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News des 1. Dezember 2011

Vom japanischen 4Gamer (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) stammt eine angebliche nVidia Kepler-Roadmap, welche derzeit einige Wellen schlägt. Allerdings – und dies mißachten leider viele Berichterstatter – handelt es sich bei allen Roadmaps von 4Gamer um reine Prognosen und Annahmen seitens dieser Webseite, nicht um auf reale Informationen basierende Roadmaps. Und im konkreten Fall handelt es sich eher nur um Spekulationen seitens 4Gamer, welche man nicht besonders ernst nehmen sollte – möglich, daß da etwas wahres dran ist, aber wahrscheinlich ist es nicht. Insbesondere die Idee, nVidia wolle ohne echten HighEnd-Chip GK100 antreten, halten wir für kaum realistisch: Damit würde man AMD das HighEnd-Segment fast vollständig überlassen, denn die laut 4Gamer alternativ dafür aufgebotene DualChip-Lösung auf Basis des Performance-Chips GK104 kann zwar rein bezüglich der Performance mithalten, dürfte aber wegen der üblichen Nachteile von MultiChip-Lösungen keine Marktchance gegen eine gleich schnelle SingleChip-Lösung von AMD haben.

Angebliche Kepler-Roadmap von 4Gamer

Zudem fehlt der HighEnd-Chip GK100 auch noch aus Sicht der professionellen Anwender des Tesla- und Quadro-Segments: nVidia will sicherlich nicht die für diese Marktsegmente benötigten Funktionen in den Performance-Chip GK104 einbauen (und diesen damit unnötig aufblähen) – und ohne diese Funktionalität hätte man jedoch nichts für die Tesla- und Quadro-Käufer zu bieten. Sicherlich steht laut der 4Gamer-Roadmap Ende 2012 mit dem GK112-Chip dann doch noch eine echte SingleChip-HighEnd-Lösung an – nur wäre dies faktisch ein Jahr nachdem AMD seine neue Grafikchip-Architektur offenbart, damit wäre nVidia dann doch maßlos zu spät. Einen letzten deutlichen Hinweis auf die Unseriösität dieser "Roadmap" bietet im übrigen die Bennenung der GK104 DualChip-Lösung als "GK110": nVidia vergibt – im Gegensatz zu AMD – keine extra Chipnamen für DualChip-Lösungen, das "GK110" hat sich demzufolge schlicht jemand ausgedacht. Insofern ist auf diese Roadmap nichts zu geben – und vor allem ist vor Berichterstattungen zu warnen, welche diese "Roadmap" für bare Münze nehmen und als korrekte Information zu verkaufen versuchen.

Gleiches gilt für die seitens der PC Games Hardware als "neu" angebotenen angeblichen Spezifikationen zur Radeon HD 7000 Serie – welche nichts anderes als die 1:1-Aufwärmung eines schon im September aufgetauchten Gerüchts darstellen. Schon seinerzeit war dieses Gerücht allerdings arg unwahrscheinlich – und aktuell hat sich diese Einschätzung ganz gewiß nicht verbessert: Die genannten Chip-Codenamen sind ziemlich sicher falsch ("Thames" ist die LowCost-Ausführung des Mobile-Bereichs, hat damit weder im Performance-Segment noch im Desktop-Bereich etwas zu suchen) und XDR2 als Speicher wird mit jedem Tag unwahrscheinlicher – die dafür benötigte Speicherproduktion müsste schließlich längst angelaufen sein, wovon man jedoch absolut nichts hört. Auch hier gilt wieder: Nicht gänzlich unwahrscheinlich, aber sicherlich nicht auf Basis einer realen Information erstellt – sondern schlicht die Annahmen eines Marktbeobachters bzw. Forenmitglieds. Vor allem sollte man vorsichtig sein, wenn dann aufbauend auf diesen Gerüchten andere Meldungen – wie der von BSN diese Daten als "Wahrheit" weiterbenutzen, ohne auf die arg unsichere Quellenlage aufmerksam zu machen.

