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News des 15. April 2009

Expreview vermelden in China aufgetauchte Radeon HD 4830 Karten mit ab Werk freigeschalteten 800 Shader-Einheiten, was dem Standard von Radeon HD 4850/4870 entsprechen würde. Besonders irritierend ist dabei, daß dies bei Karten von PowerColor, Sapphire und Triplex vorgekommen sein soll, es sich also nicht um Einzelfälle handelt. Es scheint sich aber nicht um fälschlicherweise mit einem 4850er BIOS ausgelieferte Karten zu handeln, denn der GPU-Z-Screenshot zeigt bei den default-Taktraten die Werte der Radeon HD 4830 an. Expreview gehen hier von einer ähnlichen Marketingaktion wie bei den freischaltbaren Phenom II X3 Prozessoren aus, wo man ja bis heute vermutet, daß diese nicht ganz zufällig ungelockt in den Handel gelangt sind.

Ob sich dies aber rein für den chinesischen Markt lohnt, wäre allerdings zu bezweifeln – und in westlichen Breitengraden sind solche Karten bislang noch nicht aufgetaucht. Möglich wäre natürlich auch, daß die Lagerbestände an Radeon-4830-Chips bei einigen Grafikkartenherstellern bereits aufgebraucht sind, ATI bekannterweise nichts mehr nachliefert und man sich demzufolge einfach bei den Radeon-4850-Chips bedient. Wie dies dann allerdings finanziell zu stemmen ist (immerhin hat der Radeon-HD-4850-Chip trotz des gleichen Siliziums einen höheren buchhalterischen Wert) und was ATI dazu sagt, ist unklar. In jedem Fall dürfte es sich aber um einen kurzfristigen Spaß handeln, denn die Radeon HD 4830 läuft mit dem Erscheinen des RV740-Chips im Mai wahrscheinlich umgehend aus.

Zu eben jenem RV740-Chip berichten Fudzilla, daß auch dessen kleinere Ausführung Radeon HD 4750 über einen extra Stromanschluß verfügen wird. Bislang war dies nur zu der größeren RV740-Ausführung Radeon HD 4770 bekannt, deren TDP bei 80 Watt liegt, was einen extra Stromanschluß voraussetzt. Beide RV740-Varianten setzen sich somit deutlich von ihrem direkten Mainstream-Vorgänger, dem RV730-Chip der Radeon HD 4600 Grafikkarten ab, welche komplett ohne extra Stromanschluß auskommen. Allerdings hat ATI zwischen RV730 und RV740 die Hardware-Einheiten auch nahezu verdoppelt (Shader und TMUs verdoppelt, ROPs und Speicherinterface gleich), insofern ist der höhere Strombedarf der RV740-Chips trotz deren 40nm-Fertigung verständlich. Speziell bei der Radeon HD 4750 dürfte der extra Stromanschluß zudem eher der zusätzlichen Betriebssicherheit dienen, die Karte sollte weniger als 75 Watt (beziehbar über den PCI-Express-Steckplatz) verbrauchen.

Wie die X-bit Labs berichten, wird AMDs Fertigungsunternehmen "Globalfoundries" erste Grafikprozessoren erst mit dem Start der 32nm-Fertigung herstellen. Zwar soll die 32nm-Bulk-Produktion schon frühzeitig im Jahr 2010 zur Verfügung stehen, HighEnd-Chips wird AMD unter 32nm aber voraussichtlich nicht vor dem Jahresende 2010 bringen – die eigene neue Prozessorenarchitektur "Bulldozer" in 32nm steht ebenfalls erst zum Jahreswechsel 2010/2011 an. Ob es mit ATI-Grafikchips in 32nm aus Globalfoundries-Fertigung deutlich früher wird, bliebe demzufolge stark abzuwarten und hängt natürlich auch entscheidend davon ab, zu welchen Zeitpunkten die Grafikkarten-Abteilung bei AMD überhaupt neue Grafikchips plant. Grob kann man somit sagen, daß 32nm für Grafikchips bei Globalfoundries zwischen Mitte 2010 (optimisch) bis Ende 2010 (pessimistisch) zur Verfügung stehen wird.

Wie u.a. HT4U vermelden, hat einer der wichtigsten Köpfe von IBM das Ende des Moore'schen Gesetzes vorhergesagt, in unserem Forum wird über diesen These schon diskutiert. Jetzt sind solcherart Voraussagen nichts neues, eigentlich gab es es diese schon des öfteren – und bislang haben sich alle noch geirrt und Moores Gesetz, wonach sich alle 18 Monate die Transistorenzahl verdoppelt, gilt derzeit immer noch uneingeschränkt. Dieses setzt primär immer weitere Strukturverkleinerungen der Chips voraus, um auf derselben Fläche die Mehrtransistoren unterbringen zu können. Und in der Tat werden weitere Fortschritte auf diesem Gebiet immer schwieriger, selbst wenn die nächsten großen Schritte – 32nm und 23m – schon am Horizont zu sehen sind.

