Die für die Beurteilung der GeForce RTX 3090 Ti maßgebliche Disziplin stellt dann natürlich die 4K-Auflösung dar – weil nur dort die Performance-Skalierung ausreichend gut ist, um überhaupt einen beachtbaren Performance-Effekt der Karte zu erkennen. Und jener ist durchaus vorhanden, kommt allerdings mit im Schnitt der hier ausgewerteten Benchmarks und bereinigt um die Verzerrung der werksübertakteten Ausführungen mit +8,4% gegenüber der regulären GeForce RTX 3090 auch nicht gänzlich überzeugend heraus. nVidia hätte sich sicherlich eine zweistellige Zahl gewünscht, aber auch bei +13,1% mehr realer Rohleistung und +7,7% mehr Speicherbandbreite sind gewisse Reibungsverluste bei der Umsetzung in reale Performance vollkommen normal. Die psychologisch wichtige Marke von 10% Mehrperformance erzielt die GeForce RTX 3090 Ti nur dann, wenn jene als werksübertaktete Ausführung gegen eine auf Referenz-Takt laufende GeForce RTX 3090 steht, wie bei den Tests von KitGuru (+11,9%) und TechPowerUp (+11,2%) – womit klar wird, wieso nVidia hierfür seine "Founders Edition" nicht ins Rennen schicken wollte.
4K/2160p-Performance | 6800XT | 6900XT | 3080-10G | 3080-12G | 3080Ti | 3090 | 3090Ti |
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Generation & Speicher | RDNA2, 16GB | RDNA2, 16GB | Ampere, 10GB | Ampere, 12GB | Ampere, 12GB | Ampere, 24GB | Ampere, 24GB |
ComputerBase (19 Tests) | 99,2% | 108,8% | 100% | 103,6% | 110,8% | 117,5% | 123,6% |
Golem (6 Tests) | - | 110,0% | 100% | - | 115,3% | - | 126,8% |
KitGuru (12 Tests) | 99,9% | 108,3% | 100% | - | 110,3% | 112,6% | 126,0% |
Paul's Hardware (7 Tests) | 99,6% | 106,7% | 100% | - | 111,5% | 114,4% | 124,4% |
PC Games Hardware (20 Tests) | 98,2% | - | 100% | - | - | 114,7% | 122,4% |
TechPowerUp (25 Tests) | 98,7% | 105,1% | 100% | - | 111,4% | 113,9% | 126,6% |
TechSpot (12 Tests) | 96,5% | 104,7% | 100% | 105,8% | 110,5% | 114,0% | 124,4% |
Tweakers (10 Tests) | 98,8% | 106,8% | 100% | - | 110,9% | 114,6% | 124,0% |
gemittelte 4K-Performance | 98,9% | 106,9% | 100% | - | 111,4% | 114,0% | 123,5% |
offizielle TDP | 300W | 300W | 320W | 350W | 350W | 350W | 450W |
US-Listenpreis | $649 | $999 | $699 | - | $1199 | $1499 | $1999 |
Straßenpreis (ab) | 1060€ | 1250€ | 1000€ | 1200€ | 1350€ | 1880€ | 2350€ |
Performance-Durchschnitt gemäß geometrischem Mittel, maßvoll gewichtet zugunsten jener Hardwaretests mit höherer Benchmark-Anzahl; werksübertaktete Karten sind in blauer Schrift markiert (angegeben ist jeweils die werksübertaktete Performance, was für den Performance-Durchschnitt jedoch auf Referenz-Takt normalisiert wurde); gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ~640 |
Aber auch +8,4% Mehrperformance sind eigentlich ehrbar, wenn man die pure Hardware-Ansetzung betrachtet, nach welcher der zugrundeliegende GA102-Chip mit der regulären GeForce RTX 3090 eigentlich schon sehr gut gemolken war – und für die GeForce RTX 3090 Ti somit nur noch zwei zusätzliche Shader-Cluster zur Verfügung standen. Auf diesem hohen Niveau überhaupt noch +8,4% herauszuholen, ist sogar eine ziemlich beachtbare Leistung. Und natürlich schiebt nVidia damit auch die Performance-Höchstmarke im 3DCenter UltraHD/4K Performance-Index weiter nach oben: Gemäß der gezeigten Performance kann die GeForce RTX 3090 Ti dort auf einem 4K-Indexwert von 408% eingeordnet werden – als erste Grafikkarte oberhalb der 400-Prozent-Marke (somit 4mal so schnell wie eine GeForce GTX 980 Ti) und damit nochmals etwas weiter von AMDs derzeit bester Lösung in Form der Radeon RX 6900 XT (348%) entfernt.
