6

Hardware- und Nachrichten-Links des 6. September 2018

Zum kürzlich besprochenen nVidias TU106-Chip gibt es auch noch die hartnäckige Gegenthese, das jener Grafikchip vielmehr bei der GeForce RTX 2070 genutzt wird – was sicherlich ungewöhnlich wäre angesichts der Namenszusammenstellung, da ein "106"-Chip bei nVidia immer für das Midrange-Segment gedacht ist und die GeForce RTX 2070 da garantiert nicht hineinpasst. Aber wenn man sich auf diese These einlassen wollte, dann ergibt sich vor allem der Punkt, das ein TU106-Chip mit (angenommen) 2304 Shader-Einheiten an einem 256 Bit Speicherinterface von der Chipfläche her vergleichsweise sehr nahe zum TU104-Chip mit seinen 3072 Shader-Einheiten am gleichen 256 Bit Speicherinterface liegen würde. Nominell ist diese -25% große Differenz bei den Shader-Einheiten eine Chipflächen-Differenz von -10% bis -15% wert, da Shader-Einheiten grob nur die Hälfte des Dies belegen. Sofern nVidia diesen Weg gegangen ist, dürfte man natürlich versucht gewesen sein, noch mehr Chipfläche zu sparen, ergo könnte eine von vier Raster-Einheiten rausgeflogen sein (die Raster-Power bleibt in Relation zur Shader-Power grob dieselbe wie bei der GeForce RTX 2080), zudem könnte man sich den NVLink-Anschluß auch gleich physikalisch gespart haben.

Da der Rest allerdings identisch bleibt (insbesondere Speicherinterface, ROPs, PCI-Express-Interface & Videoeinheit), kommt man auf einen Spareffekt von vielleicht -20% bis im Extremfall sogar -25% an Chipfläche. Ausgehend von den ~530mm² Chipfläche beim TU104-Chip würde der TU106-Chip in dieser Auflösung dann ~400-420mm² groß sein. Dies ist allerdings immer noch sehr groß bzw. vor allem sehr nahe am TU104-Chip dran – und nominell lohnt sich eine solch geringe Differenz nicht bzw. wurde noch nie für eine derart geringe relative Differenz ein extra Chip aufgelegt. Aber eventuell spielt hier die erreichte absolute Differenz die gewichtigere Rolle – es sind in diesem Rechenbeispiel schließlich 110-130mm² mehr Chipfläche zwischen TU106 und TU104, da passt fast ein ganzer Mainstream-Chip hinein (GP107 von GeForce GTX 1050 /Ti mit 132mm² Chipfläche). Eventuell lohnt es sich doch, bei diesen Größenordnungen für jede Grafiklösung mit beachtbarem Umsatz einen extra Chip aufzulegen – womit die These, aus dem TU106-Chip würde dann die GeForce RTX 2070 entstehen, vorerst doch noch nicht zu den Akten gelegt werden kann.

Bei ComputerBase wie Guru3D hat man sich die Grafikkarten-Performance unter F1 2018 angesehen. Die Rennsport-Simulation braucht nominell nicht ganz so viel Hardware wie andere Spiele, demzufolge sind unter der FullHD-Auflösung auch im Ultra-Bildqualitätspreset schnell 100 fps und mehr erreicht. Unter höheren Auflösungen trennt sich dann die Spreu vom Weizen, gerade da für ein schnelles Rennspiel aus der Cockpit-Perspective heraus 60 fps als unteres Maß sicherlich zu empfehlen sind. Bei den Benchmarks des Guru3D im Ultra-Preset erreicht unter der 4K-Auflösung gerade noch eine GeForce GTX 1080 Ti diese Marke, bei der ComputerBase im (um eine Stufe reduzierten) Hoch-Preset kommen auch Radeon RX Vega 64 und GeForce GTX 1080 noch in dieser Kategorie durchs Ziel (die GeForce GTX 1070 Ti dürfte ebenfalls mit dabei sein). Zwischen AMD und nVidia gibt es keine beachtbaren Ausreißer, bei der Grafikkartenspeicher-Menge wurden 4 GB für FullHD und 6 GB für WQHD und UltraHD empfohlen – obwohl in den 4K-Messungen des Guru3D eine Radeon R9 Fury X trotz ihrer nur 4 GB Grafikkartenspeicher weiterhin nur knapp hinter der GeForce 980 Ti herauskommt. Mittels der fünf Bildqualitätspresets gibt es zudem reichlich Tuning-Optionen, welche auch für erheblich an Mehrperformance sorgen können – so daß das Spiel auf jeder halbwegs leistungsfähigen Grafikkarte spielbar zu bekommen sein sollte.

Wie schwer es sein wird, bei Chipfertiger TSMC echte 7nm-Kapazitäten zu bekommen, verdeutlicht eine Grafik in einem Artikel der EETimes – welche ironischerweise das Risiko beschreibt, welches Apple mit seiner derzeitigen Strategie eingeht, alle neuen SoCs auf Jahre hin nur noch bei TSMC fertigen zu lassen. Denn damit ist Apple bei TSMC sowohl Technologievorantreiber als auch erster Hauptabnehmer für neue Fertigungstechnologien – und besetzt gemäß Analysten-Hochrechnungen somit für dieses Jahr satte 75% der 7nm-Kapazitäten bei TSMC. AMD wird interessanterweise in der Tortengrafik auch genannt, die für den Vega-20-Chip anlaufenden Aufträge nehmen immerhin 0,5% der 7nm-Kapazität von TSMC in diesem Jahr ein – was für einen einzelnen Grafikchip in expliziter Kleinserie als ziemlich viel erscheint. Aber wie an der Apple-Dominanz zu sehen, scheint TSMC für dieses Jahr ausschließlich 7nm-Kapazitäten zu besitzen, um Apples A12-SoC für das nächste iPhone fertigen zu können – ein zweiter solch großer Auftrag wäre für TSMC zumindest noch in diesem Jahr ganz sicher nicht mehr zu schultern.

Allerdings warten dann ja noch weitere Großauftraggeber darauf, bei TSMCs 7nm-Fertigung einsteigen zu dürfen: Qualcomm will sicherlich einiges haben, die Cryptomining-Firmen dürften erneut große Kontingente abnehmen wollen, AMD kommt nun im Laufe des Jahres 2019 mit der vollen Wucht der kompletten Zen-2-Fertigung, ohne das GlobalFoundries da irgendwie aushelfen könnte. Manche dieser Aufträge könnten stückzahlenmäßig sicherlich kleiner ausfallen als die Apple-Aufträge – doch dafür geht es bei PC- und Cryptomining-Chips aber regelmäßig um größere Die-Flächen und damit letztlich genauso so viel (oder mehr) 7nm-Kapazität. In dieser Situation dann noch eine ganze neue nVidia Chip-Generation in der 7nm-Fertigung hineinzupressen, welche wie die Apple-Aufträge üblicherweise in Millionenstückzahl geht, dürfte nicht ganz so einfach sein. nVidia wird hier warten müssen, bis TSMC wirklich sehr substantiell größere 7nm-Kapazitäten aufgebaut hat. Ausgehend vom jetzigen Bild, wo der Auftrag für einen einzelnen Apple-SoC bei TSMC glatte 75% der 7nm-Kapazität wegnimmt, geht es hierbei wohl um einen Kapazitätsausbau in der Größenordnung von mehreren Dimensionen.