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News des 3. Juni 2009

Golem zeigen die ATI-Präsentation, in welcher der kommende DirectX11-Grafikchip RV870 auf der Computex angekündigt wurde. Allerdings hielt sich ATI auch hierbei deutlich mit neuen Informationen zurück – so wurde noch nicht einmal der Codename bestätigt bzw. war ATI ein ungefährer Launchtermin zu entlocken. Einzig allein in der Präsentation selber preschte man mit der Behauptung vor, daß allererste DirectX11-Silizium liefern zu können – was aber im Sinne einer maßgeblich für die eigenen Großabnehmer gemachten Präsentation auch nicht viel bedeuten mag. Zumindest zeigt die Präsentation wenigstens einen Screenshot eines laufenden DirectX11-Programms – was auf einen bei ATI schon laufenden DirectX11-Chip hindeutet.

Andererseits wäre dies angesichts des lange angedachten Launchtermins im dritten Quartal nun nicht so verwunderlich, daß man nun schon ein erstes lauffähiges Silizium hat, an welchem man herumprobieren kann. Die größte Hürde für den RV870 (und für nVidias GT300-Chip) scheint nach wie vor darin zu liegen, daß TSMC die 40nm-Fertigung gerade für große und sehr große Chips nicht auf Touren bekommt und somit die Ausbeute nicht so ist, daß man eine wirtschaftliche Massenfertigung starten könnte. Es gibt ja sogar Gerüchte, daß ATI den RV870 prinzipiell schon ab Juli präsentieren könnte – aber zu diesem Zeitpunkt schlicht keine Lieferfähigkeit gegeben wäre, einmal abgesehen vom Fehlen von DirectX11 selber.

Somit konzentrieren sich die aktuellen Gerüchte zum RV870-Launch auch eher denn auf den späten September oder frühen Oktober, ergo kurz vor dem offiziellen Launch von Windows 7 am 22. Oktober. Bis dahin sollte TSMC die aktuellen Probleme wohl auch in den Griff bekommen oder aber zumindest eine gewisse Anzahl an Chips für den ersten Ansturm gefertigt haben, so daß ein Paperlaunch wohl nicht zu befürchten ist. DirectX11 selber wird im übrigen zuerst tatsächlich nur auf Windows 7 zur Verfügung stehen und auf Windows Vista nur nachgereicht werden – wieviel später dies passieren wird, ist derzeit noch vollkommen unklar.

Seitens nVidia gab es dagegen gar nichts zum Thema zu hören, was eigentlich erstaunt, da für einen Herbst-Launch die Computex eine der letzten Gelegenheiten ist, um die eigene Kundschaft entsprechend anzuwärmen – gerade da die Computex weniger eine Endabnehmer-Messe ist wie die E3 oder die CeBIT, sondern mehr ein Treffpunkt der Einkäufer und Produktmanager. Demzufolge erscheint es als unwahrscheinlich, daß nVidia den RV870-Launchtermin unterbieten kann – wenn, dann gäbe es jetzt bereits irgendwelche Aktivitäten in diese Richtung hin zu verzeichnen. nVidia scheint derzeit vielmehr immer noch mit der Umsetzung der G9x-Serie auf die 40nm-Fertigung zu kämpfen, denn die lange erwarteten Grafikchips GT218, GT216 und GT214/GT215 sind auch mit dem Computex-Start noch nicht veröffentlicht, angekündigt oder sonstwie erwähnt worden.

Lange erwartet, hat Intel nun zwei weitere Ausbaustufen der Core i7 Prozessorenfamilie vorgestellt: Den Core i7-950 mit 3.06 GHz und den Core i7-975 XE mit 3.33 GHz. Da dafür aber die "alten" Modelle 940 (2.93 GHz) und 965 XE (3.2 GHz) vom Markt genommen werden und die neuen Modelle deren Preispositionen einnehmen, bleibt in dem Sinne alles beim alten – nur das Intel halt bei den beiden schnellsten Nehalem-Modellen den Takt um jeweils 133 MHz angehoben hat. Der Performancegewinn hieraus ist damit wie zu erwarten bescheiden und dürfte in den meisten Fällen auch eher dem durch die etwas geringere Verlustleistung des neuen D0-Steppings besser wirkendem TurboMode zu verdanken sein – da sich dieser an der TDP-Grenze abregelt, bedeutet eine geringere reale Verlustleistung mehr Übertaktspielraum unter dem (automatisch wirkenden) TurboMode.

