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News des 29. August 2008

Gemäß den X-bit Labs kommt der erste 45nm Desktop-Prozessor von AMD nicht mehr in diesem Jahr (2008 gibt es somit wahrscheinlich nur Server-Modelle), sondern kurz nach Jahreswechsel am 8. Januar 2009. Angeboten werden sollen anfänglich die Taktfrequenzen 2.8 und 3.0 GHz, was gegenüber den bisherigen 2.6 GHz beim Phenom X4 9950 einen gewissen, wenngleich sicherlich noch etwas unterdurchschnittlichen Taktsprung darstellt. Selbst mit einer etwas höheren Pro-MHz-Leistung bei den 45nm-Modellen (vornehmlich durch den größeren Level3-Cache) dürfte dies allerhöchstens dafür gut sein, um zu den Core 2 Quad Prozessoren aufzuschließen, selbst ein Einholen dieser Intel-Prozessoren ist auf der genannten Taktfrequenz eher unwahrscheinlich.

Das größere Problem für AMD dürfte aber sein, daß Intel zu diesem Zeitpunkt schon die wesentlich schnellere Nehalem-Architektur im Markt haben wird. Da AMD derzeit keine neue Architektur in der Hinterhand hat und mit der 45nm-Fertigung auch die Verbesserungen an der aktuellen Architektur für den Augenblick ausgereizt sind, kann AMD also gar nicht viel anderes tun, als die K10-Serie auf Takt zu prügeln, um mit Intel mitzuhalten. Und mit 3 Gigahertz beim Phenom-Prozessor dürfte da angesicht der Pro-MHz-Stärke der Nehalem-Architektur kaum etwas zu gewinnen sein, rein aus der vorhandenen Konkurrenzsituation heraus müsste AMD da noch einmal 30 bis 50 Prozent mehr Takt drauflegen. Und daß AMD dies mit dem aktuellen Prozessordesign erreichen kann, wäre leider doch zu bezweifeln.

Unter anderem der Heise Newsticker berichtet über einen neuen Vorstoß seitens Sony, einen allgemeingültigen DRM-Standard für Filme durchzusetzen. Dies solle passieren, um dem Schicksal der Musikindustrie zu entgehen, wo die vielen miteinander konkurrierenden DRM-Standards letztlich zu einer großflächigen Inkompatibilität von Formaten und Playern geführt und damit viele Musikkäufer in die Arme DRM-freier Angebote getrieben haben (und noch treiben). Praktisch will man die Aufgabenstellung dadurch lösen, daß nicht mehr jeder Shop-Anbieter auf sein eigenes DRM setzt, sondern daß die gesamte Rechteverwaltung aller Online-Shops im Film-Bereich von einer zentralen Stelle aus übernommen würde.

Damit könnte man diversen Problemen heutiger DRM-Insellösungen sehr effektiv vorbeugen: Bei einem Industrie-weiten Standard müsste beispielsweise kein Käufer mehr fürchten, nach der Abschaltung eines einzelnen Onlineshops nicht mehr an sein schon bezahlten Gut kommen zu können. Gleichfalls würde man Inkompatibilitäten mit verschiedenen Abspiel-Gerätschaften generell aus der Welt schaffen. Sogar die Übertragung von legalen Inhalten auf andere Dateiformate oder andere Hardware-Geräte könnte man dann problemlos lösen. Möglich wird das ganze allerdings nur, wenn sich die Verbraucher diesem zentralen DRM-Dienst im Prinzip komplett öffnen: Alle Abspielgeräte und natürlich alle Inhalte werden dann bei einem einzigen Dienst registriert sein.

Und diese Informationen dürften dann auf jeden Fall Begehrlichkeiten wecken, wenigstens die der werbetreibenden Industrie. In Überwachungsstaaten dürften sich aber auch die ewigen Schnüffler dafür interessieren, was die Bürger so konsumieren – wenn man es derart auf dem Silbertablett serviert bekommt, greift man natürlich zu. Zudem würde sich auch die deutsche Zensur selbst bei im Ausland erstandenen Inhalten durchsetzen lassen: Man könnte den Betreiber des zentralen DRM-Dienstes schlicht anweisen, keine Lizenzierungen für in Deutschland offiziell nicht erhältliche Inhalte zuzulassen. Die Macht eines solchen zentralen DRM-Dienstes ist dabei aber noch gar nicht ausgeschöpft, denn hat dieser erst einmal den Markt vollständig im Griff, sind noch wesentlich mehr Dinge möglich.

Dabei kann man an nachträgliche Änderung der Lizenzbestimmungen denken oder aber auch die Pflicht zu vom Anbieter gestellten Spionageprogrammen auf den eigenen PCs, um Raubkopien zu verhindern (mit möglichen Zweitnutzen für Schnüffeldienste) – von der Macht eines Monopoldienstes, die Preise zu bestimmen, ganz zu schweigen. Somit sind sicherlich zuerst einige Vorteile eines solchen Dienstes zu sehen, die langfristigen Nachteile wiegen aber unserer Meinung nach stärker. Gerade der erst einmal sinnvoll erscheinende zentrale, monopolistische Ansatz (und dabei wäre es egal, ob der DRM-Dienst nun eine Non-Profit-Organisation ist, er steht dennoch unter der Kontrolle der Filmindustrie) ist hier das große Problem, weil dieser in der Praxis immer zu Auswüchsen führen muß. Die Idee hört sich also prinzipiell nett an, ist wegen der damit verbundenen enormen Gefahren aber dennoch entschieden abzulehnen.