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News des 23. Januar 2008

Am Mittwoch hat ATI zwar nicht die kurzfristig auf den nächsten Montag verschobene HighEnd-Lösung Radeon HD 3870 X2 vorgestellt, dafür aber die Radeon HD 3x00 Lösungen für das LowCost- und Mainstream-Segment. Wie schon erwartet, sind Radeon HD 3450/3470 und Radeon HD 3650 auf Basis der Grafikchips RV620 und RV635 Direct3D-10.1-Wiedergänger der bisherigen Grafikchips RV615 (Radeon HD 2400 Serie) und RV630 (Radeon HD 2600 Serie), ansonsten blieb an der Hardware aber alles beim alten. So ist auch der RV620-Chip (Radeon HD 3450/3470) wieder nur mit 40 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 64 Bit DDR Speicherinterface ausgestattet und geht daher klar ins LowCost-Segment.

Allenfalls mittels der gewählten Taktfrequenzen erreicht ATI hier eine gewisse Mehrleistung gegenüber den bisherigen LowCost-Karten. So takteten bisher Radeon HD 2400 Pro mit 525/400 MHz und Radeon HD 2400 XT mit 700/700 MHz (wobei bei letzterer viele preislich gar nicht günstigere GDDR2-Varianten mit nur 700/500 MHz am Markt sind). Die Radeon HD 3450 tritt dagegen mit 600/500 MHz an, ein Taktratengewinn von ergo 14 bzw. 25 Prozent. Bei der Radeon HD 3470 sind es hingegen 800/950 MHz (der sehr hohe Speichertakt macht den großen Nachteil des 64 Bit DDR Speicherinterfaces bei dieser Karte wieder etwas wett), hier liegt der Taktratengewinn bei 14 bzw. immerhin 36 Prozent. Die Listenpreise dieser Karten liegen bei 55 bzw. 65 Dollar, was hierzulande wohl in anfänglichen Straßenpreisen von 50 bzw. 60 Euro resultieren dürfte.

Dafür ist die Radeon HD 3450 sicherlich schwer uninteressant, weil der preisliche Unterschied nicht den hohen Leistungsunterschied zur Radeon HD 3470 wiederspiegelt. Die Radeon HD 3470 hat wiederum maßgeblich mit ihrem Vorgänger Radeon HD 2400 XT zu kämpfen, diese Karte ist derzeit im Preisbereich von teilweise schon 35 Euro zu finden und hat dafür natürlich trotz des Taktratenunterschieds das viel bessere Preis/Leistungsverhältnis – vor allem da die Radeon HD 3x00 Serie bekannterweise außer dem derzeit noch lange nicht nutzbaren Direct3D 10.1 nichts an 3D-Neuerungen mit sich bringt. Allerdings könnten die Preise der Radeon HD 3400 Serie nach Markteintritt auch noch entsprechend absinken, dann müsste man die Lage neu betrachten.

Der RV635-Chip (Radeon HD 3650) ist ebenfalls von den Hardware-Einheiten her gleich zum vorhergehenden RV630-Chip (Radeon HD 2600 Serie) mit 120 Shader-Einheiten, 8 TMUs und einem 128 Bit DDR Speicherinterface. Erstaunlicherweise setzte ATI die aus diesem Chip resultierende Radeon HD 3650 mit 725/500 MHz für die GDDR2-Version und 725/800 MHz für die GDDR3-Version eher handzahm an: Gegenüber der bisherigen Radeon HD 2600 Pro mit deren 600/400 MHz ergibt die GDDR2-Variante der Radeon HD 3650 zwar immerhin einen Taktraten-Aufschlag von 21 bzw. 25 Prozent, die bisherige Radeon HD 2600 XT GDDR3 taktet mit 700/800 MHz aber schon sehr ähnlich zur Radeon HD 3450 GDDR3. Eine schnellere Variante, wie sie gemäß der Vorabberichte in Form einer Radeon HD 3470 kommen sollte, hat ATI erst einmal nicht vorgesehen.

Ob eine solche Karte später noch kommt, bliebe zudem abzuwarten, da ATI die Radeon HD 3650 mit immerhin 99 Dollar Listenpreis ansetzt, was in Straßenpreisen von 75 Euro für die GDDR2-Version bzw. 90 Euro für die GDDR3-Version resultieren sollte. Wesentlich höher kann ATI aber preislich gar nicht gehen, weil die (dramatisch) schnellere Radeon HD 3850 inzwischen auch schon in Richtung der 130-Euro-Grenze tendiert und somit kein Platz mehr für RV635-basierende Karte mit einem Preispunkt von über 100 Euro zu sehen ist. Davon abgesehen enttäuscht die Radeon HD 3650 GDDR3 zu diesen Taktraten doch sehr, da diese Karte (auch laut dem ersten und bislang einzigem Testbericht von Hot Hardware nicht wirklich schneller ist als die schon jetzt für denselben Preis erhältliche Radeon HD 2600 XT GDDR3.

Gerade da nVidia sowohl für den LowCost- als auch den Mainstream-Markt wirklich schlagkräftige neue Lösungen vorzustellen plant, erscheinen diese neuen ATI-Lösungen doch reichlich klein geraten zu sein. Denn im LowCost-Bereich bietet man etwas mehr Leistung für einen etwas höheren Preis, im Mainstream-Bereich dieselbe Leistung für denselben Preis – hier ist absolut keine Entwicklung zu sehen, wenn man Direct3D 10.1 und den neuen Namen der Karten einmal außer acht läßt. Zwar ist klar, daß ATIs Strategie seit der Übernahme durch AMD deutlich in Richtung möglichst günstig herzustellender Lösungen geht, hier scheint man es damit aber doch etwas übertrieben zu haben. Im Retail-Geschäft dürfte ATI mit diesen neuen Lösungen jedenfalls kaum viele Interessenten finden – und allein nur auf das OEM-Geschäft und dessen Hang zu möglichst billigen Lösungen zu setzen, funktioniert im Grafikkarten-Business auch nicht wirklich, da in diesem der Retail-Markt abweichend von anderen PC-Geschäftsfeldern überdurchschnittlich stark ist.