Launch-Analyse: AMD Radeon R9 295X2 (Seite 2)

Mittwoch, 16. April 2014
 / von Leonidas
 

In der Frage der Übertaktung bietet die Radeon R9 295X2 nur noch unterdurchschnittliche Reserven an, was aber angesichts des hohen nominellen Ansatzes der Karte verzeihlich erscheint. Positiverweise lassen sich der Grafikchip-Takt maximal um 47,3% (1500 MHz) sowie das PowerTarget maximal um 50% (750W) nach oben setzen. Eine Speicherübertaktung ist ebenfalls in ausreichendem Maß möglich, wenngleich bislang keine Angabe zur maximal möglichen Speicherübertaktung gesichtet wurde. Allerdings fehlen derzeit Möglichkeiten zur Spannungs-Anhebung sowie zur Anhebung des Temperatur-Targets – wobei von letzterem sowieso abzuraten ist, da die Hybrid-Kühlung von Asetek auf maximal 75°C ausgelegt ist.

maximale Übertaktung Performance-Gewinn
ComputerBase 1060/3104 MHz  (+4,1%/+24,2%) +8,2%  (3 Tests)
eTeknix 1070/2600 MHz  (+5,1%/+4,0%) +3,5%  (ein Test)
Guru3D 1100/2800 MHz  (+8,1%/+12,0%) +3,4%  (4 Tests)
HardOCP 1100/- MHz  (+8,1%) -
Hardware Canucks 1131/2830 MHz  (+11,1%/+13,2%) +6,6%  (2 Tests)
Legit Reviews 1120/3400 MHz  (+10,0%/+36,0%) +4,4%  (ein Test)
TechPowerUp 1120/3450 MHz  (+10,0%/+38,0%) +12,5%  (ein Test)
TechSpot 1085/3000 MHz  (+6,6%/+20,0%) +3,1%  (3 Tests)

In der Summe der vorliegenden Testberichte kommt – bei einem Nominaltakt von 1018/2500 MHz – eine durchschnittliche Übertaktung von 1098/3026 MHz heraus, wobei insbesondere die Speicherübertaktung große Schwankungen zeigt: Die einen können den nominellen Speichertakt von 2500 MHz kaum erhöhen, andere gehen dagegen bis in Richtung 3500 MHz. Der bei den Übertaktungen erzielte Performance-Gewinn ist jedoch ernüchtern niedrig, im (gewichteten) Schnitt der Messungen liegt jener gerade einmal bei 5,7%. Dies ist angesichts von durchschnittlich 7,9% mehr erreichtem Chiptakt bzw. 21,0% mehr erreichtem Speichertakt eher mager – und zeigt an, daß die Karte in ihrer hohen Leistungssphäre schon Schwierigkeiten hat, die vorhandene Rohleistung auch wirklich in Spiele-Performance umzuwandeln.

Dies tangiert dann natürlich auch die regulären Performance-Messungen, denn bei so einer Monsterkarte wie der Radeon R9 295X2 geht es in erster Linie darum, ob jene nicht irgendwo durch zu wenig anliegende CPU-Performance bzw. zu niedrige Settings & Anforderungen ausgebremst wird. Gewisse Verluste, welche die Karte davon abhalten, das Ziel einer Performance-Verdopplung gegenüber der Radeon R9 290X zu erreichen, sind hierbei durchaus zu erwarten – die Frage ist nur, wieviel man real verliert und ob das herauskommende Ergebnis immer noch ausreichend für eine erstklassige Wertung ist.

