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News des 18./19. April 2009

Der Heise Newsticker will "aus Unternehmenskreisen" erfahren haben, daß es erste DirectX11-Beschleuniger von ATI eventuell schon im Juli oder August geben könnte – und damit weit vor dem bisher anvisierten DirectX11-Startzeitpunkt Ende des Jahres. Nun sind diese Gerüchte nicht ganz neu, sind aber bislang nie über den Status von Gerüchten hinausgekommen – was auch mit der Meldung des Heise Newstickers nicht besser wird, da keinerlei Quellen genannt werden und die ganze Sache somit nur halbgar bleibt. Trotzdem ist die Angelegenheit ernst zu nehmen und daher also damit zu rechnen, daß ATI den Markt mit einem frühen DirectX11-Beschleuniger überraschen könnte. Damit würde ATI dann ein ähnlicher Coup gelingen wie seinerzeit mit dem R300-Chip (Radeon 9500/9700 Serie), wo man auch Monate vor nVidia im Markt war.

Denn bei nVidia dürfte es beim GT300-Releasezeitpunkt zum Jahresende bleiben, sofern die kürzliche Meldung zum Tape-Out des GT300-Chips im Juni korrekt war. Wie allerdings auch den R300 als ersten DirectX9-Chip (Release im August 2002, DirectX9 kam erst im Dezember 2002) würde einen derart vorfristigen DirectX11-Chip von ATI natürlich das Fehlen von DirectX11 behindern, welches erst mit dem Release von Windows 7 zum Jahresende zu erwarten ist. Erschwerend kommt hier hinzu, daß sich derzeit noch nicht einmal die Vorgängerversion DirectX10 bei den Spieleentwicklern wirklich durchgesetzt hat – begründet auch durch die große Anzahl an Anwendern, welche derzeit durch Windows XP kein DirectX10 nutzen können.

Insofern ist ergo allein von DirectX11 derzeit recht wenig zu erwarten, der Vorteil dieser aktualisierten Programmierschnittstelle dürfte sich erst in zwei bis drei Jahren ergeben, wenn es mehr als nur ein paar erste Vorzeigespiele auf DirectX11-Basis gibt. Allerdings ist ATI durch die neuen Anforderungen von DirectX11 und natürlich auch durch den Punkt, daß das aktuelle RV7x0-Design inzwischen in einigen Punkten ausgereizt sein dürfte, doch zu einigen größeren Änderungen am Grafikchip-Design gezwungen – gerade dies dürfte das RV870-Design interessant machen. Hier dürfte letztlich auch wieder ein deutlicher Performancesprung gegenüber den aktuellen ATI-Angeboten herauskommen, durchaus in die Richtung des Doppelten einer Radeon HD 4890 (grob spekuliert).

Daneben soll laut dem Heise Newsticker auch die Radeon HD 4000 Serie noch auf die 40nm-Fertigung umgesetzt werden – womit aber wahrscheinlich nicht der RV740-Chip der Radeon HD 4750/4770 gemeint ist, welcher nun am 28. April starten soll. Ergo scheint möglicherweise doch noch eine Radeon HD 48x0 auf 40nm zu kommen, welche durchaus Sinn machen würde: Denn erste DirectX11-Angebote für Mainstream- und LowCost-Segmente wird es kaum vor dem Frühjahr 2010 geben, diese Preisbereiche werden ergo so lange noch die "alten" DirectX10-Beschleuniger besetzten müssen. Wenn der RV790 also noch so lange in Gebrauch sein soll, wäre es durchaus wirtschaftlich, diesen Grafikchip noch einmal auf die 40nm-Fertigung umzusetzen.

Bei Hardware-Infos hat man sich mit der Frage beschäftigt, wie die aktuellen Grafikchips von ATI und nVidia unter Anti-Aliasing skalieren, ermittelt anhand von Radeon HD 4870 1024MB und GeForce GTX 285 1024MB jeweils hinauf bis zu 8x Anti-Aliasing unter der Auflösung von 1680x1050. Dabei ergibt sich das eigentlich zu erwartende Ergebnis, daß sich beide Grafikchip-Entwickler beim Performanceverlust unter 2x Anti-Aliasing (ATI: -7,9%, nVidia: -6,4%) und 4x Anti-Aliasing (ATI: -12,0%, nVidia: -12,6%) eigentlich nichts nehmen und daß diese Anti-Aliasing Stufen von den aktuellen HighEnd-Beschleunigern in den allermeisten Fällen auch sehr problemlos und mit geringen Frameraten-Verlusten bewältigt werden.

Den großen Unterschied gibt es nur unter 8x Anti-Aliasing, wo die Radeon HD 4870 1024MB ihre 17,4 Prozent verliert, die GeForce GTX 285 1024MB allerdings immerhin 25,7 Prozent. Wären beide Karten von der Grundschnelligkeit her identisch, würde sich ATI hier allein mit dem besseren 8xAA-Verfahren einen Vorteil von 11 Prozent herausarbeiten – und hier liegt auch der Grund, weshalb ATI trotz nominell etwas langsamerer Spitzenbeschleuniger bei Benchmarks unter 8x Anti-Aliasing zumeist doch wieder vor nVidia liegt. Eventuell wäre das Ergebnis unter 1920x1200 sogar noch etwas deutlicher ausgefallen, aber auch so ist die Aufgabe für nVidia in der Zukunft klar: Die Effektivität des 8xAA muß deutlich aufholen, gerade da dessen Bedeutung zukünftig eher zunehmen als abnehmen dürfte.