Wie weit kommt ein Gamer heutzutage noch mit einem Core 2 Duo/Quad?

Donnerstag, 20. Dezember 2012
 / von Leonidas
 

Diese Frage wird wohl recht häufig gestellt: Wie gut kann ein Core 2 Duo/Quad derzeit noch mithalten – gern auch bezogen auf die Unterstützung einer schnellen Grafikkarte. Benchmarks zu diesem Thema sind allerdings eher Mangelware – so daß zwei Tests von OCaholic (Core 2 Duo E8400 & Core 2 Quad Q6600 @ 3.0 GHz) Hoffnung machen, diesbezüglich einmal aktuelles Zahlenwerk zu bekommen. Leider hat man sich bei OCaholic jedoch ausschließlich auf hohe Auflösungen samt aller Optik-Features inklusive Anti-Aliasing konzentriert – und bekommt dabei nur den kleineren Teil dessen zu sehen, was eine CPU unter Spielen leisten muß, oftmals sind diese Benchmark-Werte auch rein Grafikkarten-limitiert.

Damit läßt sich natürlich trotzdem eine gewisse Aussage treffen: Sofern man keine Frameraten-Ansprüche in Richtung 60 fps und mehr hat, scheint in den meisten Games sogar ein (unübertakteter) Core 2 Duo E8400 noch ausreichend zu sein, um der Grafikkarte genügend Power für 40 fps und mehr zu liefern. Trotzdem kann man eine HighEnd-Grafikkarte mit solch alten Prozessoren natürlich nicht richtig ausfahren: Ein Core i7-3770K kann unter 1920x1080 mit Anti-Aliasing aus derselben Radeon HD 7970 sogar 41% mehr fps herausholen als ein Core 2 Duo E8400 und immerhin noch 27% mehr als ein auf 3.0 GHz übertakteter Core 2 Quad Q6600. Dieses Ergebnis ist aber natürlich auch nur bei einer HighEnd-Grafikkarte so klar – anzunehmen ist, daß auf einer Grafikkarte des Performance-Segments die Unterschiede weit geringer bis hinein in den negierbaren Bereich ausfallen.

Die richtig großen Unterschiede werden sich allerdings erst dann ergeben, wenn man explizit die Spieleunterstützungs-Performance ausmisst, sprich Spiele auf niedrigen Auflösungen und ohne Anti-Aliasing (aber mit allen Grafikeffekten, da einige von diesen auch CPU-Leistung ziehen) austestet. Mittels dieser Messungen bekommt man ein Performance-Bild zu jenen Situationen, in welchen ein Spiel in eine CPU-limitierte Phase wechselt – sei es zeitweilig (kann bei Szenen mit vielen Akteuren oder CPU-lastigen Effekten vorkommen) oder sei es, weil das Spiel generell eher CPU-limitiert ist (bei Strategiespielen nicht unüblich). In dieser Frage helfen dann frühere Benchmarks der PC Games Hardware weiter, wo glücklicherweise noch ein Core 2 Duo E8400 sowie ein Core 2 Quad Q9550 (2.83 GHz) mitgetestet wurden:

Spiele-Performance
(OCaholic)
Spieleunterstützungs-Performance
(PCGH)
Testsettings 1920x1080 MaxQuality mit 4x/8x Anti-Aliasing, mit Radeon HD 7970 1920x1080 MaxQuality, ohne Anti-Aliasing und ohne anisotropen Filter, rein (unter diesen Settings) CPU-limitierte Titel, mit GeForce GTX 580
Core i7-3770  (Ivy Bridge, 4C + HT, 3.5/3.9 GHz) 141,2%
Core i5-3570K  (Ivy Bridge, 4C, 3.4/3.8 GHz) 226,9%
Core i3-3220  (Ivy Bridge, 2C + HT, 3.3 GHz) 170,8%
Pentium G2120  (Ivy Bridge, 2C, 3.1 GHz) 148,4%
Core i5-2500K  (Sandy Bridge, 4C, 3.3 GHz) 198,7%
Core i5-760  (Nehalem, 4C, 2.8 GHz) 142,2%
FX-8350  (Bulldozer/Vishera, 8C, 4.0/4.2 GHz) 152,8%
FX-8150  (Bulldozer, 8C, 3.6/4.2 GHz) 115,5% 133,1%
FX-4170  (Bulldozer, 4C, 4.2/4.3 GHz) 114,7% 139,8%
Phenom II X6 1100T BE  (K10.5, 6C, 3.3/3.7 GHz) 118,1%
Phenom II X4 980 BE  (K10.5, 4C, 3.7 GHz) 131,8%
Core 2 Quad Q6600 @ 3.0 GHz  (Core 2, 4C, 2.4 @ 3.0 GHz) 111,1%
Core 2 Quad Q9550  Core 2, 4C, 2.83 GHz 114,9%
Core 2 Duo E8400  Core 2, 2C, 3.0 GHz 100% 100%

