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Hardware- und Nachrichten-Links des 21. Mai 2015

Schwere Vorwürfe fährt AMD im Streit um den Gameworks-Einfluß auf Witcher 3 auf: Wie bei Ars Technica ausgeführt, hat AMD die Entwicklung von "The Witcher 3" vom Start weg begleitet und dabei im Laufe der früheren und mittleren Entwicklung keinerlei echte Performance-Probleme festgestellt. Zwei Monate vor Release soll jedoch bei Spieleentwickler CD Project Red ein neuer Gameworks-Code seitens nVidia aufgetaucht sein, welcher die Performance der AMD-Grafikkarten geradeweg "sabotiert" hat. Leider läßt sich dies für Außenstehende schwer bis gar nicht belegen – aber sofern diese Aussage zutreffend wäre, liegt die Annahme durchaus nahe, daß nVidia hierbei AMD bewußt auflaufen lassen hat. Die Zeitabläufe und vor allem die Information, daß bis kurz vor Release es keinerlei AMD-Probleme mit dem Gameworks-Code gab, lassen da kaum andere Deutungsformen zu. Da sich nichts beweisen lassen dürfte, wird hierbei jedoch leider weiterhin Aussage gegen Aussage stehenbeiben – ein böser Nachgeschmack bleibt aber trotzdem.

Über verschiedene AMD-Aussagen steigt die Wahrscheinlichkeit, daß AMDs Fiji-Grafikkarten tatsächlich mit maximal 4 GB Speicher (pro Grafikchip) antreten: Wenn AMD gegenüber der PCWorld auf die Frage nach nur 4 GB Speicher die Aussage "This might be a marketing problem" trifft, dann bleibt da nur wenig Deutungs-Spielraum übrig. Ganz allgemein steht nun, nachdem sich AMD bezüglich HBM-Speicher offiziell offenbart und damit die nächste Grafikkarten-Generation unwideruflich angeteasert hat, der sicherlich auch seitens AMD zu sehende Punkt im Raum, daß die breite Diskussion über 4 oder 8 GB Speicher eröffnet ist – und daß jegliches Zurückhalten der Information, daß man 8 GB Speicher (pro Grafikchip) bieten könnte, nunmehr schädlich ist. Einfach nur das Fallenlassen dieses Details würde nun auch nichts mehr am Abwarten der Enthusiasten auf die kommenden Grafikkarten ändern, das aktuelle Geschäft wäre also nur minimal gestört. Daß AMD dieses Detail nicht herausgibt, kann also nur bedeuten, daß es eben doch nur maximal 4 GB Speicher (pro Grafikchip) beim Fiji-Chip gibt.

Möglich, daß eine weitere Fiji-Variante zum Jahresende dann 8 GB Speicher (pro Grafikchip) mitbringt, zu diesem Zeitpunkt sollte die Produktion von HBM2 inzwischen anlaufen. Doch für den initialen Fiji-Launch bedeutet dies keinen Unterschied – AMD müsste jetzt zur Jahresmitte 2015 diese 8 GB Speicher liefern, um optisch mit den nVidia-Grafikkarten desselben Preisbereichs mithalten zu können, mit nur 4 GB wird dies sichtbar schwer. Dabei soll gar nicht in Abrede gestellt werden, daß 4 GB Grafikkartenspeicher wahrscheinlich derzeit sogar ausreichen, die Anwendungsbeispiele für noch mehr Grafikkartenspeicher an einer Hand abzuzählen sind. Aber aus Vermarktungssicht wäre diese Speichergröße schwer zu stemmen – und gerade AMD als der Anbieter mit dem geringeren Standing muß nun wirklich mit einem überaus runden Produkt ohne Angriffsfläche ankommen, um wirklich wahrgenommen und gekauft zu werden. Die Diskussion zu dieser Streitfrage schwappt zwar noch hin und her, ein beachtbarer Effekt auf das reale Kaufverhalten ist aber schon (belegt) prognostizierbar.

Die ComputerBase berichtet über eine Performance-Untersuchung der Konsolenversionen von Witcher 3: Jene sieht die Playstation 4 leicht im Vorteil – die eigentliche Erkenntnis aus dieser Auswertung ist aber vielmehr, daß beide aktuellen Spielekonsolen das Spiel nur mit gerade so 30 fps wiedergeben, dabei aber fast automatisch unter schlauchenden Szenen in Performanceprobleme (mit teilweise Bildraten unter 30 fps) hineinlaufen. Dies ist für gerade einmal anderthalb Jahre alte Spielekonsolen ein schwaches Zeugnis, begründet sich allerdings aus der verbauten Mainstream-Hardware beider Konsolen. Xbox One und Playstation 4 werden wahrscheinlich weit kürzer durchhalten als ihre jeweiligen Vorgänger – oder aber sich zum (erneuten) Bremsstein für das PC-Gaming in den kommenden Jahren entwickeln. Dazu passend ist, daß Witcher-3-Entwickler CD Project Red inzwischen zugegeben hat, die Grafikqualität des Titels gegenüber früheren Vorabversionen etwas heruntergedreht zu haben – und dies teilweise zugunsten der begrenzten Performancereserven der aktuellen Spielekonsolen.

Hartware berichten über eine Analystenstimme, welche AMD bis 2020 Bankrott gehen sieht. Die dafür vorgebrachte Argmentationslinie stützt sich allerdings vorwiegend auf die Fortschreibung des Produkt-Mißerfolgs von AMDs Prozessorensparte in den letzten Jahren – sicherlich, wenn man dies platt weiterdenkt, dann wird AMD immer höhere Minuszahlen anhäufen und am Ende nicht einmal den Cashflow besitzen, um das Grundgeschäft weiterbetreiben zu können. Doch ausgerechnet nächstes Jahr stehen für AMD entscheidende neue Produktinnovationen an, welche das Ruder durchaus noch einmal herumreißen könnten. Einfach wird es sicherlich trotzdem nicht, aber die platte Fortschreibung der Produktentwicklung bei AMD auf Basis der letzten Jahre ist in diesem Fall einfach nicht zielführend für eine Unternehmensbewertung. Vergessen wurden auch wichtige Nebenpunkte wie AMDs Zugriff auf Samsungs durchaus konkurrenzfähiger 14nm-Fertigung sowie der Punkt, daß Intel über seine rein margenorientierte Portfolio-Gestaltung durchaus Angriffsfläche für AMD bietet, AMD also nicht zwingend über den besseren Preis verkaufen muß, sofern die kommende Zen-Prozessorenarchitektur halbwegs potent ausfällt.