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News des 19. August 2011

Kürzlich hatten wir den Launch des ersten Kepler-Grafikchips auf Februar/März 2012 geschätzt, weil nVidia angeblich noch dieses Jahr die Massenproduktion in 28nm starten kann – aber dies könnte falsch gedacht sein, denn laut BSN werden die ersten 28nm-Grafikchips von nVidia nicht auf Basis der Kepler-Architektur erscheinen, sondern vielmehr 28nm-Refreshes der aktuellen Fermi-Architektur für OEM-Bedürfnisse darstellen. Dies muß natürlich den Kepler-Termin nicht zwangsläufig verschieben – mit dem Start der Massenproduktion noch vor Jahresende kann auch wirklich nur Kepler gemeint gewesen sind und nicht unbedingt 28nm Fermi-Chips. Sollte letzteres jedoch zutreffen, würde sich Kepler noch einmal klar verspäten, denn nVidia wird sicherlich dieses 28nm-Refreshprojekt auch dazu benutzen, um entsprechende Erfahrungen mit der 28nm-Fertigung zu sammeln, was durchaus einige Monate kosten kann.

Und dann könnte es durchaus dazu kommen, daß die auf Mai 2012 verschobene nVidia-eigene Entwicklerkonferenz GTC wirklich zur Kepler-Vorstellung benutzt wird, wie schon des längerem spekuliert wird. Man muß also derzeit mit zwei möglichen Kepler-Launchterminen rechnen: Entweder Februar/März, wenn Kepler wirklich schon dieses Jahr in Produktion geht – oder erst Mai/Juni, falls diese Produktionsstartmeldung sich nicht auf Kepler, sondern auf Fermi-Chips in 28nm bezieht. Für die Chancen von nVidia im Zweikampf mit AMDs Southern-Islands-Generation wäre letztere Variante natürlich ziemlich nicht ganz so gut, weil zu diesem Frühlings-Zeitpunkt der größte Teil des Southern-Islands-Programms schon einige Zeit am Markt sein sollte und nVidia dadurch viel potentieller Umsatz verloren gehen könnte (Vergleiche Launch von Evergreen aka Radeon HD 5000 Serie gegen originalen Fermi aka GeForce 400 Serie).

Davon abgesehen noch ein paar Worte zu den 28nm-Fermis selber: Derzeit ist komplett unbekannt, was nVidia da plant. Als reiner Testlauf wäre ein einzelner Chip ausreichend, so wie es AMD seinerzeit beim Start der 40nm-Fertigung mit dem RV740 (Radeon HD 4770) getan hat. Womöglich nimmt sich nVidia hier das LowCost-Segment vor, da zumindest anfänglich wohl keine echten LowCost-Varianten von Kepler geplant sind und sich die günstigere 28nm-Fertigung gerade im LowCost-Segment immer lohnt. Nicht auszuschließen ist allerdings ein breiteres Programm an 28nm Fermi-Chips, was ja auch gar nicht so übel wäre: Günstigere Chip-Fertigungskosten, geringere Leistungsaufnahme, kleinere Boardkosten (durch die geringere Leistungsaufnahme muß das Boarddesign bei den Stromversorgungs-Komponenten nicht mehr so aufwendig sein) ergeben interessante Grafikkarten zu sicherlich guten Preisen.

Da zwischen Fermi und Kepler vermutlich keine unterschiedliche DirectX-Version liegt (wie zwischen GT2xx und Fermi), könnte nVidia theoretisch gesehen Kepler sogar nur auf den HighEnd-Chip beschränken und das komplette restliche 2012er Portfolio mit Fermi-Chips in 28nm auffüllen: Der GF110 in 28nm würde dann ins Performance-Segment rücken, der GF114 in 28nm ins obere Mainstream-Segment, usw. Sicherlich wären Fermi-Chips in 28nm nicht ganz so effizient wie eine komplette Neuentwicklung unter der Kepler-Architektur, aber dieses Modell wäre deutlich schneller zu realisieren (besonders viel an Entwicklungsgeldern dürfte man dagegen kaum sparen aufgrund der hohen Modularität von heutigen Grafikchip-Architekturen). Sofern nVidia wirklich 28nm-Fermis auflegt, sind in dieser Frage tatsächlich noch alle Gedankenmodelle möglich – womit letztlich die Variationsbreite, wie nVidias erste 28nm-Generation letztlich aussieht, nochmals zugenommen hat (anstatt durch neue Informationen abnimmt und sich letztlich zu einer sicheren Gewissheit entwickelt).

