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News des 9. Januar 2009

Mit dem CES-Start hat nicht nur AMD den Phenom II, sondern auch nVidia die neue DualChip-Grafkikkarte GeForce GTX 295 offiziell vorgestellt sowie das neue SingleChip-Modell GeForce GTX 285 für Mitte des Monats angekündigt. Beide neuen Karten basieren auf der 55nm-Version des GT200-Chips (GT200b) und können die niedrigere Verlustleistung dieses Chips in die Waagschale werfen – bei der GTX285 reicht dies für etwas höhere Taktraten bei trotzdem niedrigerem Verbrauch, bei der GTX295 für eine mit der originalen 65nm-Version des GT200-Chips offensichtlich nicht machbare DualChip-Grafikkarte. Mit dieser will nVidia ATI den Titel des schnellsten 3D-Beschleunigers wieder abnehmen – was aufgrund der technischen Ansetzung eigentlich kein Thema sein sollte.

GeForce GTX 260 (192SP) GeForce GTX 260 (216SP) GeForce GTX 280 GeForce GTX 285 GeForce GTX 295
Chipbasis nVidia GT200, 65nm, 1400 Mill. Transistoren nVidia GT200, 65nm, 1400 Mill. Transistoren, demnächst GT200b in 55nm nVidia GT200b, 55nm, 1400 Mill. Transistoren 2x nVidia GT200b, 55nm, 2x 1400 Mill. Transistoren
Technik DirectX10, 192 Shader-Einheiten, 64 Textureneinheiten, 28 ROPs, 448 Bit DDR Speicherinterface DirectX10, 216 Shader-Einheiten, 72 Textureneinheiten, 28 ROPs, 448 Bit DDR Speicherinterface DirectX10, 240 Shader-Einheiten, 80 Textureneinheiten, 32 ROPs, 512 Bit DDR Speicherinterface DirectX10, 480 Shader-Einheiten, 160 Textureneinheiten, 56 ROPs, 2x 448 Bit DDR Speicherinterface
Taktraten 576/1242/1000 MHz 576/1242/1000 MHz 602/1296/1100 MHz 648/1476/1242 MHZ 576/1242/1000 MHz
Speicherausstattung 896 MB GDDR3 896 MB GDDR3 1024 MB GDDR3 1024 MB GDDR3 2x 896 MB GDDR3
Rechenleistung 476/715 GFlops 537/805 GFlops 622/933 GFlops 708/1063 GFlops 1193/1788 GFlops
Speicherbandbreite 112 GB/sec 112 GB/sec 141 GB/sec 159 GB/sec 224 GB/sec
Strombedarf (TDP/real) 182W/136W ?/150W (65nm) 236W/178W (65nm) 183W/? 289W/?
Anmerkungen läuft derzeit aus wird weiterbenutzt und aktuell auf 55nm umgestellt wird mit Erscheinen der GTX285 auslaufen, die letzten Modellen werden möglicherweise noch auf 55nm umgestellt vermutlich ab 15. Januar 2009 erhältlich ab sofort erhältlich

Denn zwar hat die GeForce GTX 295 von der GeForce GTX 260 das kleinere Speicherinterface und demzufolge auch die krumme Speicherbestückung von 2x 896 MB, dafür aber von der GeForce GTX 280 die volle Anzahl an Hardware-Einheiten in Form von 2x 240 Shader-Einheiten und 2x 80 Textureneinheiten. Die Performance der Karte ist also im Zwischenraum von GeForce GTX 260 SLI und GeForce GTX 280 SLI zu erwarten, was normalerweise ausreichend sein sollte, um eine Radeon HD 4870 X2 zu schlagen. ATI hat allerdings passend zum Launch der neuen nVidia DualChip-Grafikkarte einen neuen Beta-Treiber an die Hardware-Tester verteilt, welcher noch einmal einigen Boden gutmacht: Je nach Auflösung gewinnt die Radeon HD 4870 X2 damit zwischen 7 und 11 Prozent an Performance, was für den Treiber eines schon länger im Markt befindlichen Produkts ausgesprochen gut ist.

Viel wichtiger ist aber, daß dies reicht, um die Radeon HD 4870 X2 nahe genug an die GeForce GTX 295 heranzuführen, um beide Karten in etwa auf Augenhöhe zu sehen. Zwar gewinnt die nVidia-Karte weiterhin unter 1680x1050 und 1920x1200 mit jeweils 4x Anti-Aliasing, in der Auflösung 2560x1600 mit 4x Anti-Aliasing und allen Tests mit 8x Anti-Aliasing liegt dagegen die ATI-Lösung vorn. Dies war vorher nicht in dieser Form zu erwarten, schließlich hatte nVidia einen absolut eindeutigen Benchmark-Sieg prophezeit und auch die Vorab-Tests im Dezembers sprachen hierfür. Bei der Performance ist aber nur ein ungefährer Gleichstand zwischen Radeon HD 4870 X2 und GeForce GTX 295 zu konstatieren – je nach Auflösung und Setting liegt mal die eine oder die andere Karte vorn.

