Grafikkarten-Marktüberblick April 2024 (Seite 2)

Sonntag, 7. April 2024
 / von Leonidas
 

Aus den Daten dieses Marktüberblicks ergeben sich auch entsprechende Indizes zu "Raster-Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch", welche nachfolgend als weitere Entscheidungshilfe noch einmal explizit ausgeführt werden. Hierzu wurden die Ergebnisse aller Grafikkarten jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Raster-Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Dass dabei Grafikkarten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind vornehmlich die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten im selben Perfomancebereich. Ausgangspunkt dieser Bewertung ist der 3DCenter Performance-Index sowohl in seiner Ausführung für die FullHD-Performance als auch die UltraHD/4K-Performance. Zugunsten der WQHD-Käufer wurden jeweils auch WQHD-Indizes als Mittelwert (55% FullHD + 45% 4K) zwischen FullHD- und 4K-Index mittels Interpolation gebildet. Dies ist nicht derart genau wie die FullHD- und 4K-Indizes, sollte jedoch aufgrund der üblicherweise geringen Schwankungen zwischen den Auflösungen ausreichend für einen groben Überblick sein.

Die Performance/Preis-Verhältnisse werden durchgehend über einen Mittelwert aus "2x günstigster + 1x höchster" (notierter) Preis errechnet, sind also weder alleinig auf den aktuellen Bestpreis bezogen noch handelt es sich um einen plumpen Durchschnitt zwischen Minimal- und Maximalpreis. Den absoluten Bestpreis zu verwenden ergibt zwar bessere Performance/Preis-Verhältnisse, hiermit geht man allerdings auch das Risiko ein, einen eventuellen Preis-Ausreißer (einzelnes Händlerangebot, welches klar unterhalb den anderen Angeboten liegt) zum alleinigen Bewertungsmaßstab zu erheben. Der einfache Mix zwischen Minimal- und Maximalpreis verwischt dann hingegen wieder etwas den Effekt wirklich günstiger Kampfpreise, was genauso vermieden werden sollte. Die benutzte Rechnung gewichtet hingegen zugunsten des Minimalpreises, dennoch wird der (notierte) Maximalpreis mit in die Rechnung einbezogen. Dies bevorteilt (etwas) Grafikkarten mit einer geringen Spanne zwischen Minimal- und Maximalpreis gegenüber solchen Grafikkarten, welche zwar einen exzellenten Minimalpreis aufweisen, dafür aber auch einen viel höheren Maximalpreis haben und wo es somit augenscheinlich schwieriger ist, nahe des Minimalpreises zu kaufen.

Der nachfolgende Index "Performance/Verbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – dabei es geht um die Energieeffizienz der Grafikkarten unter Spielen. Hierbei sollten normalerweise alle Grafikkarten derselben Fertigungstechnologie eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und damit vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Ausgangspunkt dieser Bewertung ist auch an dieser Stelle wieder der 3DCenter Performance-Index sowie die im Artikel zum Stromverbrauchs-Überblick zusammengetragenen Stromverbrauchs-Meßwerte der reinen Grafikkarten. Zu erwähnen wäre, dass jene Stromverbrauchs-Meßwerte nahezu durchgehend unter der 4K-Auflösung aufgestellt wurden, die Verrechnung mit Performance-Werten unter FullHD & WQHD ist also nicht ganz regulär.

Allerdings sind die Stromverbrauchs-Unterschiede zwischen den Auflösungen üblicherweise eher gering (meistens unter 10 Watt) und tendieren dazu, sich unter hoher Belastung eher denn weiter anzugleichen. Größere Unterschiede gibt es eigentlich nur bei absoluten Spitzen-Beschleunigern wie der GeForce RTX 4090 – dort kann die Differenz von 4K- zu FullHD-Verbrauch dann allerdings durchaus in einen Bereich von ca. 50 Watt gehen. Speziell bei dieser Karte ist die Verrechnung eines FullHD-Performancewerts mit einem 4K-Verbrauchswert wohl keine gute Lösung. Allerdings existieren für die meisten Grafikkarten keine durchgängigen Stromverbrauchs-Werte unter mehreren Auflösungen, ergo wird man derzeit mit dieser kleinen Ungenauigkeit leben müssen bzw. sollte speziell die GeForce RTX 4090 eher nicht nach ihrer (hier wohl etwas zu schlecht dargestellten) Stromverbrauchs-Effizienz unter FullHD beurteilen.

Wenn man sich nur auf die jeweiligen 4K-Indizes konzentriert (da die anderen Indizes an der Leistungspitze zu CPU-limitiert sind), sollte der beachtbare Unterschied zwischen "Performance/Preis" und "Performance/Verbrauch" auffallen: Bei "Performance/Preis" ist keinerlei Effekt der neuen Grafikkarten-Generationen zu sehen – jene reihen sich schlicht nahtlos ein, ohne die Diagramm-Beschriftung wäre keine neue Hardware-Generation erkennbar. Dass der Generations-Sprung dennoch erfolgte, sieht man erst bei "Performance/Verbrauch", wo sich primär die neuen nVidia-Beschleuniger ausreichend deutlich von den vorherigen Beschleunigern der 7nm-Generation (oder älter) absetzen können. Auf die neuen AMD-Beschleuniger trifft dies weniger zu, jene zeigen zwar an der Leistungsspitze eine ähnliche Tendenz, verlieren jene hingegen weitgehend, wenn man tiefer im Portfolio heruntergeht. Nur nVidias Ada-Lovelace-basierte Grafikkarten stechen bei der Energieeffizenz wirklich durchgehend hervor.

