Von Leaker Kopite7kimi @ Twitter kommen die (angeblichen) Hardware-Spezifikationen zur GeForce RTX 4060, welcher ihrerseits irgendwann im zweiten Quartal zu erwarten ist (da die GeForce RTX 4070 im April antreten soll). Hierbei ergibt sich eine mittlere Überraschung, denn die GeForce RTX 4060 soll nunmehr nur noch den AD107-Chip nutzen – was primär bedeutet, dass es deutlich weniger Shader-Cluster gibt als bisher gedacht. Stand bislang für diese Karte eine Abspeckung des AD106-Chips mit um die 30 Shader-Cluster im Raum, sollen es nunmehr nur noch 24 Shader-Cluster sein – entsprechend dem Maximal-Ausbau des zugrundeliegenden AD107-Chips.

RTX 4060 still uses PG190.
AD107-400-A1
3072FP32
8G GDDR6 18Gbps
115W
24M L2
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 13. Februar 2023

Am Speicherinterface ändert sich hingegen nichts, jenes ist zwischen AD106 & AD107 identisch bei (nur) 128 Bit. Interessanterweise soll die GeForce RTX 4060 allerdings mit einer geringeren Menge an Level2-Cache gegenüber der GeForce RTX 4060 Ti bzw. dem AD106-Chip antreten (jeweils 32 MB): Bei der GeForce RTX 4060 soll dies nochmals auf nur noch 24 MB gekürzt werden – natürlich immer noch viel besser als bei der vorhergehenden Ampere-Generation (2¼ MB Level2-Cache beim GA106-Chips). Aber ein Drittel weniger als beim AD106-Chip wird dann auch seine Auswirkung haben, zumindest wird die GeForce RTX 4060 somit absolut limitiert auf FullHD-Bedürfnisse. Dazu passen letztlich auch Breite des Speicherinterfaces und die Speichermenge, Reserven nach oben hin wie bei der GeForce RTX 3060 12GB gibt es hier nicht.

Überraschend ist wie gesagt die Wahl des Grafikchips, denn bislang wurden die 60er Modelle von nVidia üblicherweise vom XX006-Chip bedient, nicht vom XX007-Chip. nVidia zieht damit die Verteilung der Grafikchips für das RTX40-Portfolio ungewöhnlich in die Breite – und dies trotz dass man mit dem AD103-Chip eigentlich sogar einen Grafikchip mehr zur Verfügung hat gegenüber der vorhergehenden Ampere-Generation (der GA103-Chip wurde dort vornehmlich nur für Mobile-Bedürfnisse benutzt). Ganz generell sind damit die Grafikchips innerhalb der Ada-Lovelace-Generation um mindestens eine Stufe nach unten gerutscht, oder alternativ gedacht die Grafikkarten-Namen jeweils eine Stufe nach oben gegangen:

Komisch sieht dies sicherlich aus, aber natürlich dürfte sich nVidia etwas dabei gedacht haben. Denkbar wäre beispielsweise, dass man für diese Grafikkarten-Generation generell auf größere Abstände zwischen den einzelnen Grafikkarten achtet. Dies hätte mit einer hypothetischen GeForce RTX 4060 auf Basis einer (beachtbaren) Abspeckung des AD106-Chips kaum funktioniert, so groß unterschiedlich sind AD106- & AD107-Chip nun wieder auch nicht (+50% Shader-Cluster), gerade das identische Speicherinterface einrechnend. So wie jetzt die Hardware-Daten liegen sollen, sind es zwischen GeForce RTX 4060 und 4060 Ti sogar nur noch +42% mehr Shader-Cluster, was aufgrund der anderen Hardware-Eigenschaften und der üblichen Skalierungsverluste durchaus zu einer Performance-Differenz von um die +30% zusammenschrumpfen könnte – ziemlich exakt das, was zwischen GeForce RTX 4080 & 4090 steht.

Der Vorteil dieses Portfolios liegt in den klaren Performance-Differenzen zwischen den einzelnen Grafikkarten, dies wäre zudem doppelt hilfreich bei einer eventuell angedachten Refresh-Generation (ausreichend Platz für zwischengeschobene Modelle). Nachteiligerweise werden damit die kleineren RTX40-Grafikkarten (anzunehmenderweise) auf Performance-Punkte heruntergedrückt, welche nur noch geringe Performance-Gewinne gegenüber der Vorgänger-Generation erwarten lassen: So soll die GeForce RTX 4060 Ti bekanntermaßen die Performance der GeForce RTX 3070 (4K Perf.Index 250%) erreichen, aufgrund der Hardware-Daten könnte es allerdings auch leicht weniger werden. Und die GeForce RTX 4060 ist gemäß dieser Vorgaben letztlich nur leicht bis etwas oberhalb der Performance der GeForce RTX 3060 12GB (4K Perf.Index 165%) einzuschätzen.

