13

News des 12./13. April 2008

nV News haben mal wieder eine Statistik über die Seitenzugriffe unter Windows XP und Vista veröffentlicht. Zu beachten wäre bei dieser, dass auf einer Technik-Webseite der Anteil von Windows Vista naturgemäß deutlich höher ist als allgemein im Web, wo Windows Vista zum Jahreswechsel gerade einmal die 10-Prozent-Markt knacken konnte. Bei nV News ist das Verhältnis deutlich günstiger für Windows Vista, es sind derzeit 54 Prozent Windows XP gegenüber 29 Prozent Windows Vista. Gut zusehen ist hierbei im übrigen, dass der Jahreswechsel Windows Vista wieder einem gewissen Schub gegeben hat, aktuell ist jedoch eher wieder eine Verflachung der Zuwachsrate zu beobachten.

Dies war gerade letztes Jahr sehr deutlich: Nach den Anfangsmonaten gingen die Zuwächse für Windows Vista etwa ab April 2007 deutlich zurück und robbt sich das neue Betriebssystem seitdem nur noch äußerst gemächlich nach vorn. Zwischen April 2007 und 2008 liegen auf nV News gerade einmal 2,0 Prozent zusätzlicher Marktanteil für Windows Vista (wobei Windows XP in diesem Zeitraum 2,8 Prozent einbüßte und somit auch andere Betriebssysteme gewinnen konnten). Die 2,0 Prozent Zugewinn über ein ganzes Jahr sind natürlich desaströs – da muss man nicht einmal einen Rechenschieber bemühen, um abzusehen, dass Windows Vista bis zum Markteintritt von Windows 7 auf keinen Fall mehr Windows XP als Marktführer ablösen wird können.

Vielmehr ist von einer Situation auszusehen, wo Windows Vista im Jahr 2010 als dem wahrscheinlichen Launchjahr von Windows 7 in der Allgemeinheit einen Marktanteil von ca. 25 bis 30 Prozent haben wird, auf Technik-Webseiten wie nV News dürften es in Richtung 30 bis 40 Prozent für Windows Vista sein. Windows XP dürfte in beiden Fällen weiterhin das klar führende Betriebssystem sein – und das zum Start von Windows 7 im Jahr 2010. Sollte dieses Betriebssystem vom Markt gut aufgenommen werden, dürfte dieses in kürzester Zeit die Zugewinne von Windows Vista absaugen, so dass Windows Vista auf diesen prognostizierten 25 bis 30 Prozent verweilen würde. Irgendwann im Jahr 2011 könnte sich dann eine Situation ergeben, wo Windows XP, Vista und 7 halbwegs gleichauf bei jeweils runden 30 Prozent Marktanteil liegen, danach sollte Windows 7 dann die Führung übernehmen.

Zwei relevante Dinge lassen sich aus diesem Prognosen mitnehmen: Erstens einmal wäre eine Konzentration der Software-Entwicklung auf Windows Vista ein Fehler – es sei denn, es handelt sich um langfristige Projekte, die sowieso erst zu Zeiten von Windows 7 erscheinen. Windows Vista wird für sich alleine jedoch wohl nie Marktführer werden – und was viel wichtiger ist, auch nie über die 50-Prozent-Marke kommen, dafür sind die aktuellen Zuwachsraten zu gering und ist der Vista-Nachfolger Windows 7 zu nahe. Und zweitens dürfte sich erst mit dem Erscheinen von Windows 7 der Anteil der Gamer, welche ein Direct3D10-fähiges Betriebssystem einsetzen, der 50-Prozent-Marke nähern. Diese Marke ist wohl erst im Jahr 2011 erreicht und erst für das Jahr 2012 ist dann eine rasante Abnahme des Marktanteils von Windows XP zu prognostizieren.

Bis zu diesem Zeitpunkt dürfte es also immer noch einen erheblichen Anteil an Windows-XP- und damit DirectX9-Nutzern unter den Gamern geben. DirectX9 dürfte uns also wesentlich länger erhalten bleiben als bislang vielleicht angenommen – was auch für die Spiele-Entwicklung seine Auswirkungen haben wird. Denn derzeit werden viele Direct3D10-Spiele ja noch dahingehend programmiert, dass man DirectX9 als Grundlage nimmt und dann einen Direct3D10-Aufsatz erstellt, um einige zusätzliche Direct3D10-Effekte zu zeigen. Diese Methode erzielt höchstmögliche Kompatibilität, nutzt aber einige der Vorteile von Direct3D10 (insbesondere im Bereich der einfacheren Programmierung) nicht aus, da sich diese nur ergeben, wenn das Spiel gleich grundsätzlich nur in Direct3D10-Code geschrieben werden würde.