Dabei wird gut der Dimensionsunterschied dieser beiden Wertungs-Kategorien deutlich: Ein Core i7-3770K erreicht mit einer HighEnd-Grafikkarte unter Gamer-Settings zwar um 41% schnellere durchschnittliche Frameraten als ein Core 2 Duo E8400, bei der reinen CPU-Unterstützungsperformance – d.h. in Szenen, wo allein die CPU limitiert, ist ein grob vergleichbarer Core i5-3570K jedoch gleich um 127% schneller. Während also bei der Spieleperformance unter Gamer-Settings die Core 2 Duo/Quad Modelle noch nicht so extrem abgehängt werden, ist der Unterschied bei der Spieleunterstützungs-Performance wirklich überaus bedeutend.

Sehr beachtbar ist in diesem Zusammenhang das recht gute Abschneiden des Pentium G2120, der ersten Pentium-CPU basierend auf Ivy Bridge. Zwar verliert auch diese Pentium-CPU deutlich gegenüber einem Core i3-3220 (15% Performanceverlust nur für 6% weniger Takt und das Fehlen von HyperThreading), allerdings ist der Performance-Sockel der Ivy-Bridge-Architektur inzwischen so hoch, daß es gerade im Vergleich zu älteren Prozessor-Architekturen richtig gut aussieht: Der Pentium G2120 kann sich bei der Spieleunterstützungs-Performance problemlos mit allen nicht besonders hoch getakteten Nehalem-Modellen und generell allen AMD-Prozessoren anlegen, die Core 2 Duo/Quad Prozessoren liegen dann sogar klar zurück. Für eine CPU mit dem (heutzutage wenig ansprechenden) Verkaufsnamen "Pentium" ist dies wirklich nicht übel.

Damit ist gut zu sehen, daß zu heutigen Bedingungen mit Core 2 Duo/Quad Prozessoren nicht mehr viel zu reißen ist – selbst nicht bei kräftiger Übertaktung (was aber dennoch empfohlen sei, wenn man sich von seiner Alt-CPU noch nicht trennen will). Aber: Je kleiner die eigene Grafikkarten-Ausstattung, um so weniger zählen die gemessenen Unterschiede – und um so unwichtiger wird die vorhandene CPU-Performance. Wer mit LowCost- oder Mainstream-Grafikkarten auf einem Core 2 Duo/Quad unterwegs ist, benötigt kaum zuerst eine reine CPU-Aufrüstung – sinnvoll wäre hier eher ein komplett neues System, als Sparvariante würde man immer zuerst die Grafikkarte ersetzen.

Denn es steht zu vermuten, daß ein Core 2 Duo/Quad auf gutklassiger Taktrate (sprich mindestens 3.0 GHz, besser mehr) selbst heutige Performance-Grafikkarten vom Schlage Radeon HD 7850/7870 oder GeForce GTX 660 noch anständig mit CPU-Performance versorgen kann. Diese Kombination wäre sicherlich nicht ideal, man verschwendet ein paar Prozent durchschnittliche Framerate und hat dann in CPU-limitierten Szenen weiterhin klare Nachteile gegenüber moderneren Prozessoren – aber im Gesamtbild einer mehrheitlich durch die Grafikkarte limitierten Performance wäre dies unter Umständen verzeihbar, wenn man sich nicht umgehend von seinem Core 2 Duo/Quad trennen will. Radeon HD 7850/7870 und GeForce GTX 660 stehen dabei wohl exakt an der Kante von sinnvoll bzw. nicht sinnvoll: Man kann diese noch mit einem Core 2 Duo/Quad auf gutklassiger Taktrate paaren, allerdings wäre es effektiver, einer Radeon HD 7850/7870 oder GeForce GTX 660 gleich einen modernen Prozessor zu spendieren.

Die abschließende Tabelle ist dann ein Versuch, vorstehend gesagtes in noch irgendeine plastischere Form zu bringen. Dafür wurden die vorhandenen Grafikkarten in vier Leistungsklassen sowie die vorhandenen Core-2-basierten Prozessoren in drei Leistungsklassen eingeteilt. Die Übergänge sind zwar eigentlich eher fliessend, aber anders ist es kaum möglich, klare Aussagen zu liefern, welche CPU zu welcher Grafikkarte in welchem Ausmaß passt. In letzterem Punkt bietet die nachfolgende Tabelle zudem nicht einfach nur pure Ja/Nein-Aussagen, sondern eine gewisse Abstufung, so daß man eher sehen kann, bis zu welcher Performance-Schwelle der eigene Prozessor noch reicht bzw. welche Grafikkarte man maximal mit diesem sinnvoll betreiben kann.

