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News des 18. August 2022

Mit dem kürzlichen Hinweis auf die RDNA4-Generation eher erst zum Jahreswechsel 2024/25 fügt sich nunmehr das mittelfristige Hardware-Bild langsam zusammen. Es scheint dabei zu einer weitgehenden Wiederholung des Szenarios der Jahre 2020 & 2021 zu kommen: Auf das Jahr neuer Hardware-Generationen im CPU- und GPU-Feld (2022) folgt ein Jahr mit mehrheitlich nur Refresh-Generationen (2023), um ein weiteres Jahr später wieder mit durchgehend neuen Hardware-Generationen anzutreten (2024). Allerdings sind die jeweiligen Terminlagen eher denn um den jeweiligen Jahreswechsel herum angesiedelt, so dass die platte Jahresangabe darüber täuschen kann, wo eine Hardware-Generation einzuordnen ist. Rechnet man dagegen in Hardware-Saisons von Herbst altes Jahr bis Frühling neues Jahr, dann zeigt sich die Abfolge von "Neu – Refresh – Neu" deutlicher:

2022/23 2023/24 2024/25
AMD – CPU September 2022:
Zen 4 / Ryzen 7000 (5nm)
möglicherweise:
Ryzen 7000 Programmergänzungen
ca. Frühjahr bis Ende 2024:
Zen 5 / Ryzen 8000 (4/3nm)
AMD – GPU November 2022 bis Frühling 2023:
RDNA3 / Radeon RX 7000 (5nm)
um den Jahreswechsel 2023/24:
RDNA3-Refresh
um den Jahreswechsel 2024/25:
RDNA4 / Radeon RX 8000 (3nm)
nVidia Oktober 2022 bis Frühling 2023:
Ada Lovelace / GeForce RTX 40 (5nm)
ca. Mitte 2023 bis Jahreswechsel 2023/24:
RTX40-Refresh
um den Jahreswechsel 2024/25:
GeForce RTX 50 (3nm)
Intel – CPU Oktober 2022 bis Januar 2023:
Raptor Lake / Core i-13000 (7nm)
um den Jahreswechsel 2023/24:
Meteor Lake / Core i-14000 (4nm)
möglicherweise:
Arrow Lake / Core i-15000 (2nm)
Intel – GPU Sommer bis Winter 2022:
Alchemist / Arc A-Serie (6nm)
um den Jahreswechsel 2023/24:
Battlemage / Arc B-Serie (?nm)
möglicherweise:
Celestial / Arc C-Serie (?nm)
Insgesamt: 5x neue Hardware-Generation 2x neue Hardware-Generation, 3x Refresh 5x neue Hardware-Generation
Hinweis: Alle Daten & Termine zu nicht veröffentlicher Hardware basieren auf Gerüchten & Annahmen.

Etwas abweichend von dieser Regel operiert generell Intel, welche sich im CPU-Bereich bemühen, jedes Jahr eine neue, Hardware-technisch veränderte Generation hinzustellen. Dies mag manchmal von der reinen Architektur her nur das gleiche sein wie beim Vorgänger, wenn jedoch mehr CPU-Kerne (Alder Lake zu Raptor Lake) und/oder neue Fertigungs-Verfahren (Meteor Lake zu Arrow Lake) geboten werden, kann man durchaus von einer echten neuen Hardware-Generation reden. Im GPU-Bereich befindet sich Intel hingegen noch in der Sturm- und Drang-Phase, wo also möglichst jedes Jahr eine echte neue Architektur-Generation kommen soll – um den Rückstand zu AMD & nVidia aufzuholen. Hier kommt es natürlich zuerst darauf an, dass Intel alle seine Zeitpläne einhält, ansonsten kann es genauso passieren, dass eine Hardware-Generation (unfreiwilligerweise) grob zwei Jahre durchhalten muß.

Jene Regel ergibt sich primär aus dem Fortschritt der Fertigungsverfahren bei Chipfertiger TSMC, wo ein Fullnode-Sprung üblicherweise zwei Jahre benötigt. Technologisch ist dies alles immer deutlich früher fertig, wie die in diesem Herbst in Massenfertigung gehende 3nm-Fertigung bei TSMC beweist, allerdings stehen große PC-Chips nie am Anfang einer neuen TSMC-Fertigung. Grob kann man vom realen Markterscheinen erster Produkte in einer neuen TSMC-Fertigung (meisten Apple) ein Jahr draufrechnen, ehe entsprechende PC-Chips spruchreif sind. Dies hat zu Teilen mit deren höheren Anforderungen bei Chipfläche, Wattage und Taktrate zu tun. Oftmals muß Chipfertiger TSMC aber auch erst einmal die notwendigen (großen) Fertigungskapazitäten auf die neue Fertigung umrüsten, ehe die sehr viel Waferfläche belegenden PC-Chips in Serienfertigung auf Basis eines neuen TSMC-Nodes erscheinen können.

