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News des 12. August 2008

Mit dem Launch der DualChip-Lösung Radeon HD 4870 X2 hat ATI – begleitet von einer staatlichen Anzahl entsprechender Testberichte – nun auch das Flaggschiff seiner RV770-Generation in den Markt entlassen. Die Karte taktet wie schon erwartet mit 750/1800 MHz und damit auf dem Niveau einer Radeon HD 4870, kommt allerdings generell mit 2x 1024 MB Grafikkartenspeicher daher und hat damit einen gewissen Vorteil gegenüber einem CrossFire-Gespann aus zwei Radeon HD 4870 Karten. Desweiteren hat ATI noch die Karten-interne Verbindung aufgebohrt und löst diese nunmehr mittels PCI Express 2.0 – was durchaus relevant ist, denn die alte PCI Express 1.1 Verbindung bei Radeon HD 3850/3870 X2 zwingt die ganze Karte in den PCI Express 1.1 Modus, egal ob das Mainboard auch PCI Express 2.0 beherrschen würde.

Bei der Performance macht die neue Karte erwartungsgemäß keine Gefangenen und dominiert das Feld nahezu mühelos. Beachtenswert ist dabei der Vorsprung vor einem CrossFire-Gespann aus zwei Radeon HD 4870 Karten, welcher wohl durch den Mehrspeicher der Radeon HD 4870 X2 hervorgerufen wird: Dies reicht von 10 Prozent unter 1600x1200 bis auf satte 30 Prozent unter 2560x1600 (jeweils bei 4x Anti-Aliasing). Da eine solche Karte eher denn für wirklich hohe Auflösungen überhalb von 22-Zöllern geeignet erscheint, macht sich der Mehrspeicher der Karte also wirklich gut und es darf auch für die normale Radeon HD 4870 gefragt werden, ob bei dieser nicht doch gleich 1024 MB Grafikkartenspeicher die bessere Lösung wäre.

Derzeit kann nVidia die Performance der Radeon HD 4870 X2 jedenfalls nur mit einer SLI-Lösung erreichen: Ein SLI-Gespann aus zwei GeForce GTX 260 Grafikkarten erklimmt in etwa dieselben Performance-Höhen. Die üblichen Nachteile von MultiChip-Lösungen sind aber bei beiden Karten die gleichen: Zuerst das Problem des nie hundertprozentigen SLI/CrossFire-Supports (mit teilweise einer niedrigeren Performance als SingleChip-Grafikkarten, Beispiele hier und hier) und dann das Problem der Mikroruckler, welches auch bei der Radeon HD 4870 X2 wieder nachgewiesen werden konnte. Leider gibt es an dieser Front keine wirklichen Verbesserungen, auf eine Hardware-Lösung gegenüber Mikrorucklern und ATI-Treibern, welche CrossFire dynamisch ein- und ausschalten können, warten wir leider immer noch.

Preislich ist die Radeon HD 4870 X2 überaus attraktiv angesetzt, die aktuellen Preise bewegen sich bei 400 bis 480 Euro, was sich nach Eingang der ersten Lieferungen auf wahrscheinlich 400 Euro einpendeln dürfte. Da eine Radeon HD 4870 mit 1024 MB Speicher derzeit runde 230 Euro kostet, kommt einem die Radeon HD 4870 X2 bei dieser Preisprognose günstiger als zwei solcher SingleChip-Karten. Auch gegenüber der nVidia-Konkurrenz sieht es nicht schlecht aus: Eine GeForce GTX 260 kostet derzeit zwischen 200 und 230 Euro, damit wird der Preispunkt der Radeon HD 4870 X2 zumindest nicht geschlagen. Sollte die GeForce GTX 260 allerdings in nächster Zeit tatsächlich breit in Richtung 200 Euro gehen und die Radeon HD 4870 X2 nicht unter 400 Euro rangieren, würde ATI in diesem Fall nicht den alleinigen Preis/Leistungssieger stellen, sondern müssten sich im 400-Euro-Segment Radeon HD 4870 X2 und GeForce GTX 260 SLI diesen Thron teilen.

Aus Preis/Leistungssicht wirklich interessant wird wohl erst die Ende August bis Anfang September zu erwartende Radeon HD 4850 X2 werden. Sollte ATI auch hier den Preispunkt zweier Radeon HD 4850 Karten unterbieten wollen, würde man auf 250 Euro oder weniger kommen. Bei der Performance ist die Radeon HD 4850 X2 (mit 2x 512 MB) in Richtung der klar teureren GeForce GTX 280 zu schätzen, angesichts dessen kann man dann wohl auch über die üblichen CrossFire/SLI-Nachteile hinwegsehen. Davon abgesehen spielt nVidia derzeit wohl auch wieder mit dem Gedanken an eine DualChip-Lösung auf Basis des GT200-Chips: Man wird dabei zwar nicht wesentlich mehr erreichen können als mit GeForce GTX 260 SLI und GeForce GTX 280 SLI schon jetzt machbar, aber der Marketingeffekt einer solchen Aktion ist – wie bei der Radeon HD 4870 X2 zu sehen – nicht zu unterschätzen.