Die vorliegenden Ultra/4K-Benchmarks zu den anderen Grafikkarten bestätigen im groben Maßstab das bisherige aufgestellte Performance-Bild, allerdings gibt es bis auf die GeForce RTX 3080 10GB hier und da kleinere Abweichungen von einem halben bis ganzen Prozentpunkt. Dies lohnt auch wegen der vergleichsweise geringen Benchmark-Anzahl für diese Launchanalyse noch lange nicht, um derzeit weitere Index-Anpassungen vorzunehmen. Daneben brachte dieser Launch leider (deutlich) weniger Benchmarks zur GeForce RTX 3080 12GB hervor, als man sich zugunsten einer exakten Performance-Einordnung dieser Karte hätte wünschen können. Eingerechnet die von der PC Games Hardware hierzu früher schon aufgestellten Benchmarks (+3,6% unter 4K auf die GeForce RTX 3080 10GB) soll hiermit dennoch ein erster fester Index-Wert zur GeForce RTX 3080 12GB aufgestellt werden: ~344% sind es im 4K-Index.
Die RayTracing-Performance der GeForce RTX 3090 Ti läßt sich mangels ausreichender Benchmark-Anzahl (ähnlich wie FullHD & WQHD) ebenfalls nur anschneiden, zeigt jedoch auch keinerlei wirklich abweichende Resultate gegenüber den anderen nVidia-Karten: Die Performance-Skalierung unter RayTracing ist fast überall leicht höher, aber dies ist letztlich normal bzw. erwartbar. AMD wird genauso erwartbar unter RayTracing klar geschlagen, die Radeon RX 6900 XT rangiert hier noch um einiges unterhalb der GeForce RTX 3080 10GB. Allerdings ist das AMD-Ergebnis – vorangetrieben durch neuere Spieletitel mit mehr Beachtung der AMD-Technik – inzwischen beachtbar besser als zu Zeiten des RDNA2-Launches, ist AMD in dieser Frage somit nicht mehr ganz hinter dem Mond. Für kommende Grafikkarten-Generationen wird aber natürlich eine gleichwertige RayTracing-Performance wenigstens im HighEnd- und Enthusiasten-Segment absolute Bedingung sein, da bei der Ada/RDNA3-Generation aller Voraussicht nach die RayTracing-Titel mit in die "normalen" Benchmarks eingemischt werden dürften.