Allerdings hat nVidia noch ein ziemliches Ass im Ärmel: Gemäß mehrerer Testberichte konnte das Problem der Mikroruckler bei der GeForce GTX 295 deutlich eingedämmt werden. Es ist zwar weiterhin noch vorhanden, doch deutlich geringer als bei der ATI-Karte wahrnehmbar. Da dies ein Punkt ist, welcher SLI/CrossFire-User weiterhin nachhaltig ärgern kann (je nachdem ob man gegenüber Mikrorucklern empfindlich ist oder nicht), ist die nVidia-Lösung hier deutlich im Vorteil zu sehen, was auch den Gleichstand bei der Performance mehr als wettmacht. Unklar ist derzeit noch etwas, ob sich nVidia hier eine Hardware- oder Treiberlösung ausgedacht hat, letzteres würde dann ja auch anderen SLI-Konstruktionen zugutekommen.

Preislich setzt nVidia die neue DualChip-Grafikkarte im übrigen recht aggressiv an, die aktuellen Straßenpreise liegen bei 430 bis 460 Euro für die günstigeren Modelle. Gegenüber den bisherigen Preisen der Radeon HD 4870 X2 von 420 bis 440 Euro ist dies erst einmal sehr ansprechend, allerdings scheint ATI darauf mit einer Preissenkung für die Radeon HD 4870 X2 reagieren zu wollen: Im Gespräch ist ein Straßenpreis von 370 bis 380 Euro, welcher schon in den nächsten Tagen von den Onlinehändlern geboten werden soll. In diesem Fall hätte die ATI-Karte weiterhin ein klares preisliches Plus, welchem auch kein überzeugendes Performance-Plus auf nVidia-Seite gegenübersteht. Allerdings bleibt für nVidia der Trumpf der besseren Mikroruckler-Bekämpfung – und dieser Punkt ist eigentlich wertvoller als vergleichsweise 10 oder auch 20 Prozent mehr an Performance.

Die X-bit Labs haben sich mit der Grafikkarten-Performance unter C&C: Red Alert 3 beschäftigt. Das Spiel verfügt leider über einen unabschaltbaren Framelimiter (bei 30 fps), womit die x-bit Labs ausschließlich unter extremen Settings getestet haben, um entsprechende Unterschiede herausstellen zu können. Dabei liegen die ATI-Beschleuniger geradezu extrem vorn, ATI-Grafikkarten liegen in diesem Spiel (und unter den gewählten Settings) gern einmal 70 Prozent vor ansonsten gleichwertigen nVidia-Grafikkarten. Unsicher bleibt allerdings, ob dieses Verhalten unter der UltraHigh-Bildqualität gleichfalls auch unter der kaum schlechteren High-Bildqualität auftritt, hier hätte man wohl besser noch etwas tiefgehender gemessen.

TechARP haben einen angeblichen Mod-Guide am Start, mit welchem man aus einer GeForce 9600 GSO 384MB eine GeForce 8800 GTS 512MB machen können soll. Beide Grafikkarten basieren auf dem G92-Chip (bei der GeForce 9600 GSO gibt es aktuell auch G94-basierte Varianten, die an dem 512 oder 1024 MB Speicher zu erkennen sind) und besitzen eine unterschiedliche Anzahl an freigeschalteten Hardware-Einheiten sowie differierende Taktraten. Theoretisch wäre eine solche Modifikation lohnend, könnte man dadurch schließlich 58 Prozent mehr Rechenleistung und 52 Prozent mehr Speicherbandbreite gewinnen. Allerdings sind die Grafikkarten-Entwickler schon seit Zeiten der GeForce7 dazu übergegangen, die verschiedenen abgespeckten Grafikchips per Laserlock zu definieren, womit Modifikationen per BIOS-Mod eigentlich ausgeschlossen sein sollten.

Insofern ist reichlich unklar, wieso einfach eine andere BIOS-Version Tech ARP dazu befähigen soll, aus einer GeForce 9600 GSO 384MB eine GeForce 8800 GTS 512MB zu machen. Klar ist aber, daß die 8 Prozent Performance-Gewinn, welche Tech ARP mit dieser Aktion herausgeholt haben, definitiv nicht zu der beschriebenen Modifikation passt, da müsste wesentlich mehr herauskommen. Vermutlich hat das BIOS der GeForce 8800 GTS 512MB bei der benutzten GeForce 9600 GSO 384MB nichts anderes bewirkt, als daß diese Karte nun auf den Taktraten der GeForce 8800 GTS 512MB läuft – einfaches Overclocking also (welches man auch herkömmlich erreichen könnte) und mit Sicherheit nicht basierend auf der Freischaltung weiterer Hardware-Einheiten. Natürlich wäre es schön, wenn so etwas (wieder) funktionieren würde, aber derzeit gibt es keinerlei Anzeichen für erfolgreiche Freischalt-Modifikationen, gleich mit welchen (neueren) Grafikchips.