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AMD-Grafikchip "Project F" mit 232mm² Chipfläche unter der 14LPP-Fertigung?

Über unser Forum wird auf das LinkedIn-Profil eines früheren AMD-Mitarbeiters hingewiesen, welcher in seiner Vita die Arbeit an einem Grafikchip-Design ("dGPU") für die 14LPP-Fertigung von GlobalFoundries und Samsung (explizit so genannt) stehen hat. Der bemerkenswerte Punkt: Jenes Grafikchip-Design soll aus 430 Funktionsblöcken bestehen und eine Chipfläche von 232mm² aufweisen. Letztere Angabe ist natürlich nur eine Projektion, welche dann nach der eigentlichen Chipfertigung entsprechend den realen Abmaßen korrigiert werden müsste. Ob jenes Grafikchip-Design mit dem Codenamen "Project F" wirklich realisiert wurde, ist ungewiß – und in der Vita jenes früheren AMD-Mitarbeiters stehen auch andere Chipprojekte, die nachweislich niemals bis zur Serienreife geführt wurden (so AMD-Grafikchips in der 28nm-Fertigung von GlobalFoundries). Insofern läßt sich derzeit nicht sagen, wie real diese Information ist – noch dazu, wo die angegebenen 232mm² Chipfläche als zu groß für den kleineren "Polaris 10" sowie als (viel) zu klein für den größeren "Polaris 11" gelten dürfen.

Einzig allein, wenn die bisherigen Größenschätzungen von 120-150mm² für Polaris 10 allesamt klar zu niedrig liegen, könnte es sich hierbei um Polaris 10 handeln – welcher damit dann eher ins Performance-Segment rücken würde. Schlecht wäre dies nicht für AMD, denn die bisher zu erkennende Strategie eines 14nm Mainstream-Chips samt eines 16nm HighEnd-Chips würde eine große Performance- und Preislücke zwischen diesen beiden Grafikchips offenlassen. Jene könnte man zwar mit Altware füllen, aber dies sieht immer irgendwie ungünstig aus – besser ist es, Altware für das LowCost- und Mainstream-Segment zu benutzen, dort kräht danach kein (medialer) Hahn. Realisierbar wäre dies über einen 14nm Performance- und einen 16nm HighEnd-Chip, dann würde AMD die Preissegmente von 200 bis 600 Euro mit Neuware abdecken können und nur darunter dann Altware abverkaufen (Bonaire, Pitcairn & Tonga). Allerdings ist wie gesagt derzeit unsicher, ob jenes Chipdesign "Project F" wirklich jemals aus der Designphase herausgetreten ist und damit wirklich auf AMDs aktueller Roadmap steht.

Nachtrag vom 14. Februar 2016

Zu AMDs "Project F" gibt es eine breite Diskussion, ob jenes neu aufgetauchte Chipprojekt nicht eventuell "Polaris 11" darstellen könnte. Die Auslegung, es könnte sich hierbei um "Polaris 10" handeln, nimmt uns im übrigen niemand ab – und da liegen wir mit unserer ursprünglichen Berichterstattung wahrscheinlich wirklich falsch: Selbst wenn eine Chipfläche von 232mm² noch gangbar für das Mobile-Segment sind – um dort wirklich Eindruck zu machen, braucht man eher einen viel kleineren Chip unterhalb von 150mm² Chipfläche, wo die Notebook-Hersteller sowohl Performance als auch niedrigen Stromverbrauch zu einem vernünftigen Preispunkt bekommen. Ein Mobile-Chip mit 232mm² Chipfläche ist eher etwas für reine Gaming-Notebooks – die es zwar auch gibt, wo es aber keine großen Stückzahlen und damit Marktanteile zu holen gibt. Da AMD mit Polaris 10 jedoch genau dies erreichen will – Eindruck im Notebook-Markt zu machen – passen jene 232mm² Chipfläche also doch weniger zu Polaris 10. Doch für Polaris 11 wäre dies dann auch wieder definitiv zu klein: Man könnte jene Chipfläche von 232mm² grob mit einer 28nm-Lösung der doppelten Chipfläche (aka 464mm²) vergleichen – das ergibt das Niveau von Hawaii (438mm²). Dies würde eine schöne Performance-Lösung innerhalb der 14/16nm-Generation ergeben – doch das aktuelle Enthusiasten-Niveau um die Grafikchips AMD Fiji (596mm²) und nVidia GM200 (601mm²) würde man damit nicht angreifen können.

Und selbst wenn die 14nm-Fertigung zu besseren Ergebnissen als erwartet kommt, würde dies im allerbesten denkbaren Fall zu einem knappen Gleichstand führen – was nicht ausreicht, um die neuen Grafikkarten im Markt zu positionieren. Vor allem aber würde AMD mit einem Polaris 11 Grafikchip mit nur 232mm² Chipfläche eine riesige Flanke für nVidia offenlassen, welche sicherlich mit dem GP104-Chip eine Chipfläche von 300-350mm² belegen werden. Diese Auslegung – "Project F" als "Polaris 11" – ergibt damit leider genauso wenig Sinn. Dabei gibt es noch eine dritte Auflösung, die bislang noch nicht ins Spiel gebracht wurde: Niemand sagt schließlich, daß die Arbeit jenes ehemaligen AMD-Mitarbeiters an diesem Grafikchip-Design "Project F" zwingend in einem im Jahr 2016 herauszubringenden Grafikchip resultieren muß – es kann sich auch schlicht um die Arbeit an einem 2017er Grafikchip handeln. Womöglich bleibt damit also alles beim Alten: Polaris 10 als Mainstream-Chip bei 120-150mm² Chipfläche sowie Polaris 11 als HighEnd-Chip bei 300-350mm² Chipfläche im Jahr 2016 antretend – und "Project F" dann als der erst im Jahr 2017 dazwischengeschobene Performance-Chip bei 232mm² Chipfläche. Dies stellt eine in alle Richtungen funktionierende Auflösung dar – neben jener, daß das "Project F" vielleicht auch nur ein Testchip oder oder ein nie zu Ende geführtes Chipproject darstellt, dies bleibt die große Ungewißheit an dieser Geschichte.