Auf der anderen Seite deutet ein PowerColor-Interview bei Donanim Haber darauf hin, daß auch AMD nicht ganz die ursprünglichen Zeitpläne einhalten kann: War die Southern-Islands-Generation einstmals im Herbst 2011 geplant, kommt laut PowerColor Southern Islands nun erst im ersten Quartal 2012 – und PowerColor sollte zu denen gehören, dies diesbezüglich mit die besten Informationen außerhalb des Hauses AMD vorliegen haben werden. Selbst wenn AMD diese Prognose vielleicht doch um ein paar Wochen schlägt und noch zum Ende des vierten Quartals 2011 antritt, erscheint der ursprünglich anvisierte Herbst-Termin somit nicht mehr zu halten sein. Sehr irritierend ist allerdings die Aussage, daß Southern Islands noch in 40nm antreten soll – hier kann es sich eigentlich nur um ein Mißverständnis oder Versprecher handeln, denn dies widerspricht allem, was AMD selber bisher gesagt hat. In gewissem kommt hier dann das gleiche heraus wie bei vorstehender nVidia-Meldung: Neue Informationen bringen nicht mehr Klarheit, sondern vergrößern sogar die Anzahl der möglichen Zukunftsvarianten ;).

Gestern schon verlinkt, haben sich Expreview mit den Feinheiten der Speicherbestückung bei Llano beschäftigt. In der Frage des richtigen Speichertakts für die integrierte Grafik gab es das bekannte Ergebnis, daß unter üblichen Desktop-Auflösungen DDR3/1600 um 14,1 Prozent im Vorteil gegenüber DDR3/1333 ist, DDR3/1866 dann jedoch nur noch 2,6 Prozent gegenüber DDR3/1600 hinzugewinnt. Auch der Vergleich von SingleChannel-Speicher gegenüber DualChannel-Speicher mit 52,5 Prozent Performance-Differenz war aufgrund der bandbreitenhungrigen Grafiklösung zu erwarten und sollte in der Praxis natürlich vermieden werden. Eher relevant sind dagegen die Benchmarks zur Frage, wieviel des Hauptspeichers man für die integrierte Grafik zur Verfügung stellt: Die Performance-Unterschiede sind mit 2,4 Prozent zwischen 256 und 512 MB sowie 1,4 Prozent zwischen 512 und 1024 MB allerdings arg gering.

Interessant ist hier ein gewisser Seiteneffekt auf die normale CPU-Performance unter sehr speicherlastigen Anwendungen wie bei Bildbearbeitungsprogrammen oder beim Packen/Entpacken: Bei nur 2 GB Hauptspeicher hat ein hoher Grafikspeicher-Wert einen teilweise erheblichen Performanceverlust zur Folge. Bei 4 GB Hauptspeicher verschwindet dieser Effekt beim Packen/Entpacken, ist aber in abgeschwächter Form bei Bildbearbeitungsprogrammen weiterhin meßbar. In der Praxis sollte dies allerdings keine beachtbaren Auswirkungen haben, da man Llano-Prozessoren weniger für Produktivsysteme bei Photopshop-Künstlern aufstellen wird, diese haben ganz andere CPU-Anforderungen. Für die Nutzung als normales Homesystem mit gelegentlichem Gaming-Einsatz sollte man bei Llano 4 GB Speicher verbauen und kann dann durchaus 1024 MB der Grafiklösung zuweisen, als Office-System reichen wohl auch 2 GB Speicher mit dann nur 256 MB für die Grafiklösung.