Eine bei HWBot zu sehende Intel Ivy Bridge Roadmap untermauert die in dem Artikel zu den Ivy Bridge Modellen & Taktraten gemachten Angaben. Die vollständige Intel-Roadmap läßt sich bei Google Docs als komplettes PDF sowie als Einzelbilder in JPG herunterladen, die wichtigen Slides sind nachfolgend ausgebreitet. Auffallend dabei ist, daß Intel wirklich absolut nichts zu Ivy-Bridge-Zweikernern aussagt – diese werden nicht beim eigentlichem Ivy-Bridge-Launch im April 2012 dabei sein, sondern sollen später im zweiten Quartal 2012 nachfolgen. Daneben gibt es mit den beiden (nachfolgend) zuletzt gezeigten Slides auch erstmals offizielle Performance-Prognosen seitens Intel über die mittels Ivy Bridge zu erwartenden Mehrperformance gegenüber Sandy Bridge auf CPU- wie auf GPU-Seite.

Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 1
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 1
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 2
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 2
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 3
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 3
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 4
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 4
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 5
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 5
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 6
Intel Ivy Bridge Roadmap, Teil 6

Intel verspricht dabei auf der CPU-Seite zwischen den nominell gleich getakteten Prozessoren Core i7-2600 und Core i7-3770 (beide vier Rechenkerne + HyperThreading, beide 3.4 GHz Takt und 8 MB Level3-Cache, maximaler TurboMode allerdings um 100 MHz differierend) zwischen 7 und 25 Prozent Mehrperformance, was ein wenig unglaubwürdig angesichts der geringen Architektur-Veränderungen zwischen Sandy Bridge und Ivy Bridge bei wie gesagt gleichem Prozessorentakt ist. Gut möglich, daß hier auch die verwendeten Testsysteme mit hineinspielen – Intel hat die Ivy-Bridge-Prozessoren auf einer Vorabversion eines Mainboards mit 7er Chipsatz ("Panther Point") getestet, die Sandy-Bridge-Prozessoren "nur" auf einem H67-Mainboard. Zudem sollte bei Anwendungsbenchmarks hier und da der verbesserte TurboMode sowie der bessere benutzte Speicher (DDR3/1600 anstatt DDR3/1333) für ein paar Prozentpunkte Mehrperformance sorgen, gänzlich läßt sich das Ergebnis damit aber nicht erklären. Gut möglich, daß zwischen Ivy Bridge und Sandy Bridge also doch eine kleine Verbesserung der Pro/MHz-Leistung von vielleicht 5 Prozent liegt.

Die letzte Slide zeigt dann Intels Performance-Prognose zur integrierten Grafik von Ivy Bridge, wo man sich allerdings unfairerweise den Vergleich der schwächeren Sandy-Bridge-Lösung (HD Graphics 2000) mit der stärkeren Ivy-Bridge-Lösung (HD Graphics 4000) herausgesucht hat. So kommt Intel auf (scheinbar) beeindruckenden Performancegewinne zwischen 143 und 199 Prozent Mehrperformance – rechnet man den dagegen von HD3000 zu HD4000, dürften es grob "nur noch" zwischen 40 und 75 Prozent Mehrperformance sein. Dies ist natürlich trotzdem ein hervorragender Performancegewinn, welchen Intel allerdings auch erst einmal in der Praxis beweisen muß, 3DMark-Spielereien sind hierfür nicht ausreichend. Die hohen von Intel hier suggerierten Performancegewinne täuschen zudem darüber hinweg, daß auch die HD4000-Grafik gemäß diesen Zahlen weiterhin bestenfalls auf der Performance der zweitbesten Llano-Grafiklösung herauskommen und in der Prognose die kommende Trinity-Grafik immer noch weitaus schneller ausfallen dürfte.