Es scheint manchmal, als wären sich viele News-Schreiber ihrer Verantwortung gegenüber dem Leser nicht ganz bewusst. Oft lässt sich das sogar auf Autoren und deren Artikel ausweiten. Anlass dieses Blogs sind kürzlich veröffentlichte Informationen zu Larrabee. Diese entstammen einem Interview und wurden auf der Onlinepräsenz einer sehr renommierten Zeitschrift veröffentlicht. Der Inhalt? – Laut Intelmitarbeiter werden für Larrabee 32 Pentium P54C (mit MMX) Kerne verwendet.
Nun stehen mir bei solch einer Behauptung im ersten Moment reichlich Haare zu Berge. Was will man mit einer Mikroarchitektur (und dem Design) einer CPU von 1995 in einem hochkomplexen Prozessor von 2009/10? Immerhin reden wir von 2 GHz Prozessortakt, ausgefeilten internen Kommunikationswegen und 512 Bit breiten Vektoreinheiten. Viel wahrscheinlicher ist doch, dass es sich hier wie bei Xbox360, Cell, Intel Atom und dem Experiment namens Polaris um sehr einfache, In-Order Kerne, eventuell mit Multithreading und stark ausgebauter Gleitkommakapazität handelt.
Diese Kerne würden vom Designprinzip große Ähnlichkeiten mit dem ersten Pentium aufweisen. Dem engen Budget für Verlustleistung und Chip-Größe kommt dies natürlich entgegen. Selbst wenn Intel mit dessen Designbasis starten würde, so ist es am Ende ein völlig neuer Kern. Andernfalls müsste man dem K10, Core2 und PentiumM ihre schönen Bezeichnungen wegnehmen und vom PentiumPro sprechen.
Hier kommt die Verantwortung des Redakteurs ins Spiel diese News nicht einfach kopflos abzuschreiben. Nun ist die Quelle natürlich ein Garant für qualitativ hochwertiges Material. Völlig ohne Hirn darf man aber auch hier nicht rangehen. Es muss nicht groß erwähnt werden, dass der Autor über weit mehr Ahnung von diesem Thema besitzt als ich es je vermag. Man kann demnach davon ausgehen, dass hier nicht unbedingt der originale P54C wie er damals zu kaufen war gemeint ist, sondern eben ein darauf basierender Mikrorozessor.
Trotzdem liest man jetzt schon auf mehreren Seiten vom großen PentiumMMX-Revival. Der Leser liest, der Leser glaubt. Das dürfte nicht sein, besonders bei dermaßen "hype-verdächtigen" Themen. Auf der anderen Seite eigenen sich solche Schlagzeilen natürlich besonders gut um Leser gar erst anzuziehen.
Nicht anders verhält es sich bei einigen sehr bekannten "Boulevardmedien" des Internets. Diese greifen auf schier unendliche Ressourcen an Informationen und Gerüchten zurück. Oft genug liegen sie dabei bombenrichtig. Noch öfter bestehen die Meldungen allerdings nur aus Halbwahrheiten und falsch interpretierten Informationshäppchen. Manch ein Hersteller macht sich gar einen Spaß daraus diesen Institutionen falsche Gerüchte zuzuspielen.
Obwohl jedem bewusst sein müsste, welche Gefahr die Übernahme solcher News birgt, ist das Internet voll von abgeschriebenen News-Meldungen. Die ersten drei schreiben kopflos ab, während die anderen zehn aufgrund der nun vier unabhängiger Quellen bereits vom Wahrheitsgehalt überzeugt sind. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle ob die ersten drei brav zur Ursprungsquelle verweisen – das wird zu gerne übersehen. Besagte Boulevardmedien sparen sich übrigens oft die Angabe der Quelle – eine weitere große Sünde des Journalismus.
Woran liegt es nun? An Faulheit, Unwissenheit, erhoffter Aufmerksamkeit?
Wahrscheinlich eine bunte Mischung aus diesen Punkten und mehr. Verlangen kann man indes nur wenig. Faulheit ist schwer zu besiegen und die Geilheit nach Aufmerksamkeit nicht unbedingt zu verübeln. Schließlich leben viele Seiten von Werbeeinnahmen und Größe der Leserschaft. Richtig naiv wäre es dagegen, den Schreibern ihre Unwissenheit vorzuwerfen. Niemand kann sich in jedes Thema einarbeiten oder alles im Überblick behalten.
Was ich jedoch gerne sehen würde: News-Schreiber die ihre Fehler eingestehen und verbessern. Es gehört zur Verantwortung eines Redakteurs, dass die vermittelten Informationen korrekt sind. Nun wird man oft eines Besseren belehrt, und hier fordert die Verantwortung eigentlich, dass Leser darüber informiert werden und über den neuen Stand informiert.
Wer wird dieses mal zurückrudern und eingestehen, dass man Mist geschrieben hat? Vielleicht bin ich es sogar, denn glaubt man neuesten Informationen (und diese Quelle ist sehr verlässlich), so hat Intel wirklich auf das ehemalige P54C-Design zurückgegriffen.
Der Schlüssel soll angeblich beim US-Militär zu finden sein. Diesem wurden damals Informationen zum Signalfluss auf Registerebene überlassen. In den News-Meldungen wird hier von "RTL" die Rede sein. Aufgrund dieser Informationen ist es möglich den entsprechenden Mikroprozessor zu synthetisieren. Das Militär hat hier wohl etwas Hand angelegt, und entsprechende Daten in näherer Vergangenheit an Intel zurückgegeben.
Völlig falsch wäre es jetzt allerdings eine Super-CPU zu erwarten. Vielmehr ging es wohl um Optimierungen im Signalfluss und Resistenzen gegenüber Strahlungseinflüssen. Warum Intel gerade auf diese Informationen zurückgreift bleibt noch im Dunkeln. Inwiefern dieser Kern noch mit dem originalen P54C vergleichbar ist ebenso. Was Intel dann daraus gemacht hat ist sowieso unklar. Was bleibt sind also weiterhin nur Gerüchte, und die News zum Pentium-MMX-Revival.
Zum Schluss:
Ich wollte keine Namen nennen, komme jedoch um einen nicht herum. 3DCenter lautet er...
Denn natürlich sind auch wir von solchen Problemen geplagt. Wir wissen schon erst recht nicht alles, wenn wir es auch versuchen.
So hat es uns erst kürzlich mit dem Bericht über angebliche PhysX-GPU-Beschleunigung mit ATI-Karten erwischt. Die Quelle war halbwegs seriös, das ganze Internet berichtet schon darüber und so scheint das ganze all zu real um ignoriert zu werden. Was davon wirklich stimmt, das ist noch immer völlig unklar.
Was ich dem Leser daher raten möchte:
Behandelt jede Information mit Respekt. Geht immer davon aus, dass 2. und 3. Quellen vielleicht nur abschreiben. Und beteiligt euch rege an Diskussionen zu Themen die euch interessieren. Denn Foren bieten mit die besten Möglichkeiten um einfache News in tiefgründige Informationsschätze zu verwandeln.
In diesem Sinne....