RayTracing @ 4K/2160p | 6800XT | 6900XT | 3080-10G | 3080-12G | 3080Ti | 3090 | 3090Ti |
---|---|---|---|---|---|---|---|
ComputerBase (10 Tests) | 88,6% | 96,7% | 100% | 110,2% | 120,1% | 127,3% | 134,2% |
Golem (5 Tests) | - | 82,6% | 100% | - | 119,8% | - | 137,0% |
PC Games Hardware (9 Tests) | 66,8% | - | 100% | - | - | 115,4% | 123,4% |
TechPowerUp (9 Tests) | 78,7% | 84,2% | 100% | - | 113,9% | 115,5% | 129,0% |
werksübertaktete Karten sind in blauer Schrift markiert (angegeben ist jeweils die werksübertaktete Performance); gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ~180 |
Die Ermittlung des realen Stromverbrauchs ist bei Grafikkarten mit festem Power-Limit für die ganze Karte eine üblicherweise unaufregende Angelegenheit – es wird fast immer das Power-Limit um 1-2 Watt Differenz getroffen. Die reguläre GeForce RTX 3090 mit ihrer größeren Abweichung (350W Power-Limit, 359W Real-Verbrauch) deutet allerdings schon an, dass nVidias eigentlich als sehr zuverlässig geltende Power-Regulierung bei so hohen Wattstufen etwas größere Abweichungen zuläßt – was die GeForce RTX 3090 Ti nunmehr bestätigt. Deren durchschnittlicher Verbrauch von Kartenmodellen auf Referenz-Power-Limit von 462 Watt weicht in etwa ähnlich vom gesetzten Power-Limit von 450 Watt ab. Dabei offenbart der Blick in die Einzelwerte einen Wildwuchs, wie man jenen zuletzt zu Zeiten von Grafikkarten ganz ohne Power-Limitierung gesehen hat: Um 60 Watt Test-Differenz bei derselben Herstellerkarte – oder auch wenig werksübertaktete Karten mit (angeblich) höherem Stromverbrauch als selbst die (selbstdeklarierten) Platzhirsche.
Augenscheinlich ist nicht nur nVidias Power-Regulierung bei diesen Stromverbrauchs-Größen nicht mehr ganz exakt, sondern ist es in dieser Sphäre auch schwerer, passende Benchmarks zu finden bzw. deren Stromverbrauchs-Messungen derart reproduzieren zu können, auf dass durchgehend sinnige Meßergebnisse herauskommen. Im Durchschnitt läßt sich natürlich trotzdem eine belastbare Zahl finden – welche mit 462 Watt allerdings auch jeglichen vorherigen Rahmen einer Singlechip-Grafikkarte sprengt. Die Effizienz-Frage stellt man angesichts von +8,4% Mehrperformance gegenüber der regulären GeForce RTX 3090 (unter der 4K-Auflösung) gegenüber +28,7% höherem Stromverbrauch lieber nicht. Denkbarerweise wäre auch mit einem etwas niedrigeren Power-Limit eine nahezu identische Performance erzielbar gewesen, wie ein Skalierungs-Test bei Hardwareluxx nahegelegt. Allerdings zählte für nVidia angesichts der nicht einmal zweistelligen Mehrperformance gegenüber der regulären GeForce RTX 3090 sicherlich auch jeder Prozentpunkt Performance.
Boosttakt & Power-Limit | Meßwerte Spiele-Stromverbrauch | |
---|---|---|
nVidia FE | 1860 MHz & 450W | PC Games Hardware: 461W (Referenz-Karte simuliert) |
Asus TUF Gaming OC | 1920 MHz (+60 MHz) & 450W | ComputerBase: 463W, Guru3D: 484W |
Asus Strix OC LC | 1950 MHz (+90 MHz) & 480W (+30W) | TechPowerUp: 457W |
EVGA FTW3 Ultra | 1920 MHz (+60 MHz) & 450W | TechPowerUp: 481W |
Inno3D X3 OC | 1890 MHz (+30 MHz) & 450W | Hardwareluxx: 452,2W |
MSI Suprim X | 1950 MHz (+90 MHz) & 480W (+30W) | Guru3D: 428W, Igor's Lab: 465,7W TechPowerUp: 469W, Tweakers: 487,5W |
Palit GameRock OC | 1890 MHz (+30 MHz) & 460W (+10W) | Guru3D: 461W |
