31

News des 31. März 2022

Laut einem Intel-Video zu den Arc-Treibern (im genauen der hierbei mitgelieferten "Arc Control" Software) ist eine "Arc" Desktop-Grafikkarte mit Taktraten von 2250 MHz beim Chip sowie 17,5 Gbps beim Speicher zu erwarten. Die finalen Werte können natürlich noch abweichen, zudem ist unklar, inwiefern Intels Boost-Modus hierbei hineinspielt – sprich, ob dies vielleicht nur ein Maximalwert ist, welcher in der Spiele-Praxis gar nicht erreicht wird. Die benutzte Grafikkarte lief dabei mit 175 Watt "GPU-Power" – eine Bezeichnung, die wahrscheinlich der "ASIC-Power" von AMD gleichzusetzen ist. Damit dürfte dieser Wert nur den Grafikchip samt eventuell den Grafikkartenspeicher umfassen, nicht jedoch den Stromverbrauch des restlichen Grafikboards samt der dort auftretenden Wandlerverluste. Bei 175 Watt GPU-Power kann man den Karten-Gesamtverbrauch somit auf ca. 210-230 Watt abschätzen – höchstwahrscheinlich ist hiermit also DG2-512 zu sehen, Intels Alchemist-Spitzenmodell.

Die genannten Taktraten ermöglichen zudem einen genaueren Rohleistungs-Vergleich zum im selben Performance-Feld vermuteten Radeon RX 6700 XT (Navi 22) und GeForce RTX 3070 Ti (GA104). Auf AMD- und nVidia-Seite wurde hierbei mit dokumentierten Realtaktraten gearbeitet, auf Intel-Seite kamen jene 2250 MHz zum Einsatz – selbst wenn es nicht unwahrscheinlich ist, dass dies nur der maximale Boost-Takt ist und der durchschnittliche Realtakt wohl etwas unterhalb dessen liegt. So oder so liegt Intels Grafikchip-Design bei der FP32-Rohleistung in der Mitte zwischen Navi 22 und GA104 – wobei bei letzterem die FP32-Verdopplung der "Ampere"-Architektur zu bedenken wäre, welche wie bekannt nicht (annähernd) gleichwertig in Mehrleistung umgesetzt wird. Die Stärke von Intels Design liegt primär neben den FP32-Einheiten in den XMX-Cores, welche mit nVidias Tensor-Kernen vergleichbar sind: Dort liegt Intel bei grob +60% mehr Tensor-Power gegenüber nVidia – sehr nutzvoll für Intels Upscaler XeSS.

Radeon RX 6700 XT Arc A780 GeForce RTX 3070 Ti
Chip-Basis AMD Navi 22  (Vollausbau) Intel ACM-G10  (Vollausbau) nVidia GA104  (Vollausbau)
Hardware 40 CU (2560 FP32) @ 192 Bit GDDR6 32 Xe (4096 FP32) @ 256 Bit GDDR6 48 SM (6144 FP32) @ 256 Bit GDDR6X
Realtakt real ~2500 MHz @ 16 Gbps maximal 2250 MHz @ 17,5 Gbps real ~1870 MHz & 19 Gbps
FP32-Rohleistung 12,8 TFlops ≤18,4 TFlops 23,0 TFlops
INT32-Rohleistung 12,8 TOPs ≤18,4 TOPs 11,5 TOPs
FP16-Rohleistung 26 TFlops  (via FP32) ≤147 TFlops  (via XMX) 92 TFlops  (via Tensor)
INT8-Rohleistung 51 TOPs  (via FP32) ≤295 TOPs  (via XMX) 184 TOPs  (via Tensor)
Speicherbandbreite 384 GB/sec  (+IF$) 560 GB/sec 608 GB/sec
Hinweis: Rohleistungen ermittelt auf dokumentierten Realtaktraten – welche bei Intel derzeit unbekannt ist

Aber auch andere Nutzungsmöglichkeiten der XMX-Cores sind denkbar – wofür dann allerdings zumeist die Spieleentwickler Intels Alchemist-Design explizit in ihrem Code beachten müssten. Dies dürfte anfänglich sicherlich kaum passieren und stellt daher eher einen langfristig wirkenden Vorteil dar. Davon gänzlich abgesehen ist es immer wieder erstaunlich, wie relativ gut AMDs Chipdesign von Navi 22 mithalten kann, welches in allen Rohleistungs-Disziplinen sehr deutlich geschlagen wird, über keinerlei extra Tensor/XMX-Cores verfügt – und dennoch mit der Radeon RX 6700 XT gerade einmal gut –20% hinter der GeForce RTX 3070 Ti durchs Ziel kommt. Dies zeigt letztlich auch die Grenzen von derartigen Rohleistungs-Vergleichen an: Manche Architekturen sind gut vergleichbar, andere hingegen überhaupt nicht. Wie sich dies bei Intels Alchemist-Architektur verhält, wird sich ab Sommer 2022 zeigen.

