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Hardware- und Nachrichten-Links des 24./25./26. Dezember 2017

Bei der PC Games Hardware hat man sich in einem Retro-Spezial (erneut) intensiv mit den letzten 3dfx-Karten in Form der Voodoo5-5500 beschäftigt. Interessant sind hierbei die Ausführungen zur Planung des zugrundeliegenden VSA-100-Chips – welcher einstmals mit Taktraten von 200 MHz auf 2.5V Chipspannung geplant war, letztlich aber nur mit 166 MHz bei 2.9V Chipspannung ausgeliefert wurde. Auf Basis späterer, besserer Versionen des zugrundeliegenden 3dfx-Chips (entnommen Voodoo5-6000 Karten) wurde seitens der PCGH sogar eine Voodoo5-5500 Karte gebastelt, welche auf 205-210 MHz Chiptakt lief – ergo nahezu so, wie von 3dfx einstmals angedacht. Hinzu konnte auch die Speicherbestückung auf 128 MB verdoppelt werden, wobei daraus allerdings nur eher selten ein nutzvoller Effekt entstand – die Konkurrenz in Form von GeForce 2 GTS/Ultra sowie Radeon 32/64 lief ebenfalls nur mit 32 bzw. 64 MB Grafikkartenspeicher. In der Summe der Dinge erreichte die somit gepimpte Voodoo5-5500 allerdings das, was dem seinerzeitigen Original noch verwehrt blieb – ein klarer Benchmark-Sieg gegen die GeForce 2 GTS.

640x480 1024x768 1600x1200
nVidia GeForce 2 Ultra  (64MB, AGPx4) 135,5% 144,5% 160,7%
nVidia GeForce 2 GTS  (32 MB, AGPx4) 111,6% 108,1% 114,4%
3dfx Voodoo5-5500 OC  (128 MB, AGPx2) 106,3% 119,2% 127,5%
3dfx Voodoo5-5500  (128 MB, AGPx2) 100,2% 101,4% 104,0%
3dfx Voodoo5-5500  (64 MB, AGPx2) 100% 100% 100%
3dfx Voodoo5-5500  (64 MB, PCI) 77,0% 86,5% 93,7%
basierend auf den Benchmarks der PC Games Hardware (ohne Dungeon Siege 2)

Unter 640x480 reicht es noch nicht ganz heran – hierfür dürfte vor allem die schwache Anbindung mit faktisch nur AGPx1 verantwortlich sein, da die PCGH auf Basis der für diesen Fall bestmöglichen Prozessoren natürlich ein CPU-Limit ausschließen konnten. Ab 1024x768 liegt die gepimpte 3dfx-Lösung dann jedoch beachtbar vor nVidias seinerzeitigen Spitzenkarte, erreicht allerdings niemals die Leistungshöhe der bei nVidia nur wenige Monate nachfolgenden GeForce 2 Ultra (für welche die Voodoo5-6000 der passende Kontrahent gewesen wäre). Ohne höherer Taktraten gemäß dem ursprünglichen 3dfx-Ziel verpasst die reguläre Voodoo5-5500 allerdings auch unter heute neu angestellten Benchmarks die Performance der GeForce 2 GTS – selbst wenn natürlich nicht ermittelt werden kann, was eine eventuelle weitere Treiberentwicklung bei 3dfx hieran noch hätte verändern können. Interessant ist an dieser Stelle, das die ersten Testsamples des von 250nm auf 180nm geschrumpften VSA-100-Chips nur handwarm werden sollen, ergo sicherlich die 200 MHz Taktrate in Serie mitgemacht hätten – das was 3dfx seinerzeit gebraucht hätte.

Beachtenswert ist daneben, wie stark teilweise die Grafikkarten-Anbindung mit ins Spiel kam: Eine nur auf PCI laufende Voodoo5-5500 verlor insbesondere in niedrigeren Auflösungen sehr erheblich an Performance. Aber auch die AGP-Versionen der 3dfx-Chips liefen diesbezüglich limitiert: Da auch noch der interne Datentransfer bei SLI zwischen den beiden VSA-100-Chips einer Voodoo5 abzuwickeln war, reduzierte sich die praktisch nutzbare AGP-Bandbreite auf die Hälfte, eine Voodoo5-5500 lief also eigentlich wie auf AGPx1. Seinerzeit wurde dies unter niedrigen Auflösungen oftmals durch ein CPU-Limit überdeckt, heutzutage ist es dann besser darstellbar, das die 3dfx-Chips in dieser Richtung zurücklagen – 3dfx hätte hier besser gleich auf AGPx4 gesetzt, wie ATi und nVidia es bei den seinerzeitigen GeForce-Grafikkarten getan haben. Im übrigen sind rückblickend jedoch weniger diese Schwierigkeiten bei konkreten Produkten für das Ende von 3dfx verantwortlich. Eher zugrundeliegend dürfte hierbei die Übernahme von Grafikkarten-Hersteller STB und die dahinterliegende Idee gewesen sein, alle 3dfx-Grafikkarten selber zu fertigen und zu vertreiben.