Zotac AMP Extreme Holo | 1890 MHz (+30 MHz) & 450W | Golem: 460W, TechPowerUp: 443W |
Durchschnitt der Messungen von Karten ohne höheres Power-Limit: 462 Watt |
Denn die Zielsetzung der GeForce RTX 3090 Ti lautet schließlich auf "höher, schneller, weiter" – womit die Karte auch in den Nebendisziplinen von Temperaturen und Geräuschentwicklung (zu ihrem Vorteil) nicht wirklich glänzen muß: Die GPU- und Karten-Temperaturen sind noch in Ordnung, bei der Speicher-Temperatur hat nVidia durch den Verbau von rein vorderseitigen 2-GByte-Speicherchips zudem endlich das Temperatur-Problem der GDDR6X-Speicher bei der regulären GeForce RTX 3090 in den Griff bekommen. Doch 450 Watt (oder mehr) per Luftkühlung abzuführen, geht dann nicht mehr wirklich leise. An dieser Stelle unterscheiden sich die vorliegenden Hardwaretests allerdings maßgeblich: Dort, wo auf offener Teststation getestet wurde, kann man oftmals von einer der Performance-Klasse angemessenen (mittelhohen) Lüfterlautstärke sprechen. Die ComputerBase bemängelt hingegen auf Basis von Tests im geschlossenen Gehäuse eine klar zu hohe Geräuschentwicklung – welcher man auch prompt durch Öffnung der Seitenklappe abhelfen konnte. Hierzu sind sicherlich weitere Tests anzuraten, für den Augenblick ist diese potentielle Problem im Auge zu behalten.
Eher wichtig für die GeForce RTX 3090 Ti ist die Übertaktungseignung, selbst wenn jene Disziplin in letzter Zeit von der Masse der Grafikkarten-Käufer kaum noch groß beachtet wurde. Dies hängt auch an der breit zurückgehenden Übertaktungseignung der meisten aktuellen Hardware – wo auch die GeForce RTX 3090 Ti keine Ausnahme macht. Ein paar Prozentpunkt an Mehrperformance sind drin, im Schnitt darf man kaum groß mehr als +5% Mehrperformance erwarten. Zudem gilt wie üblich, dass bei den werksübertakteten Modellen die relative Übertaktungseignung durchaus etwas geringer ausfallen kann als bei den Karten auf oder nahe Referenz-Takt – bei den werksübertakteten Modellen nimmt der Grafikkarten-Hersteller den Übertaktungsspielraum faktisch bereits für sich selbst in Anspruch. Besonders hohe Power-Limits sind auch nicht vonnöten, die Karte soll wohl oberhalb von ~490 Watt sowieso nicht mehr ziehen. Aber auch Modelle wie die Inno3D X3 OC im Test von Hardwareluxx zeigen auf nicht hochsetzbarem Power-Limit von 450W eine ähnliche Übertaktungseignung.
Richtige Begeisterungsstürme kann die GeForce RTX 3090 Ti somit eigentlich nirgendwo entfachen: Mit +8,4% Mehrperformance gegenüber der regulären GeForce RTX 3090 (unter der 4K-Auflösung) geht man sicherlich nicht in eine eigene Performanceklasse, sondern liefert einfach nur ein paar fps mehr im selben Spielbarkeits-Bereich. Die dafür erforderlichen 462 Watt realer Spiele-Verbrauch dürften selbst im Enthusiasten-Feld einige abschrecken – wobei die Menschen & Grafikkarten-Käufer wie bekannt unterschiedlich sind, andere sehen diesen Punkt unverbissen, solange dies nur durch das bestmögliche Produkt gerechtfertigt bzw. ausgeglichen wird. Damit lassen sich auch solche Dinge wie die Geräuschbelastung sowie die (wieder einmal) durchwachsene Übertaktungsfähigkeit rechtfertigen. Dafür kann nVidia dann Pluspunkte bei der Speicher-Temperatur sammeln, wo das diesbezügliche Problem der regulären GeForce RTX 3090 nunmehr bei deren Ti-Ausführung gelöst werden konnte.