Heise bringen in ihrer Berichterstattung zu den "Moore Threads" Grafikkarten noch ein paar interessante Details mehr ans Licht: So soll das komplette Produkt von Chip bis zur fertigen Karte allein aus chinesischer Fertigung kommen. Dies würde bedeuten, dass die Grafikchips im 12nm-Node nicht von GlobalFoundries, Samsung oder TSMC daherkommen, sondern von SMIC – als einzigem chinesischen Fertiger mit dieser Fähigkeit. Dies begründet auch die ungewöhnliche Wahl von LPDDR4X-Speicher bei der kleineren "MTT S60" Karte: Dies ist wohl das beste, was chinesische Speicherhersteller derzeit liefern können. Augenscheinlich basiert die gesamte Entwicklung also auf dem Gedanken, tatsächlich unabhängig von westlichen Zulieferern zu sein. Dabei war diese Ausweichstrategie durchaus bereits im Zuge der Huawei- und China-Sanktionen erwartet worden – es erstaunt nur, dass dies so schnell realisiert werden konnte (anderthalb Jahre von der Firmengründung bis zur Produktvorstellung).

Passend hierzu berichtet Twitterer Dylan Patel vom "großen Erfolg" der sich gegen China richtenden US-Importzölle – welche jetzt wieder abgeschafft werden: So wurden diese Importzölle in der Praxis wohl massiv dadurch umgangen, dass man nicht mehr aus China, sondern aus Taiwan verschifft hat. In der Import-Kategorie, wo Grafikkarten hineinfallen, fiel somit der US-Import aus China von 3 Mrd. Dollar auf 1,6 Mrd. Dollar allein zwischen 2020 und 2021. Währenddessen erreichte dieselbe Import-Kategorie aus Taiwan eine Marke von 5,7 Mrd. Dollar im Jahr 2021 – was, trotz dass die Vergleichzahl für das Jahr 2020 fehlt, stark darauf hindeutet, dass hierbei den US-Importzöllen im großen Maßstab aus dem Weg gegangen wurde. Eine Seitenauswirkung dürfte dies auch auf die Asus-Ankündigung von (angeblich) Grafikkarten-Preisreduzierungen von –25% haben: So viel China-Import kann Asus wohl gar nicht verzeichnet haben, dass man nur deswegen gleich so drastisch die Preise senken kann. Aber wie gesagt handelt es sich hierbei wahrscheinlich eher nur um eine Anpassung der hochgezogenen Asus-Listenpreise auf das aktuell schon viel niedrigere Straßenpreis-Niveau.

Heise berichten über einen einfachen Weg des Datenabgriffs bei Apple & Facebook – man tarnt sich einfach als Behördenanfrage, am besten mit Dringlichkeit. Dann fließen die Daten nahezu ungehindert von den großen Plattformen zu den Cyberkriminellen, festgestellt wird der Lapsus ;) dann erst viel später. Und dummerweise ist dies nicht blanke Theorie, sondern tatsächlich bei Apple, Facebook, Discord & Snap bis Mitte 2021 derart passiert. Der Aufwand hierfür ist eher geringfügig, es reicht üblicherweise ein Hack der Mail-Systemen von Strafverfolgungsbehörden – welche wiederum oftmals nur mäßig gut abgesichert sind. Im konkreten Fall konnte diese Methode zwar über die Zeit erkannt werden, das Wirkungsprinzip läßt sich jedoch sicherlich reproduzieren. Insbesondere in Staaten mit hoher Behörden-Gläubigkeit oder/und starkem Behörden-Druck samt fehlender Fehlerkultur wird man dieses Spiel sicherlich noch lange treiben können.

Laut VideoCardz ist die Spielemesse E3 2022 trotz vorheriger Versuche, jene als Live-Event laufen zu lassen, noch doch komplett gestrichen worden. Alternativ wird es wieder ein "Summer Game Fest" geben, was aber natürlich nicht dasselbe wie eine handfeste Spiele-Messe mit allen wichtigen Spiele-Publishern ist. Für das Messe-Jahr 2022 ist dies der erste große Rückschlag, denn bislang konnten alle anderen wichtigen IT-Messen abgehalten werden bzw. sind auch derzeit keine weiteren Streichungen abzusehen. Bei der E3 spielt zudem wohl eher eine Rolle, dass mit dem Total-Ausfall 2020 sowie dem rein digitalen Event 2021 irgendwie der Strom als abgerissen erscheint. Dies ist dann wohl doch nur mit einer ganz regulären vor-Ort-Messe einzurenken, welche der E3-Ausrichter ESA nunmehr für 2023 ins Auge fasst.

IT-Messen & -Konferenzen 2022 real/digital Themen
4.-7. Januar Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas hybride Messe AMD  —  Intel  —  nVidia
20.-28. Februar International Solid-State Circuits Conference (ISSCC) in San Francisco rein digital technische Vorstellung von 3D V-Cache
28. Febr. – 3. März Mobile World Congress (MWC) in Barcelona reale Messe
21.-24. März GPU Technology Conference (GTC) in San Jose hybride Messe "Hopper"-Vorstellung
21.-25. März Game Developers Conference (GDC) in San Francisco hybride Messe
24.-27. Mai Computex in Taipei reale Messe
Juni Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles gestrichen
8.-11. August SIGGRAPH in Vancouver hybride Messe
21.-23. August Hot Chips (HC34) in Stanford rein digital
24.-28. August Gamescom in Köln hybride Messe möglw. Teaser zu Zen 4, RDNA3 & Lovelace
2.-6. September Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin reale Messe
13.-18. November SuperComputer Conference (SC22) in Dallas reale Messe