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News des 10. November 2011

Der Tech Report hat einen hochinteressanten Artikel zur Frage der besseren Thread-Auslastung bei Bulldozer zu bieten. Wie bekannt, verfügt Bulldozer über zwei Integer-Rechenkerne pro Bulldozer-Modul, bei welchem allerdings einige Teile zwischen den zwei Integer-Rechenkernen geshart sind. Der Thread-Scheduler von Windows weiss davon derzeit nichts und behandelt die Bulldozer-Rechenkerne wie übliche vollwertige Rechenkerne. Dies macht bei der Ausnutzung aller acht Bulldozer-Kerne keinen Unterschied, bei der Ausnutzung von maximal vier Rechenkernen allerdings schon – dann stellt sich die Frage, was besser läuft: Die vier benötigten Threads komplett auf zwei Bulldozer-Modulen laufen zu lassen, damit den Nachteil des Sharings kassieren, aber den Vorteil des höheren Turbo-Taktes haben – oder die vier benötigten Threads auf allen vier Bulldozer-Modulen laufen zu lassen und damit alle Ressourcen eines Bulldozer-Moduls nur einem Thread zuzuführen.

Der Nachteil läge hier in einer geringeren Turbo-Taktfrequenz, allerdings erscheint die Taktdifferenz mit 4.2 GHz (zwei Module mit vier Threads) gegenüber 3.9 GHz (vier Module mit vier Threads) doch zu gering, um speziell beim Bulldozer-Topmodell FX-8150 wirklich etwas auszurichten. Erstaunlicherweise zeigen die Benchmarks des Tech Reports unter extra dafür herausgesuchten Anwendungen mit nur der Nutzung von zwei oder vier Threads mit einem Performancevorteil von 13,6 Prozent glasklar in die Richtung, daß die Lösung mit allen vier Threads auf nur zwei Modulen (und dafür zwei schlafenden Module und ein etwas höherer Turbo-Takt) die weitaus bessere ist. Nun läßt sich dieser Performancevorteil unter jenen speziell herausgesuchten Benchmarks nicht verallgemeinern, denn ein breiteres Benchmark-Feld wird immer auch Anwendungen umfassen, die mehr als vier Threads auslasten können – aber dennoch ist das schon eine bemerkbare Größe, welche auch zu einem bemerkbar anderem Insgesamt-Benchmark-Ergebnis führen wird. Update: Dies war eine Falschauslegung der Tech-Report-Zahlen aufgrund einer Fehldeutung der Beschriftung der Benchmark-Diagramme. Der Performance-Vorteil von immerhin 13,6 Prozent geht aber natürlich an die Lösung von vier Threads in vier Bulldozer-Modulen – sprich, für die volle Performance muß im Bulldozer-Modul das Sharing faktisch deaktiviert sein und das komplette Bulldozer-Modul nur zugunsten eines Rechenkerns arbeiten.

Beispielsweise haben PC Stats für den FX-8150 zwischen Windows 7 und Windows 8 einen Performancevorteil von 3,7 Prozent ermittelt – der Threadscheduler von Windows 8 ist schon auf Bulldozer optimiert und bietet somit eine gewisse Maßgabe, was durch eine einfache Optimierung möglich ist. Allerdings sind diese Vorab-Messungen zu Windows 8 auch noch durch den Umstand limitiert, daß Windows 8 derzeit noch nicht ausgereift ist und viele Benchmarks auch minimal zugunsten von Windows 7 ausfallen. Mit der Auslieferungsversion von Windows 8 sollte dies nicht mehr passieren und Windows 8 dann also in jedem Test gleich schnell wie Windows 7 oder eben schneller sein, dann kann der insgesamte Performancevorteil auch von bislang 3,7 Prozent auf einen Wert von vielleicht 6 bis 8 Prozent (vage Schätzung) hochgehen. Dies ist ungefähr das, was man durch einen rein besseren Thread-Scheduler erwarten kann – 13,6 Prozent unter dafür passenden Benchmarks und ca. 6 bis 8 Prozent bei der insgesamten Performance.