Das eigentliche Problem der GeForce RTX 3090 Ti – selbst aus Enthusiasten-Sicht – lauert dann jedoch beim Preispunkt: Hierbei genehmigte sich nVidia einen nochmaligen Aufschlag auf den Listenpreis der regulären GeForce RTX 3090 von 500 Dollar bzw. 600 Euro (+33% bzw. +36%). Und dies ist dann für letztlich keine 10% Mehrperformance (werksübertaktete Ausführungen gibt es schließlich auch bei der regulären GeForce RTX 3090) ohne irgendwelche Alleinstellungsmerkmale einfach ein schlechter Scherz. Auch das Argument des höheren Aufschlags für das absolute Top-Produkt zieht hier nicht: Denn diesen Aufschlag trug schon die reguläre GeForce RTX 3090, selbiger Aufschlag kann (sollte) nun nicht einfach nochmal appliziert werden. Oder anders formuliert: Die reguläre GeForce RTX 3090 müsste diesen Aufschlag nunmehr verlieren – dann dürfte die GeForce RTX 3090 Ti auch ein Drittel mehr kosten, dies jedoch von einem viel niedrigerem Niveau ausgehend.
So aber treibt nVidia einmal mehr die Grafikkarten-Preise für lächerliche Performance-Zugewinne nach oben. Zwischen der von der Speichermenge her auch schon attraktiven GeForce RTX 3080 12GB und der GeForce RTX 3090 Ti liegen somit nur +18,6% Mehrperformance – trotz dass nVidia hier noch zwei reguläre Karten-Modelle dazwischenpackt und die Preisdifferenz (zu Straßenpreisen) bei grob dem Doppelten (!) liegt. Dies ist eben das Problem, wenn man den Spitzentechnik-Aufschlag nicht nur einmalig auf das absolute Top-Modell anwendet, sondern mehrfach für alle HighEnd-Modelle: Dann kommt eine Situation heraus, wo man für jedes Prozent Mehrperformance mit gleich 5 Prozent Preisaufschlag löhnt. Und dies ist alles noch zu aktuellen Straßenpreisen gerechnet – betrachtend die Listenpreise vergrößert sich der Preisaufschlag der GeForce RTX 3090 Ti nochmals erheblich. Da hilft es der GeForce RTX 3090 Ti nur symbolisch weiter, derzeit jene nVidia-Grafikkarte mit einem Straßenpreis relativ am nächsten zum Listenpreis zu sein.
Gen. & Speicher | FHD-Index | 4K-Index | Real-Verbr. | Listenpreis | Straßenpreis | |
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GeForce RTX 3090 Ti | Ampere, 24GB | ~2180% | 408% | 462W | $1999 / 2249€ | 2350-2500 Euro |
GeForce RTX 3090 | Ampere, 24GB | 2100% | 376% | 359W | $1499 / 1649€ | 1880-2100 Euro |
GeForce RTX 3080 Ti | Ampere, 12GB | 2060% | 366% | 350W | $1199 / 1269€ | 1330-1500 Euro |
Radeon RX 6900 XT | RDNA2, 16GB | 2140% | 348% | 303W | $999 / 999€ | 1250-1400 Euro |
GeForce RTX 3080 12GB | Ampere, 12GB | ~2000% | ~344% | ? | unbekannt | 1190-1300 Euro |
GeForce RTX 3080 10GB | Ampere, 10GB | 1940% | 330% | 325W | $699 / 759€ | 970-1100 Euro |
Radeon RX 6800 XT | RDNA2, 16GB | 2030% | 322% | 298W | $649 / 649€ | 1060-1150 Euro |
Quellen: FullHD & 4K Performance-Überblick, Stromverbrauchs-Überblick, Geizhals-Preisvergleich (Preisstand: 4. April 2022) |