Damit hat sich 3dfx faktisch selber medial & verkaufstechnisch abgeschossen: Anstatt es vorher ~10 Testberichte zu den verschiedenen Herstellermodellen derselben 3dfx-Grafikkarte gab, war nun nur noch einer notwendig – und in den Regalen der seinerzeit durchaus noch dominierenden (lokalen) Einzelhändler bekam STB nur den gleichen Platz wie jeder andere der 10-20 Grafikkarten-Hersteller, welche jedoch ausschließlich Grafikchips anderer Hersteller feilboten. Mit heutigen Methoden wäre wohl viel einfach zu eruieren, das der gesamte mediale Fingerabdruck von 3dfx mit dieser STB-Übernahme deutlich kleiner wurde, was der 3dfx-Marke nur zum Nachteil gereichen konnte. ATi hat dies seinerzeit im übrigen umgedreht gelöst: Anfänglich vertrieb man alle seine Gamer-Grafikkarten nur selbst, öffnete sich später jedoch für die typischen Grafikkarten-Hersteller und stellte später den Eigenvertrieb gänzlich ein. Ohne die mediale Macht der vielen Grafikkarten-Hersteller wäre es im Zweikampf mit nVidia auch noch viel schwerer gewesen – eine Lehre, die 3dfx leider mit seinem Ableben bezahlen mußte. (Foren-Diskussion zum Thema)

Wie Golem berichten, untersagt nVidia mit seinen aktualisierten Treiber-EULAs inzwischen den Betrieb von GeForce-Grafikkarten in Rechenzentren – dort sollen wohl ausschließlich professionelle Beschleuniger der Quadro- und Tesla-Reihen eingesetzt werden. nVidia hat es aber nicht nur bei der Änderung seiner Treiber-EULAs belassen, sondern tatsächlich sogar den japanischen Anbieter Sakura aufgefordert, den Einsatz von Maxwell- und Pascal-basierten Titan-Grafikkarten in dessen Rechenzentren zu beenden (maschinelle Übersetzung ins Deutsche). Da das ganze ergo somit auch die Titan-Serie betrifft (welche offiziell nicht mehr Teil der GeForce-Serie ist, allerdings mit demselben Treiber und damit derselben EULA bedient wird), ist dies ziemlich harsch für Rechenzentrum-Anbieter, welche speziell bei der Titan-Serie gemäß nVidias Marketing ziemlich klar von deren professioneller Nutzbarkeit ausgehen mussten. So oder so ist es nur der Schritt eines Anbieters, welchem es augenscheinlich zu gut geht bzw. welcher in diesen Produktfeldern aufgrund der Schwäche der anderen Anbieter derzeit keine große Konkurrenz fürchten muß.

Die Telepolis bietet in einer Artikel-Serie – Teil 1, Teil 2 und Teil 3 – ein durchaus lesenswertes Interview mit dem Soziologen und Computer-Kritiker Werner Seppmann. Sicherlich können dabei manche Argmente von Computer-Fachleuten eher nur schmunzelnd bis stirnrunzelnd entgegengenommen werden – als Beispiel hierfür mag die angeblich vom Militär "präjudizierte" Computer-Entwicklung gelten, welche eventuell mal für die Anfangszeit gegolten haben mag, in der heutigen Zeit der sich primär an den Endanwender richtenden IT-Großkonzerne jedoch bei weitem nicht mehr existent ist. Hier schwingt ab und zu eine grundsätzliche Anti-Haltung zum Computer mit, welche sich zumeist nur aus Fehlverständnissen und nicht mehr aktuellen Argumenten speist. Andererseits kann man oftmals aus einer deutlich abweichenden Argumentationslage am meisten lernen bzw. Denkanstöße erhalten – werden gewisse Themen mit dem Blick von Außen um neue Aspekte erweitert, welche man in der eigenen Dunstglocke nicht als derart wahrnimmt. Neben vielen anderen Thesen kam hierbei auch eine Charakerisierung sozialer Netzwerke als "intellektuelle Gleichschaltungsmaschinen" heraus – kürzer und treffender hat es wohl noch niemand auf den Punkt gebracht.