An dieser Stelle ist es natürlich etwas seltsam, wieso AMD nicht Microsoft von Anfang an darauf gedrängt hat, einen entsprechenden Patch für Windows 7 zur Verfügung zu stellen – Zeit genug war durch die Bulldozer-Verzögerung über das Jahr 2011 nun sicherlich vorhanden. Man kann nur vermuten, daß sich maßgeblich Microsoft geziert hat und nichts mehr für Windows 7 tun will, weil man sich schon komplett auf Windows 8 konzentriert. Dies darf aber bei so einer bedeutenden Sache kein Grund sein und AMD hätte hierbei mehr Druck machen sollen – notfalls über einen inoffiziell von AMD zur Verfügung gestellten Windows-Patch, welcher die technologische Möglichkeit demonstriert und damit Microsoft in Erklärungsnot bringen würde. Das AMD derzeit zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, verhindert natürlich ein energisches Auftreten in dieser Frage und kostet nun AMD beim sowieso eher unglücklich laufendem Bulldozer-Prozessoren unnötigerweise an Performance.

Die Sache zwischen Windows 7 und Windows 8 verdeutlicht im übrigen nochmals, daß Microsoft bezüglich des langfristigen Supports für Windows nun gänzlich andere Seiten aufgezogen hat als man dies bisher gewohnt war. Wobei der überaus lange Support für Windows XP eben auch nur die Ausnahme darstellte, weil sich Windows Vista zum einen verzögerte und dann im Firmenumfeld und zum Teil auch bei den normalen Konsumenten nicht angenommen wurde. Nach Windows Vista schwenkte Microsoft aber wieder auf einen zügigen Releasezyklus um, welcher genauso auch ein relativ zeitiges Auslaufen der Support-Zeiträume bedeutet. Man kann sagen, daß ein neu erschienenes Windows-Betriebssystem faktisch nur eine Fünfjahres-Lizenz darstellt, weil danach der Mainstream-Support ausläuft und es keine Sicherheitsupdates mehr gibt – ohne diese man sich heutzutage einfach nicht mehr ins Internet wagen kann.

Wer ein Windows-Betriebssystem nicht gleich zu dessen Launch kauft, für den ist es noch dramatischer – ein jetzt gekauftes Windows 7 ist eine faktische Dreijahres-Lizenz, da der Mainstream-Support für Windows 7 am 13. Januar 2015 ausläuft (exakte Support-Zeiträume der verschiedenen Windows-Versionen). Selbst wenn man ein Anwender ist, der relativ schnell Hard- und Software wechselt, ist es doch etwas harsch, wenn man hierzu regelrecht getrieben wird – es sollte doch eher dem Anwender überlassen werden, wann dieser das Betriebssystem wechselt und für manche Rechner ist es einfach praktisch, diese wirklich jahrelang unter demselben Betriebssystem laufen zu lassen. Aufgrund dieser geänderten Microsoft-Strategie muß man als Konsument daher umdenken: Sofern man sich nicht wirklich sicher ist, im Zeitrahmen vor dem Auslaufen des Mainstream-Supports auf ein neues Betriebssystem zu wechseln, sollte man zukünftig wohl generell den Kauf einer Pro-Version von Windows in Erwägung ziehen, da es für diese einen Extended-Support mit einer Laufzeit von zehn Jahren ab Release gibt.

Diese Entscheidung muß allerdings nicht übers Knie gebrochen werden, man kann problemlos erst einmal eine "normale" Version von Windows 7 erstehen oder seine vorhandene Version von Windows Vista/7 weiterbenutzen – schließlich kann man auch erst später auf die höherwertige Pro-Version wechseln (wenngleich kostenpflichtig). Auf jeden Fall sollte man aufpassen, was nach dem 10. April 2012 passiert, wenn der Mainstream-Support von Windows Vista Home/Ultimate ausläuft, für welche es auch keinen Extended-Support gibt und welche damit nach diesem Datum eigentlich von der Nachlieferung an Sicherheitsupdates abgeschnitten sein sollten. Trifft dies dann auch in der Praxis zu, sollte man auf die Pro-Versionen wechseln bzw. diese zukünftig generell kaufen, um sich damit einfach einen längeren Supportzeitraum zu sichern. Dies trifft ganz besonders auf diejenigen Anwender zu, welche mit dem Konzept von Windows 8 nicht warm werden und daher voraussichtlich länger auf Windows 7 bleiben werden.