Ansonsten dürfte es sich bei den beiden neuen Prozessoren auch schon um eine bessere Abgrenzung zu der im September zu erwartenden Nehalem-Mainstreamauskopplung "Lynnfield" handeln, welche mit bis zu 2.93 GHz getaktet sein wird und daher durchaus mit in den Taktbereich der Core i7 Prozessoren hineingeht. Dies trifft nun aber nur noch auf die kleinste Core i7 CPU in Form des 920er Modells mit 2.66 GHz zu, welche Intel bewußt als Einsteigerangebot zu einem relativ günstigen Preis im Markt läßt – durch die Taktanhebung beim mittleren und großen Core-i7-Modell wird gleichzeitig deren klar höherer Preispunkt etwas besser gerechtfertigt. Diese insgesamt aber nur eher gemächliche Entwicklung im Core-i7-Bereich zeigt aber auch wieder sehr deutlich, daß Intel in diesem Marktsegment die Konkurrenz fehlt und man daher nicht gezwungen ist, das herauszubringen, was man wirklich leisten könnte.

Der Heise Newsticker berichtet über eine gewisse Verwirrung über die kommenden Lynnfield- und Clarkdale-Prozessoren, welche allerdings eher deren Mainboard-Unterbau betrifft. Zwar treten beide Prozessoren gemeinsam im Sockel 1156 an, richten sich aber dennoch an grundverschiedene Anwenderkreise: Mit den Lynnfield-Prozessoren (QuadCore, TurboMode, integriertes PCI Express 2.0 x16-Interface, aufsplittbar auf zwei Grafikkarten) geht man in den Mainstream-Bereich hinein und will wohl alle diejenigen ansprechen, denen der Core i7 derzeit noch zu teuer (vor allem im Vergleich zum Core 2 Quad) ist. Der Clarkdale richtet sich dagegen an den Massenmarkt, wo es eher um einen günstigen Heim- oder Bürorechner mit vernünftiger, aber nicht übertriebener Performance geht.

Daher gibt es dort auch nur DualCore, wahrscheinlich keinen TurboMode, zudem ist das integrierte PCI Express 2.0 x16-Interface auch nur für eine Grafikkarte nutzbar – und zudem steht ja sowieso der aufs Prozessoren-Die integrierte Intel-Grafikchip zur Verfügung, welcher bei Clarkdale-Systemen wohl vorwiegend zum Einsatz kommen wird. Genau für diesen hat Intel aber auch bei den Lynnfield/Clarkdale-Mainboard-Chipsätzen (alles aus der 5er Chipsatz-Serie außer dem X58) spezielle Vorkehrungen getroffen, damit das auf dem Prozessoren-Die erzeugte Display-Signal dann auch im Mainboard-Chipsatz ankommt und von diesem an den Monitor ausgegeben werden kann. Die Daten fließen dabei über eine "FDI" (Flexible Display Interface) genannte Anbindung zwischen Prozessor und Chipsatz – dieses FDI fehlt aber beispielsweise beim Mainstream-Chipsatz P55.

Jener P55-Chipsatz kann somit wohl nur für die Lynnfield-Prozessoren verwendet werden, trotz daß der Sockel der gleiche ist wie bei den Clarkdale-Prozessoren. Welche weiteren Einschränkungen es in der recht umfangreichen 5er Chipsatz-Serie geben wird, ist derzeit nicht bekannt, eine vollständige Interkompatibilität zwischen Lynnfield und Clarkdale fällt aber aufgrund dieser Information schon einmal flach. Gut möglich, daß die Käufer letztlich über kleine, zuerst unscheinbare Details letztlich doch strikt in drei abgeschlossene Gruppen – HighEnd (Core i7), Mainstream (Lynnfield) und LowCost (Clarkdale) – aufgetrennt werden und man zwischen diesen Gruppen nicht aufrüsten kann, sondern im Fall des Falles immer gleich das ganze Grundsystem (aus CPU und Mainboard) auswechseln muß.