1920x1080 4xAA/FXAA 290X 290X-CF 295X2 780Ti 780Ti-CF
Hardwareluxx  (9 Tests) 60,3% 97,6% 100% 63,4% 98,5%
eTeknix  (7 Tests) 65% - 100% 68% -
TechPowerUp  (16 Tests) 74% - 100% 82% -
TechSpot  (12 Tests) 61,3% - 100% 67,2% -
TweakTown  (8 Tests) - 92,2% 100% 66,7% -
2560x1600 4xAA/FXAA 290X 290X-CF 295X2 780Ti 780Ti-CF
ComputerBase  (15 Tests) 56,5% - 100% 58,2% 101,4%
Hardwareluxx  (9 Tests) 57,4% 97,3% 100% 58,6% 97,3%
Tom's Hardware  (7 Tests) - 99,4% 100% - 104,0%
AnandTech  (8 Tests) 56,1% 93,0% 100% 63,4% 103,3%
eTeknix  (7 Tests) 55% - 100% 64% -
EuroGamer  (6 Tests) 59,3% 94,3% 100% 65,0% -
Hardware Canucks  (8 Tests) - - 100% 62,6% 112,8%
TechPowerUp  (16 Tests) 63% - 100% 67% -
TechSpot  (12 Tests) 56,1% - 100% 60,9% -
TweakTown  (8 Tests) - 84,6% 100% 59,9% -
2560x1600 8xMSAA 290X 290X-CF 295X2 780Ti 780Ti-CF
ComputerBase  (5 Tests) 62,0% - 100% 64,2% 99,4%
2560x1600 4xSSAA 290X 290X-CF 295X2 780Ti 780Ti-CF
ComputerBase  (11 Tests) 52,1% - 100% 56,1% 95,9%
5760x1080 4xAA/FXAA 290X 290X-CF 295X2 780Ti 780Ti-CF
HardOCP  (4 Tests) - 95,0% 100% - 87,5%
TechPowerUp  (14 Tests) 57% - 100% 58% -
3840x2160 4xAA/FXAA 290X 290X-CF 295X2 780Ti 780Ti-CF
PC Games Hardware  (4 Tests) - - 100% 51,3% 100,2%
ComputerBase  (15 Tests) 58,6% - 100% 57,2% 93,6%
Hardwareluxx  (9 Tests) 52,6% 95,8% 100% 55,5% 94,0%
Tom's Hardware  (7 Tests) - 95,1% 100% - 92,0%
AnandTech  (8 Tests) 52,8% 91,5% 100% 57,9% 92,6%
eTeknix  (7 Tests) 57% 104% 100% 59% 109%
EuroGamer  (6 Tests) - 98,3% 100% - -
HardOCP  (4 Tests) - 95,1% 100% - 79,4%
Hardware Canucks  (9 Tests) - - 100% - 100,2%
TechPowerUp  (14 Tests) 54% - 100% 59% -
The Tech Report  (6 Tests) 60,2% - 100% 65,8% 110,3%
3840x2160 8xMSAA 290X 290X-CF 295X2 780Ti 780Ti-CF
ComputerBase  (5 Tests) 72,5% - 100% 69,8% 76,1%

Im Gegensatz zu früheren Messungen von DualChip-Lösungen sowie CrossFire/SLI-Kombinationen haben die Hardware-Tester diesesmal den Punkt berücksichtigt, daß solcherart Performance-Monster unter plattem FullHD kaum das ausspielen können, was wirklich in ihnen liegt. Zugleich hilft die neueste Generation an Spielen (mit ihren deutlich nach oben geschraubten Anforderungen) genauso auch weiter, daß sich selbst eine Radeon R9 295X2 nicht mangels Beschäftigung langweiligen muß. Trotzdem ist natürlich eine gewisse Skalierung mit steigenden Auflösungen zu erkennen: Unter 1920x1080 gewinnt die Radeon R9 295X2 gegenüber der Radeon R9 290X nur 58,2% hinzu, unter 2560x1600 steigt dieser Wert auf ordentliche 73,6% und unter 3840x2160 auf immerhin 80,5% Performancegewinn. Mehr scheint unter heutigen Spielen noch nicht drin zu sein – auch wenn einzelne Spieletitel zeigen, daß eine Performance-Verdopplung durchaus möglich ist.

Gegenüber der Radeon R9 290X im CrossFire-Verbund kann sich die Radeon R9 295X2 meist nur um ca. 5% absetzen – wobei dieser Wert in der Praxis vermutlich größer sein wird bzw. die reale Performance der Radeon R9 290X CrossFire vermutlich etwas niedriger liegt als hier ausgemessen wurde. Die meisten Hardware-Tests benchen schließlich (der Einfachheit halber) im offenen Teststand, womit solche Effekte wie ein schlechter Wärmetransport bei zwei direkt nebeneinander verbauten DualChip-Grafikkarten kaum erfasst werden kann. Hierbei kann es in der Praxis vorkommen, daß die Temperatur-Limits der mittels CrossFire verbundenen zwei Grafikkarten viel eher erreicht werden als im offenen Teststand – und damit die Praxis-Performance niedriger liegt als die Benchmark-Performance. Die Radeon R9 295X2 ist demgegenüber natürlich die viel elegantere Lösung, weil nur eine Platine vorhanden ist und zudem die Hybrid-Kühlung mit jeder Situation fertig werden sollte.

Gegenüber der GeForce GTX 780 Ti im SLI-Verbund ist es dagegen ein knappes Rennen, welches mal AMD und mal nVidia vorne sieht. Dabei zeichnet sich ab, daß bis 2560x1600 nVidia einen mininmalen Vorteil hat, unter 3840x2160 hingegen AMD dann um sogar 4 Prozentpunkte vorn liegt. In dieser hohen Auflösung dürften die nVidia-Lösung dann Speicherbandbreite und Speichergröße im Stich lassen, welche beide kleiner als bei der AMD-Lösung sind. Auch in diesem Fall kann man jedoch mit dem Seiteneffekt rechnen, daß zwei direkt nebeneinander verbaute GeForce GTX 780 Ti Karten im geschlossenen Gehäuse eventuell langsamer takten als im offenen Teststand und die vorhandenen Benchmark-Reihen somit diese CrossFire/SLI-Kombinationen etwas besser dastehen lassen, als es in der Gaming-Praxis zutrifft. Insbesondere wegen der Stärke der Radeon R9 295X2 unter höheren Auflösungen ist auch in diesem Vergleich AMDs neue DualChip-Lösung natürlich die bessere Lösung.

