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News des 26. Juli 2007

Verschiedene Quellen berichten über die Verlautbarungen, welche AMD auf seinem "Technology Analyst Day" ausgegeben hat und welche die AMD-Pläne bis zum Jahr 2009 skizzieren. Da zu den kommenden Prozessoren der K10-Architektur recht wenig neues gesagt wurde, sind vor allem die Ausführungen zum Thema Fusion interessant. Dahinter scheint nun doch deutlich mehr als nur die Integration eines (in der Leistungsklasse eines Mainboard-Chipsatzes befindlichen) Grafikchips auf dem Prozessor-Trägermaterial zu stecken: Vielmehr deutet sich an, daß AMD bei Fusion in erster Linie die bisher aus einem Baustein bestehende CPU in mehrere einzelne Bausteine aufsplitten will. Genannt wurden hier unter anderem der reine CPU-Kern, die Cache-Bausteine für Level1-, Level2- und Level3-Cache sowie die Controller für den Speicher, für HyperTransport, das I/O-System und der CrossBar-Switch (gut abgebildet hier).

All dies will AMD anscheinend zukünftig in extra Chips fertigen lassen, was zumindestens für das CPU-Design von Desktop-Prozessoren ein heftiger Paradigmenwechsel wäre. Auf der anderen Seite deuten sich ähnliche Entwicklungen ja auch bei den Grafikchip-Entwicklern an, welche mittelfristig nicht mehr einen supergroßen Grafikchip, sondern mehrere kleinere auf ein Grafikboard bringen wollen. Die gleichen Vorteile wie dort wird sich wohl auch AMD ausgerechnet haben: Einfachere und effektivere Fertigung bei jeweils kleineren Chips sowie eine deutlich höhere Flexibilität bei der Zusammenstellung der Endprodukte. Denn natürlich wird AMD bei Fusion nicht starr jeweils einen Chip einer Sorte aufs Trägermaterial pressen, sondern kann ganz flexibel für die jeweiligen Performanceansprüche mit mehreren Cachebausteinen oder/und mehreren Prozessorkernen arbeiten.

AMD will hier mit Fusion wirklich alle Marktsegmente von der Settopbox (welche nun absolut keine Leistungsanforderungen hat, aber wo eine hohe Integrationsdichte immer von Vorteil ist) bis hin zum ausgewachsenen Server-Prozessor (wo viele Prozessorkerne, große Caches und eine gute Anbindung an die Außenwelt Trumpf sind) bedienen. Dafür wird es nur zwei verschiedene CPU-Kerne geben: "Bobcat" als leistungsschwächeren und "Bulldozer" als leistungsstärkeren. Die anderen (voraufgezählten) extra Chips des Fusion-Designs dürften wohl komplett identisch sein, die verschiedenen Leistungsanforderungen je nach Einsatzzweck dürfte AMD dann über die Anzahl der jeweils verbauten Prozessorkerne und über deren Taktrate erreichen können. Damit sind mit derselben Grundproduktion Endprodukte für verschiedenste Einsatzzwecke und Performanceansprüche machbar.

Speziell zur wahlweise verbauten Grafiklösung läßt sich allerdings sagen, daß aufgrund des konzipierten Einsatzzweckes hier wirklich nicht mehr als ein Ersatz für die integrierten Grafiklösungen von Mainboard-Chipsätzen zu erwarten ist. Auch stellt sich Fusion nunmehr nicht mehr primär als Zusammenführung von CPU und GPU dar, dies ist nur eine Seite dieses Projekts. Viel stärker interessanter ist die Aufteilung der CPU in reinen Prozessorkern und weitere Spezialchips, welche zukünftig von AMD wahlweise kombiniert werden können. Ob AMD damit die bisher zumeist als "in einem Stück" gefertigten CPUs wird ablösen können, wird sich dann ab 2009 zeigen – allerdings kann man sicherlich trefflich darüber spekulieren, daß über kurz oder lang der Weg sowieso in diese technologische Richtung hin gehen würde.

In den News zum 20. Juli haben wir uns wieder einmal eines streitbaren Themas angenommen – dem Problem, daß es kein Direct3D10 unter Windows XP seitens Microsoft gibt. Dazu ist auch sofort eine Diskussion entbrandt – vorwiegend mit kritischen Stimmen, welche einen anderen Standpunkt zum Thema einnehmen, was wir hiermit auch respektieren wollen. Allerdings ergab sich dieser Diskussion auch, daß wir einen Hauptpunkt unserer Argumentation offensichtlich nicht wirklich gut haben ausdrücken können. Ein häufig angebrachtes Gegenargument ist hierbei, daß Microsoft schließlich nicht für nunmehr "ältere" Betriebssystem Features kostenlos nachliefern muß. Dies ist auch vollkommen richtig, irgendwann will man schließlich für die geleistete Arbeit auch mal wieder Geld in Form des Verkaufs eines neuen Betriebssystems sehen und nicht die alten Betriebssyssteme immer wieder kostenlos aufrüsten.

Allerdings handelt es sich bei Direct3D10 nicht um ein Feature oder Zusatzprogramm wie den Media Player, den Internet Explorer oder die integrierte Brenner-Funktionalität. Denn dies sind alles Dinge, ohne welche das Betriebssystem problemlos auskommen kann, dies sind klare Zusätze. Direct3D10 ist aber eine ganz andere Kategorie, es ist die Unterstützungs-Software für eine neue Hardware. Und hier kommen wir zur Grundfunktionalität eines Betriebssystems – die besteht nämlich schlicht darin, eine möglichst breite Auswahl von Hard- und Software auf eben diesem Betriebssystem lauffähig zu machen. Die Unterstützung von Direct3D10 durch ein Betriebssystem ist nichts anderes als die Unterstützung von USB, PCI Express, neueren Prozessoren, IPv6 oder anderen Dingen – es ist schlicht Grundfunktionalität, und damit eben kein optionales(r) Feature oder Zusatzpack.

Normalerweise würde es also zur primären Aufgabe von Microsoft gehören, im breiten Einsatz befindlichen Betriebssystemen wie Windows XP (niemand redet über Windows 98 oder 2000, weil diese einfach nicht mehr breit eingesetzt werden), Hardware-Unterstützung für neu aufkommende Hardware-Technologien zu bieten, ganz egal ob das dem Unternehmen nun keine weiteren Einnahmen generiert. Es ist eine pure Selbstverständlichkeit, zur Lebenszeit eines Betriebssystem dessen Grundfunktionalität zu garantieren. Man kann dies sogar mit zur "durch den Kauf erworbenen Leistung" hinzurechnen, weil man einfach erwarten kann, daß der Hersteller eines Betriebssystems über einen gewissen Zeitraum garantiert, daß das Produkt innerhalb dieser Zeit auch wie ein Betriebssystem funktioniert – und das bedeutet eben in erster Linie die Unterstützung aktueller Hard- und Software.