LowCost-Graka Mainstream-Graka Performance-Graka HighEnd-Graka
Intel Core 2
DualCore & QuadCore auf klar unter 3 GHz
Intel Core 2
DualCore auf klar über 3 GHz + QuadCore auf ~3 GHz
Intel Core 2
QuadCore in der Nähe von 4 GHz
zugehörige Grafikkarten (aktuelle Architektur) Radeon HD 7750 DDR3, GeForce GT 640 Radeon HD 7700 Serie, GeForce GTX 650 Radeon HD 7800 Serie, GeForce GTX 650 Ti & 660 Radeon HD 7900 Serie, GeForce GTX 660 Ti, 670, & 680
zugehörige Grafikkarten (frühere Architekturen) Radeon HD 5500, 5600, 6500 & 6600 Serien, Radeon HD 5750 DDR3 & 6750 DDR3, GeForce GT 430, 440 & 630, GeForce GTS 450 DDR3 Radeon HD 5700 & 6700 Serien, Radeon HD 5830, GeForce GTS 450 GDDR5, GeForce GTX 460 SE, GeForce GTX 460 768MB, GeForce GTX 550 Ti, GeForce GTX 560 SE Radeon HD 5850 & 5870, Radeon HD 6800 & 6900 Serien, GeForce GTX 460 1024MB, 465, 470 & 480, GeForce GTX 560, 560 Ti, 560 Ti-448 & 570 GeForce GTX 580
Legende ... klar zu geringe CPU-Performance für diese Grafikkarte
... erträglicher Verlust bei der durchschnittlichen Framerate unter Gamer-Settings, keine Beachtung der Performance in CPU-limitierten Szenen
... kein Verlust bei der durchschnittlichen Framerate unter Gamer-Settings, erträglicher Verlust bei der Performance in CPU-limitierten Szenen
... kein Verlust bei der durchschnittlichen Framerate unter Gamer-Settings sowie kein Verlust bei der Performance in CPU-limitierten Szenen (wird nicht für LowCost- und Mainstream-Karten vergeben)
... unpassende Kombination wegen zu starker CPU für eine viel zu schwache Grafikkarte (wird nur bei LowCost- und Mainstream-Grafikkarten vergeben)

Die Diskussion zu diesem Artikel wird dann ergeben, ob man jene Aufstellung weiter verbessern bzw. zukünftig auch für andere Prozessor-Architekturen erweitern kann.

Unsere Einschätzung für den Core 2 Duo/Quad ist jedenfalls, daß man auf richtig schnellen Core 2 Quads eine heutige Performance-Grafikkarte durchaus gut ausfahren kann – aber eben auch nur dort, wo vier Rechenkerne und richtig satter Takt zusammenkommen. Die schwächen Core-2-Prozessoren eigenen sich oftmals nur noch für Mainstream-Grafikkarten – und in vielen Fällen ist eher der komplette Systemwechsel als noch eine Aufrüstaktion einzelner Komponenten zu empfehlen. Bewaffnet mit obiger Tabelle können die Besitzer von Core-2-Systemen hoffentlich besser ermitteln, in welche Richtung sie am besten gehen.

Nachtrag vom 29. Januar 2013

Bei Hot Hardware hat man sich angesehen, wie eine Grafikkarten-Aufrüstung einem alten Core-2-Quad-System noch auf die Sprünge helfen kann. Ausgangspunkt war dabei ein Core 2 Quad Q6600 – seinerzeit eine sehr beliebte CPU, wenngleich von Hot Hardware unübertaktet auf nur 2.4 GHz eingesetzt. Damit wurde verglichen, was eine Aufrüstung von einer GeForce GTX 260 auf eine GeForce GTX 660 an Performance-Gewinn einbringt – unter 1920x1080 mit 4xAA waren dies im Schnitt der Benchmarks gute 93,7 Prozent. Leider wurde das ganze nicht mit einem aktuellen System gegengecheckt – dabei hätte man sehen können, was man auf der CPU-Seite an Performance verliert. So läßt sich nur theoretisch sagen, daß zwischen GeForce GTX 260 und 660 auf einer aktuellen CPU ein Performance-Unterschied von ca. +150% liegen sollte, man angesichts der real erzielten +93,7% also doch noch reichlich an Performance verschenkt.

Sicherlich wäre es deutlich besser gewesen, den Core 2 Quad auch übertaktet auszumessen (so wie diese Prozessoren auch oftmals in der Praxis betrieben werden), dies hätte in einigen der Testspiele wesentlich weitergeholfen. Nichtsdestotrotz liegt das Ergebnis der Messungen von Hot Hardware sogar noch etwas über den Erwartungen, sind unsere bisherigen Prognosen zum Thema "Core 2 Duo/Quad mit aktueller Grafikkarte" möglicherweise etwas konservativ angesetzt. Effektiv ist es zwar in keinem Fall, eine so alte und niedrig getaktete CPU mit einer neuen Grafikkarte des Performance-Segments zu paaren, aber man gewinnt trotzdem eindrucksvoll an Performance gegenüber älteren Grafikkarten hinzu, wie der Test von Hot Hardware nachdrücklich beweist.