In der Summe der Dinge setzen wir die Radeon R9 295X2 in unserem Performance-Index somit auf einen Wert von 840% fest. Erstmals ist dabei allein die Performance unter 2560x1600 ausschlaggebend, während der Performance-Index ansonsten auf die Performance unter 1920x1080 aufsetzt. Im Fall der Radeon R9 295X2 ist deren hohe Performance jedoch mit den Performance-Messungen unter 1920x1080 nicht in ausreichendem Maßstab abbildbar bzw. würde das Performance-Bild durch CPU-Limitationen etc. verfälscht werden. Mit dem Wert von 840% ist die Performance der Radeon R9 295X dagegen wohl ganz gut abgebildet – dies sind 75% mehr als die Radeon R9 290X (480%) bzw. 58% mehr als die GeForce GTX 780 Ti (530%) aufbieten.

(gewichtete Berechnungen) 290X 290X-CF 295X2 780Ti 780Ti-SLI
1920x1080 4xAA/FXAA 63,2% - 100% 67,7% -
2560x1600 4xAA/FXAA 57,6% 94,7% 100% 61,9% 102,5%
3840x2160 4xAA/FXAA 55,4% 95,2% 100% 57,7% 95,8%
3DCenter Performance-Index 480% ~800% 840% 530% ~840%
Listenpreis 549$ 1098$ 1499$ 699$ 1398$

Bleibt die Frage offen, ob sich die Radeon R9 295X auch beim Preis/Leistungs-Verhältnis lohnt. Derzeit liegt zu dieser Karte nur der (stolze) Listenpreis von 1499 Dollar vor, die Karte soll erst gegen Ende April in den Handel gelangen. Mit diesem Listenpreis liegt man natürlich deutlich höher als zwei Radeon R9 290X Karten kosten – in dem Sinne zu wenig für den geringen Performancesprung, aber aus Sicht des verbauten Hybrid-Kühlers dann doch wieder ganz interessant. Es dürfte in jedem Fall nicht ganz einfach sein, eine Radeon R9 290X CrossFire-Kombination zu finden, welche dieselbe Performance zur selben vertretbaren Geräuschentwicklung bietet – dafür muß man in jedem Fall weit weg gehen vom Referenzdesign der Radeon R9 290X.

Gegenüber zwei GeForce GTX 780 Ti Karten hat die Radeon R9 295X2 dann nur noch einen gewissen Mehrpreis, welcher sich durch die bessere Eignung für höhere Auflösungen sowie ebenfalls wieder der niedrigeren Geräuschentwicklung gegenüber den meisten GeForce GTX 780 SLI-Kombinationen sofort rechtfertigt. Die Lage gegenüber nVidias noch erscheinendem DualChip-Projekt GeForce GTX Titan Z kann zwar mangels Performance-Werte zu dieser Karte eigentlich noch gar nicht beurteilt werden, allerdings darf bezweifelt werden, daß diese konkurrierende DualChip-Lösung irgendetwas bietet, was ihren monströsen Preispunkt von 2999 Dollar wirklich rechtfertigen könnte.

Damit steht AMDs Radeon R9 295X2 derzeit natürlich allein auf weiter Flur, wenn es um bestmögliche Performance bei einer einzelnen Grafikkarte geht. Selbst den Vergleich mit ähnlichen CrossFire/SLI-Kombinationen muß man nicht scheuen – gerade AMDs Initiative bezüglich eines Hybrid-Kühlers als Referenzlösung hilft hierbei maßgeblich weiter. Radeon R9 290X CrossFire und GeForce GTX 780 Ti SLI bleiben aber gangbare Lösungen – was anders wäre, wenn AMD beim bewährten 999-Dollar-Preis für seine DualChip-Lösung geblieben wäre. So aber gewinnt die Radeon R9 295X2 nur bezüglich des Produkts selber Bestnoten, während das Preis/Leistungs-Verhältnis – selbst eingerechnet die besonderen Verhältnisse des HighEnd-Segments – nur als mittelmäßig erscheint. Doch vermutlich dürfte AMD dieser Schönheitsfehler überhaupt nicht stören: Denn bei einer DualChip-Lösung geht es maßgeblich ums Prestige – und selbiges hat AMD mit der Radeon R9 295X2 sicherlich hinzugewonnen.