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News des 27. Juli 2007

Seitens Hard Tecs 4U berichtet man über ein auf AMDs "Technology Analyst Day" gezeigtes und laufendes PC-System mit einem Phenom FX QuadCore-Prozessor mit 3.0 GHz Takt und zwei Radeon HD 2900 XT Karten im CrossFire-Verbund. Das interessante hieran ist aber nicht die Demonstration dieser reinen Möglichkeit, denn sicherlich wird sich in den Vorserien-Exemplaren der Phenom-FX-Prozessoren immer ein Exemplar finden lassen, welches sich irgendwie auf 3.0 GHz übertakten läßt – sondern vielmehr die dazugehörige Aussage von AMD, daß der gezeigte Rechner "praktisch fertig zur Auslieferung" sei und vor Ende des Jahres auch in den Markt kommen wird. Wenn damit auch die vorgenannte Taktrate des Prozessors gemeint ist, scheint sich hier zumindestens für das Desktop-Segment doch interessantes anzubahnen, nachdem AMD bei den Server-Prozessoren auf K10-Basis nach eigenen Aussagen dieses Jahr nicht mehr überhalb von 2.6 GHz gehen wird.

Allerdings ist eben bei diesen Server-Prozessoren der reine Takt noch nie das Maß aller Dinge gewesen – und wenn AMD die wenigen K10-Prozessoren, welche sich für wirklich hohe Taktfrequenzen eignen, in den Desktop-Markt gibt, ist dies aus Marketingsicht sicherlich sinnvoller. Damit könnte AMD nämlich endlich wieder einmal Intel im HighEnd Desktop-Segment angreifen, wo man im Prinzip seit dem Erscheinen der Core 2 Duo Linie klar zurückliegt. Sicherlich werden die reinen Verkäufe solcherart HighEnd-Prozessoren AMD selbst bei entsprechend hohen Stückpreisen niemals alleine wieder zurück in geschäftlich ruhige Fahrwasser führen, aber ebenso wie bei den Grafikkarten gilt hier die einfache Weisheit, daß Benchmark-Erfolge der HighEnd-Modelle immer auch das Geschäft mit den LowCost- und Mainstream-Modellen beflügeln.

In einem User-Beitrag bei InvestorVillage finden sich exakte Daten zu den Markt-Verhältnissen bei Mainboard-Chipsätzen, ermittelt von den Analysten von Mercury Research. Diese Daten beziehen sich ausschließlich auf die Marktanteile nach verkauften Stückzahlen – und nicht nach dem damit erzielten Umsatz, was die Anbieter von LowCost-Chipsätzen schlechter dastehen lassen würde (einmal abgesehen davon, daß Umsatz-Marktanteile aufgrund der größtenteils nicht ermittelbaren Endpreise (Listenpreis abzüglich teilweise individueller Rabatte) sowieso viel schwerer zu ermitteln sind). Interessant an der ganzen Aufstellung ist hierbei vor allem der Vergleich des abgelaufenen zweiten Quartals 2007 mit demselben Quartal 2006.

Hierbei hat der Gesamtmarkt um immerhin 15 Prozent zugelegt, wobei es trotz dieser eigentlich sehr günstigen Ausgangslage Hersteller gab, welche nicht nur auf niedrigere Marktanteile kamen, sondern sogar auch absolut an Stückzahlen einbüßen mussten. Auffällig sind hierbei vor allem AMD/ATI (im zweiten Quartal 2006 noch getrennte Firmen, hierbei dürfte der Marktanteil beider Firmen zusammengerechnet worden sein), welche von 7,6 Millionen ausgelieferten Chipsätzen im Q2/2006 (12,4 Prozent Marktanteil) auf 6,5 Millionen im Q2/2007 (9,2 Prozent Marktanteil) zurückfielen, sowie SiS, welche von 3,4 Millionen ausgelieferten Chipsätzen im Q2/2006 (5,5 Prozent Marktanteil) auf nur noch 1,5 Millionen im Q2/2007 (2,1 Prozent Marktanteil) ebenfalls heftig einbüßten.

Profitieren konnten in diesem Zeitraum hingegen Intel, welche sich von 35,3 Millionen ausgelieferten Chipsätzen im Q2/2006 (57,5 Prozent Marktanteil) auf 44,0 Millionen im Q2/2007 (62,3 Prozent Marktanteil) steigerten – und erstaunlicherweise nVidia, welche von 7,4 Millionen ausgelieferten Chipsätzen im Q2/2006 (12,0 Prozent Marktanteil) auf 10,5 Millionen im Q2/2007 (14,9 Prozent Marktanteil) zulegen konnten. Insbesondere letzteres ist eher erstaunlich, hat nVidia doch zumeist nur HighEnd-Chipsätze für den Retail-Markt und kaum Angebote für die volumenmäßig natürlich viel stärker vertretenen LowCost-PCs anzubieten. Nichts desto trotz ist nVidia inzwischen ganz klar zum Chipsatz-Hersteller Nummer 2 aufgestiegen – und wenn das Angebot noch etwas breiter werden würde, sind auch noch deutlich höhere Marktanteile realisierbar. AMD drückt dagegen natürlich in erster Linie der immer weiter fortschreitende Rückzug aus dem Markt der Intel-Prozessoren, welcher üblicherweise für den größten Teil des Gesamtmarktes steht.

Erstaunlich ist es aber trotzdem, daß der Marktanteil bei den Chipsätzen für die eigenen Prozessoren seit der ATI-Übernahme noch überhaupt nicht gesteigert werden konnte. Allerdings könnte es auch sein, daß dieser Effekt eher erst langfristig im Chipsatz-Markt wirkt und somit rein aktuell noch nicht sichtbar ist: So verkauft AMD derzeit immer noch Mainboard-Chipsätze für Intel-Prozessoren in Millionen-Stückzahl, selbst wenn diese aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit inzwischen längst vollkommen verschwunden sind. Für die Zukunft sollte man dennoch noch einige Kohlen drauflegen: Denn das derzeit noch laufende Intel-Geschäft dürfte irgendwann vollständig zu Ende gehen und dann sollte man im eigenen Markt doch wenigstens Marktführer sein. Man muß dabei sicherlich nicht wie Intel bei über 60 Prozent Marktanteil liegen, aber es sollte auch nicht zur Situation wie derzeit kommen, daß ein Konkurrent (und noch dazu mit nVidia gleich ein Erzkonkurrent) eine solche Position innehat ;).