Eine ähnliche Situation ergibt sich dann beim Performance-Vergleich: Die Radeon HD 6990 mit einer Radeon HD 6970 oder selbst einer GeForce GTX 580 zu vergleichen, kommt der Sache nur ungenügend näher. Sicherlich ist es relevant zu wissen, wieviel schneller diese DualChip-Lösung gegenüber der aktuell schnellsten SingleChip-Karte in Form der GeForce GTX 580 ist – wichtiger ist jedoch der Vergleich gegenüber anderen DualChip-Lösungen, weil nur diese im Performancefeld der Radeon HD 6990 spielen. Erste Kandidaten sind hierbei Radeon HD 6950 CrossFire und Radeon HD 6970 CrossFire, der eigentliche Vergleichspunkt zur Radeon HD 6990 wird sich aber erst mit dem (späteren) Launch der GeForce GTX 590 ergeben. Damit läßt sich heute leider noch nicht sagen, wie gut AMDs Radeon HD 6990 wirklich ist, da deren direkter Kontrahent schlicht noch fehlt.

Die Einordnung der Radeon HD 6990 gegenüber den schnellsten SingleChip-Karten fällt einfach: Zwischen 60 und 95 Prozent schneller als die Radeon HD 6970 und zwischen 35 und 65 Prozent schneller als die GeForce GTX 580 – wobei speziell gegenüber der nVidia-Karte wieder der typische Effekt der Radeon HD 6900 Serie zu sehen ist, daß der Performanceabstand in höheren Settings zugunsten von AMD zunimmt. Die schnellste einzelne Grafikkarte ist die Radeon HD 6990 damit so oder so – was aber nur eine temporäre Aussage ist, denn der eigentliche Kontrahent in diesem Feld kommt in Form der GeForce GTX 590 schließlich noch.

Ebenfalls recht einfach ist die Einordnung der Radeon HD 6990 bezüglich Radeon HD 6950 CrossFire und Radeon HD 6970 CrossFire: Der Rohleistungsvergleich täuscht diesbezüglich nicht, die Radeon HD 6990 liegt in der Mitte dieser beiden CrossFire-Lösungen mit leichter Tendenz hin zur Radeon HD 6970 CrossFire. Die Abstände sind dabei nicht großartig und passen eigentlich wenig zu den preislichen Abständen – rein danach betrachtet eliminieren sich Radeon HD 6990 und Radeon HD 6970 CrossFire eigentlich vollständig und bleibt die Radeon HD 6950 CrossFire als Lösung mit dem sehr deutlich besten Preis/Leistungsverhältnis stehen.

Im Vergleich zum nVidia-Aufgebot GeForce GTX 570 SLI und GeForce GTX 580 SLI kann man sagen, daß die Radeon HD 6990 grob gleich schnell wie die GeForce GTX 570 ist, sich der GeForce GTX 580 allerdings mit 15 bis 20 Prozent Rückstand geschlagen geben muß. Beachtenswert sind hierbei die beiden Ergebnisse unter einem Dreimonitor-Setup mit Triple-HD-Auflösung, wo die Radeon HD 6990 zweimal die GeForce GTX 570 SLI spielend kassierte und dann schon recht nahe der GeForce GTX 580 SLI kam. Für den kommenden Zweikampf zwischen Radeon HD 6990 und GeForce GTX 590 lassen sich hieraus allerdings noch keine klaren Schlußfolgerungen ziehen, da bis dato noch nicht die finalen Hardware-Daten zu nVidias DualChip-Lösung bekannt sind.

Für den Augenblick bleibt der Radeon HD 6990 damit wie gesagt nur der Vergleich zu CrossFire- und SLI-Angeboten, in welchem sie sich ganz gut behaupten kann, ohne allerdings zu glänzen: Die etwas bessere Energieeffizienz der Karte ist in diesen Spähren arg fünftrangig und auch die allgemein gute Performance wäre nur dann von echter Relevanz, wenn die Karte den absoluten Performancethron erklimmen würde. AMD kann sich (für den Augenblick) sicherlich mit dem Titel der schnellsten Einzel-Grafikkarte brüsten, aber für den Grafikkarten-Käufer zählt in diesem Performance- und Preisbereich nur das allerbeste – und dies ist nach wie vor die GeForce GTX 580 SLI. Zweite Sieger gibt es halt bei Grafiklösungen ab 500 Euro nicht mehr.

Hinzu kommt der etwas unpassende Preispunkt der Radeon HD 6990 mit 629 Euro Listenpreis: Dies ist mehr als bei zwei Radeon HD 6970 Karten, welche noch dazu die etwas bessere Performance bieten. Doch selbst wenn erste Notierungen einen Straßenpreis von "nur" 600 Euro versprechen, ist dies unserer Meinung nach immer noch deutlich zu viel: Die Radeon HD 6950 CrossFire ist ab 440 Euro zu haben und liegt bei der Performance üblicherweise nur 5 bis 10 Prozent gegenüber der Radeon HD 6990 zurück. Ein sinnvoller Preis der Radeon HD 6990 sollte demzufolge in der Mitte zwischen Radeon HD 6950 CrossFire und Radeon HD 6970 CrossFire liegen – bei ca. 500 Euro, was weit weg ist vom derzeitigen Listenpreis.

