Vor einiger Zeit schon haben wir freudig festgestellt, dass einige Fertig-PCs von Discountern oder größeren Handelsketten vermehrt mit der 64-Bit-Version von Windows Vista ausgerüstet werden. Da meist 4GB Speicher verbaut waren konnten diese so erstmals auch vollständig genutzt werden. Über die Problematik der Kundenbeschwerden ließ sich wohl inzwischen hinwegsehen. Erfreulich auch, dass unter diesen Handelsketten z.B. rote Riesen sind, die ihre Kunden gerne möglichst intelligent hätten.
Nun liegt hier auf dem Tisch ein Prospekt des örtlichen Elektrofachmarkts mit einem Acer-PC für 699 Euro. Neben einem Phenom X4 9750 (2,4GHz) und der ATI Radeon HD4870 (512MB), treffen in diesem PC auch 8GB Speicher zusammen. Ein schneller Blick lässt alle Befürchtungen verschwinden; als Betriebssystem kommt tatsächlich die 64-Bit Variante zum Einsatz.
So langsam müsste doch etwas Wind in die ganze Sache kommen.
Hardware (CPUs) -> vorhanden
Betriebssystem -> vorhanden
Treiber -> meist vorhanden
Software -> naja....
In einem der letzten Blogs http://www.3dcenter.org/blog/blackbirdsr/redakteur-x64 haben wir einige Programme vorgestellt, die man auf einem Alltagssystem als 64-Bit Version vorfinden oder nutzen kann. Das Fazit war jedoch, dass darunter nur wenig Pflichtsoftware ist und ein direkter Nutzen nur selten zu erkennen war. Daran hat sich bisher nichts geändert. Von Spielen brauchen wir doch gar nicht reden...
In der heutigen Zeit kommen anscheinend immer mehr Spiele unfertig oder ungenügend getestet auf den Markt. Beispiele braucht man wohl nicht mehr explizit nennen. Zeit und Geld für teure 64Bit Portierungen auszugeben, scheint da erst recht fern der Realität zu sein. Insbesondere, da der Nutzen nur gering wäre. Eine direkte Optimierung auf die zusätzlichen Möglichkeiten oder die Suche nach zusätzlicher Performance verbietet sich meist mit Hinblick auf die notwendige 32-Bit Version mit identischem Inhalt, die Zeit für die Erschaffung des extra Contents noch gar nicht eingerechnet. Bevor sich die Benutzerbasis also nicht auf sehr breiter Front in Richtung 64-Bit verschiebt, wird sich hier noch lange nichts tun. Adresslimitierung hin oder her. Viele Hersteller kümmern sich offensichtlich noch nicht einmal um das Large-Adress-Aware-Flag http://www.3dcenter.org/artikel/das-large-address-aware-flag. Dann ist da noch die Konsolenproblematik. Portierungen sparen Geld und Zeit, meist auch an der bestmöglichen Ausnutzung der Leistung/Fähigkeiten des PCs, sie vermindern jedoch auch die Anpassung der Software an neue Eigenheiten des PCs. Ganz vorne steht da natürlich AMD64, das es auf Xbox360 und PS3 nicht gibt. Natürlich sind auch deren PowerPC-CPUs 64-Bitter, allerdings besteht hier weder ein Bedarf an einer Überschreitung des Adresslimits, noch der Druck nach weiteren Registern und des breitflächigen Umstiegs auf eine einheitliche Basis an SSE(2)-fähigen CPUs.
Wie steht es also um die 64-Bit Revolution, wie sie AMD selbst angepriesen hat und von verschiedenen Entwicklern gepriesen wurde? Eher düster, so düster wie um MMX und SSE. Manch einer erinnert sich vielleicht an die Werbung, den Hype und die Versprechen. Am Ende handelte es sich immer um einen schleichenden Umstieg, den kaum einer richtig bemerkt hat. So ähnlich wird es wohl auch AMD64 auf breiter Front gehen. Irgendwann findet ein schleichender Umstieg statt, ganz ohne große Ankündigung und ohne Feuerwerk. Plötzlich ist es nicht mehr wegzudenken, ohne dass man den Vorteil so richtig bemerkt hätte. Da ist er natürlich trotzdem, denn neben zusätzlicher Performance und einer einheitlichen Basis an Befehlssatzerweiterungen, wird auch die Menge an Arbeitsspeicher weiter steigen. Scheitern wird der 64-Bit Umstieg daher sicher nicht. Nur wird sich niemand mehr an einen bestimmten Tag oder eine genaue Woche erinnern können an der er sich vollzogen hat. Das muss schon eher in Jahren gerechnet werden.