Kleinere bis mittlere Abweichungen von dieser Regel sind immer drin, je nachdem wie aggressiv ein Marktteilnehmer vorangehen will bzw. seine Konkurrenz-Situation aussieht. Im GPU-Bereich scheinen sich beispielsweise AMD & nVidia unausgesprochen darauf verständigt zu haben, aller zwei Jahre eine neue Hardware-Generation zu bringen. Im CPU-Bereich will AMD hingegen – trotz gleicher Fertigungssituation – womöglich schneller vorangehen, da dort Intel wie gesagt jedes Jahr eine neue Hardware-Generation hinstellt. Deswegen wird "Zen 5" gern einmal schon auf den Jahresanfang 2024 angesetzt, war in einigen früheren Vorhersagen sogar noch für Ende 2023 eingeordnet. Aufgrund der leicht zurückhängenden 3nm-Fertigung bei TSMC kann es nun kaum etwas vor Frühjahr 2024 werden – womit AMD wie gesagt die Chance hat, diese 2-Jahres-Regel als Ausnahme zu durchbrechen. Dies ist natürlich keineswegs ein fester Termin, sondern nur der frühestmögliche Zeitpunkt – AMD könnte Zen 5 somit gut und gerne auch erst gegen Ende 2024 bringen.

In einem weiteren Video hat man sich beim chinesischen Extreme Player @ Bilibili mit der Übertaktung von Raptor Lake beschäftigt. Erstens einmal scheint Raptor Lake endlich mal wieder einen gewissen Übertaktungs-Spielraum mitzubringen, teilweise waren Taktraten von über 6 GHz möglich. Gleichfalls geht die Schere bedeutsam auseinander, mit welchen Taktraten ein System noch stabil zu bringen war: Unter dem Cinebench R23 waren dies mit dem Core i9-13900KF beispielsweise "nur" 5.8 GHz auf den P-Kernen und 4.7 GHz auf den E-Kernen (allesamt AllCore-Übertaktungen). Unter dem CPU-Z Benchmark ging es deutlich höher hinauf, auf satte 6.2 GHz bei den P-Kernen sowie 5.1 GHz bei den E-Kernen. Diese hohen Taktraten unter CPU-Z waren mit deutlich geringeren Spannungen möglich, während der viel niedrigere Maximal-Takt unter dem Cinebench schon 1.527V CPU-Spannung erforderte:

CB23 ST/MT CPU-Z ST/MT CPU-Spannnung
Core i9-13900KF @ 5.5/4.3 GHz 2287 / 40'227 897 / 16'885 1.38V
Core i9-13900KF @ 5.8/4.7 GHz 2263 / 42'790 945 / 18'113 1.527V
Core i9-13900KF @ 5.9/4.7 GHz - 962 / 18'310 1.408V
Core i9-13900KF @ 6.0/4.7 GHz - 979 / 16'370 1.45V
Core i9-13900KF @ 6.1/4.7 GHz - 994 / 16'495 1.48V
Core i9-13900KF @ 6.2/4.7 GHz - 1011 / 16'628 1.54V
Core i9-13900KF @ 6.1/5.1 GHz - 982 / 19'550 ?
gemäß der Ausführungen von Extreme Player @ Bilibili

Anders formuliert: Die CPU macht es augenscheinlich mit, nur unter echter Volllast – wie dem Cinebench – ist jene bei 6 GHz nicht mehr stabil. Dies könnte am Stromverbrauch bzw. der Kühlung liegen, welche bei diesen hohen Taktraten dann oberhalb 350 Watt Verlustleistung aus kleiner Chipfläche (~257mm²) stemmen muß. Dabei wurden 377 Watt CPU-Stromverbrauch schon beim Cinebench auf 5.8/4.7 GHz erreicht. Höhere Taktraten wären somit durchgehend nur dann möglich, wenn das Wärmeableit-Problem verbessert würde, beispielsweise über einen abgeschliffenen Heatspreader (und natürlich noch dickere Kühlung). Dies alles deutet letztlich darauf hin, dass Raptor Lake zwar seine Übertaktungs-Reserven hat, jene allerdings eher nur für Show-Benchmarks aktivierbar sind. Im Alltagseinsatz müsste man deutlich konservativer takten, um eine Stabilität in allen Lebenslagen zu gewährleisten.

Gleichfalls zeigt dies ein wenig auch darauf hin, dass es bei Intel an einer intelligenten Übertaktungsfunktion mangelt – wie AMDs "Precision Boost 2" (PB2). Die grundsätzlichen Möglichkeiten hierzu sind mittels anpassbarer Powerlimits und Spannungs-Einstellungen auf den meisten Retail-Platinen schon vorhanden, es fehlt allerdings die alles verbindende 1-Klick-Technologie. Derzeit konzentriert sich das Übertakten von Intel-Prozessoren somit primär auf AllCore-Übertaktungen, was aber bei derart schwankenden Ergebnissen je nach laufender Anwendung nicht mehr als zielführend erscheint. Um das herausholen, was wirklich geht, muß man zukünftig mit unterschiedlich hohen Taktraten je nach Anwendung leben – ansonsten muß man sich am kleinsten gemeinsamen Nenner orientieren, was kaum einen echten Übertaktungs-Erfolg ergibt. Zugegebenermaßen ist Prozessoren-Übertaktung auf diesen hohen Wattagen nur noch für eine kleine Minderheit an Anwendern wirklich interessant, orientiert man sich aus Praxiserwägungen heraus eher in Richtung Speicher-Übertaktung.