Als weitere Erschwernis kommt hinzu, dass der Performance-Führerschaft als einzigem echten Pro-Argument der GeForce RTX 3090 Ti mit der anrückenden Ada/RDNA3-Generation immer mehr der Saft ausgeht. Vor einem Jahr hätte dies noch etwas anders ausgesehen, doch heuer lohnt es einfach nicht mehr, für ein Top-Modell derart viel zu löhnen, wenn selbiges noch innerhalb diesen Jahres (mit wahrscheinlich beträchtlichem Performance-Aufschlag) abgelöst werden wird. Die tatsächlich supergroße Speichermenge der GeForce RTX 3090 Ti (von 24 GB) ist hingegen kein Alleinstellungsmerkmal – dies kann wie bekannt auch schon die reguläre GeForce RTX 3090. Deren Käufer haben alles richtig gemacht und brauchen garantiert nicht zur GeForce RTX 3090 Ti wechseln. Aber auch für diejenigen, welche unbedingt das Top-Modell innerhalb der aktuellen nVidia-Generation kaufen wollen, lohnt eher eine Betrachtung der regulären GeForce RTX 3090 – welche all das, was die GeForce RTX 3090 Ti kann, genauso mit minimalem Performance-Abschlag, deutlich weniger Strombedarf und klar geringerem Preispunkt bietet.
Insofern ist etwas unverständlich, was nVidia zu diesem späten Launch einer letztlich nur wenig verbesserten GeForce RTX 3090 Ti bewogen haben mag. Wenigstens hätte man über einen attraktiven Preispunkt (1499 Dollar – der Listenpreis der regulären GeForce RTX 3090) ein gewisses Ausrufezeichen setzen können. Doch im Gegensatz zum seinerzeitigen "SUPER"-Refresh der GeForce RTX 20 Serie waren die Refresh-artigen Ti-Modelle zur GeForce RTX 30 Serie allesamt teurer angesetzt als deren non-Ti-Ausführungen, hat nVidia somit das Listenpreis-Niveau einmal mehr hochgetrieben. Ob damit ein insgesamt höheres Preisniveau etabliert werden soll oder aber die kommende GeForce RTX 40 Serie sich dann im Vergleich zu den übertriebenen Preisen der Ti-Modelle der GeForce RTX 30 Serie schönrechnen kann, bleibt diese Ereignisse abzuwarten. Für den Augenblick haben wir mit der GeForce RTX 3090 Ti einen neuen Inhaber des absoluten Performance-Throns, welcher dafür jedoch seltsam wenig (positive) Erregung hervorrufen kann.
Während die GeForce RTX 3090 Ti kaum jemals auf einen grünen Zweig kommen wird, könnte deren Launch wegen der verschiedenen Lerneffekte dennoch eine gewisse Bedeutung entwickeln. So konnten sich die Grafikkarten-Hersteller an Grafikkarten für 450 Watt Verlustleistung versuchen, dabei sicherlich wertvolle Erfahrungen sammeln. Auf Seiten der Hardware-Tester wurde hingegen die Frage aufgestellt, inwiefern Tests solcherart Boliden auf offenen Teststationen noch Praxis-nah sind – eine derzeit offene Frage, welche mit kommenden Grafikkarten-Generationen jedoch erneut anstehen dürfte. Gleichfalls muß aus Sicht der akkuraten Analyse die Frage nach der Nützlichkeit von Hardwaretests gestellt werden, bei welchen benutzte Testobjekte nicht exakt benannt oder aber mit Uralt-Treibern operiert wird. Und letztlich konnten die Grafikchip-Entwickler auch schon einmal vorfühlen, wie "warmherzig" Grafikkarten mit mehr als 400 Watt Verlustleistung empfangen werden. Das augenscheinliche Ergebnis kann zwar kaum noch etwas an den dieses Jahr anstehenden Produktplänen ändern, könnte jedoch (irgendwann einmal) zu einer differenzierten Betrachtungsweise bei den Grafikchip-Entwicklern führen.