Allerdings sieht der IBM-Mann den eigentlichen Bremsklotz nicht in der Fertigungstechnologie, sondern – und dies ist neu – im Marktbedarf. Bisher konnte man immer noch gleich große Chips mit jeweils größeren Transistorenmengen (durch die jeweils kleinere Fertigung) bauen und verkaufen, zukünftig wird man aber die kleineren Fertigungsgrößen möglicherweise dazu nutzen müssen, um seine komplette Produktion wirtschaftlicher zu gestalten. Dies ergibt sich aus dem Umstand, daß breite Felder der Computerbranche mit Leistung nahezu gesättigt sind und auch die automatische jährliche Steigerung des Leistungsbedarfs nicht mehr so großartig ausfällt. Sicherlich wird es immer Anwendungsfälle geben, wo nur Spitzenleistungen gefragt sind, aber diese gehen zunehmend zurück.

Im Massenmarkt tritt Performance als bisher nahezu allein entscheidendes Kriterium dagegen etwas zurück und wird nur noch zu einem wichtigen Kriterium – neben anderen wichtigen Kriterien beim Computerkauf. Sicherlich fürchten alle Chip- und Computerhersteller diesen Zustand und werden mittels Marketingkampagnen alles daran setzen, daß der unbedarfte Endanwender möglichst lange der Illusion anhängt, es müsse der schnellste verfügbare Rechner sein, um glücklich zu werden – aber den Druck des Faktischen kann man damit nur verzögern, nicht aufhalten. Und manchmal kann es ja auch ganz schnell gehen, wie der (von vielen Marktteilnehmern unerwartete) Erfolg der Netbooks zeigt.

Die Zukunft des PCs wird sich damit wohl generell in niedrigeren Preisklassen abspielen, für viele Anwender (und für die meisten Büro-PCs) reichen Geräte der Nettop- und Netbook-Klasse komplett aus, großer Bildschirm für eine hohe Produktivität vorausgesetzt. Damit ergibt sich deutlich weniger Platz für das bislang noch ziemlich breite Mainstream-Geschäft der 1000-Euro-PCs, hier könnte der Markt in fünf Jahren gänzlich anders aussehen. Und dann würde auch der IBM-Mann auch recht behalten: Nicht eine technologische Hemmschwelle würde Moores Gesetz beeenden, sondern schlicht der Umstand, daß man für viele Anwendungen einfach nicht mehr Leistung benötigt, als man ab einem gewissen, derzeit in dem Sinne schon erreichten Punkt aus den Chips herauslocken kann.

Im Fall Wikileaks.de haben Gulli mit dem Domaininhaber gesprochen, so daß nun endlich vollkommene Klarheit eintritt. Danach hat es in der Tat eine Kündigung des Domainproviders gegeben, welche schon zum Jahresende 2008 ausgesprochen wurde – an dieser Stelle ist allerdings vollkommen unbegreiflich, wieso Wikileaks nach der Nichterreichbarkeit der Domain wilde Anschuldigungen in die Welt gesetzt haben bzw. der Domaininhaber dieses nicht umgehend richtiggestellt hat und somit der Fall über die gesamten Osterfeiertage vor sich hin köchelte. Die Kündigung durch den Domainprovider erfolgte im übrigen, nachdem der Domaininhaber der Wikileaks.de-Domain versucht hatte, die Domain des Bundesnachrichtendienstes (BND) zu übernehmen, da deren Denic-Eintrag nicht den Denic-Vorschriften entsprach.

Diese Idee mag möglicherweise "unklug" gewesen sein, ob sie allerdings bei einem ganz anderen Vertragsgegenstand (der Wikileaks.de-Domain) eine Kündigung rechtfertigt, wäre durchaus noch eine gerichtliche Entscheidung wert – der Domainprovider hätte dieses Ansinnen ja auch einfach nur ablehnen können anstatt sich gleich mit seinem Kunden zu überwerfen. Springender Punkt an der ganzen Sache ist allerdings, daß es nach Aussage des Domaininhabers eine telefonische Vereinbarung mit dem Domainprovider geben haben soll, wonach die schon im voraus für ein Jahr bezahlten Domains noch bis zum Ablauf dieser regulären Vertragslaufzeit durch den bisherigen Domainprovider gehostet werden sollten.

Diese Vereinbarung wurde offensichtlich von dem Domainprovider nicht eingehalten – wobei dieser natürlich das (sicher schriftliche) Kündigungsschreiben in der Hand hält und die telefonische Vereinbarung hingegen schwer zu beweisen sein dürfte. In jedem Fall steckt hier deutlich weniger Verschwörungstheorie drin als anfänglich mancherorts angenommen, auch wenn dieser Verdacht aufgrund jüngerer Ereignisse (Hausdurchsuchung beim Inhaber der Wikileaks.de-Domain) nicht ganz von der Hand zu weisen war. In jedem Fall wird dies aber nur eine kurze Störung des Betriebs von Wikileaks.de bedeuten, da der Wechsel zu einem neuen Domainprovider schon in Arbeit ist und womöglich schon am Mittwoch abgeschlossen werden kann.