Alle Jahre wieder gibt es im Herbst ein neues Note von Samsung – womit eine gewisse Klientel das neue Top-Telefon unbedingt besitzen muß, nicht ganz unähnlich den eisernen Titan-Käufern im Grafikkarten-Markt. Wie auch in den letzten Jahren ist der Sprung zum jeweiligen Vorgänger allerdings fast nur dem Studium der Datenblätter zu entnehmen. Im Fall des Note 20 Ultra ist nicht einmal der Größenzuwachs sofort optisch wahrnehmbar, denn trotz 6,9 Zoll Bildschirmdiagonale ist das Telefon insgesamt nur minimal größer als ein Note 10+. Dies bleibt natürlich ein Vorteil des neueren Gerätes – aber im generellen Maßstab sind die Vorteile zwischen den jährlichen Editionen natürlich zuletzt eher gering. Die großen Sprünge der ersten drei Note-Generationen sind heutzutage wohl einfach nicht mehr machbar, dafür ist die aufgebotene Technik (schon lange) zu gut.
Plastisch läßt sich dies am vorliegenden Note 9 festmachen, welches intensiv genutzt wurde und mit Apps regelrecht vollgemüllt wurde – und trotzdem keinerlei Anzeichen dafür gibt, in irgendeiner Form langsam zu sein. Die bei den neueren Notes verbauten Prozessoren und Speichermengen sind demzufolge eher denn Selbstzweck und sollen die Fachpresse bzw. Benchmark-Fraktion begeistern, bei den allermeisten Nutzern verpufft diese (extreme) Power jedoch ziemlich. Demzufolge müsste die Konzentration auf andere Dinge gelegt werden, wo man eventuell noch nutzvolle Verbesserungen finden kann. Leider ist es gar nicht so einfach, hier etwas zu finden: Display-Helligkeit, Akku-Laufzeit und Kamera-Möglichkeiten sind schon beim Note 10+ in so hohem Maßstab ausreichend, dass die sicherlich vorhandenen Verbesserungen beim Note 20 Ultra nicht mehr in einen zählbaren Gewinn umschlagen.
Eher fällt auf, wo sich Samsung immer noch nicht bewegt hat – obwohl die nachfolgenden Punkte keinerlei Technik, sondern nur etwas Gehirnschmalz benötigen würden: Im default-Zustand läßt sich das Telefon mit dem Einschaltknopf nicht mehr herunterfahren, dafür kommt nunmehr das superblöde Bixby, wenn man länger auf dieser Taste bleibt. Bekommt da irgendein Manager bei Samsung jeweils einen Cent dafür, wenn zahlende Nutzer wieder und wieder ausversehen diesen nutzbefreiten Dienst anstarren? Wieder einmal müllt das Telefon nach dem ersten Kontakt mit Google Play ungefragt weitere Google-Apps auf das Telefon – welche man zwingend erst installieren muß, ehe man jene wiederum deinstallieren kann. Und nach wie vor bekommt Samsung es nicht hin, dem Nutzer die Wahl zu lassen bei vielen vorinstallierten Samsung-Apps, ob man jene nicht lieber gleich komplett deinstallieren will. Oftmals ist bei diesen Apps maximal noch ein "deaktivieren" möglich, manche sind aber auch gar nicht abschaltbar. Sehr irritierend ist, wenn sich dann unentfernbare Apps auch noch unänderbare Rechte geben (Samsung Cloud) – dies führt das ganze Rechtemanagment ad absurdum, wenn dies der Nutzer (und Käufer) nicht letztlich selber festlegen kann. Kundenfreundlichkeit sieht sicherlich anders aus.
Insgesamt ist das Note 20 Ultra trotzdem ein "nutzbares" Gerät, über die kleineren Unannehmlichkeiten bei der Einrichtung kommt man schon hinweg. Natürlich ist es auch ein preislich komplett überkandideltes Gerät – aber selbst dafür gibt es Abnehmer, teilweise sogar in die Richtung gehend von "kaufe es nur, wenn es das teuerste am Markt ist". Überraschend ist hingegen weiterhin, dass es in der generellen Kategorie eines Telefons mit eingebautem Stift kaum Konkurrenz gibt – irgendwo soll noch ein Mittelklasse-Gerät von Huawei existieren, das war es dann. Dabei ist der Stift ab einer gewissen Fingerdicke doch überaus nutzvoll. Und dass jener Stift gleich eingebaut ist, hat auch seinen Zweck, damit verliert man den Stift eigentlich nicht mehr (insbesondere weil sich das Note selbsttätig meldet, sobald das Telefon weiter als ein paar Meter vom Stift entfernt ist).