Durch die wirklich lange Lebensdauer von Windows XP könnten die Spiele-Entwickler nun aber gezwungen werden, darauf noch einige Jahre lang zu verzichten. Einen wirklichen Schub erhält eine vom vorherigen Stand der Technik unkompatible Technologie wie Direct3D10 im gewöhnlichen erst dann, wenn exklusiv für sie entwickelt wird – konkret wären das Spiele, welche nur Direct3D10 unterstützen. Dass sich die Spiele-Entwickler auf so etwas einlassen, bevor die Direct3D10-unterstützenden Betriebssysteme wenigstens 50 Prozent Marktanteil haben, ist aber eher unwahrscheinlich – eine Grafikkarte kann man ja noch einfach mal so austauschen, bei einem Betriebssystem sieht das jedoch schon ganz anders aus. Lange Rede, kurzer Sinn: Spiele, welche nur noch Direct3D10 (und kein DirectX9 mehr) unterstützen, sind prognostiziert in Masse nicht vor dem Jahr 2011 zu erwarten.

Die Telepolis beschäftigt sich mit dem im EU-Parlament gescheiterten Versuch, Urheberrechtsverletzer mit einem Internet-Verbot zu belegen – wobei man besonders auf den Umstand aufmerksam macht, dass diese Entscheidung doch reichlich knapp ausfiel und damit mitnichten in der Zukunft Bestand haben muss. Davon abgesehen sei unsererseits hier noch ein Punkt eingeworfen, welcher in der bisherigen Diskussion zum Thema kaum erwähnt wurde: Die ganze Idee ist unserer Ansicht nach irrig, weil man Bürger nicht Nutzungsrechte für irgendwas entziehen kann, was regulär keine besondere Erlaubnis benötigt. Man kann ergo Führerscheine, Waffenscheinen oder sonstiges entziehen – weil diese Scheine bedeuten, dass man sich für die Nutzung dieser Dinge erst qualifizieren muss und diese Qualifizierung natürlich bei Missbrauch in Frage gestellt werden kann.

Wenn man dagegen einem Bürger die Internetnutzung verbietet, ist dies ähnlich willkürlich, als würde man diesem das das Trinken von Mineralwasser oder auch (übertrieben) das Atmen von Luft untersagen. So etwas wäre nur bei einer konkret zu begründenden Gefahrenlage möglich – ergo dann, wenn der Schutz der Gesellschaft angesichts eines konkreten Risikos höher zu bewerten wäre als die freien Entfaltungsmöglichkeiten des Individuums. Für den Fall von Urheberrechtsverletzungen im privaten Rahmen trifft dies sicherlich nicht zu. Hinzu kommt, dass mit der fortschreitenden Verlagerung von Dienstleistungen des Staates ins Internet ein Internetverbot auch rein praktisch nicht mehr durchsetzbar ist, insofern führen alle Überlegungen in diese Richtung hin zu letztlich rein gar nichts.

Wie unter anderem der Spiegel berichtet, wünscht sich der bundesdeutsche Verfassungsschutz zukünftig den geheimdienstlichen Zugriff auf die deutschen Internet-Knoten, über welcher der gesamte Internet-Verkehr in Deutschland läuft. Leider wurde nicht genau ausgeführt, wofür man diese Maßnahme benutzen will – denkbar wären hier drei Fälle: Erstens einmal das Abhören von eMails, welche über ausländische Anbieter laufen, auf welche die bundesdeutschen Behörden also auch mit der Vorratsdatenspeicherung keinen Zugriff haben. Zweitens die Überwachung von Zugriffen auf ausländische Webseiten, welche seitens des Verfassungsschutzes unter Beobachtung stehen – dies würde sozusagen in Server-Logs resultieren, ohne dass man Zugriff auf die Server selber hätte.

Und drittens die Kontrolle des bundesdeutschen Internet-Verkehrs auf "verdächtige" Schlüsselworte – ob nun in eMails, Foren, Chats oder Webseiten. Eine zusätzliche Variante wäre dann noch die Manipulation des Internet-Verkehrs, beispielsweise das Anhängen des Bundestrojaners an eMails oder Downloads – wobei dies wie gesagt dann keine passive Überwachung, sondern eben ein aktiver Eingriff in den Internetverkehr wäre. Wie der Verfassungsschutz das ganze allerdings mit dem deklarierten Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme in Einklang bringen will, wäre sicherlich sehr interessant zu erfahren – vor allem da die Ausnahmeregelungen dieses Grundrechts kaum greifen dürften, sich der Verfassungsschutz im Normalfall mit Informationsgewinnung beschäftigt und sich für den Fall konkret geplanter Taten sowieso polizeiliche Ermittler einschalten.