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Hardware- und Nachrichten-Links des 9./10. Juni 2018

Ein bißchen Aufsehen erregt derzeit eine von der Computex stammende AMD-Präsentationsfolie, wonach AMD für sich in Anspruch nimmt, seine Vega-Grafikkarten ganze 10x besser als die vorhergehende Generation verkauft zu haben. Dies erscheint etwas unglaubwürdig angesichts der langen Nichtverfügbarkeit jener Grafikkarten zum Ende des letzten Jahres, welches (seinerzeit) auch weniger an den Cryptominern als denn mangelhaften Chip-Nachlieferungen seitens AMD bzw. GlobalFoundries lag. Die PC Games Hardware hat jedoch schlicht nachgefragt und sich bei AMD die Erklärung abgeholt, das hiermit nicht der Vergleich zu den Polaris-Grafikkarten, sondern zu den Fiji-Grafikkarten gemeint ist. Dann könnte diese Zahl vielleicht passen – auch wenn die Zahl aufgrund der genannten langen Nichtverfügbarkeit von Vega-Grafikkarten trotzdem etwas schöngerechnet aussieht. Natürlich ist nicht ermittelbar, wieviel AMD und die Grafikkarten-Hersteller direkt an Cryptominer verkauft haben – und gerade bei einem HighEnd-Produkt wie Vega mit (vergleichsweise) geringen Stückzahlen kann dies schnell die insgesamten Verkaufszahlen maßgeblich beeinflußen.

Das Vega für AMD ein gutes Geschäft darstellt, ist zudem sicherlich ganz nett für AMD – aber beim eigentlichen Zielpublikum in Form der Gamer ist davon noch nicht viel angekommen. Zum einen hat AMD lange Zeit nichts wirklich etwas lieferbares gehabt, dann kam der Mining-Boom samt entsprechender Mondpreise dazwischen – und jetzt werden die Karten zwar inzwischen deutlich sichtbar günstiger angeboten, sind aber immer noch um glatte 100 Dollar/Euro teurer, als es der Listenpreis verspricht. Und zum anderen sind einige Vega-Innovationen noch nicht richtig nutzbar, AMD hat in dieser Frage zuletzt auch keine großen sichtbaren Aktivitäten entfaltet. Eigentlich hätte man erwarten können, das genau dieses eine Jahr nach Release dafür genutzt würde – aber wenn die Cryptominer sowieso alles wegkaufen, entschwindet augenscheinlich der große Druck, diese Problemfelder anzugehen. Eine große Empfehlung, AMD in Zukunft bei neuen HighEnd-Projekten entsprechenden Kredit zu geben, baut man damit aber natürlich auch nicht auf – um genau zu sein, werden zukünfige HighEnd-Projekte von AMD gerade wegen dieser Vorkommnisse eher denn kritischer beobachtet werden.

Die PC Games Hardware hat sich die Grafikkarten-Performance unter Ancestors Legacy angesehen. Das Echtzeitstrategie-Spiel basiert auf der Unreal Engine 4, zeigt darin eine sehr ansehnliche Grafik in einem stimmigen Mittelalter-Umfeld. Die Performance-Anforderungen sind dennoch nicht übermäßig: In einer heißen Schlachtszene kam bei der PCGH unter FullHD mit bester Grafikqualität eine werksübertaktete GeForce GTX 1050 Ti noch auf 47 fps. Dabei mag das Spiel generell nVidia-Chips, bei einer verbauten AMD-Grafikkarte benötigt man für die gleiche Framerate deutlich mehr Rohleistung: So liegt eine Radeon RX 570 im selben Setting bei nur 60 fps (27% schneller), trotz eines nominellen Performance-Unterschieds von Faktor 1,42. Unter WQHD und 4K gehen diese Differenzen dann allerdings zurück – der nVidia-Vorsprung ist noch da, geht aber in Richtung unterhalb 5%. Für 45 fps unter WQHD reichen demzufolge Radeon R9 390 oder GeForce GTX 970, für 45 fps unter 4K dann Radeon RX Vega 64 oder GeForce GTX 1070 Ti. Ancestors Legacy ist damit einer der wenigen aktuellen Spieletitel, welcher auf der UltraHD-Auflösung nicht gleich eine GeForce GTX 1080 Ti (oder besseres) benötigt.

Heiß diskutiert mit sehr konträren Standpunkten wird derzeit das EuGH-Urteil gegenüber Facebook-Fanpages, wonach die Betreiber der Fanpages für deren Datenschutz mitverantwortlich sind – was gemäß den derzeit von Facebook gebotenen Möglichkeiten in der Praxis überhaupt nicht zu realisieren ist. Somit gelten den einen selbige Facebook-Fanpages ab sofort als illegal, während andere das viel gelassener sehen. Interessant sind insbesondere die Heise-Ausführungen, welche darauf hinweisen, das die angegangene Facebook-Fanpage nie das eigentliche Ziel der Klage war – das Ziel ist natürlich Facebook selber, nur war rein juristisch kein anderes Vorgehen möglich. Dieser konkrete Fall um Facebook ist für sich vielleicht gar nicht so spannend, jener zeigt aber auf zwei grundsätzliche Probleme hin: Erstens einmal hat unsere "supertolle" neue Datenschutz-Gesetzgebung es immer noch nicht verstanden, das es einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen den Möglichkeiten von Normalbürger sowie kleinen Unternehmungen gibt – und den Möglichkeiten von weltweit agierenden Megakonzernen. Jener Unterschied führt derzeit dazu, das erstere wild rotieren müssen, um das Gesetz zu erfüllen – und letztere unter Umständen gar nichts tun, weil sie einfach Praxisstandard setzen, um die niemand herumkommt.

So lange seitens des Gesetzgebers nicht anerkannt wird, das die großen Standards von Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft gesetzt werden und der Normalbürger weder Mittel noch Chancen hat, dagegen vorzugehen, verdrehen sich die hehre Idee des Daten- und Verbraucherschutzes teilweise schon ins Gegenteil. Die aktuell härtere Gesetzgebung führt also bei den genannten Megakonzernen nicht zu mehr Daten- und Verbraucherschutz, sondern (teilweise) sogar zu weniger (Stichwort "Einmal die Einwilligung für alles"). Und zweitens führt dies direkt in eine gewisse Datenschutz-Apathie oder gar Datenschutz-Abneigung: Für den Normalbürger hat die DSGVO bislang zumeist nur Ärger gebracht – wo aber sind deren Vorteile, wenn die Großunternehmen weitermachen wie bisher oder sich mit der DSGVO sogar noch mehr Rechte herausnehmen? Das irgendetwas später einmal einklagbar sein könnte, ist da ein eher schwacher Trost – und reicht als Vorteil sicherlich nicht aus, wenn hierbei insgesamt betrachtet eine große psychologische Barriere zum Nachteil des Datenschutzes durchbrochen werden könnte, wie treffend seitens Indiskretion Ehrensache notiert: "2018: Das Jahr, in dem die Menschen begannen, den Datenschutz zu hassen."