AMD Radeon HD 6990 Referenz-Board

Somit erscheint die Radeon HD 6990 momentan nur für gewisse Anwendungsgebiete geeignet: So dort, wo kein zweiter PCI-Express-Steckplatz für CrossFire oder SLI zur Verfügung steht und damit ausschließlich eine einzelne Grafikkarte zum Einsatz kommen kann. Und dort, wo ein Vierchip-System aus zwei Radeon HD 6990 Karten aufgebaut werden soll – welches zwar mit vier GeForce GTX 580 Karten auch wieder schneller wäre, wofür es aber kaum Mainboards und Gehäuse mit Platz für vier DualChip-Grafikkarten gibt. In diesen beiden speziellen Anwendungsfällen ist die Radeon HD 6990 die Karte der Wahl, wenn es um die absolut höchste Performance geht.

Absolut höchste Performance bedeutet aber natürlich immer auch Nachteile an anderer Stelle: So geht damit ein extrem hoher Stromverbrauch einher, welcher allerdings im Sinne des HighEnd-Gedankens dieser Karte verschmerzbar ist. Leider gehört bei der Radeon HD 6990 dazu aber auch ein sehr hohes Betriebsgeräusch, was dann durchaus den Spaß am HighEnd-System nehmen kann. Genauso muß man sich darüber im klaren sein, daß MultiChip-Setups generell vom Support der Grafikchip-Entwickler leben – nur mit den entsprechenden CrossFire-Performanceprofilen kommt die Radeon HD 6990 auf die vorgenannte Performance, ohne diese Profile arbeitet oftmals nur einer der beiden Grafikchips und die Karte dementsprechend langsam. Die Supportarbeit von AMD (und auch nVidia) in dieser Frage ist zwar gutklassig zu nennen, kann aber natürlich niemals perfekt sein.

Und letztlich existiert bei jedem MultiChip-Setup mal mehr und mal weniger das Problem der Mikroruckler, welche den subjektiven Flüssigkeitseindruck trotz objektiv hoher Frameraten trüben kann. Wer sich mit MultiChip-Setups beschäftigt, sollte sich immer vorher dahingehend testen, ob man persönlich dafür anfällig ist oder nicht – dieses Problem nehmen einige gar nicht wahr, für andere zerstört es den Spaß an einem MultiChip-Setup komplett. Leider hat es AMD auch mit der Radeon HD 6990 wieder nicht hinbekommen, mal eine technische Lösung auf die Beine zu stellen, welche dieses Problem abmindern kann – dies sollte man unserer Meinung nach aber endlich einmal anpacken, um einen großen Hinderungsgrund gegenüber der CrossFire-Technologie allgemein aus dem Weg zu räumen.

Links zu Testberichten der Radeon HD 6990:

Nachtrag vom 11. März 2011

Die PC Games Hardware hat einen wunderbaren Artikel, welcher sich mit der Garantie und Gewährleistung bei der Radeon HD 6990 bezogen auf deren Overclocking-BIOS-Switch beschäftigt. AMD will sich in dieser Frage ja ziemlich einfach aus der Affäre stehlen, indem man einfach die Garantie bei der Aktivierung dieses BIOS abwählt – was vielleicht problemlos in Amerika ohne funktionierenden Verbraucherschutz funktioniert, im bundesdeutschen Rechtsstaat aber schon ganz anders aussieht. Da gilt erst einmal, daß eine Garantie freiwillig ist und AMD damit durchaus alles aus einer Garantie streichen kann, was man will. Allerdings gibt es zusätzlich zur freiwilligen Herstellergarantie noch eine gesetzliche Gewährleistung, welche in aller Regel mindestens zwei Jahre beträgt und welche die grundsätzlichen Produkteigenschaften automatisch absichert, ohne daß der Hersteller hieran Abstriche machen könnte.

Es geht im Fall des Overclocking-BIOS-Switches der Radeon HD 6990 also nur noch um die Frage, ob dieser Switch Teil der normalen Produkteigenschaften (de jure "Teil der vereinbarten Beschaffenheit") ist oder nicht. Um den Switch von der Gewährleistung auszuschließen, müsste der Käufer explizit darauf hingewiesen werden – und zwar eigentlich überall, wo der Switch erwähnt wird. Es reicht demzufolge nicht aus, einen Warn-Aufkleber neben den Switch (oder gar nur auf die Verpackung oder ins Handbuch) zu kleben und damit die Sache abzuhaken – dann hat der Käufer das Produkt schließlich schon erstanden, unter Umständen vielleicht sogar wegen der Werbung mit dem Overclocking-BIOS-Switch. AMD, die Grafikkarten-Hersteller und die Hardware-Händler müssten in allen Werbeanzeigen, Produktbeschreibungen und Verkaufsofferten, wo der Overclocking-BIOS-Switch erwähnt wird, dessen Ausschluß von der Gewährleistung erwähnen, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.

Jede einzelne Werbung, Produktanzeige oder Kaufangebot mit Erwähnung des Switches, wo dessen Ausschluß von der Gewährleistung nicht notiert wird, torpediert die ganze Maßnahme natürlich – der Käufer kann dann (zu Recht) behaupten, das Produkt unter der Annahme erstanden zu haben, daß dieser Switch Teil der normalen Produkteigenschaften sei. Besonders kritisch wird es, wenn sich die Hersteller in ihren Texten immer nur auf die Garantie beziehen – ein Ausschluß des Switches von der (sowieso nur freiwilligen) Garantie bedeutet keinesfalls einen Ausschluß von der gesetzlichen Gewährleistung, einen Ausschluß von der Gewährleistung müsste man extra erwähnen. Alle gesetzlichen Grundlagen hierfür und weitere Ausführungen zur Thematik finden sich wie gesagt bei der PCGH.