Selbst wenn diese (grundsätzlich konservativ angelegten) Performance-Schätzungen von der finalen Hardware überboten werden, ist nicht zu erwarten, dass es hier um große Fehlbeträge geht. Eine GeForce RTX 4060 auf Basis des AD107-Chips wird das Performance-Feld des GA106-Chips nicht verlassen können, sprich die Performance einer (GA104-basierten) GeForce RTX 3060 Ti (4K Perf.Index 217%) ist einfach außer Reichweite. Mehr als das (gewisse) Überbieten einer GeForce RTX 3060 wird für diese GeForce RTX 4060 nicht drin sein. Als Vorteil darf man hingegen mitnehmen, dass es mit 115W TDP endlich wieder auf "normale" Stromverbrauchs-Werte in dieser Grafikkarten-Generation heruntergeht, beispielsweise an die GeForce GTX 1060 mit 120W TDP denkend. Ob sich mit dieser GeForce RTX 4060 auch die Preislage der 60er Klasse normalisiert, bleibt hingegen abzuwarten – wäre aber natürlich streng anzuraten.

Denn letztlich hat nVidia mit der Verwendung des AD107-Chips alle Voraussetzungen dafür erfüllt, mal wieder ein echtes Mainstream-Angebot aufstellen zu können: Kleinster Grafikchip mit nur 150-160mm² Chipfläche, nur 8 GB GDDR6-Speicher, für nur 115 Watt TDP keine besonders aufwendige Platine. Die Punkte, welche hier dagegen arbeiten sind natürlich die hohen Chipkosten der 5nm-Fertigung sowie nVidias ebenso hohen Margen-Ansprüche. Wie dies ausgeht, bleibt dann schlicht abzuwarten. Mittels der Vorstellung der GeForce RTX 4060 vermutlich irgendwann im zweiten Quartal dürfte sich dann auch klären lassen, ob der AD107-Chip womöglich sogar maximal nur 24 MB Level2-Cache trägt. Dies läßt sich aus diesen Karten-Spezifikationen heraus vermuten, steht aber natürlich im Widerspruch zu früheren Gerüchten – und bedarf somit schlicht einer Klärung.

Aufgrund der Verwendung des AD107-Chips (im Vollausbau) bereits für die GeForce RTX 4060 bleibt für eine mögliche GeForce RTX 4050 somit nur eine beachtbare Abspeckung dieses Grafikchips übrig. Sinn könnte dies durchaus machen, denn sowohl im Desktop- wie auch Mobile-Segment setzt nVidia Vollausbau-Varianten des AD107-Chips an, eine (neben der "GeForce RTX 4050 Laptop") weitere Salvage-Variante des AD107-Chips könnte für nVidia somit auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Für eine GeForce RTX 4050 würde jene vermutlich mit 16-18 Shader-Clustern ausgestattet, am Speicherinterface dürfte man hingegen (im Gegensatz zum Mobile-Segment) nichts ändern, unterhalb von 8 GB VRAM kann man heutzutage einfach nicht mehr antreten. Ob so eine Karte tatsächlich erscheint, bleibt derzeit offen – aber wenn, dann passiert dies wohl erst im dritten Quartal.

Nachtrag vom 14. Februar 2023

Zu den neuen Hardware-Spezifikationen zur GeForce RTX 4060 existiert durchaus noch einiger Unglaube, dass nVidia dieses 60er Modell derart tief ansetzen könnte bzw. jenes auf dem kleinsten Ada-Grafikchip basieren soll. Und selbiger Unglaube ist angesichts dieser seltsamen Chip-Ansetzung durchaus berechtigt – man darf also über diesen Leak durchaus geteilter Meinung sein ("sicher" kann jener Leak natürlich Prinzip-bedingt niemals sein). Wichtig an dieser Stelle ist auch die grundsätzliche Chance auf eine Änderung der Spezifikationen noch vor Release: Selbiger liegt sicherlich noch einige Zeit entfernt, zur im April antretenden GeForce RTX 4070 gab es die grundsätzlichen Hardware-Daten bereits letzten Dezember.

Zugleich erleichtern das gleiche Grafikboard wie bei der GeForce RTX 4060 Ti (PG190) samt das zum AD106-Chip identische Speicherinterface jeglichen Wechsel zwischen den Chips AD106 & AD107. Als Anreiz für eine stärkere Hardware-Bestückung der GeForce RTX 4060 könnte zudem der Wettbewerb mit AMDs Radeon RX 7600 /XT gelten, welchen nVidia wohl kaum verlieren will. nVidia braucht zwar im Vergleich von Ada Lovelace gegen RDNA3 generell weniger Shader-Cluster, um auf Touren zu kommen. Aber nur 24 SM bei der GeForce RTX 4060 gegen die 32 CU bei der Radeon RX 7600 XT könnte durchaus etwas zu gewagt sein, um wenigstens auf das gleiche Performance-Level zu kommen. So gesehen existieren einige Ansatzpunkte für eine stärkere Hardware-Ausstattung bei der GeForce RTX 4060. Welche Intention nVidia hierbei verfolgt, ist aber natürlich nicht zu voraussehbar – und somit muß man sich letztlich davon überraschen lassen, ob die GeForce RTX 4060 tatsächlich mit diesen (niedrigen) Spezifikationen antritt.