Allgemeingültige Grafikkarten-Empfehlungen abzugeben, ist eigentlich nicht möglich, zu unterschiedlich sind die subjektiven Anforderungen an Performance, betriebene Auflösung, Stromverbrauch, Preisklasse, Langlebigkeit (aka Performance-Reserve) sowie extra Features wie RayTracing und Upscaler. Somit sollen nachfolgend nur gewisse Grundsätze zur Orientierung im Angebots-Dschungel notiert werden, welche primär darüber berichten, welche Angebote man jeweils gleich ausschließen kann. Damit reduziert sich die Angebotsbreite in vielen Fällen maßgeblich und man kann somit hoffentlich einfacher auswählen, welche Grafikkarte zu einem passt:

  • Als VRAM-Mindestmenge sollte man selbst unter FullHD heutzutage 12 GB einplanen. Unterhalb dessen muß man damit rechnen, dass man die Texturen-Einstellungen moderner Spiele reduzieren muß. Da VRAM-Anforderungen heutzutage kaum noch Auflösungs-abhängig sind, reichen 12 GB wohl auch noch für WQHD, während es für die 4K-Auflösung besser gleich 16 GB sein sollten. All dies sind jeweils Mindestanforderungen, bei geplant längerer Benutzungsdauer sollte man hier jeweils noch eine Reserve oben drauf schlagen (sprich eher die nächstgrößere Speichermenge anpeilen).
     
  • Plant man mit regelmäßigem RayTracing-Einsatz, sind derzeit die nVidia-Modelle (der jeweils neuesten Generation) immer klar vorzuziehen. Der Performance-Rückschritt von AMD unter RayTracing liegt in der aktuellen Generation bei ca. 25-30% weniger gegenüber der Raster-Performance. Sprich, eine AMD-Grafikkarte müsste unter Raster ca. 30-35% schneller sein, um unter RayTracing grob dieselbe Performance zu bieten. Dies ist für AMD nicht zu gewinnen, nVidia liegt bei der RayTracing-Performance durchgehend klar vorn.
     
  • Gleichfalls gilt, dass man bedenken sollte, dass RayTracing oftmals derart heftig an den Frameraten zerrt, dass es in der Praxis oftmals zurückgedreht oder ganz abgeschaltet wird. Sobald man RayTracing jedoch auf niedrigen Stufen betreibt, nähert sich die AMD-Performance der nVidia-Performance wieder stark an, reduziert sich der ansonsten große Performance-Unterschied unter RayTracing erheblich. Zudem ergibt sich hieran auch, dass in der Praxis RayTracing eher selten bei kleinen und mittleren Grafikkarten eingesetzt wird – sondern meist nur bei den ganz großen Modellen, welche echte Leistungsreserven haben.
     
  • Rein die Raster-Performance betrachtend ergibt sich die klare Tendenz, dass AMD-Modelle ein jeweils besseres Performance/Preis-Verhältnis gegenüber den nVidia-Modellen aufbieten. nVidia kann beim Performance/Preis-Verhältnis nur dann mitspielen, wenn man RayTracing mit einrechnet – was wie gesagt von subjektiven Nutzungsgewohnheiten abhängt.
     
  • Die FullHD-Auflösung ist maßgeblich CPU-limitiert, womit sich alle großen Grafikkarten unter selbiger kaum lohnen. Gleichfalls sind Mainstream-Beschleuniger grundsätzlich zu schwach für die 4K-Auflösung. Es gilt hier weiterhin die alte wie grundsätzliche Maßgabe: Mainstream- und Midrange-Beschleuniger für FullHD, Midrange- und HighEnd-Beschleuniger für WQHD sowie HighEnd- und Enthusiasten-Beschleuniger für 4K. Die Preisgrenzen der Marktsegmente liegen derzeit grob folgendermaßen: Mainstream bis 400 Euro, Midrange bis 700 Euro, HighEnd bis 1200 Euro und Enthusiast ist dann alles, was darüber liegt.
     
  • Einsteiger-Grafikkarten lohnen in aller Regel nicht, der geringe preisliche Abstand zu gangbaren Mainstream-Modellen wird zumeist mit hohen Performance-Unterschieden sowie weiteren VRAM-Rückschritten erkauft. Als erstes gangbares Mainstream-Modell gilt weiterhin die Radeon RX 6600, wenngleich deren VRAM-Bestückung von 8 GB inzwischen auch schon grenzwertig ist. Wenn man mit dem klar höheren Verbrauch leben kann, wäre auch Intels Arc A580 einen Blick wert. Wenn man (wie vorstehend empfohlen) VRAM-sicher kaufen will, geht es allerdings nicht unterhalb von Radeon RX 7600 XT, GeForce RTX 3060 12GB oder Arc A770 16GB.