wirtschaftlich zu fertigen – vor allem, wenn man keinen Performance-Leader hinbekommt und dementsprechend auch keine HighEnd-Preise realisieren kann.

Auch hier ist wieder zu vermuten, daß Larrabee zumindest anfänglich ein klares Zuschußgeschäft für Intel wird – aber mit Blick auf die langfristig angetrebte Dominanz auf dem Grafikchip-Markt dürfte Intel dies wohl problemlos mitgehen. Allerdings gibt es hierzu auch deutlich abweichende Meldungen, welche zumindestens die vorstehende Performanceeinschätzung klar in Frage stellen: So gibt es in unserem Forum von einem im gewöhnlichen in diesen Fragen sehr gut informierten Nutzer zu lesen, daß Intel bei Larrabee angeblich schon beim A7-Silizium sein soll und daß Larrabee zudem unter bestimmten Bedingungen sehr schlecht gegenüber nVidias GT200 abschneidet – im Extremfall bis zu 40mal schlechter als der nVidia-Chip.

Beides deutet auf generelle Probleme mit der Larrabee-Hardware hin, welche es dann doch wieder wahrscheinlich machen, daß Intel das erste Larrabee-Design in 45nm nicht mehr herausbringt, sondern möglicherweise gleich auf das danachfolgende zweite Larrabee-Design übergeht, welches dann in 32nm gefertigt sein wird. Damit würde sich Larrabee aber erneut deutlich verspäten – und in diesem Punkt kommen dann aber interessanterweise beide Quellen zum selben Schluß: Man geht beiderseits davon aus, daß Larrabee wohl erst im Jahr 2011 erscheinen wird. Dies wäre deutlich nach dem anfänglich einmal anivisierten Erscheinungstermin Ende 2008 und würde zudem ATI und nVidia deutlich mehr Zeit geben, entsprechend zu reagieren. PS: The Inquirer bringen zudem EVGA und Larrabee in Zusammenhang, ohne allerdings klar oder mit Quelle auszusagen, daß EVGA wirklich Intel-basierte Grafikkarten herauszubringen gedenkt.

Eine gewisse Bestätigung zu den kürzlich genannten Daten zu GT218, GT216 und GT214 ergibt sich durch ein auf der Computex zu sehendes Notebook mit einer verbauten "GeForce GT 240M", deren Daten exakt dem GT216-Chip (48 Shader-Einheiten & 128 Bit DDR Speicherinterface) entsprechen. Die Taktfrequenzen dieser Lösung waren im übrigen mit 550/1210/790 MHz Mobile-typisch etwas niedriger als für die Desktop-Karten prognostiziert (600-650/1300-1400/800 MHz). Allerdings gab sich die Karte weiterhin als "DirectX 10.0" aus – entweder sind also die Gerüchte über DirectX 10.1 bei den GT21x-Chips falsch oder aber der benutzte nVidia-Treiber unterstützt diese Funktionalität noch nicht. Technisch möglich wäre natürlich auch eine Abspeckung des G94b-Chips (64 Shader-Einheiten & 128 Bit DDR Speicherinterface), so das die ganze Sache weiterhin nicht wirklich sicher ist.

Laut Bit-Tech soll Intels erster Sechskern-Prozessor für den Desktop-Einsatz sogar noch dieses Jahr erscheinen, basierend auf dem Bloomfield-Nachfolger "Gulftown" in 32nm. Gemäß früheren Informationen will Intel allerdings erst einmal nur einen Sechskern-Prozessor als "Extreme Edition" mit entsprechendem Preis in den Markt entlassen – und es ist nicht einmal gesichert, ob auch zukünftige Sechskern-Modelle nicht ebenfalls unter diesem Label vermarktet werden, da jenes in diesem speziellen Fall auch wirklich einmal zutrifft. Viel mehr macht derzeit auch keinen großen Sinn, da zum einen im Desktop-Markt kaum praktische Anwendungsmöglichkeiten für sechs Prozessorenkerne existieren, zum anderen AMD diesem Prozessor bei weitem nichts vergleichbares entgegenstellen kann.

Golem berichten über das Ende des (kopierschutzfreien) analogen Ausgangs bei Blu-Ray-Playern, welcher nach dem Willen der Contentindustrie in Etappen über die nächsten Jahre stattfinden soll. Konkret dürfen dabei ab 2011 nur noch neue Player hergestellt werden, welche auf dem analogen Ausgang nur eine einfache Auflösung (SD) anbieten, ab 2014 dürfen neue Geräte dann gar keinen analogen Ausgang mehr aufweisen. Problematischerweise dürfte diese Regelung aber nicht nur neu gekaufte Geräte betreffen, denn mittels neuen Blu-Ray-Titeln werden auch alte Player auf neue Versionen des Kopierschutzsystems AACS aktualisiert – womit ab den genannten Jahreszahlen die neuen Regeln ergo auch auf alten Playern durchgesetzt werden könnten.

Ob dies passiert, ist noch nicht wirklich klar – schließlich wird hier in die Rechte des Konsumenten an einwandfrei bezahlter Hardware eingegriffen, was Rechtsstreitigkeiten hervorrufen könnte. Möglich wäre für alte Player aber ein Kombi-Modell, wonach neuere Titel mit neuerer AACS-Version beim Abspielen der neueren Titel die analogen Ausgänge nicht mehr zulassen bzw. beschränken, diese Einschränkungen aber nicht auf ältere Titel mit älterer AACS-Version zutreffen. Ganz nebenbei muß bei dieser Gelegenheit konstatiert werden, daß der Übergang zur vollständig kopiergeschützten digitalen Ausgabe doch weit problemloser über die Bühne geht als man Mitte des Jahrzehnts annehmen konnte, wo dieser Technologiesprung doch teils sehr heftig diskutiert wurde.

Der Heise Newsticker berichtet über eine interessante Anekdote zum Thema der geplanten Internet-Sperren: Ausgangspunkt ist hier erst einmal die Behauptung eines US-Internetnutzers, sein ISP würde ihm den Zugriff auf andere DNS-Server verweigern und alle DNS-Anfragen zwangsweise zum providereigenen DNS-Server umleiten. Inzwischen stellte sich dies im konkreten Fall zwar als Fehlinformation heraus, allerdings gibt es durchaus hier und da Fälle, wo dies – teilweise nicht einmal mit böser Absicht – durch die ISPs so gehandhabt wird. Prinzipiell gesehen würde sich diese Maßnahme aber auch dazu eigenen, um die Benutzung alternativer DNS-Server zur Umgehung der geplanten Internet-Sperren auszuhebeln.

Dabei bekommt der Nutzer von dieser Umleitung noch nicht einmal etwas mit – glaubt also wahrscheinlich, daß die Konfiguration eines alternativen DNS-Servers erfolgreich gewesen wäre. Ob der eingestellte DNS-Server mit dem tatsächlich benutzten übereinstimmt, läßt sich allerdings durch den Dienst Netalysr feststellen. Zudem existiert natürlich auch für diese Maßnahme eine Umgehungsmöglichkeit: Die Umleitung von DNS-Zugriffen erfolgt zumeist durch Umleitung aller Zugriffe auf den Port 53 (Standard-Port für DNS-Abfrage), durch eine Änderung der Portnummer für DNS-Abfragen kann man dieser Maßnahme somit entkommen. Ob das ganze jemals eine Relevanz bekommt, wird sich noch zeigen – es muß aber eben klar gesagt werden, daß hierfür (wie auch beim Thema der alternativen DNS-Server) schon längst entsprechende Gegenmaßnahmen existieren.