Launch-Analyse: AMD Trinity (Desktop) (Seite 2)

Dienstag, 2. Oktober 2012
 / von Leonidas
 

In der Frage der Performance der integrierten Grafiklösung war dann schon vorab klar, daß Trinity diesbezüglich niemand etwas vormachen wird – allerdings überrascht etwas der hohe Performance-Abstand zu Intel, welche mit Ivy Bridge eigentlich gehörig aufholen wollten. AMD reichte aber ein Performacezuwachs von 20 bis 25 Prozent gegenüber Llano, um mit der schnellsten integrierten Trinity-Grafiklösung bei ungefähr dem Doppelten (!) der Performance der schnellsten Intel-Grafiklösung herauszukommen – und hierbei ist der sehr deutlich bessere Treibersupport bei AMD noch gar nicht eingerechnet, welcher den Intel-Grafiklösungen selbst bei (angenommen) gleicher Performance immer das Nachsehen geben wird.

iGPU-Performance ComputerBase AnandTech Hot Hardware Tom's Hardware X-bit Labs
HD7660D
Trinity, 384 SE @ 800 MHz
100% 100% 100% 100% 100%
HD7560D
Trinity, 256 SE @ 760 MHz
- 86,6% 93,4% 86,2% -
HD6550D
Llano, 400 SE @ 600 MHz
82,1% 85,8% - - 76,6%
HD3000
Sandy Bridge, 12 EU @ 850/1350 MHz
- 34,7% - - -
HD2500
Ivy Bridge, 6 EU @ 650/1050 MHz
35,4% 28,5% 28,0% 32,9% -
HD4000
Ivy Bridge, 16 EU @ 650/1050 MHz
- - 41,2% 54,4% 54,9%
HD4000
Ivy Bridge, 16 EU @ 650/1150 MHz
59,2% 46,3% - - -

Dabei erreicht die schnellste Trinity-Grafiklösung durchaus ein nutzbares Frameraten-Territorium: Unter 1920x1080 muß man zwar sehr oft die LowQuality der Spiele bemühen, unter 1680x1050 sind aber meistens Medium-Settings mit halbwegs anständigen Frameraten möglich. Intels Grafiklösungen sind dagegen sehr deutlich auf 1366x768 beschränkt und liefern selbst dort oftmals nur unzureichende Frameraten ab. Im übrigen erzielt die Radeon HD 7660D laut den Messungen der ComputerBase ziemlich exakt das Performance-Niveau einer GeForce GT 430 – auch andere Messungen deuten in die Richtung, daß moderne Mainstream-Grafikkarten wie GeForce GT 640 oder Radeon HD 6670 nicht erreicht werden, aber die Radeon HD 7660D in einer Sphäre mit älteren Mainstream-Modellen wie eben der GeForce GT 430 oder auch der Radeon HD 5550 rangiert.

Dies kann für einen Gelegenheitsspieler ausreichend sein, sofern kein Bedarf nach neueren Titeln existiert. Letztere schlauchen integrierte Grafiklösungen gewöhnlich selbst unter LowQuality-Settings zu stark, um noch in nativer Monitorauflösung spielen zu können. Aber für Casual Games, Browser-Spiele oder auch beliebte, langlaufende Online-Spiele wie World of WarCraft und EVE Online mit zumeist älteren und damit nicht besonders fordernden Engines reicht die Performance der integrierten Trinity-Grafik problemlos aus – in diesen Fällen dann sogar unter 1920x1080 mit einer Medium- oder High-Bildqualität.

Und genau an dieser Stelle muß AMD mit Trinity seinen Markt suchen: Bei Gelegenheitsspielern mit schmalem Geldbeutel bzw. schlicht bei den Konsumenten in Schwellen- und Entwicklungsländern, wo generell stark auf den Preis geschaut wird. Für diese eigentlich recht große Anwenderschar ist Trinity die sogar mit Abstand beste Lösung – der kleine Nachteil beim Volllast-Verbrauch ist verschmerzbar angesichts der gleichwertigen CPU-Performance, der enormen Vorteile bei der Grafik-Performance (sowie den klar besseren Grafik-Treibern) und sogar dem Overclocking-Feature der K-Modelle – auch wenn sich hierbei nicht viel herausholen läßt, so bietet Intel doch überhaupt kein Overclocking in diesem Preisbereich an.

Dort, wo die integrierte Grafik keine Rolle spielt – bei typischen Office- und HomeOffice-PCs – liegt Trinity nun aber auch nicht mehr zurück, sondern bietet eine zu Intel vergleichbare CPU-Performance zu einem sogar etwas niedrigerem Preis. Der Punkt des höheren Volllast-Verbrauchs geht hier zwar etwas gegen AMD, aber da gerade Office- und HomeOffice-PCs fast ausschließlich am Idlen sind, ist ein wirklicher Praxiseffekt hiervon doch zu bezweifeln. Sicherlich ist es ein wenig Silizium-Overkill, für einen Office- oder HomeOffice-PC einen Prozessor mit derart leistungsfähiger integrierter Grafiklösung zu erstehen, welche dann nicht fürs Gaming genutzt wird – aber am Ende kostet es eben nicht mehr als bei Intel mit der deutlich schwächeren integrierten Grafik.

Per Definition nicht interessant ist Trinity dagegen für Systeme, wo sowieso eine extra Grafiklösung eingesetzt werden soll (das bei Trinity seitens AMD wieder angebotene "DualGraphics" sollte man lieber ganz schnell ausbuchen, da mit erheblichen praktischen Nachteilen verbunden). Sobald nur ein halbwegs schnelle Grafikkarte eingesetzt wird, wird die Trinity-CPU ziemlich schnell zum Bremsklotz – noch dazu, wo die bei Trinity angesetzte Bulldozer-Architektur sowieso unter Spielen am schlechtesten läuft. Als CPU-Unterbau für einen (ernsthaften) Gaming-PC eignet sich Trinity nicht, hierfür gehen weiterhin alle Empfehlungen in Richtung Intel.

Damit mag Trinity für die meisten 3DCenter-Leser wohl nicht besonders relevant erscheinen, rein technologisch und Markt-strategisch ist es trotzdem ein hochinteressantes Produkt. Denn der PC-Markt befindet sich im Wandel mit zum einen dem Vormarsch der mobile Gerätschaften und zum anderen der Verlagerung der Geschäftsschwerpunkte in die Schwellen- und Entwicklungsländer. In diesen neuen Märkten müssen sich die Hersteller der in der Breite der Bevölkerung weit niedrigeren Kaufkraft anpassen – was aber nicht bedeutet, daß in diesen Märkten kein Interesse an PC-Leistung und eben auch Gaming-Fähigkeit (zum niedrigstmöglichen Preis) existiert.

Trinity kann genau diese Anforderungen perfekt erfüllen – und ist damit ein Produkt, mit welchem AMD in den Schwellen- und Entwicklungsländern eigentlich rauschende Erfolge feiern sollte. Allerdings konnte man selbiges nahezu auch von Llano sagen, der ganz große Erfolg trat jedoch nicht ein. Offensichtlich ist es schwer, gegen zum einen das Marketing und zum anderen die besseren Connections von Intel anzukommen – trotzdem muß AMD es natürlich versuchen, denn das passenden Produkt für einen Erfolg auf der ganzen Linie hat man mittels Trinity nunmehr in der Hand.